"von der schwierigkeit zu lieben"

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

"von der schwierigkeit zu lieben"

Beitragvon eagle » So. 27.11.2005, 21:43

Der Text stammt aus dem Buch "von der schwierigkeit zu lieben" von tobias brocher:

"bitte höre, was ich nicht sage! laß dich nicht von mir narren. Laß dich nicht durch das gesicht täuschen, das ich mache. denn ich trage tausend masken - masken, die ich fürchte abzulegen. und keine davon bin ich. so tun als ob ist eine kunst, die mir zur zweiten natur wurde. aber laß dich dadurch nicht täuschen, um gottes willen, laß dich nicht von mir narren.
ich mache den eindruck, als sei ich umgänglich, als sei alles sonnig und heiter in mir, innen wie außen, als sei mein name vertrauen und mein spiel kühle, als sei ich ein stilles wasser und als könne ich über alles bestimmen, so als brauchte ich niemanden.
aber glaub mir nicht, bitte, glaub mir nicht! mein äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist meine maske. darunter ist nichts entsprechendes. darunter bin ich, wie ich wirklich bin: verwirrt, in furcht und allein. aber ich verberge das. ich möchte nicht, dass es irgendjemand merkt. beim bloßen gedanken an meine schwächen bekomme ich panik und fürchte mich davor, mich anderen überhaupt auszusetzen. gerade deshalb erfinde ich verzweifelt masken, hinter denen ich mich verbergen kann: eine lässige, kluge fassade, die mir hilft, etwas vorzutäuschen, die mich vor dem wissenden blick sichert, der mich erkennen würde. dabei wäre dieser blick gerade meine rettung. und ich weiß es. wenn er verbunden wäre mit angenommenwerden, mit liebe. das ist das einzige, das mir die sicherheit geben würde, die ich mir selbst nicht geben kann: dass ich wirklich etwas wert bin.
aber das sage ich dir nicht. ich wage es nicht. ich habe angst davor. ich habe angst, dass dein blick nicht von annahme und liebe begleitet wird. ich fürchte, du wirst gering von mir denken und über mich lachen - und dein lachen würde mich umbringen. ich habe angst, dass ich tief drinnen in mir selbst nichts bin, nichts wert, und dass du das siehst und mich abweisen wirst.
so spiele ich mein spiel, mein verzweifeltes spiel: eine sichere fassade außen und ein zitterndes kind innen.
ich rede daher im gängigen ton oberflächlichen geschwätzes. ich erzähle dir alles, was wirklich nichts ist, und nichts von alledem, was wirklich ist, was in mir schreit; deshalb laß dich nicht täuschen von dem, was ich aus gewohnheit rede.
bitte hör sorgfältig hin und versuche zu hören, was ich nicht sage, was ich gern sagen möchte, was ich um des überlebens willen rede und was ich nicht sagen kann.
ich verabscheue versteckspiel. ehrlich! ich verabscheue dieses oberflächliche spiel, das ich da aufführe. es ist ein unechtesspiel. ich möchte wirklich echt und spontan sein können, einfach ich selbst, aber du musst mir helfen. du musst deine hand ausstrecken, selbst wenn es gerade das letzte zu sein scheint, was ich mir wünsche. nur du kannst diesen leeren, toten glanz von meinen augen nehmen. nur du kannst mich zum leben rufen. jedesmal, wenn du freundlich und sanft bist und mir mut machst, jedesmal, wenn du zu verstehen versuchst, weil du dich wirklich um mich sorgst, bekommt mein herz flügel - sehr kleine flügel, sehr brüchige schwingen, aber flügel!
dein gespür, dein mitgefühl und die kraft deines verstehens hauchen mir leben ein. ich möchte, dass du das weißt.
ich möchte, dass du weißt, wie wichtig du für mich bist, wie sehr du aus mir den menschen machen kannst, der ich wirklich bin - wenn du willst.
bitte, ich wünschte, du wolltest es. du allein kannst die wand niederreißen, hinter der ich zittere. du allein kannst mir die maske abnehmen. du allein kannst mich aus meiner schattenwelt, aus angst und unsicherheit befreien - aus meiner einsamkeit. übersieh mich nicht. bitte - bitte, übergeh mich nicht! es wird nicht leicht für dich sein. die lang andauernde überzeugung , wertlos zu sein, schafft dicke mauern. je näher du mir kommst, desto blinder schlage ich zurück. ich wehre mich gegen das, wonach ich schreie. aber man hat mir gesagt, dass liebe stärker sei als jeder schutzwall, und darin liegt meine hofnung.
bitte versuche diese mauern einzureißen, mit sicheren händen, aber mit zarten händen: ein kind ist sehr empfindsam.
wer ich bin, magst du fragen? ich bin jemand, den du sehr gut kennst. denn ich bin jedermann, den du triffst, jeder mann, jede frau, die dir begegnen."

mich würde mal interessieren, was ihr dazu sagt und ob es euch genauso geht! (mir schon...)
eagle
 

Beitragvon Bär » Mo. 28.11.2005, 12:35

Hm. Also, mir geht es nicht so, was aber nichts heißen muss...
Bär
 

Beitragvon eagle » Mo. 28.11.2005, 17:32

es interessiert mich auch nur, weil mir alle, denen ich den text bisher gezeigt oder vorgelesen habe sich darin wiedergefunden haben...
eagle
 

Beitragvon Lingenia » Mo. 28.11.2005, 18:13

Ich kannte den Text schon und ja, auch mir geht es irgendwo hin und wieder so ...
Lingenia
 

Beitragvon Herzblut » Di. 29.11.2005, 17:28

Oh ja, das kenn ich ..
Herzblut
 

Beitragvon eagle » Di. 29.11.2005, 17:59

ich weiß, hab ihn schonmal gepostet... danke für eure antworten! ich hoffe es kommen noch mehr!
eagle
 

Beitragvon usedtobe » Mo. 05.12.2005, 17:27

Also ich kannte den Text nicht und ich sitze hier vor der Flimmerkiste mit Tränen in den Augen.
Ja, mir geht es genau so.
usedtobe
 

Beitragvon tears » Do. 08.12.2005, 07:30

Zum ersten mal in meinem leben bin ich dabei, mich einem menschen so zu öffnen und liebe zuzulassen.
Ich bin voller angst, dass ich es wieder verlieren könnte und ich muss sehr mit mir kämpfen.

