Vorsicht sehr lang^^

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Vorsicht sehr lang^^

Beitragvon Snow » So. 11.09.2016, 18:55

Jetzt wo sich schon dieses Feld öffnet, merke ich wie sich sofort eine Blockade in meinem Kopf auftut. Trotzdem ist es doch einen Versuch wert.

Hm, wo soll man anfangen. Am besten wie ich mich nun fühle. Es ist eine Art Benommenheit & doch real, fühlen & doch nicht fühlen. Ich stehe neben mir & sehe mir zu, das war eigentlich schon immer so. Nur ist es inzwischen so als wäre das nicht mehr ich. Das letzte Jahr war wie ferngesteuert, ich sah mir zu wie ich etwas tat während mein Kopf schrie "Nein, aufhören, ich will das nicht". Ich hatte gehofft das mich jemand aufhält, aber dem war nicht so. Ich war ziemlich gefangen darin etwas tun zu müssen, egal wie falsch es war, & dann weiter zu gehen, auch wenn dieses sich falsch angefühlt hat. Mit den Gedanken daran was falsch lief, warum es so lief, an die gegenwärtige Situation, Menschen & auch sehr viel Vergangenheit bin ich weiter gegangen & gegangen. Unfähig das zu ändern das sich falsch anfühlte, immer zurückblickend weiter voran.

Anfang 2015 kam es zu einer Situation, in der ich meinem Mann sagte das ich eine Beziehungspause möchte & nichts mehr für ihn fühle. Jedoch stimmte es nicht das ich nichts für ihn fühlte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir fast 6 Jahre zusammen. Er war mein erster Freund, wir waren sehr lange sehr verliebt. Hatten kaum bis garkeinen Streit die Jahre über, hatten & haben auch jetzt noch immer etwas zu reden. Wir redeten beide gerne. Wir haben einen ähnlichen Humor, sind beider maßen ähnlich emotional & feinfühlig gewesen für den anderen. Eigentlich sollte man meinen wir hätten glücklich sein sollen & auch andere sahen uns immer als ein gut harmonierendes Paar an. Nun ist die Frage wieso..

Das ist schwer zu erklären. Er ist ein gut aussehender grosser Kerl, seine Überzeugungen, Meinung & Art Menschen zu behandeln waren für mich immer sehr imponierend. Er bildet sich stets seine eigene Meinung, ist ein beschützender Mensch der alles für diejenigen tut die er liebt. Auf der anderen Seite hat er eine gepflegte "ihr könnt mich mal" Einstellung gegenüber denjenigen die er nicht leiden kann oder die ihm nichts gutes wollen. Bevor wir zusammen kamen hatte er viele Freunde, war unterwegs, war auf der anderen Seite auch ein kleiner typischer Zocker Nerd. Er ist sehr intilligent , hat zu allem etwas zu sagen & hat eine Art Menschen zu begeistern mit seiner Art.

Nachdem wir zusammen kamen verlor er nach & nach seine Freunde, zockte weniger, tat aber auch nichts anderes. Wir taten eigentlich nichts zusammen ausser sehr viel reden, fern sehn, arbeiten & sehr selten mal zu meinen Freunden zu gehen. Er schien zwar zufrieden, aber ich hatte immer das Gefühl ihn aus zu bremsen. Wenn wir uns unterhielten war das schön, aber sehr oft im Hinterkopf kam das Gefühl hoch das ich leider nicht mithalten konnte bei der Vielfalt & manchmal nicht verstand um was es genau ging. Er erklärte mir alles was ich nicht verstand. Es ist nicht so, dass ich nicht die klügste wäre, aber ich hatte eben nicht halb so viele Interessen wie er. Auf einer Weise war ich glücklich, auf der anderen sah ich zu wie er aufblühte wenn er Menschen traf die mehr seinen Interessen entsprachen, mit denen er andere Gespräche führen konnte.

Wenn er manchmal während der Ausbildung für einige Wochen weg war, blühte er auf, ernährte sich gesünder, strahlte. Unternahm Dinge mit den Leuten aus der Berufsschule & fing an Dinge tun zu wollen, einfach zu Leben.

Kam er nach Hause, war das wieder weg, zurück in den Trott. Er war zufrieden mit dem was er hatte, wünschte sich Dinge, aber tat es doch nicht.

Viele Jahre lang, habe ich versucht für ihn aus zu erreichen, hatte das Gefühl nicht gut genug zu sein. Solche Situationen taten weh, bestätigten meine Ängste.

2012 heirateten wir. Die Nacht davor sagte sein Trauzeuge im betrunkenen Zustand zu mir das ich ihn im Leben behindern würde, mehr als ein Tritt unter die Gürtellinie.. ohne jemals jemandem gesagt zu haben wie ich fühle, traf er genau ins schwarze..

Wir zogen oft um, waren nie länger als 2 Jahre in einer Wohnung. 2013 kam unser Sohn zur Welt, ein Geschenk für das wir beide immer dankbar sein werden. Er war unglücklich mit seiner Arbeit, arbeitete sehr lange, Überstunden & war immer ausgelaugt, gestresst & manchmal auch schlecht gelaunt. Ich beschloss etwas zu ändern & so zogen wir dorthin wo er seinen Blockunterricht zur Ausbildungszeit hatte.

