Verzwickte Geschichte zwischen mir und Schülerin

[Swanster]

Hallo liebe Leute.
Es mag zwar ungewöhnlich klingen, aber ich habe ein ziemlich eigenartiges Problem.
Ein paar Eckdaten: Ich bin Musiklehrer (62 Jahre) auf einem Gymnasium, seit kurzem geschieden, kinderlos. (eigentlich sinnlose Infos) Ich unterrichte eine Schülerin in der 8.Stunde in Gitarre&Klavier (sozusagen kostenloser Unterricht).

Mein Problem:
Diese eine Schülerin verhält sich sehr komisch. Sie hat, wie ich es empfinde, ein sehr tiefes Vertrauen in mir, da sie mir viele Sachen erzählt, die ich eigentlich garnicht wissen dürfte. Zum Beispiel hat sie ein großes Problem mit ihrer Familie, ins besondere mit ihrer Großmutter. Diese muss sie wohl dazu gebracht haben, gegen den neuen Lebensgefährten ihrer Mutter zu sein. Aber das war falsch, denn dieser wollte nur Gutes und kümmerte sich gar zu liebevoll um sie, wie ein richtiger Vater. Ihrer Großmutter gefiel die Einsicht meiner Schülerin garnicht und schlug sie, schrie sie an, bis die Kleine entgültig den Kontakt abgebrochen hat.. Leider ''zwingt'' ihre Mutter sie immer wieder, mit ihr zusammen dort hinzugehen, ca. einmal die Woche.
Da wiederrum habe ich von meiner Schülerin gehört, dass ihre Mutter&Großmutter ein spezielles Lieblingsthema habe, nämlich mich... (Ich muss dazu-sagen, ich bin nicht gerade ein weißes Schaf, wenn es um Schule, Frauen und Schülerinnen geht. Ich sehe das selber ein, stehe aber auch zu meinen Fehlern!!) Ihre Mutter&Großmutter schreien umher, was ich für ein pädophiles Arsc*loch wäre, ich würde nur Alkohol konsumieren (was nicht stimmt) und sonstwas für Sachen machen. (auch sollte ich mich an die Kleine rangemacht haben. Na klaar..) Auch schreien sie meine Schülerin an, da sie mich immer versucht, zu verteidigen. Sie vertraut mir halt sehr, weil ich oft der Einzige bin, der ihr zuhört und sie seelisch ein bisschen aufbauen kann...
Ich habe das Gefühl, dass sie in letzter Zeit überhaupt nichtmehr mit den Problemen klarkommt.
Auch wurde sie ''gemobbt'' von zwei Mädchen in ihrer Klasse (kann ich persönlich auch nicht leiden, aber ich muss ja neutral bleiben.) In letzter Zeit lassen die das, weil ich hinter dem Rücken der Kleinen ein Machtwort gesprochen habe.
Aber trotzdem geht es ihr schlecht, in letzter Zeit kann sie mir nicht mehr in die Augen schauen, wenn ich mit ihr rede.. Sie sucht zwar auch immer meine Nähe (sitzt immer 'zufällig' auf der Treppe zum Musikraum), aber sprechen tut sie mich nie an, außer ich sage etwas.
Auch habe ich mitbekommen, dass sie sich selber wehtut, also sie hatte ziemlich unseriös wirkende Ritzer am Arm. Sie verdeckt es immer provisorisch mit Armbändern oder zieht sich langärmlig an.
Mir aufgefallen ist auch, dass sie, obwohl sie mir eigentlich aus dem Weg geht, mir immer mal kleine Geschenke macht. Sie weiß, wie sehr ich Milka Luftschokolade (ja, ist okey. ;D) mag und diese weißen Ferrero Küsschen (wer's kennt, weiß was ich meine). Nahezu jede Stunde liegt dann etwas auf meinen Lehrertisch (nach Unterricht, versteht sich) und ich bedanke mich auch immer dafür, da ich es sehr nett finde. Aber trotz den kleinen Aufmerksamkeiten schaut sie mir nicht in die Augen und beschränkt sich beim Sprechen nur auf das Nötigste.

Mir kommt das alles sehr komisch vor, und ich selber mache mir riesige Sorgen um sie. Eigentlich sollte mich das nicht interessieren, aber es liegt mir nahe, da ich sie auch bewundere, wie sie bis jetzt so durchgehalten hat.
Ich weiß nicht, was ich machen soll, wie ich mich verhalten soll.. Vielleicht kann mir jemand ein paar Tipps geben. Danke.

Grüße,
W.L.

[Atisha]

Wer weiß, sie braucht jemanden, hat jemanden Nettes gefunden - mehr würde ich mir dabei gar nicht denke. Wie alt ist sie? Heranwachsende suchen Orientierungspersonen, es ist doch gut wenn sie eine lebende Person ihrer Umgebung gewählt hat und nicht irgendein Idol aus der Medienbranche.

