Mann mit bipolarer Störung

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » Sa. 29.12.2012, 15:54

Ich habe über Internet einen Mann kennengelernt, wir haben Nächte lang geschrieben und uns sehr gut verstanden. Nur teilweise ist mir aufgefallen, dass er Dinge die ich sage gleich negativ auslegt und sauer ist. Irgendwann kam raus, dass er an einer bipolaren Störung leidet. Er meinte, dass er mir das jetzt sagen muss, weil er mir nichts verheimlichen will. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich mir eine Beziehung mit einem solchen Partner überhaupt vorstellen kann und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich ihn trotzdem treffen möchte und es versuchen will. Da er ca. 800 km weit weg wohnt haben wir ein Treffen für Ende Januar geplant, is ja nicht so einfach durch Job etc. sich gleich zu treffen. Er meinte, dass er überall hinkommt wo ich will. Er war sehr enthusiastisch.
Vor 2 Tagen haben wir wie jeden Abend geschrieben und er hat mir ernste Zukunftsfragen gestellt, ich meinte dazu, dass wir solche Dinge erst klären sollten, wenn wir uns persönlich getroffen haben. Darauf meinte er aus dem heiteren Himmel okay wir haben keine gemeinsame Zukunft und ich soll mir einen anderen suchen :(
Ich habe ihm dann gestern den ganzen Tag per Sms versucht zu erklären wie ich fühle und welche Ängste ich habe. Seine Reaktion darauf war, dass ich zwar die Frau seiner Träume bin, es aber keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gibt und ich mich nie wieder melden soll. Seit dem herrscht von seiner Seite aus Funkstille :/ aus Facebook hat er mich gelöscht und meine Sms beantwortet er nicht.
Ich verstehe seinen Sinneswandel nicht :( Kann das an seiner bipolaren Störung liegen? Ich habe leider zu wenig Erfahrung mit dieser Erkrankung.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen!

Alles Liebe, Behindthemoon
Behindthemoon
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Christine » Sa. 29.12.2012, 18:01

Hallo Behindthemoon,

spontan würde ich sagen, ja, so ein widersprüchliches Verhalten kann auf jeden Fall mit der Störung zusammenhängen. Wie wirkte er denn stimmungsmäßig auf dich, als ihr noch Kontakt hattet? Charakteristisch für die bipolare Störung ist ja, dass die eigene Stimmung von extremen Höhen in tiefste Depressionen und wieder zurück schwankt. Gut möglich, dass er jetzt in einer depressiven Phase für eure Beziehung schwarz sieht und seine Sichtweise von Hoffnungslosigkeit geprägt ist.
Ich an deiner Stelle würde ihm deutlich machen, dass er sich gerne bei dir melden kann und du für ihn da sein wirst (sofern du das möchtest), und ihm dann erstmal ein wenig Zeit geben. So schwer das fällt - es ist gut möglich, dass seine Stimmung schon in ein paar Tagen wieder deutlich besser ist und er alles dann in einem anderen Licht betrachten kann.

So oder so solltest du dir aber bewusst sein, dass es keine einfache Beziehung würde, wenn ihr es versuchen wollt. Eine Fernbeziehung ist schon unter "günstigen" Voraussetzungen eine Belastung für beide; in Verbindung mit einer bipolaren Störung kann es für euch beide zu sehr schwierigen und kräftezehrenden Phasen kommen. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht funktionieren kann.
Aber bitte sei dir bewusst, was da auf dich/euch zukommt.

Liebe Grüße
Christine
Christine
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » So. 30.12.2012, 12:29

Hallo Christine,

danke für deine liebe Antwort!
Er hat sich gestern Nachmittag gemeldet und meinte, dass es einfach zu kompliziert durch die Distanz ist, das aber nichts an seinen Gefühlen für mich ändert. Abends kam dann eine Sms mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Er hat eine Webcam gekauft, damit wir uns sehen können. Das war völlig unerwartet, da er ja noch nachmittags meinte, dass das mit uns nicht klappen kann.
Wir haben dann 4 Stunden geschrieben (obwohl seine Freunde da waren) und uns das erste mal live via Webcam gesehen.
Mittlerweile denke ich auch, dass dieses Verhalten nur mir seiner Krankheit zusammenhängen kann. Weil welcher Mensch ändert seine Meinung alle paar Stunden?
Ich hab halt das Gefühl, dass ich extrem vorsichtig sein muss, wie ich mich ausdrücke, weil er eben leicht in diesen Strudel der Hoffnungs- und Aussichtslosigkeit gerät. Schon "normale" Männer interpretieren SMS oft falsch, aber bei ihm geht das über das Normale heraus.