Gruss tears
tears
 

Beitragvon Stella-cuore » Do. 08.12.2005, 07:54

Das ist doch sehr schön für dich! ... Lass es zu und lebe es!
Wenn man liebt, hat man immer auch ein bisschen Angst! Da hilft nur Vertrauen!

Herzlich willkommen hier!

Stella
Stella-cuore
 

Beitragvon Tears » Do. 08.12.2005, 08:00

Herzlichen dank, Stella

In mir drin ist der ständige spruch meiner eltern " so jemand wie dich kann man gar nicht lieben".
Ich zog immer menschen an, die mir genau dieses gefühl gaben, unwürdig geliebt zu werden und nichts wert zu sein.

Gruss Tears
Tears
 

Beitragvon flügellos » Do. 08.12.2005, 11:18

kannst du mit ihm denn über deine ängste reden..?.....ich hatte sehr viele gespräche mit meinem jetzigen freund...mir hat es sehr geholfen...hatte immer das gefühl/die gedanken..."er kann mich gar nicht lieben...ich mache alles falsch...bin nichts wert...."....naja...weiß nicht...vieleicht hilft es...keine ahnung...ich weiß du bist wohl um einiges älter...aber naja...
flügellos
 

Beitragvon Tears » Fr. 09.12.2005, 09:24

Hallo Flügellos,

über das meiste kann ich mich offen und ohne angst äussern. Für mich ist das neu, dass ich das bei einem mann kann. Er ist auch der erste mann, bei dem ich das gefühl habe, er verstehe mich.

Was mir momentan am meisten zu schaffen macht, ist die weihnachtszeit. Wenn die nur schon vorüber wäre!
Das fest der liebe, der familien... ich halte das fast nicht aus, es tut so weh.
Was ist eine familie? Liebe der eltern? Geborgenheit, schutz, behütet werden?
Ich hätte alles darum gegeben, wenn ich das erfahren hätte.
Immer wenn ich höre, wie frauen ihre väter als liebe gute menschen beschreiben, wie sie eine gute beziehung zu ihnen haben, löst das in mir eine riesen angst aus und ich kann kaum glauben, dass es sowas wirklich gibt.

LG
Tears
Tears
 

Beitragvon Stella-cuore » Fr. 09.12.2005, 14:48

Hallo Tears,
ich kann gut verstehen was du schreibst.... ich fürchte mich auch vor der Weihnachtszeit!
"Familie" das sollte der Begriff für Gebrogenheit sein! .... Aber jedem ist das nun leider nicht gegeben.... Du schreibst, du hast eine Tochter.
Ich denke, es ist so, dass unsere Kinder die Liebe die wir für sie haben noch nicht so reflektieren können! Da fehlt dann doch oft noch etwas anderes..... Nun hast du ja einen Partner kennengelernt. ... Lass diese Beziehung in Ruhe wachsen... und das Vertrauen!
Halte dich an die Menschen, die dich lieben, und höre nicht auf die Anderen! ..... Glaube an dich und das Gute, was du selbst in dir siehst!

Liebe Grüße
Stella
Stella-cuore
 

Beitragvon Tears » Sa. 10.12.2005, 16:49

Hallo Stella,

danke für deine worte.
es tut mir gut hier zu sein, schreiben zu können, ohne angst kritisiert zu werden.
Heute morgen ging es mir recht gut und von einer minute zur anderen überkommt mich eine grosse traurigkeit. :(

Gruss Tears
Tears
 

Beitragvon Stella-cuore » Sa. 10.12.2005, 17:39

Hallo Tears,
ich kann dich gut verstehen! Mir geht es oft genauso! ... mal so, .... mal so! ... Das kann schlagartig kippen. Durch irgendein gesprochenes Wort, durch Musik die ich höre, durch ein Bild das ich sehe, oder einfach durch einen Gedanken, der mich ereilt!
Vielleicht hast du mal auf meinen Spruch im Profil geschaut?!
Es gibt Dinge, die wir nun einmal nicht ändern können. Was wir erlebt haben, oder auch dass unsere Eltern nicht das für uns sind, was wir uns wünschen würden! ..... Wir müssen es annehmen und können nur versuchen zu lernen, damit umzugehen!
Aber es gibt sicher auch Dinge, die wir ändern können!
So wie du schreibst, sieht man doch, dass viel in dir steckt! Also wirst du auch erkennen können, was du für dich ändern kannst!
Das kann sicher nur in kleinen Schritten geschehen. Auch dass du dich hier im Forum angemeldet hast, ist einer davon. Hier fühlst du dich gut, und kannst dich austauschen! Das ist doch schon was!... Erwarte nur nicht zuviel! Es ist leider nicht möglich, dass von einer Minute auf die andere alles gut wird! ..... Aber nach und nach......

Liebe Grüße
Stella
Stella-cuore
 

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