Ich hatte die Hoffnung, das die Arbeit dort besser wäre. Dass er ein paar Leute kennenlernt & wieder raus geht, lebt, redet & strahlt. Das er gerne etwas für sich & andere tut um seine Lebensqualität, sein Zufriedensein zu verbessern. Im Hinterkopf hatte auch ich den Wunsch etwas mehr aus der Wohnung zu kommen, denn zu diesem Zeitpunkt war ich körperlich & auch seelisch sehr angeschlagen.

Die erste Zeit wurde alles schlimmer, anstatt besser. Wenn mein Sohn schlafen ging, vergrub ich mich in online Games. Dort lernte ich ein, zwei Menschen kennen mit denen ich recht bald auch sprechen konnte. Mit dem verzweifelten Gefühl versagt zu haben & nichts je ändern zu können redete ich immer weniger mit ihm. Dafür mit den Menschen im Internet.

Eines Tages kam es zu dem Tag an dem es unmöglich schien weiter zu machen. Das Bild der grossen Liebe & des "für immer zusammen sein" zerbröselte zusammen mit mir. Unfähig etwas dagegen zu tuen stand ich da, gab ihm meinen Ring & sagte ihm das ich eine Pause brauchte. In mir schrei es er solle mich aufhalten, etwas tuen, aber er tat nichts. Ein "Ok" war die Antwort.

Fast ein Jahr verging, nichts änderte sich. Tief im inneren war es mir immer klar, dass er nicht wirklich kämpfen würde, aber ich wünschte es mir.. Ein, zweimal gab er sich mühe, doch es änderte sich nichts.

Eine andere Frau würde ihn glücklich machen... mit einer anderen Frau würde er vielleicht gerne raus gehen & etwas unternehmen... mit einer anderen Frau könnte er über Dinge reden die ihn mehr interessieren, für die sich vielleicht auch interessiert... eine andere Frau bringt ihn vielleicht ganz natürlich mit ihrer Art dazu sein Leben zu leben... eine andere Frau.. mit Tränen in den Augen schlief ich ein, wachte ich wieder auf.. eine andere Frau..

Wir gingen zum Scheidungsanwalt, Wohnungen besichtigen. Seine Worte hallten wochenlang schmerzhaft in meinem Kopf "Wir sind nur noch Freunde, nicht mehr, nur noch Freunde"

Fast ein Jahr später traf ich mich mit einem der zwei Menschen aus dem Internet. Es war ein Mann, die andere Person eine Frau. Wie auch immer, ich traf mich mit ihm, meinem Mann schien das nicht zu gefallen, doch er sagte nichts. Es war ein schöner Tag, ich fühlte mich etwas befreiter, konnte sogar lachen & fühlte mich seit langem nicht mehr so hilfslos. Nach einer Weile traf ich ihn das Zweite mal, dieses mal schien es meinem Mann noch weniger zu gefallen, doch er sagte wieder nichts.

Am nächsten Morgen sass ich benommen auf meinem Bett, Tränen in den Augen. Ich hatte mit ihm geschlafen. Was keinen Sinn ergab, weil ich es nicht wollte. "Warum ist das passiert, warum hast du nicht nein gesagt".. Weinend sass ich da & erzählte es ihm. Fasslungslos begann er zu weinen. Er war sich sicher das ich ihn betrogen hatte.

Die nächsten Monate waren gemischt daraus, dass er weinte, oder wütend war. Ich hörte ihm zu, kappte den Kontakt zu den einzigen Leuten die mir halbwechs halt hätten geben können. Auf Plattformen schrieb er ich hätte ihn betrogen. Unfähig richtig zu handeln & allein gelassen stand ich da & konnte nichts tuen. Bald kamen seelische Erpressungen ins Spiel, er war verzweifelt. Er brachte mich dazu mit ihm zu schlafen. Nach einigen Monaten hatte ich es geschafft ihn zu einer Therapie zu überreden. Ich schlief nicht mehr mit ihm, er zog aus. Eines Nachts stand er vor der Tür, weindend, ich lies ihn rein. Unfähig zu sprechen, ihn an zu sehen, vollkommen schwach legte ich mich ins Bett. Er redete auf mich ein, keine Reaktion. Verzweifelt begann er mich zu küssen, an zu fassen, keine Reaktion. In meinem Kopf "bitte nicht.." . Nach einer weile schaffte ich es lauthals zu schreien. Er hörte sofort auf.

Bald darauf kam heraus das er shizophren ist. Er begann eine Therapie & bekam Medikamente. Heute scheint es ihm besser zu gehen. Wir reden normal miteinander, er arbeitet normal. Hat in seinen Kollegen gute Freunden gefunden die ihn & seine Krankheit akzeptieren. Er unternimmt viel, hat sich sogar ein paar Wünsche erfüllt. Seit neuestem ist er sehr verliebt & ich versuche mich für ihn zu freuen.

Was bleibt ist nun das Gefühl, nein das Bewusstsein darüber tatsächlich nicht genug gewesen zu sein & das egal wie, einfach niemals hätte ändern können. Mit dem Bewusstsein darüber, dass er nie verstehen wird.. wie sehr ich ihn geliebt habe

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Oh weier, das ist ja sehr lang geworden..
ehm, ich erwarte keinen Antworten, oder Tipps ect. Ich bin mit dem Thema an sich eigentlich durch & bin grade sehr erleichtert das einfach mal losgeworden zu sein^^

Grüssle
Monologe pflastern den Weg ins Grab..
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