Du hast schon Recht, einfach wird es sicher nicht. Aber jetzt wo wir uns gestern so lang unterhalten und dabei gesehen haben bin ich mir meiner Sache noch sicherer geworden. Vielleicht sollte ich mir mal Literatur über seine "Krankheit" besorgen.
Ich werde jetzt ein paar Tage abwarten und ihn dann fragen, ob unser Treffen noch steht.

Liebe Grüße,

Behindthemoon
Behindthemoon
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Atisha » So. 30.12.2012, 12:47

Ich denke, da ist auch sehr viel eines Konfliktes zwischen Vernunft und Liebe dabei. Denn eine Entfernung von 800 km, das bedeutet ja letztlich das einer umziehen muss und das bedeutet wieder, Heimat und Freunde und Arbeitsstelle aufzugeben und das letztlich für eine Liebe, bei der er sich durch seine Gefühlsschwankungen vielleicht nicht einmal sicher ist.
Atisha
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » So. 30.12.2012, 16:05

Stimmt, dass er nicht zu mir ziehen kann ist klar. Er hat ein Kind und würde hier keinen Job finden, weil er kein deutsch kann. Ich müsste sicherlich einiges aufgeben, aber ich habe auch Freunde in der Stadt wo er lebt. Auf jeden Fall werde ich keine voreilige Entscheidung treffen.
Ich hoffe, dass er keinen Rückzieher macht, weil er doch wieder kalte Füße bekommt.
Behindthemoon
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Christine » So. 30.12.2012, 17:55

Behindthemoon hat geschrieben:Mittlerweile denke ich auch, dass dieses Verhalten nur mir seiner Krankheit zusammenhängen kann. Weil welcher Mensch ändert seine Meinung alle paar Stunden? Ich hab halt das Gefühl, dass ich extrem vorsichtig sein muss, wie ich mich ausdrücke, weil er eben leicht in diesen Strudel der Hoffnungs- und Aussichtslosigkeit gerät. Schon "normale" Männer interpretieren SMS oft falsch, aber bei ihm geht das über das Normale heraus.

Ja, diese Meinungsänderungen in so kurzen Abständen sind sicherlich Teil der Krankheit.
Ich finde gut, dass du so ein Fingerspitzengefühl dafür hast, wie und wann seine Stimmung kippt. Das ist sicherlich eine sehr gute Voraussetzung für eine Beziehung mit ihm; egal ob Liebesbeziehung oder vielleicht auch nur freundschaftlich. Andererseits achte bitte auch auf dich - wenn man nur noch versucht nichts falsch zu machen und sein ganzes Fühlen und Denken auf den anderen ausrichtet, das macht auch kaputt.

Behindthemoon hat geschrieben:Vielleicht sollte ich mir mal Literatur über seine "Krankheit" besorgen.

Das halte ich für eine sehr gute Idee. Wenn du mehr darüber weißt, kannst du auch besser damit umgehen und Stimmungsschwankungen oder Meinungsänderungen besser einordnen. Das kann einem auch sehr viel Kraft sparen :)

Ich wünsche euch beiden alles Gute.
Christine
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » So. 06.01.2013, 12:50

Wir waren jetzt schon so weit, dass er einen Flug und ein Hotel für Ende Januar gebucht hat.
Gestern war ich ziemlich gestresst und hatte keine Zeit für ihn, seit dem ist er sauer und meldet sich nicht. Jetzt habe ich furchtbare Angst, dass er alles hinschmeißen und die Reise stornieren könnte :(
Einerseits weiß ich, dass ich nicht wirklich etwas falsch gemacht habe, ich hätte meine Aussagen nur etwas freundlicher formulieren sollen. Andererseits könnte ich mich selbst dafür in den Arsch beißen....
Behindthemoon
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Christine » So. 06.01.2013, 13:02

