Übertragene Depression

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Übertragene Depression

Beitragvon AthenaTW » Di. 19.03.2013, 13:55

Hallo,

ich selbst leide unter Ängsten, Zwängen und einer Depression. Meinen Höhepunkt hatte ich im 2. Halbjahr 2012. Ich war kraftlos, motivationslos, arbeitsunfähig und sehr launisch. Mein Freund war immer für mich da, hat alles eingesteckt, was ich ihm damals an den Kopf geworfen habe, vieles unbewusst und krankheitsbedingt. Seit Januar 2013 geht es gesundheitlich wieder sehr gut voran, ich fühle mich mittlerweile seit fast 2 Monaten richtig gut, bin lebensfroh und sehr ausgeglichen.

Vor einem Monat habe ich meinen Freund gefragt, ob er glücklich ist, und seitdem hängt die Beziehung am seidenen Faden. Er hat seitdem sehr intensiv darüber nachgedacht, ob er wirklich glücklich ist, und all die Dinge, die ich ihm angetan habe, kamen hoch und ziehen ihn total runter. Ihn beschäftigen sehr, sehr viele Momente von damals, von denen ich hoffte, dass er sie nicht so ernst nahm. Auch seine engsten Freunde merken, dass er nachdenklich, traurig und unglücklich wirkt.

Ich wollte ihn nie verletzen und schon gar nicht wollte ich, dass er sich da so reinsteigert. Aber ich bin halt der Meinung, dass eine Trennung, also Weglaufen, ihn auch nicht glücklicher machen würde, sondern dass wir daran arbeiten sollten. Natürlich gebe ich ihm alle Zeit der Welt und habe jetzt auch angeregt, dass wir erst mal 2 Wochen nichts voneinander hören und nur einmal telefonieren, damit er wieder lernen kann, sich auf mich zu freuen und merkt, dass es nicht nur "schlimme" Tage mit mir gibt. Natürlich weiß ich, dass nicht von heute auf morgen wieder alles super werden kann. Und nach all dem, bin ich sogar richtig froh, dass er so intensiv darüber nachgedacht hat und ihm wichtig ist, dass er glücklich ist, denn eine unglückliche Beziehung soll er nicht führen.

Er versteht aber nicht, dass er mit der Vergangenheit abschließen muss, dass er es so akzeptieren muss und niemand das Geschehene rückgängig machen kann. Ich biete ihm schon an, mit mir über alles zu reden oder es aufzuschreiben, dass er alles mal los wird und es aufarbeitet. Aber diese Hilfen nimmt er nicht an. Ich würde ihm so gern helfen, da seine Depression nun auch schon einen Monat geht und ich Angst habe, dass er sich davon nicht nochmal erholt und mit Grübeln seine Zeit vergeudet. Meine Aufgabe sehe ich nun darin, für ihn da zu sein, Geduld und Verständnis entgegen zu bringen und ihm bei jedem Kontakt zu zeigen, was er mir bedeutet.

Um noch eines klar zu stellen: Ich bin auch selbstständig eine ausgeglichene Person und glücklich, jedoch er ist das i-Tüpfelchen, er ist der erste Mensch, den ich um seine "Macken" bewundere, an dem ich absolut nichts auszusetzen habe und den ich von ganzem Herzen nur das Beste wünsche und glücklich machen möchte, ohne nur an meinem eigenen Glück interessiert zu sein. Wenn also wirklich eine Trennung alles besser machen würde, würde ich sie befürworten. Da ich jedoch weiß, dass er noch Ewigkeiten nach einer Trennung grübeln würde, bin ich der Meinung, dass wir die Problemen auch zusammen lösen können. Aufgeben kann man dann immernoch, wenn es nicht funktioniert. Er stand mir in der schlimmsten Zeit bei, und so möchte ich ihm auch helfen.

Das nächste Treffen ist für ein Theaterbesuch, für das ich ihm Karten zu Weihnachten geschenkt habe. Bis dahin muss ich jetzt abwarten. Mich nicht bei ihm melden, fällt mir ehrlich gesagt nicht schwer, auch wenn ich guten Freunden die Tage extrem auf die Nerven gehe. Ich weiß ja, dass "Stalking" nun nichts bringen würde und nur wegen ein paar negativen Wochen/Monaten schmeiße ich noch lange keine Beziehung hin (was er auch weiß).

Hat jemand von euch eine Idee, was ich noch tun könnte? Ich bin sogar schon am Überlegen, einen Termin bei einer Paarberatung einzuholen, damit noch ein Außenstehender ihm sagt, dass er sich damit nicht kaputt machen darf und die Vergangenheit ruhen lassen muss, und ihn dann für einen Neuanfang zu einer Wohlfühlmassage hier in einem Salon einzuladen, damit er abschließen kann (Geld spielt eine untergeordnete Rolle bei mir, ich kann gut sparen und teile mir das Geld so ein, dass sowas machbar ist, auch, wenn ich dann überwiegend monoton leben und verzichten muss). Aber ich denke auch, dass das zu viel wäre.

Andererseits bin ich auch am Überlegen, ihn mal an einem Karaoke-Abend in eine Bar zu ziehen und ihn mit einem Lied zu überraschen, da weder er noch ich die Menschen für sowas sind. Das Lied "Deine Schwächen" von Silly hat es mir sehr angetan, obwohl ich nicht glaube, dass sie es schon dort haben. Also als Liebesbeweis.

Ich hoffe nur ganz dolle, dass er nicht zu früh aufgibt und dass es ihm wieder besser gehen wird. Ich bin mit ihm sehr, sehr glücklich und möchte nur das Beste für ihn. Es tut mir leid, dass ist sehr, sehr lang geworden und einiges wiederholt sich. Ich musste es mir einfach von der Seele schreiben und fände es wirklich schön, wenn mir jemand Tipps geben könnte.
AthenaTW
 

Re: Übertragene Depression

Beitragvon GLaDOS » Di. 19.03.2013, 19:09

Hi Athena,

ich sehe es auch als positives Zeichen, daß er über deine Frage; "ob er glücklich ist" nachgedacht hat. Er braucht jetzt eben auch einfach Zeit, über die schwierige vergangen Zeit wegzukommen. Damit geht jeder anders um, und ich denke ihn zu drängen, daß er nun doch vergessen soll, und es eh nichts bringt, darüber nachzudenken, ihn unter Druck setzten, und das ist niemals gut.

Ich selber hatte auch eine schwierige Zeit in meiner Beziehung, wo ich die Vergangeheit hinter mir lassen musste, wenn die Beziehung eine Steigerung anstreben sollte. Es war sehr schwer für mich, und es hat lange gedauert das ich verzeihen und vergessen konnte, auch wenn ich mir gewünscht hätte es würde schneller gehen, aber leider kann man das nicht erzwingen, es muß von innen kommen, und das passiert auch nicht von jetzt auf gleich, sondern wächst, und irgendwann merkt man dann, daß es keine Rolle mehr spielt was war, und man wieder gemeinsam nach vorne schauen kann.

Was ich mir nur schwer vorstellen kann, ist das dieses Gefühl bei einer grossen Distanz aufkommen soll. Klar ist zu anfang ein gewisse Abstang nötig, aber man muß auch wieder zueinander finden.

Wichtig ist das du Verständnis für ihn, und seine Gefühle aufbringst, und es akzeptierst, wenn er noch Zeit brauch vergangenes zu verarbeiten. Zeig ihm das du ihn verstehst, daß hat mir ganz viel gebracht.

Ob eine Paarberatung da helfen kann...vielleicht...kannst ihn ja mal fragen, ob er dazu bereit wäre.

Wünsche euch alles liebe...
GLaDOS
 

Re: Übertragene Depression

Beitragvon AthenaTW » Do. 21.03.2013, 13:29

Hallo GLaDOS,

danke dir. Die meiste Angst habe ich davor, dass er sich die Zeit nicht nimmt. Er hatte nie so eine lange und enge Beziehung, daher hoffe ich, dass er bereit ist, daran zu arbeiten. Aber, wie das heutzutage ja üblich ist, neigt er auch dazu, sehr schnell aufzugeben und alles hinzuschmeißen. Jeodch bin ich der Meinung, dass man mit Weglaufen nichts erreicht, schon gar nicht, wenn man von Haus, Frau und Kindern träumt - da gibt es nicht immer nur harmonische Zeiten.

Ja, natürlich ist die räumliche Distanz nicht gut. Ich versuche, mich ihm jetzt langsam anzunähern und ihm durch positive Momente zu zeigen, dass er mit mir glücklich sein kann und es schon mal war. Ich muss auch zugeben, dass ich ihm heimlich Fotoalben von gemeinsamen Urlauben untergejubelt habe. Der Vorwand war mein Umzug im nächsten Monat, also ich habe ihn gebeten, solange darauf aufzupassen, weil mir das im Weg liegt. Ich hoffte damit, dass er dort hineinschaut und sich an die schönen Momente erinnert.

Meine Frage ist nun, ob ich ihn beim Umzug überhaupt mit einbeziehen soll. Es ist ja meine Wohnung und ich möchte ihn von stressigen Situationen mit mir fernhalten erst mal. Er hat mich als sehr selbstständige Person kennengelernt und ich möchte ihn, vorallem in der jetzigen Situation, zu nichts verpflichten. Andererseits möchte ich ihm natürlich zeigen, dass ich ihn in mein Leben mit einbeziehe und froh bin, wenn er mir helfen kann.

Bisher wohne ich übrigens ca. 40 - 50 km von ihm entfernt und nach dem Umzug werden es ca. 10 km sein. Dass ich trotz Beziehung eine eigene Wohnung nochmal beziehe, ist gut durchdacht von uns beiden, wir sind noch nicht bereit für eine gemeinsame Wohnung, da wir im Grunde noch nicht sooo lange zusammen sind (also ich empfinde 1 Jahr nicht als lang) und wir sind uns einig, dass ein Zusammenzug erst ab 1,5 bis 2 Jahren wirklich angedacht werden kann, damit man sich ganz langsam aufeinander einstellen kann und nicht von heute auf morgen etwas überstürzt. Zudem garantiert eine gemeinsame Wohnung ja auch keine tolle Beziehung und 10 km sind beim besten Willen kein Weg, da wir beide mobil sind.
AthenaTW
 


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