Forderungen Stellen

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Forderungen Stellen

Beitragvon Richi » So. 14.02.2016, 16:39

Ein freundliches Hallo an alle.
Mich würde es interessieren, ob jemand schon die gleichen Erfahrungen gemacht hat?
Ich bin jemand, der sich vieles gefallen läßt. Ich habe gelernt viel zu ertragen. Im Grunde bin ich schon sehr überangepaßt. Ich versuche keinen Ärger zu machen und sage zu vielem einfach Ja, damit man mich nicht ablehnt. Doch durch die Therapie habe ich angefangen, schon mal öfters Stop zu sagen. Ich habe meine Mitmenschen beobachtet, wie sie ihren Standpunkt vertreten haben. Ich bin teilweise innerlich zusammengezuckt, wie weit sie dabei gegangen sind. Ich habe gesehen, daß ihnen dabei nichts schlimmeres passiert ist. Man ging weiterhin freundlich mit ihnen um. Bei den passenden Gelegenheiten versuche ich es auch, wenn ich den Mut dazu habe und mit der möglichen Gegenreaktion klar kommen kann. Doch bei mir läuft es teilweise ganz anders ab, als in meinen Beobachtungen. Die Menschen werden sauer und ärgerlich, als wenn ich etwas schlimmes getan hätte. Ich will doch teilweise nur zu meinem Recht kommen, doch das scheint einigen nichr zu gefallen, warum auch immer. Es fühlt sich an, als dürfte ich keine Ansprüche stellen oder haben. Manchmal muß ich aufpassen das die Situation nicht eskaliert, denn auf üble Beleidigungen habe ich natürlich keine Lust. Ich will auch nicht so schnell nachgeben, denn das mache ich doch fast immer. Frei nach dem Motto, der Klügere gibt nach.
Ich werde es weiter probieren, doch es fühlt sich oft an, wie eine verbale Ohrfiege. Ich weiß, daß ich mir nicht alles gefallen lassen muß, doch irgendetwas muß ich verkehrt machen. Ich habe manchmal angst, daß diese Menschen mich dann ablehnen und dann meiden. Die Vorstellung abgelehnt zu werden, verschlimmert meine Störung. In werde durch meine Therapeutin darin unterstüzt, doch in der realität fühlt es sich nicht gut an, wenn es schief geht.
Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Charlotte » So. 14.02.2016, 17:10

Hallo Richi!

Betrifft deine Beobachtung Menschen, die dich schon länger kennen?
Dann würde ich vermuten, dass sie von dir einfach ein nachgiebiges, unkompliziertes Verhalten gewöhnt sind und es sie schon etwas nervt, dass du dabei bist, das abzulegen. Letztendlich geht es ja jedem darum, mit möglichst wenig Aufwand das zu kriegen, was man haben will. Bisher ging das bei dir sehr gut. Jetzt nicht mehr. Das frustriert deinen Gegenüber. Und das darf es ja auch, du musst nur genug Durchhaltevermögen haben, die Phase durchzustehen, denn irgendwann werden sie sich auch daran gewöhnen.

Oder betrifft es Menschen, denen du zum ersten Mal begegnet bist?
Dann besteht die Möglichkeit, dass du deine Unsicherheit noch stark ausstrahlst und sie von deinem Gegenüber wahrgenommen wird. Denn wie ich oben schon schrieb: Letztendlich geht es jedem darum, mit möglichst wenig Aufwand das zu kriegen, was man haben will. Und wenn man merkt, dass das Gegenüber unsicher ist, versucht man natürlich auch etwas nachdrücklicher, seinen Willen durchzusetzen, denn da gibt es eine Chance, erfolgreich damit zu sein.

Ich denke, das ist ein Phänomen des Übergangs von einer Verhaltensweise zu einer neuen. Du bist dir selbst noch nicht sicher, ob es sich lohnt, für deine Bedürfnisse einzutreten, das Ganze ist neu für dich und ungewohnt, fühlt sich erstmal falsch an. Das wird sich mit der Zeit geben, wenn du selbstsicherer bist und mehr Übung darin hast, für dich einzustehen. Dann wird auch dein Gegenüber merken, dass es da keine große Aussicht auf Erfolg gibt und deine Ansagen eher respektieren. Insofern: Gib nicht auf! (:
Charlotte
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Ruby » So. 14.02.2016, 18:18

Lieber Richi,

Zu Deiner Frage, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat:
In der Tat! Ähnliche Erfahrungen, die Du hier beschrieben hast, kenne ich ebenfalls. Zum einen glaube ich, einen unheimlich ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu haben, der andere Menschen oft auf die Palme bringt oder mich sogar irgendwie spießig oder pingelig wirken lassen, zum anderen kann ich oft nicht meine Klappe halten und überwerfe mich deshalb unheimlich häufig mit anderen Menschen, weil die das jeweils ganz anders sehen. Mittlerweile sind das nun meist Ärzte, da ich ja sonst kaum mehr Kontakte zu anderen Menschen unterhalte. Manchmal halte ich aber auch einfach die Klappe und denke dabei genau das gleiche wie Du: Der Klügere gibt nach! :lol:

Lass Dich nicht zu sehr von anderen Menschen verbiegen. Wir haben ebenfalls viele positive Züge in uns. Nicht alles ist schlecht an uns. So sehe ich es.

ganz lieben Gruß
Ruby
"Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus."
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Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Richi » So. 14.02.2016, 18:51

Hallo Ruby,
danke für Deine Antwort. Also geht es nicht nur mir so. Mit anderen Menschen ist es gar nicht so leicht, obwohl man versucht, alles richtig zu machen. Aber ohne Menschen geht es auch nicht.
Natürlich mache ich weiter, weil ich auch weiß, dass es richtig ist.
PS. Habe auch Deinen anderen Beitrag gelesen. Schon hart aber auch in Ordnug. Ich lerne noch dazu. Bin überrascht, mit welcher Geschwindigkeit Du Deine Geschichte erzählst. Davor ziehe ich den Hut.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Ruby » So. 14.02.2016, 19:12

Lieber Richi

Ja, im Umgang mit anderen Menschen habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Ich glaube, das geht hier einigen so. Wir sind also schon mal nicht alleine. Das beruhigt mich irgendwie.

Zu meinem Thread, den Du hier erwähnt hast:
Es liest sich wohl ziemlich hart. Es ist bisher aber dennoch nur ein kleines Kapitel meiner Geschichte. Und wahrscheinlich auch nicht das Härteste davon. Das Tempo kommt zustande, weil ich es ganz einfach über viele Jahre angestaut habe und es nun raus aus mir muss. Wie ich merke, tut es mir enorm gut. Das Geschreibsel wird mir dabei helfen, mich so zu akzeptieren und anzunehmen, wie ich halt bin.

Lieben Gruß
Ruby
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Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Richi » So. 14.02.2016, 19:45

Hallo Charlotte,
danke für Deine Antwort. Ich habe gerade gesehen, daß meine erste Antwort zu Deinem Beitrag hier nicht aufgetaucht ist. Ich muß wohl etwas falsch gemacht haben.
Doch Du hast natürlich recht. Ich mache es einigen einfach zu leicht. Ich habe die Erfahrung sowohl mit meinen Bekannten gemacht, aber auch mit Fremden. Ich finde es dennoch nicht in Ordnung, wenn man sauer und ärgerlich wird, nur weil ich für mich etwas einfordere. Ich finde es sollte ein Geben und Nehmen sein. Ich versuche viel Rücksicht auf andere zu nehmen. Doch wenn es nur einseitig abläuft, bin ich enttäuscht. Manche Reaktionen empfinde ich halt als verbale Ohrfeige. Ich sollte etwas mehr verändern, doch ich habe auch Verlustängste. Ich habe zu viele merkwürdige Erlebnisse gehabt. Vieleicht ist es auch ein Teil meines Schicksals. Jemand der nicht viel hat, wird auch noch weiter bestraft. Mit den Menschen ist es halt nicht so einfach für mich. Ich mache trotzdem weiter.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon cats47 » Mo. 15.02.2016, 09:36

Die Verlustangst, die Überanpassung das kenne ich gut.
Nicht offen zu widersprechen, mich anzupassen, keine Meinung zu äußern
das habe ich von klein auf gelernt um
meinen Bezugsmenschen zu gefallen, um nicht verlassen zu werden.
Manchmal schaffe ich es nein zu sagen, mit ganz viel Angst vor der Reaktion,
vor der Ablehnung meiner Person die folgt.
Das es heute in meinem Leben nur noch bezahlte Kontakte gibt hat meine
Angst geringer, mich wenigstens ein bißchen mutiger gemacht.
cats47
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Richi » Mo. 15.02.2016, 21:29

Hallo, an alle interessierten.
Ich konnte damals in der Klinik einiges ausprobieren, in der Gruppentherapiestunden gab es schon häufiger Konfikte, doch mit Hilfe der anwesenden Therapeutin und einer weiteren Bezugspersonn, war es auch möglich offen die Probleme anzusprechen. Sie sorgten für die notwendige Sicherheit und das das ganze nicht außer Kontrolle gerät. Dadurch gab es auch keine Beleidigungen. Ich habe gesehen, daß viele Probleme durch fehlende Komunikation enstanden sind. Ich habe auch gelernt, daß es nicht möglich ist, die Gedanken des anderen zu erraten. Oft gab es dadurch einfach Mißverständnisse. Durch das Gespräch konnte man den anderen danach besser verstehen. Diese Übungen waren schon hilfreich.
Im wirklichen Leben läuft es manchmal ganz anders, natürlich gibt es auch positive Beispiele, doch die negativen tun halt weh. Besonders wenn man es so macht, wie man es in der Therapie gelernt hat und der Gegenüber darauf gar nicht reagiert.
Es gibt halt genug Menschen, die einem wohl diese "Schwäche" ansehen und auch zu ihren Vorteil ausnutzen.
Wenn ich meine Rolle spiele und genug Kraft habe, ist es nicht so schlimm, wenn es nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Doch in schwachen Momenten tut es halt weh und macht mich schon etwas ärgerlich.
Ich glaube sogar, wenn ein anderer sich geau so verhält, wie ich es gemacht habe, kommt er ohne Probleme zum Ziel. Man würde sich sogar bei ihm entschuldigen.
Noch schlimmer ist es, wenn die eigenen Bekannten so rücksichtslos sind, denn das tut richtig weh. Natürlich weiß ich auch, daß man im Zusammenleben auch Kompromisse eingehen muß, sonst funktioniert es nicht. Wenn man nur noch seine eigenen Wünsche durchsetzen will, ist die Krise vorprogrammiert. Doch ich kenne einige, die sich auf dieser Egoschiene bewegen. Wenn man nur wenige Kontakte hat, läßt man sich vielleicht zuviel gefallen, aus Angst vor der Einsamkeit. Ein gesunder Mittelweg wäre das Richtige. Ich habe jahrelang den Kontakt zu einigen Bekannten abgebrochen und geglaubt, es würde mir dadurch besser gehen. Keiner konnte mich mehr verletzen, also hätte es mir besser gehen müssen, doch da habe ich mich getäuscht. Ich bin die größte Gefahr für mich selber und davor kann ich nicht fliehen.
Eine Zeit lang war es in Ordnung, doch meine Störung wurde mit der Zeit schlimmer und das Gefühl der Einsamkeit wurde unerträglich. Ich habe mir eine Illusion aufgebaut und geglaubt, daß ich mich nach wie vor richtig verhalten würde. Ohne Menschen gibt es weniger Probleme. Leider mußte ich bittere Erfahrungen machen, die mir gezeigt haben, wie wichtig Menschen für mich sind. Vielleicht braucht man nicht viele, aber halt so viele, das man daran wachsen kann. Menschen, die einem nur sagen, was man hören will, helfen mir nicht weiter. Damit geht der Selbstbetrug weiter. Darum nehme ich es in Kauf, weitere Enttäuschungen zu erleben, bis es eine brauchbare Lösung für mich gibt. Sonst würde die Gefahr bei mir bestehen, daß ich mir noch mehr Gedanken über mein Ende mache. Ich hoffe für mich, daß ich dafür genügend Energie haben werde. Die Unterstützung meiner Therapeutin habe ich dabei, denn auch sie wird es nicht immer geben, also muß ich jetzt aktiv werden, bevor es zu spät ist. Noch kann sie mir dabei helfen und mich wieder aufbauen, wenn es wieder schief gegangen ist.
Noch bin ich nicht so alt, daß ich schon aufgeben muß. Also drücke ich mir selber die Daumen und mache mir jeden Tag wieder Mut. Was habe ich schon zu verlieren? Vielleicht muß ich mich auch von der Vorstellung einer normalen Beziehung verabschieden. Ich möchte nicht nur Forderungen stellen, denn wenn es gut läuft, dann bin ich auch gerne bereit, Forderungen von anderen zu erfüllen. Selbst in meiner Therapie habe ich eine Art Vertrag abgeschlossen, durch den ich meine Selbstzerstörung bisher verhindern konnte.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Morgan » Di. 16.02.2016, 11:36

Hallo, an alle interessierten.
Hallo Richi,

Ich konnte damals in der Klinik einiges ausprobieren, in der Gruppentherapiestunden gab es schon häufiger Konfikte, doch mit Hilfe der anwesenden Therapeutin und einer weiteren Bezugspersonn, war es auch möglich offen die Probleme anzusprechen. Sie sorgten für die notwendige Sicherheit und das das ganze nicht außer Kontrolle gerät. Dadurch gab es auch keine Beleidigungen.
Wenn dies in der Welt auch so wäre, wäre alles leichter.
Ich habe gesehen, daß viele Probleme durch fehlende Komunikation enstanden sind. Ich habe auch gelernt, daß es nicht möglich ist, die Gedanken des anderen zu erraten. Oft gab es dadurch einfach Mißverständnisse. Durch das Gespräch konnte man den anderen danach besser verstehen. Diese Übungen waren schon hilfreich.
Ja, die meisten Probleme entstehen durch fehlende Kommunikation und weil man in den Anderen etwas hineininterpertiert, ohne ihn konkret zu fragen. Dies betrifft auch Worte, man spricht zwar das gleiche Wort, doch jeder versteht darunter etwas anderes. So gilt es oftmals erst das Wort zu definieren, um den anderen fragen zu können, was er mit seiner Aussage meinte. Auch ist die Basis jeder Kommunikation einen anderen verstehen zu wollen und gegebenenfalls so lange nachzufragen bis es verstanden wurde. Das kann anstrengend sein und die meisten wollen sich nicht anstrengen bzw. wollen den Anderen nicht verstehen, sondern das von ihm denken, was sie denken wollen, ihn in eine Schublade stecken, damit dieser Mensch eingeordnet ist und wehe, der versucht aus dieser Schublade wieder raus zu kommen.
Im wirklichen Leben läuft es manchmal ganz anders, natürlich gibt es auch positive Beispiele, doch die negativen tun halt weh. Besonders wenn man es so macht, wie man es in der Therapie gelernt hat und der Gegenüber darauf gar nicht reagiert.
Vermutlich ein Fall von, er will einem nicht verstehen.
Es gibt halt genug Menschen, die einem wohl diese "Schwäche" ansehen und auch zu ihren Vorteil ausnutzen.
Ja, sie wissen instinktiv, daß man schwächer ist wie sie und dies demonstrieren sie auch, damit man auch der Schwächere bleibt.
Wenn ich meine Rolle spiele und genug Kraft habe, ist es nicht so schlimm, wenn es nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe. Doch in schwachen Momenten tut es halt weh und macht mich schon etwas ärgerlich.
Ja, es tut sehr weh, weil man alles so gemacht hat, wie es richtig ist und es trotzdem immer noch Menschen gibt, die auf einem rumhaken, damit sie sich gut fühlen können.
Ich glaube sogar, wenn ein anderer sich geau so verhält, wie ich es gemacht habe, kommt er ohne Probleme zum Ziel. Man würde sich sogar bei ihm entschuldigen.
Ja, sehe ich auch so.
Noch schlimmer ist es, wenn die eigenen Bekannten so rücksichtslos sind, denn das tut richtig weh.
Sagst Du es ihnen? Wenn nein, woher sollen sie wissen, daß sie Dir weh getan haben? Keiner kennt die Gefühle und Gedanken des Anderen, oder? Irgendwann Ende letzten Jahres, habe ich bei den Menschen, die mir auch wichtig sind (z.B. meine Arbeitskollegen) begonnen, diesen mitzuteilen, daß sie mir weh getan haben, meistens stelle ich dies fest, wenn die Situation rum ist, in der Situation bekomme ich dies noch nicht mit. Dann bin ich noch mal hin und habe dies dem Kollegen gesagt und die haben alle super reagiert. Hier im Forum lebe ich dies meistens nicht, weil es hier Menschen gibt, die mich nicht verstehen wollen oder sich ihr Urteil über mich schon gebildet haben. Wobei dies auch nur eine Vermutung von mir ist, doch wenn ich dann mal einen Versuch per PN wage, will derjenige es nicht klären. Und mit Sicherheit ist es auch umgekehrt, ich habe durch meine Worte hier Menschen verletzt, was gar nicht in meiner Absicht lag und dennoch geschah, weil wir hier weder die Mimik, noch die Gestik, noch die Stimme zum Ausdruck bringen können und keiner des anderen Hintergrundgeschichte genau kennt und damit Worte schneller verletzend sind, als wenn man sich live begegnet. Allen hier, die ich auf irgendeine Weise unbeabsichtigt verletzt habe, es tut mir leid, bitte entschuldigt und vergebt mir, wenn ihr könnt. Ich tat mein Bestes und wollte Euch bestimmt nicht verletzen. Bitte, sag es mir doch, wenn ich Dich verletzt habe und womit, damit wir dies klären. Auf der anderen Seite gibt es hier im Forum auch Menschen, die Konflikte mit mir bis zum Ende geklärt haben und die haben meinen Respekt und auch Menschen, denen ich sagen will, daß sie mich verletzt haben, wobei ich bei diesen weiß, sie taten es nicht mit Absicht. Und so gibt es in jeder Gruppe solche und solche Menschen. Es muß mich nicht jeder verstehen wollen und ich habe hier gelernt, daß ich auch nicht jeden verstehen muß. Sollen sie doch von mir denken, was sie wollen, was kümmert es mich. Manchesmal tut ein wenig Rutsch-mir-doch-den-Buckel-runter-Mentalität der Seele sehr gut und außerdem: Allen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann.
Natürlich weiß ich auch, daß man im Zusammenleben auch Kompromisse eingehen muß, sonst funktioniert es nicht. Wenn man nur noch seine eigenen Wünsche durchsetzen will, ist die Krise vorprogrammiert. Doch ich kenne einige, die sich auf dieser Egoschiene bewegen. Wenn man nur wenige Kontakte hat, läßt man sich vielleicht zuviel gefallen, aus Angst vor der Einsamkeit.
Hmm, vielleicht könnte man es so sehen, es gibt in dieser Welt Tyrannen und Sklaven, um es mal ganz platt und krass auszudrücken oder Egoisten und Selbstlose, natürlich gibt es auch noch etwas dazwischen, Menschen, die beides können und zur rechten Zeit am richtigen Ort das richtige tun bzw. sagen. Die, die sich durchsetzen und die, die sich anpassen. Zu wenig werden in unserer Gesellschaft die Tyrannen in ihre Grenzen gewiesen und das erlebt jeder von uns jeden Tag. Da packe ich mich an meiner eigenen Nase. Ich wäge immer ab, ob ich gerade kräftemäßig und zeitmäßig dazu in der Lage bin oder ob diese Grenzziehung mir etwas bringt. Und da genau liegt vielleicht schon der faule Kompromiss, vielleicht sollte ich immer meine Grenze klar machen, wenn jemand diese überschritten hat. Hmm, darüber habe ich nachzusinnen...
Ein gesunder Mittelweg wäre das Richtige. Ich habe jahrelang den Kontakt zu einigen Bekannten abgebrochen und geglaubt, es würde mir dadurch besser gehen. Keiner konnte mich mehr verletzen, also hätte es mir besser gehen müssen, doch da habe ich mich getäuscht. Ich bin die größte Gefahr für mich selber und davor kann ich nicht fliehen.
Ja, keiner kann vor sich fliehen, daß hast Du schön beschrieben.
Eine Zeit lang war es in Ordnung, doch meine Störung wurde mit der Zeit schlimmer und das Gefühl der Einsamkeit wurde unerträglich. Ich habe mir eine Illusion aufgebaut und geglaubt, daß ich mich nach wie vor richtig verhalten würde. Ohne Menschen gibt es weniger Probleme. Leider mußte ich bittere Erfahrungen machen, die mir gezeigt haben, wie wichtig Menschen für mich sind. Vielleicht braucht man nicht viele, aber halt so viele, das man daran wachsen kann.
Ja, wir brauchen genug andere Menschen, um uns in ihnen spiegeln zu können, um uns reflektieren zu können, damit wir wachsen und ohne Menschen geht dies kaum.
Menschen, die einem nur sagen, was man hören will, helfen mir nicht weiter. Damit geht der Selbstbetrug weiter.
Genau.
Darum nehme ich es in Kauf, weitere Enttäuschungen zu erleben, bis es eine brauchbare Lösung für mich gibt. Sonst würde die Gefahr bei mir bestehen, daß ich mir noch mehr Gedanken über mein Ende mache. Ich hoffe für mich, daß ich dafür genügend Energie haben werde.
Das wünsche ich Dir, daß Du genug Kraft dafür haben wirst und das wünsche ich uns allen.
Die Unterstützung meiner Therapeutin habe ich dabei, denn auch sie wird es nicht immer geben, also muß ich jetzt aktiv werden, bevor es zu spät ist. Noch kann sie mir dabei helfen und mich wieder aufbauen, wenn es wieder schief gegangen ist.
Noch bin ich nicht so alt, daß ich schon aufgeben muß. Also drücke ich mir selber die Daumen und mache mir jeden Tag wieder Mut. Was habe ich schon zu verlieren? Vielleicht muß ich mich auch von der Vorstellung einer normalen Beziehung verabschieden. Ich möchte nicht nur Forderungen stellen, denn wenn es gut läuft, dann bin ich auch gerne bereit, Forderungen von anderen zu erfüllen. Selbst in meiner Therapie habe ich eine Art Vertrag abgeschlossen, durch den ich meine Selbstzerstörung bisher verhindern konnte.
Deine Schlußworte gefallen mir sehr, Richi, und ich danke Dir dafür, daß Du Deine Gedanken mit mir geteilt hast, so das ich durch Dich erneut über dieses Thema nachdenken konnte und kann und mich vielleicht zu einer anderen Entscheidung als die bisher getroffene durchringe, denn der Schmerz der Verletzung ist immer noch da, wie ich gerade spüre. Ich brauche noch ein wenig Zeit, um die nötige Kraft und Zeit dafür zu haben. Da ich an verschiedenen Fronten kämpfe, habe ich damit zu haushalten. DANKE!!!
Viele Grüße von Richi
Dir auch viele Grüße Margit
Morgan
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Richi » Di. 16.02.2016, 20:26

Hallo Morgan,
ich bedanke mich für Deine Rückmeldung. Es ist interessant Deine Wote zu lesen. Über einige Deiner Worte muß ich noch etwas nachdenken. Es ist wohl schon zu lange her, daß sich jemand die Mühe macht hat, sich mit meinen Gedanken auseinander zu setzen. Oft genug blieb ich in der Vergangenheit ungehört oder man wollte mich nicht verstehen. Also war es schon ein Erfolg für mich, sich in diesem Forum angemeldet zu haben. Vielleicht sollte es so sein und es ist jetzt der richtige Zeitpunkt für mich da gewesen.
Durch Deine genauen Erklärungen und Deine eigenen Erkenntnisse kann ich meine Gedanken noch einmal überprüfen und sie evtl. in eine andere Richtung lenken. Ich habe festgestellt, daß es sich lohnt, wenn ich mich damit noch einmal beschäftige. Es tut gut, nicht nur immer sein eigenes Echo zu hören.
Danke Morgan für Deine Mühe.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Richi » Do. 18.02.2016, 07:54

Ein freundliches Hallo an alle interessierten.
Viele merkwürdige Erlebnisse habe ich machen müssen, obwohl ich mich genau unter Kontrolle hatte.
Ich habe mich mehrmals überprüft und bin mir ziehmlich sicher, daß ich mich richtig verhalten habe. Doch ich muß irgend etwas ausstrahlen, wodurch andere Menschen meinen, sie dürfen mich verletzen. Vieleicht strahle ich meine Unsicherheit aus oder eine Form der schwäche, obwohl ich meine Rolle gut geübt habe.
Aber es ist halt wie im normalen Leben, da scheine ich mir auch nur die "falschen" Menschen auszusuchen, als wenn ich es brauchen würde, weitere negative Erfahrungen zu machen.
Wie ich davon los komme, weiß ich noch nicht.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Forderungen Stellen

Beitragvon Morgan » Fr. 19.02.2016, 22:55

Hallo Richi,

hmm, dazu kann ich nichts sagen, weil ich Dich noch nicht gut genug kenne.

Doch ich behalte Deine Frage im Interkopf und vielleicht findet uns eines Tages eine Antwort.

HG Morgan
Morgan
 


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