[Christine]

Das klingt schon kompliziert... Wie Atisha schon sagte, ich denke auch dass sie sich eine Bezugsperson aus ihrem realen Umfeld gesucht hat, ist ein gutes Zeichen.
Aber die Selbstverletzungen sollte man im Auge behalten, das deutet schon auf große innere Konflikte hin und gerade wenn bei dieser Schülerin das familiäre und schulische Umfeld solche Schwierigkeiten macht, wer weiß was daraus wird...?
Gibt es an dieser Schule einen Schulpsychologen? Wenn ja, sollte sie mit dem vielleicht mal sprechen.
Ansonsten denke ich ist es schon gut, dass sie einfach jemanden hat, mit dem sie sprechen kann - und Musik selbst hilft ja auch schon

[Atisha]

Ich höre auch daheraus, dass ihr Musiklehrer ihr wichtig ist und dieser Verantwortung kann man entsprechen oder sich verdrücken. Dem gerecht werden würde der Schülerin sehr helfen, manchmal sind es nur wenige Personen im Leben, die einen vorm Verrücktwerden retten, die einfach zu einem nur Mensch waren.

[Swanster]

Natürlich will ich ihr helfen. Aber wie gesagt, ich weiß nicht wie ich das anstellen soll.
Ihre Mutter ''hasst'' mich regelrecht, weil sie so manche (teils wahre) Gerüchte über mich erreicht haben...
Ich habe keine Ahnung, wann ich wie und so mit ihr reden soll, sie weicht mir ja auch aus. Vielleicht hat sie ja Angst, dass ihre Mutter das mitkriegt, dass sie mit mir redet.
Ich will für sie da sein, wenn sie Probleme hat. Klingt komisch, aber die Kleine, die übrigens 15 ist, hat einen sehr starken Charakter, und eine gut ausgeprägte Moral, die ich sehr schätze.. Deswegen ist es mir wichtig, dass es ihr gut geht.

PS: Nein, einen Schulpsychologen haben wir nicht, und sowas will ich ihr auch nicht aufdrängen.

[berlin100]

Hallo, das ist schon seltsam, dass du ihr keinen Schulpsychologen aufdrängen willst und sie irgendwie bewunderst. Du möchtest sie irgendwie für dich reservieren. Denk mal, ihr geht es sehr schlecht und sie braucht fachmännische Hilfe, du bist zu alt, um ihre Probleme zu lösen. Verweise sie an andere Beratungsstellen und halt dich zurück, du kannst ihr nicht helfen, wegen der Problematik.
Du hast eine Verantwortung. !! Gruss

[Swanster]

Ich empfinde, dass es meine Verantwortung ist, ihr zu helfen.
Und ich bin keines Wegs zu alt, um ihr zu helfen. (man bemerke, wie ich mich manchmal hysterisch wie ein 17jähriger aufrege und benehme)
Ich will ihr auch keinen Schulpsychologen aufdrängen, da sie erst denken könnte, ich würde sie für ''bekloppt'' halten und zweiter Grund ist, dass sie seeehr verschlossen ist und sich mir gegenüber am meisten öffnet.

Mir ist es halt wichtig, was mit ihr passiert, deshalb versuche ich das größmöglichst selber in die Reihe zu kriegen mit ihr. Da ich sie ungern in andere Hände geben will, weil anscheinend kenn ich sie am besten, wie sie tickt und denkt.
Ich mache mir zu viele Sorgen....

[SilentPain]

Mir ist es halt wichtig, was mit ihr passiert, deshalb versuche ich das größmöglichst selber in die Reihe zu kriegen mit ihr. Da ich sie ungern in andere Hände geben will, weil anscheinend kenn ich sie am besten, wie sie tickt und denkt.
Ich mache mir zu viele Sorgen....

Nun ja du kannst ja weiter mir ihr reden, aber es wäre auch besser jemanden hinzu zu ziehen, der sich mir sowas auskennt. Und du solltest auch bedenken, das du eine gewisse Distanz bewaren solltest, grade deines Berufes wegen.

LG SilentPain

[Swanster]

Nja, das mit der Distanz war schon immer mein Problem (siehe Fragestellungs-Post von mir)...
Mir liegt es halt nahe, ihr zu helfen. Es ist aber schwer, wegen ihrer Familie, ins besondere ihre Mutter und Großmutter..
Ich möchte nicht, dass sie wegen mir Deppen noch mehr Ärger und Stress hat als jetzt schon.

[senta]

Und genau aus diesem Grund würde ich auch sagen, halte Distanz!
Gib den Gerüchten keinen Nährboden!!!

Das ist wie bei einem Hausarzt, der zu lange selbst an psychischen Erkrankungen herumdoktert, bevor er sich überwindet und einsieht, dass er das abgeben sollte.

Wenn Eure Beziehung, wie korrekt die auch immer sein mag, dazu führt, dass bei ihr der Haussegen noch mehr schief hängt und sie noch mehr Ärger bekommt, hilfst du ihr auch nicht. Vieles würde evtl. entzerrt, wenn du für sie eine weibliche Ansprechpartnerin suchen und anbieten würdest.

Deiner Verantwortung als ihr Lehrer kämst du aber wohl am Ehesten nach, wenn du ihr rätst, sich professionelle psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Vllt kannst du sie ja vorübergehend bei diesem Schritt unterstützen.

An deiner Stelle würde ich auch einen anderen deiner Kollegen/Kolleginnen (Klassenlehrer, Vertrauenslehrer...) mit informieren, dann wäre die Sache sicher klarer und du auf der sicheren Seite.

Ich denke auch nicht, dass du zu alt bist um zu helfen
(ich bitte auch, solche Bemerkungen/Diffamierungen zu unterlassen),
aber in diesem Fall eben nicht entsprechend ausgebildet!

[Atisha]

ja so wie senta sagt finde ich den Weg am besten. Vor allem das mit der Kollegin ins Boot holen. Das kann man ja auch alles vorher mit der Schülerin bereden und wenn sie einwilligt ist es gut. Ohne ihr Wissen würde ich da nicht handeln. Ich würde mich aber auch auf ein, das bleibt unter uns und wir machen da ne dicke Bande draus auch nicht einlassen, dann auf Abstand gehen. Aber natürlich ja zu einer verantwortungsvollen der Lehrerstellung gerechten Problembehandlung. Und die eigene Motivation und Absicht immer schön der Schülerin darlegen, so kann es unterschwellig nicht zu Mißverständnissen kommen.

[Swanster]

Ich sehe ein, dass ihr Recht habt..
Ich werde am besten morgen mit ihr reden nach dem Unterricht, da ich morgen Musik bei ihr habe. Ich werde ihr erstmal vorschlagen, dass sie bzw wir eine webliche Kollegin von mir um Rat helfen, die auch Vertrauenslehrerin ist. Wenn sie damit einverstanden ist, können wir noch weiteres bereden..

Natürlich werde ich euch auf den Laufenden halten und über den Stand der Dinge informieren.

Man schreibt/sieht sich,
W.L.

[effloresco]

Hallo Swanster,
hast du heute mit deiner Schülerin geredet? Wäre schön, wenn du davon berichten könntest, dann hätte ich vielleicht auch noch den ein oder anderen Rat...

[Swanster]

Ja, habe gestern mit ihr geredet in der Mittagspause...
Ich habe ihr behutsam vorgeschlagen, dass wir uns eine Meinung einer dritten Person, der Vertrauenslehrerin einholen und dass die Lehrerin ihr auch besser helfen könnte als ich.
Leider Gottes starrte mich meine Schülerin nur an mit dem Blick ''Sach ma geht's noch?!?''.. Ich wiederholte mich und meinte dazu, dass es vielleicht besser wäre, damit sie nicht Ärger von ihren Eltern kriegt wegen mir, dass ich mir deswegen Sorgen mache.
Sie antwortete: (ungefähr) ''Ich vertraue niemanden, niemand weiteren außer Ihnen... Ich will nicht, dass jemand anderes davon bescheid weiß.''
Ich hinterfragte, wieso sie niemanden vertraue und da meinte sie etwas in der Art wie, sie hätte niemanden, der mit ihr reden kann, weil die einen nehmen es nicht ernst und die anderen können ihr nicht helfen, weil die Erfahrung fehlen würde.
Ich meinte dann, dass sie vielleicht einen Psychater fragen könnte oder einen Seelsorger, da die sich dann auskennen. (habe es gaanz vorsichtig gesagt)... Sie schaute mich nur an wie ein Schluck Wasser in der Rechtskurve und ich sagte darauf, dass es besser wäre, da ich selber auch will, dass es ihr besser geht, aber ich ihr nicht in diesem Maße helfen kann, zudem ich nicht will, dass diese Gerüchte um mich auch auf sie übertragen werden...
Da hat sie plötzlich angefangen zu weinen und wollte rausrennen, da ich habe sie in den Arm genommen (ich weiß, das war vielleicht falsch, aber sie sah so fix und fertig aus)... Als sie sich nach 10min (!!) ein bisschen eingekriegt hatte, ist sie dann raus, ohne mir noch eines Blickes zu würdigen; hat mich quasi einfach stehen gelassen...

Mein Gott, ich komm' selber nicht mehr mit klar, und noch unklarer ist ihr Verhalten (vielleicht bin ich einfach nur zu blind, um etwas zu erkennen).. So langsam brauch ich wirklich eure Hilfe und Tipps...

Grüße,
W.L.

[senta]

Lass dich nicht von ihr unter Druck setzen,
sie braucht andere Hilfe,
ich finde es gut, wie du reagiert hast,
das geht nicht, dass das wie ein Geheimnis bleibt zwischen euch, das kann fürchterlich nach hinten los gehen

mein Vorschlag:
sei da und gib ihr ganz klar zu verstehen, dass du ihr hilfst, wenn sie sich helfen lässt,
mir scheint, es geht ihr doch mehr um die Zweisamkeit als um Hilfe (und das ist eben in diesem Fall sehr problematisch),
und sie zwingt dich in eine Verantwortung, die du sicher nicht übernehmen willst und kannst

und außerdem, meine Meinung, würde ich trotzdem mit den Eltern in Kontakt bleiben, egal wie, nur, um dich abzusichern