Hi,

ich kann verstehen, dass dich das ärgert. Trotzdem ist es wichtig, dass du weiterhin zu deinem eigenen Charakter und deinen Gefühlen stehst. Seine Krankheit gibt ihm keinen "Freifahrtschein" für rücksichtsloses Verhalten.
Sag ihm ehrlich, dass es dir leidtut und du genervt warst, aber lass es damit auch gut sein. Du musst dich nicht endlos rechtfertigen und auf Zehenspitzen um ihn herumschleichen, weil ihn irgendwas kränken könnte.
Ich weiß, man neigt dazu... Aber auf Dauer tust du euch beiden einen größeren Gefallen, wenn du zwar versuchst ihn zu verstehen, aber gleichzeitig auch dir selbst treu bleibst. :)

liebe Grüße
Christine
Christine
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » Mi. 09.01.2013, 10:17

Hallo Christine,

er hat gestern Abend Schluss gemacht :( Er meinte er hat seit Samstag viel über uns nachgedacht und er will mich nicht unglücklich machen. Ich kann seine Entscheidung absolut nicht nachvollziehen und es macht mich unendlich traurig.
"I love you too much... and it may be hard to understand, but the best way to avoid pain is to stop now. Sorry for all..."

Ich kanns tatsächlich nicht verstehen und ich will es nicht akzeptieren :(
Behindthemoon
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Christine » Mi. 09.01.2013, 11:30

Hey... :troest:
Weiß gerade leider nicht wirklich, was ich sagen soll. Ich kenne diese Situation leider nur zu gut...
Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten, wie es weitergehen kann. Entweder er meldet sich wieder und hat es sich anders überlegt (was bei einer bipolaren Störung durchaus möglich wäre) - dann musst du für dich überlegen, inwieweit du dich (wieder) darauf einlassen willst und kannst, und inwieweit du ihm noch vertraust.
Oder er meldet sich nicht wieder und steht zu seiner Entscheidung - in diesem Fall, so schwer es im Moment scheint, wirst du es akzeptieren und die Sache für dich verarbeiten müssen.
So oder so wünsche ich dir ganz viel Kraft :troest:
Christine
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » Mi. 09.01.2013, 11:45

Danke für deine Worte!

Er meinte gestern 10 Mal er bleibt bei seiner Entscheidung :( Er möchte niemanden mehr verletzen so wie er es in der Vergangenheit getan hat. Ich denke nicht, dass er diese Entscheidung getroffen hat, weil er zu wenig Gefühle für mich hat, sondern weil er Angst hat und es nicht zugeben will.

Ich habe ihm vor 2 Tagen einen Brief geschrieben, den ich ihm schicken wollte als er sauer war... meinst du, dass es irgendwas bewirken könnte wenn ich ihm trotz seiner Entscheidung den Brief schicke?

Verdammt, ich bin einfach nur noch verzweifelt....
Behindthemoon
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Christine » Mi. 09.01.2013, 11:58

Hmmm. Ich kenne dieses Gefühl leider so gut; weiß gerade gar nicht, wie ich dir das alles am besten sagen soll...
Gerade bei einer bipolaren Störung ist es durchaus möglich, dass er seine Meinung mehr oder weniger kurzfristig auch wieder ändert. Und ja, vielleicht würde auch dein Brief etwas bewirken. Wenn du das wirklich willst, müsstest du es versuchen, sonst wirst du dich immer fragen, ob du nicht doch irgendwas hättest tun können.
Andererseits... Natürlich kann er seine Meinung wieder ändern. Und wieder. Und wieder. Möglicherweise führt das alles in ein ewiges Auf und Ab, Hin und Her, indem du mehr oder weniger unfreiwillig zum Spielball wirst.
Damit will ich nicht sagen, dass er dich benutzt. Darum geht es gar nicht. Im Gegenteil, vermutlich will er dich durch den Beziehungsabbruch jetzt sogar genau davor beschützen. Aber... Diese Form von Beziehungen funktioniert für ihn genau so. Das ist nicht böse oder verletzend gemeint, aber es ist diese Art zu denken. Durch seine ständigen Stimmungsschwankungen kann es gar nicht anders laufen, als dass man als Außenstehender da erstmal mit reingezogen wird.
Ich musste selber in einem sehr langen und schmerzhaften Prozess lernen, mich von dieser Sprunghaftigkeit zu distanzieren. Das kann funktionieren, aber es ist nicht leicht.
Wenn ich dir einen Rat mitgeben könnte, würde ich sagen - fühle mit, aber bleibe innerlich auch du selbst. Halte emotional genug Abstand, um nicht selbst in diesen Strudel von Emotionen zu geraten, von dem man so leicht mitgerissen wird, wenn man jemanden liebt, der so denkt. Mach dich nicht von seinen Gefühlen abhängig, sondern nur von deinen eigenen.
Aber ich denke, das ist etwas, was man selbst lernen muss. Ich denke, hätte mir vor einigen Jahren jemand so etwas geschrieben, hätte ich es mir angehört und gedacht, "naja, die hat doch keine Ahnung, wie soll das denn gehen, ich liebe ihn doch so". Ich weiß nicht, ob du das jetzt auch denkst. Ich kann dir nur aus Erfahrung sagen, dass dieses innerliche abgrenzen nichts mit mangelnder Liebe zu tun hat, sondern nur mit Selbstschutz. Du sollst ihn deshalb ja auch nicht weniger lieben.
Aber bleib dir bewusst, wer du bist und was du willst. Man neigt so sehr dazu, sich in dieser Lage irgendwann nur noch über den anderen zu identifizieren... und das macht krank.

Irgendwie konnte ich immer noch nicht völlig in Worte fassen, was ich eigentlich meine... Es hat für mich selbst viele Jahre gedauert, diese Einstellung zu erreichen. Deshalb ist es schwierig, sie völlig zu erklären.

Letztlich das Wichtigste ist, denke ich... Finde heraus, was du selbst willst. Sei schonungslos ehrlich zu dir selbst. Das tut zwar weh - aber lange nicht so sehr, wie die rosarote Brille aufzubehalten und immer in einer indirekten Abhängigkeit zu bleiben.
Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg :troest:
Christine
 

Re: Mann mit bipolarer Störung

Beitragvon Behindthemoon » Mi. 09.01.2013, 15:44

Danke Christine,

es ist echt nicht leicht eine richtige Entscheidung zu treffen. Fakt ist, dass ich meine eigenen Dinge seit Tagen nicht auf die Reihe bekomme, weil ich die ganze Zeit am Grübeln bin und auch nicht wirklich gut schlafen kann. Zitter die ganze Zeit auch innerlich. Also ohne ihn zu sein macht mich fertiger als alles andere.
Das letzte gestern war ja, dass er bei seiner Entscheidung bleibt. Heut Vormittag kam eine Mail, dass er mir nur sagen wollte, dass er sein Handy zu Hause vergessen hat (falls ich was schreibe) und dass er hofft ich verstehe seine Gedanken.
Ich weiss ich sollte mir vielleicht keine Hoffnungen machen, aber immerhin hat er von selbst Kontakt aufgenommen.
Ich hab ihm geantwortet, dass ich verstehe, dass er Angst hat, ich aber selbst für mich verantwortlich bin und selbst entscheiden muss was das Beste für mich ist. Dass ich von Anfang an gewusst habe auf was ich mich einlasse und es nichts an meinen Gefühlen ändert. Zum Abschluss hab ich ihm nochmal die Frage gestellt, ob aufgeben wirklich die richtige Entscheidung ist und ihm gesagt, dass er über meine Worte nachdenken soll.
Keine Ahnung ob das irgendetwas an seiner Entscheidung ändert...
Ich hab die ganze Zeit das Gefühl, dass er mit sich selbst enorm zu kämpfen hat. Und ich weiß, dass ich stark bin und mit seinen Stimmungen leben kann...
Behindthemoon
 


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