Wie kann ich meiner Mutter helfen / Zwangseinweisung?

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Wie kann ich meiner Mutter helfen / Zwangseinweisung?

Beitragvon LostLife » Sa. 06.10.2012, 01:50

Hallo zusammen,

ich habe mich soeben hier im Forum angemeldet, weil ich Tipps benötige, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll.

Ich möchte zuallererst die derzeitige Situation schildern.

Seit etwa einem dreiviertel Jahr hat meine Mutter eine schwere Psychose bzw. einen starken Verfolgungswahn (soweit ich das als Laie beurteilen kann).
Meine Mutter ist schon lange mit meinem Vater verheiratet (noch - sie hat die Scheidung eingereicht, dazu aber später mehr) und haben bisher ein soweit glückliches Leben geführt (2 Kinder, ich, 32 Jahre alt, mein Bruder, 26 Jahre alt). Mein Vater hat einen guten Job, sie haben vor ca. 15 Jahren ein gemeinsames Haus gebaut.
Also alles, was man so als "glückliches" Leben bezeichnen könnte.

Leider ist meine Mutter wie bereits geschrieben seit ca. einem 3/4 Jahr schwer erkrankt. Sie fühlt sich permanent beobachtet und denkt, dass man sie rund um die Uhr filmen würde.
Als Verursacher dieser vermeintlichen Überwachung sieht sie meinen Vater, der nach ihrer Ansicht nach nur mit ihr Geld verdienen möchte.
Das äußert sich beispielsweise darin, dass Sie Geräusche wahrnimmt (z.B. ein "Knacken" vom Kühlschrank) und daraus schließt, dass der Kühlschrank verkabelt sei.
Sie steckt auch permanten elektrische Geräte aus, damit die "Überwachung" ausgeschalten wird.
Meinem Vater unterstellt sie, dass er mehrfacher Millionär sei und alles Geld der Welt, sowie Villen, Yachten und dergleichen besitzen würde (was absoluter Unsinn ist).
Selbst normale Zeitungsanzeigen und Artikel werden Ihrer Meinung nach von meinem Vater aus gesteuert, da er "allmächtig" wäre und sie damit fertig machen möchte.

Es geht mittlerweile so weit, dass sie wildfremde Leute anspricht und diesen dann sofort unterstellt, dass sie ja auch "vom Film" wären. Außerdem spricht sie ebenfalls wildfremde sowie bekannte Menschen an, und fragt diese "was hier denn ab geht".

Der Kreis der "Verdächtigen" erweitert und verkleinert sich permanent (mein Vater, mein Bruder, ich, alle Bekannten und Freunde, alle Menschen). Hauptsächlich sieht sie aber meinen Vater als Ursache für die permanente Verfolgung und Überwachung.

Meiner Mutter ist die Krankheit extrem anzusehen. Sie hat körperlich stark abgebaut (abgenommen) und hat einen gespenstischen Gesichtsausdruck. Sie wirkt wie ein Geist auf mich. Man kann seit geraumer Zeit kein normales Wort mehr mit ihr wechseln, da sofort das Thema ihrer Überwachung angesprochen wird.

Für sie gibt es nur noch dieses Gesprächsthema und ständig wiederholt sie ihre Ausführungen, die man als "normaler" nicht im geringsten nachvollziehen geschweige denn verstehen kann.

Ich könnte hier jetzt seitenweise Sachen schreiben die vorgefallen sind (also wie sich das Krankheitsbild im einzelnen äußert), aber ich denke mit den bereits geschriebenen Sachen sollte klar sein, dass sie schwer krank ist und Hilfe benötigt.

Und das ist leider das Problem. Ein Symptom ihrer Erkrankung ist leider auch die Uneinsichtigkeit. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie nicht krank ist und wir es nur nicht sehen würden.

Als die Krankheit anfangs weniger stark ausgeprägt war (und man noch das ein oder andere normale Gespräch führen konnte), war sie für Einwände entgegen ihrer Meinung schon nicht zugänglich. Es war offensichtlich, dass etwas nicht mit ihr stimmt, aber wenn man sie diesbezüglich darauf angesprochen hat, bzw. klare Fakten aufgezeigt hat, war sie diesbezüglich nicht zugänglich.

Mein Vater, mein Bruder und ich haben mehrfach und auf verschiedenste Arten und Weisen versucht, ihr die Krankheit bewusst zu machen. Leider erfolglos.
Normale Gespräche, Streitgespräche, klare Fakten die ihren Ausführungen widersprachen wurden alle als falsch abgetan.

Mittlerweile weiss ich nicht mehr was ich noch tun kann. Ich habe sie öfters schon aus Verzweiflung angebrüllt und ihr mehr als deutlich nahegelegt sich endlich in Behandlung zu begeben (auch mein Vater, Bruder, Bekannte, Verwandte). Natürlich sieht sie das nicht so und blockt komplett ab "ich bin nicht krank, so ein Unsinn" und "ich brauch keine Behandlung, ich seh doch was hier läuft".

