hilfe bei einschätzung der herkunft von emotionen

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

hilfe bei einschätzung der herkunft von emotionen

Beitragvon suhrhess » Fr. 11.10.2013, 01:34

hallo,
bin neu, und habe eine frage.
meine freundin, mit der ich bisher sehr glücklich war, hat mir kürzlich durch zufall eine geschichte aus ihrer vergangenheit erzählt, die mich außerodentlich mitgenommen hat. mittlerweile ist sie ausgezogen, wir haben uns so hefftig gestritten und auch beleidigt wie noch nie, und ich bin bei der überprüfung meiner wahrnehmung, rationalität und reflektion nach einer woche keinen schritt weiter(mit hilfe dieser drei schritte löse ich ansonsten meine probleme)
folgendes:
meine freundin, nennen wir sie laura, hat mir erzählt das sie vor 7 jahren, als sie ein jahr lang in südamerika war, einen paraguayinschen freund hatte, der wohl ziemlich patriarchisch war. er hat sie unter anderem finanziell ausgenutzt, extrem dominant und chauvinistisch behandelt, und sie gezwungen mit ihm anal sex zu haben. anders hat er nie mit ihr geschlafen. dazu muss man sagen, das "laura" ein äußerst gefühlsgesteuerter mensch ist. sie war masiv verliebt, und hat alles mit sich machen lassen.
die tatsache mit dem sex, ist das herabwürdigenste, primitivste, ordinärste und untermenschlichste verhalten das ich jemals selbst im direkten bekanntenkreis(außerhalb nachrichten und medien) wahrnehmen musste. sie selbst sieht das alles nicht besonders gravierend. "sie war halt schrecklich verliebt".
seit sie mir das erzählt hat, habe ich eine extreme abneigung gegen sie entwickelt. vielmehr sogar verachtung und hass. ich weiß allerdings nicht wo das herkommt. status quo braucht mich das weder zu interessieren, noch zu bewegen, schließlich ist sie mit dem thema durch. dennoch hege ich diese extrem negativen gefühle seit dem für sie, die ich mir nicht erklären kann. ich komme aus einem äußerst humanistisch gebildeten elternhaus, und habe im verhältnis zur generation y ein relativ konservatives weltbild. ich bin dabei aber weniger fixiert auf feste gesellschaftsregeln, als auf meine persönliche überzeugung von der richtig oder falschheit gewisser dinge und verhaltensweisen.
ich weiß das problem liegt bei mir, denn ich bin der der damit nicht umgehen kann, aber ich bin nicht in der lage dieses problem zu erkennen, um es zu überwinden.
ich habe schon im internet nach dem vergleich bei der wirkung von vergewaltigungen auf die lebenspartner der jeweils betroffenen gesucht, da ich den vergleich am nächsten sehe, aber leider nichts gefunden.
ich vermute, es hängt irgendwie mit meinem selbstwertgefühl zusammen. so was in der richtung eifersucht. verstehen tue ich die zusammenhänge aber (noch) nicht. vielleicht gibt es ja hier jemanden, der mir weiterhelfen kann, denn mit meinem üblichen problemlöser: realisieren, rationalisieren, reflektieren bleibe ich hier im 2. schritt hängen, denn ich verstehe nicht was diese krasse verachtung in mir auslöst.
danke schon im vorhinein, und entschuldigung wegen der fehlenden vorstellung, aber mich hier anzumelden um mein problem zu lösen war mehr oder weniger eine spontane, aus verzweiflung heraus entstandene idee.
gruß,
L.
suhrhess
 

Re: hilfe bei einschätzung der herkunft von emotionen

Beitragvon Panvie » Fr. 11.10.2013, 02:38

Erst einmal: Willkommen im Forum :)

Nun zu deinem Problem. Ich kenne ähnliche Gefühle gegenüber einer "Liebschaft" die unschöne Erfahrungen mit ihren Ex-Freunden gemacht hat. Wobei mir immer irgendwie zwielichtig war, ob es sie wirklich gestört hat oder sie es doch verlangt/gewollt hat. Ich kam nie hinter das Geheimnis und mittlerweile interessiert es mich nicht mehr, weil sie seit 2 Jahren Vergangenheit ist.

