Allein

[Jessy]

Ich weiß überhaupt nicht wie ich eigentlich anfangen soll. Normalerweise sitze ich vor meinem Laptop und schreibe alles auf, was ich denke (und das sind meist 98% meiner Gedanken). Ich habe so oft mit meinen Freunden und sogar meinen Eltern darüber gesprochen, doch stets habe ich ihnen allen einen Teil verschwiegen. Der Teil, den sie eh nie verstehen würden. Manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt je glücklich werden kann. Aber das ist eigentlich sinnlos. Denn ich war niemals glücklich. Ich habe immer nur funktioniert. Jeden Tag. Die ganzen 21 Jahre meines Lebens habe ich immer nur funktioniert. Für jeden alles getan und nie was bekommen. Ich hatte im Grund eine gute Kindheit ,ich habe Freunde, habe einen Abschluss und meine Arbeit. 19 Jahre habe ich die Hölle gelebt und habe es als selbstverständlich abgetan. Dann der endgültige Zusammenbruch. Psychiatrie- 6 Monate. Ich dachte, dass es schlimmer nicht mehr werden könnte. Aber ich hätte es besser wissen müssen. Ich lernte jemanden kennen. Matthias war wie ich. Am Boden. Er verstand mich- behauptete mich zu lieben. Ich suchte keine Liebe- ließ mich aber darauf ein. Es war keine körperliche Beziehung- eher emotional gesehen. Er verstand mich- zum ersten mal verstand mich jemand was für ein mega schönes Gefühl. Ich mochte ihn sehr- aber irgendetwas sagte mir, dass es abgrundtief falsch war. Vlt war es die Tatsache, dass er nebenbei eine 2 jährige Beziehung hatte - aber das war es nicht. Irgendetwas war da, was mich stets zurückhielt. Das alles geschah während des Aufenthalts in der Psychiatrie. Als ich entlassen wurde, wollte er etwas festes. Er wollte zusammenziehen und den ganzen kram. Aber ich konnte nicht. Ich dachte immer an seine Freundin. Irgendwann war ich dann bereit, es zu versuchen. Und dann die Abfuhr. Einfach so und ich weiß bis heute nicht den Grund. Und dann gings gefühlsmäßig bergab wie man so schön sagt. Ich fing mit mir nichts mehr an. Mir ging es schlecht, schlechter als je zuvor und ab und zu sogar geweint. Nur wegen ihm. Dabei liebte ich ihn nicht. Er war für mich nur jemand, der mich wieder verletzte. Lange habe ich überlegt, warum es mir so geht.. dann wurde mir klar, dass ich ihn vermisste, weil er der erste Mensch war, der mich nicht sofort verletzte. Es war sogar manchmal eine sehr schöne Zeit. Jeden Tag frage ich mich, ob ich irgendwie anders bin, ob ich irgendetwas ausstrahle, was die Menschen davon abhält mich zu mögen. Ob ich nicht normal genug bin. Jetzt bin ich 21 Jahre alt und vergleiche mich mit meiner wunderschönen 18 jährigen Schwester, die einfach perfekt zu sein scheint. Sie ist in der Lage Beziehungen aufzubauen, einzugehen und zu führen und ich kann nichts anderes, als Lernen und gute Noten schreiben. Beruflich hab ich eine tolle Zukunft- aber was ist mit der Zwischenmenschlichen Perspektive? Werde ich immer alleine sein? Eine Frage, die mir keiner beantworten kann. Nicht einmal ich selbst. Ich spüre nur, dass ich anders bin und ich spüre, dass da etwas in mir ist, was mich erdunkeln lässt. Jeden Tag schaue ich in den Spiegel und sehe die Narben, an den Armen und in meinem Kopf. Aber ich lebe damit ich schäme mich nicht mehr dafür. Sie sind ein Teil meines Lebens. Nur diese Dunkelheit, der Gedanke es nicht mehr auszuhalten, dieses Gefühl von Einsamkeit.. ich wünschte es wäre anders.

[Ryokucha]

Ich kenne deine Situation...
Ich hatte als ich 9 war einen Freund.
Jemand der mich verstanden hat, der mich liebte und mir geholfen hat...
Nja er ist verstorben...
Ich kenne dein Gefühl, du fühlst dich verlassen und vielleicht ungewollt (etc.)
Es ist am besten du denkst nicht mehr an ihn, dir werden noch mehrere Leute über den Weg laufen.
Wenn er dich nicht wollte, willst du ihn auch nicht.
In solchen Zeiten musst du stark sein.
Wenn du dich nach Menschlichen Kontakt sehnst, gibt es ja diese Date-Seiten..
Ich habe auch immer alle als besser und perfekter angesehen...
Es geht in deinem Leben (Das habe ich auch kürzlich gelernt) um dich!
Wann hattest du mal wieder Urlaub?
Wann warst du das letzte mal in einem anderen Land?
Besuch doch (wenn überhaupt) deinen lieblings Verwandten...
Und ja du bist anders, natürlich bist du anders...
Du brauchst etwas mit dem du dich verstehst...
Hast du ein Hobby der mit anderen Menschen zu tun hat?
Fordere dein Schicksal heraus, geh irgendwo hin, vielleicht triffst du ja jemanden...

[Jessy]

naja so verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mich bei einer dieser Dating Seiten anmelden müsste^^ Ich und Hobbys? Das wär ja super, wenn da nicht dieses hemmende Gefühl in mir wäre und was mich von jedem menschlichen Außenkontakt isoliert. Ich habe gar keine Kraft, um mein Schiksal herauszufordern..