Meine Mutter hat mittlerweile die Scheidung eingereicht (sie sieht ja meinen Vater als die Wurzel allen Übels) und ihn wohl auch wegen körperlicher Gewalt angezeigt. Ihre Anwältin hat wohl aber mittlerweile auch schon bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist und das Mandat abgegeben (zumindest im Bezug auf die körperliche Gewalt). Man muss dazu sagen, dass mein Vater ein sehr dickes Fell hat und er schwer bis gar nicht zu provozieren ist. Ich selbst habe nicht ansatzweise so eine Geduld wie er und ich merke selbst, wie schnell ich agressiv werde, wenn meine Mutter mit ihren wirren Ausführungen versucht, mich davon zu überzeugen.

Mein Vater hat sich bereits bei Anwälten, der Polizei und Ärzten informiert, was man tun könnte, um meiner Mutter zu helfen. In Frage kommt eigentlich aufgrund der Schwere der Krankheit nur eine stationäre Behandlung in einer psychatrischen Einrichtung. Freiwillig ist sie absolut nicht davor zu überzeugen und eine Zwangseinweisung scheint nach Aussage der oben genannten Personen nur möglich, wenn Gefahr droht, dass sie sich selbst oder andere verletzt. Dies ist aktuell ("leider") nicht der Fall, sodaß eine Zwangseinweisung unmöglich ist.

Vor einigen Minuten (1 Uhr nachts!) hat meine Mutter auf meinem Handy angerufen. Der Satz begann folgendermaßen: "NAME, du glaubst nicht was hier los ist. Der Vater verfolgt mich überall hin. Überall diese Autos, Audis, BMWs und so". Ich habe dann nur geantwortet, dass ich nicht mehr mit ihr rede, bis sie sich endlich in Behandlung gibt. Sie entgegnete dann mit den bekannten Worten "dass sie nicht krank sei und deshalb keine Behandlung bräuchte". Mein Vater ist übrigens mit meinem Bruder seit über eine Woche in Frankreich im Urlaub...

Ich schaffe es nicht mehr mit meiner Mutter normal umzugehen und blocke sofort ab, wenn sie mit ihren Ausführungen anfängt. Ich sage nur noch, dass sie krank sei und sich behandeln lassen muss. Telefongespräche breche ich danach grundsätzlich ab, weil es unmöglich ist, sich mit ihr zu unterhalten. Bei Gesprächen von Angesicht zu Angesicht (wenn ich beispielsweise zu Besuch dort bin) werde ich laut und untersage ihr weiter so einen Blödsinn zu reden.

Ich weiss gar nicht ob ich hier im Forum an der richtigen Stelle bin. Ich würde nur gerne wissen, ob ich irgendetwas tun kann, um meine Mutter zur Behandlung zu bewegen. Sie hat kein Leben mehr, sie lebt in einem kompletten Wahn und zerstört sämtliche sozialen Kontakte in ihrem und meines Vaters Umfeld.
Ich persönlich sehe in ihr gar nicht mehr meine Mutter, sondern einen Geist, der hilflos umherzieht. Sie ist im völligen Wahn und erzeugt bei mir nur noch Wut (vor allem durch ihre feste Haltung nicht krank zu sein - was ja ein Symptom der Krankheit ist).
Trotzdem will ich ihr helfen, weiss aber nicht wie. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit sie in irgend einer Form zu einer Therapie zu zwingen? Mit gutem Zureden ist sie dazu nicht zu bewegen.

Ich habe versucht mich möglichst kurz zu halten, das ist mir aber vermutlich nicht gelungen... Daher schonmal vielen Dank an diejenigen, die sich die Zeit genommen haben, den Text vollständig zu lesen.
Sollte jemand einen Tipp für den Umgang mit meiner Mutter haben, wäre ich dafür sehr dankbar.
LostLife
 

Re: Wie kann ich meiner Mutter helfen / Zwangseinweisung?

Beitragvon WerWeiß » Sa. 06.10.2012, 02:17

Erstmal ein großes Oha....

Ich habe gerade eine Psychose hinter mir mit Wahnvorstellungen und Zwangseinweisung weil es nicht mehr anders ging.
Bei mir war es allerdings durch Drogen induziert.
Ich hab auf einmal hüpfende Punkte gesehen und dachte es währen Flöhe.
Irgendwann waren sie im Hausflur, dann außerhalb des Hauses, im Baumarkt, im Auto und und...
Weil sich niemand wirklich darum gekümmert hat ist es bei mir soweit gekommen das ich meine Wohnung mit Unmengen Insektengift, Desinfektionsmitteln und anderen Chemikalien nahezu unbewohnbar gemacht habe.
Ich war auch nicht mehr ansprechbar und hatte den Kontakt zur Realität nahezu komplett verloren.

Mein Vermieter hat in der Verzweiflung die Polizei angerufen und die haben das dann in die Wege geleitet.

Soweit ich weiß ist der normale Weg der:

Eine Zwangseinweisung muß vom Ordnungsamt eingeleitet werden, die Polizei ist dabei nur in unterstützender Rolle tätig. Im Regelfall kommt erstmal ein Rettungswagen mit einem vom Ordnungsamt und es wird versucht die Einweisung friedlich zu regeln bevor die Polizei dazu gezogen wird. Dann wird die betreffende Person in ein normales Krankenhaus gebracht wo ein Notarzt im Rahmen seiner Ausbildung die Unfähigkeit bescheinigen muß. Danach dauert es ein paar Stunden bis ein Richterlicher Eilbeschluß eingeholt wird und dann erst geht´s ab zur Psychiatrie und dort dann auf die geschlossene Station.

Meine Mutter hat während der Scheidung meiner Eltern auch meinen Vater einweisen lassen mit dem verdacht auch Schizophrenie, da ging es ohne Polizei.

Das Problem ist das es bei ihr auch schon ausgeartet ist und sie wahrscheinlich kompletten Realitätsverlust begleitet.
Ruf morgen einfach mal den Notruf an und schilder deine Situation, das ist ein Notfall und sie ist unzurechnungsfähig.
Falls du bis Montag warten kannst sprich es vielleicht vorher mit deinem Hausarzt durch wie du dich am besten verhältst aber zur Not ruf die Kummernummer an bevor jemand zu Schaden kommt.

Gutes gelingen und hoffentlich ohne Polizeigewalt :)
WerWeiß
 

Re: Wie kann ich meiner Mutter helfen / Zwangseinweisung?

Beitragvon Atisha » Sa. 06.10.2012, 03:11

Ich kann da auch nur sagen, wie es bei mir war, Schizophrenie:

Ich bin 14Tage bis 3 Wochen mit der Psychose herumgerannt und dachte ich sei erleuchtet, zum Schluss hatte ich die Vorstellung das ich der König meine Volkes werden könnte. Ich habe, dann warum will ich hier nicht sagen, meine Wohnungstür eingeschlagen und noch anderes gemacht. Daraufhin holte meine Frau die Polizei. Die kamen dann mit Krankenwagen. Ich bin ganz friedlich mitgegangen, denn ich dachte jetzt haben sie mich erkannt und bringen mich auf mein Schloß.
Atisha
 

Re: Wie kann ich meiner Mutter helfen / Zwangseinweisung?

Beitragvon LostLife » Sa. 06.10.2012, 12:31

Danke euch für die hilfreichen Informationen!
Ich werde vorerst warten bis mein Vater wieder aus dem Urlaub zurück ist (kommt morgen) und mit ihm besprechen, wie wir weiter vorgehen.
Ich wohne ca. 30km von meinem Elternhaus entfernt und habe deshalb erstmal nur begrenzte Möglichkeiten, so einen Vorgang zu initiieren.

Der von WerWeiß beschriebene Weg klingt schlüssig und könnte ja durchaus funktionieren. Die Infos sind wirklich sehr wertvoll für mich!

Nochmals vielen Dank!
Ich werde berichten, wie es weiter geht...
LostLife
 

Re: Wie kann ich meiner Mutter helfen / Zwangseinweisung?

Beitragvon SNostalgia » Sa. 16.11.2013, 17:57

Hallo LostLife,

kannst du schildern, wie es bei dir weitergegangen ist? Bin bei der Recherche im Internet auf deinen Fall gestoßen und habe das Gefühl du schreibst von meiner Mutter.

Meine Mutter auch auch das Gefühl beobachtet zu werden ("wir leben in einem Stasi-Staat") - wir werden alle bezahlt um sie zu bespitzeln. Sie hängt regelmäßig alle Spiegel ab, wenn wir aus dem Haus sind und zieht auch elektrische Geräte raus. Außerdem wollen wir sie auch noch vergiften. (könnte auch endlos weiterschreiben) Haupt-Drahtzieher ist dabei auch ihr Mann (mein Stiefvater).

Überall, wo wir nach Rat suchen, hören wir nur: sie muss untersucht werden.

Das Problem ist auch nur, wie in deinem Fall. Sie sieht selbst nicht, dass sie krank ist und würde sich niemals freiwillig zu einem Arzt begeben - denn sie vermutet schon, dass wir sie "zwangseinweisen" lassen wollen.

Ich wäre wirklich sehr froh, wenn du kurz schildern könntest, wie es bei euch weitergegangen ist.

VIELEN DANK schonmal,
SNostalgia
 


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