Aber ich spüre ähnliche Abscheu wie du, als sie von jedem Abenteuerchen berichtete (nicht weil ich das wollte! Offenbar erzählte sie das gern.) Mit jedem Detail und jeder Handlung wurde sie mir zunehmend unsympathischer. Dieses Gefühl hat mich damals davor bewahrt, mit ihr etwas ernstes anzufangen. Unsere "Beziehung" ging - so lächerlich das klingt - kaum eine Woche. Auslöser für die Trennung war, dass sie mit einem anderen im Bett landete. Und da ich zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr so naiv und harmonisch auf sie eingestellt war, beendete ich die Sache sofort und brach auch den Kontakt ab, weil ich das Gefühl hatte, sie wäre auch ohne eine Partnerschaft "schlechter Einfluss" für mich.

Mich hat dieses Gefühl damals davor beschützt, ihr eine zweite Chance oder ähnliche Späße zu geben. Was es bei dir für einen Auslöser für den Hass gibt, kann ich mir allerdings nicht genau erklären.

suhrhess hat geschrieben:[...] ich weiß das problem liegt bei mir, denn ich bin der der damit nicht umgehen kann, aber ich bin nicht in der lage dieses problem zu erkennen, um es zu überwinden. [...]


Ich halte diese Sichtweise für sehr vernünftig. Nur finde ich es auch sehr wichtig zu wissen, was dich vom Gemüt her ausmacht. Hast du auf das Thema sehr aggressiv reagiert oder war es für dich eher beklemmend, unangenehm und du hättest am liebsten gar nicht darüber gesprochen?

Die Sache selbst gestaltet sich mir als sehr schwierig. Kommt ganz darauf an, wie sie davon erzählt hat. Sprach sie aus Ekel über ihn? Oder eher im Positiven? Bei letzterem kann ich dein Verhalten teilweise nachvollziehen. Andererseits war sie vielleicht der Meinung, dass sie die Sache belastet und sie damit zu dir kommen kann. Dann wäre es wirklich an dir, auf sie zu zu gehen, weil sie ja mit dem Thema anfing und eine relativ empathische Reaktion von dir erwartet hat.

Was genau verstehst du denn beim Rationalisieren nicht? Wie du reagierst oder warum du so reagierst? Immerhin hat sie dich nicht hintergangen oder wurde misshandelt. Da wird sich ein Gespräch im ruhigen Ton wohl nicht vermeiden lassen. Es ist dabei ganz wichtig, dass es wirklich ruhig bleibt. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, ob ich meiner Freundin von so einer eher unsensiblen Ex-Beziehung erzählen wöllte. Da gehört schon eine Menge Vertrauen dazu.

Viele Grüße
Panvie
 

Re: hilfe bei einschätzung der herkunft von emotionen

Beitragvon Quittengelee » Fr. 11.10.2013, 19:58

Also, ich hab da was im Kopf, weiß aber nicht, ob ich das richtig rüberbringen kann. Ich versuchs mal:
Dieser Mann hat etwas mit Deiner Freundin gemacht, was Du als extrem verabscheuungswürdig betrachtest bzw. schon immer so betrachtest hast. Deine Freundin hat genau das, was Du so "menschenunwürdig" findest, sich nicht nur gefallen lassen, sondern sieht es auch noch auf eine gelassene Art und hat eine einfache Erklärung: Sie war sehr verliebt in diesen Mann. Fertig!
Vielleicht ist es genau das: etwas, was Du ihr nie zumuten würdest, was Du niemals machen würdest hat sie sich von einem anderen gefallen lassen! Vermutlich noch von einem Mann, den Du von vorneherein als Mensch ablehnen würdest. Und sie sieht es noch nicht einmal so eng, schlimmer noch: sie war in ihn verliebt!
Somit tritt sie ja Deine Sichtweise mit Füssen (na ja, ist vielleicht ein bisschen hart ausgedrückt, aber mir fällt gerade keine bessere Ausdrucksweise ein). So ist vielleicht auch der Hass und die Wut zu erklären.
Also fühlst Du Dich vielleicht "weniger wert" als er (auch wenn Dir das nicht direkt bewusst ist), weil sie mit ihm damals "an einem Strang zog" bzw. sich alles gefallen ließ. Es macht Dich eifersüchtig und kratzt an Deinem Selbstbewusstsein. Und der Hass? Hass ist oft einfach umgekehrte Liebe.
Also, ich hör jetzt auf. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich mich hier verständlich ausdrücken konnte. Ich weiß auch nicht, ob mein Beitrag hilfreich ist. Aber besser gehts leider im Augenblick nicht ... :?
Quittengelee
 

Re: hilfe bei einschätzung der herkunft von emotionen

Beitragvon Panyria » Mi. 23.10.2013, 18:48

Ich bin grad beim Stöbern auf diesen Beitrag gekommen und finde es schade, dass hier nicht mehr geschrieben steht und suhrhess anscheinend auch nicht mehr weiter reingesehen hat. Keine Ahnung, ob hier nochmal jemand reinsieht aber ich fand das Thema so spannend ^^ Also sag ich einfach, was ich dazu im Kopf hab :P

Ich glaub, dass wenige so wahnsinnig gern von den Ex-Beziehungen erfährt, vor allem so intime Sachen wie Sexualität... ich habe nicht das Gefühl, dass "Laura" darüber gesprochen hat, um dich zu provozieren oder gar zu prahlen oder dergleichen. Ich habe eher den Eindruck, dass sie sich anvertrauen wollte. Es ist schon 7 Jahre her, sie war damals ja noch ein völlig anderer Mensch und es ist ja äußerst positiv, dass sie sowas nicht mehr mit sich machen lässt. Dieses "naja, ich war halt verliebt" *schulterzuck'* macht einen als Partner sicherlich verrückt! Dass sie das so abtut und darstellt als wäre nichts dabei... NUN! Ich glaube nicht, dass sie das auch tatsächlich so empfindet, wir wissen nur, dass sie es so DARGESTELLT hat. Vielleicht warst du zum Zeitpunkt der Aussage auch schon auf 180 und sie hat es nur gesagt, weil sie das Thema beenden wollte? Bestimmt hat sie es sogar bereut, dass sie damit angefangen hat. Ich glaube auch, dass sie eine einfühlsamere Reaktion erhofft hatte. Und als du dann "eifersüchtig" oder was auch immer warst, hast du den Fokus auf deine Gefühlswelt gelenkt, obwohl sie ja über ihre Erlebnisse sprechen wollte. Aus ihrer Sicht war es wohl so: Sie erzählt was belastendes von sich und du sprichst nur darüber, wie blöd du dich damit fühlst. Das wirft mir mein Schatz auch öfters mal vor, deshalb komm ich drauf ;) Ein Indiz dafür, dass sie das ganze nicht so lapidar sieht, ist, dass sie es erwähnt hat/daran gedacht hat, obwohl es schon so lange her ist. Es muss also schon emotional verankert sein, meine ich.

Ansonsten vermute ich "einfach", dass dein Bild, das du von ihr hattest, nun erschüttert würde, da sie etwas überaus verabscheuungswürdiges (aus deiner Sicht) getan hat. Du dachtest einfach nicht, dass sie "SO" ist. Auch das kenne ich von mir, ich will eigentlich absolut nichts davon hören, was mein Schatz vor mir gemacht hat bzw. hat machen lassen und mit wem. Die Lösung wäre, dass du dir bewusst machst, dass sie nicht "so" IST sondern WAR. Nicht Laura hat sowas ekliges gemacht, sondern der Mensch, der sie vor 7 Jahren war. Bestimmt bist du auch ganz anders als noch vor 7 Jahren und denkst "O Gott, wieso hab ich das nur gemacht? Was fand ich nur an der und der?"

Vielleicht habt ihr euch in der Zwischenzeit ja eh schon wieder zusammengerauft. Aber das Thema bleibt spannend :)
Panyria
 


Zurück zu Beziehungen und Umfeld

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste