Diagnosen & Beziehungen

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon slot108 » So. 18.10.2015, 08:28

das mag jetzt etwas konfus erscheinen, aber egal.

da hatte ich letztens einen Gedanken.
Traumaleute mit "toller" Prägung suchen sich ihrer Prägung entsprechend Partner.
die mit der Opferrolle suchen sich die, mit der Täterrolle und Umgekehrt. (wobei ich Opfer/Täter nicht wortwörtlich meine, sondern die Begriffe nur überzogen gewählt habe, einfach um zu verdeutlichen.)
nehmen wir jetz mal nen Borderliner und nen Beziehungsphobischen.
beide haben ihre Trigger. der Borderliner bei zB doppelmoralischem Verhalten und der Beziehungsphobische bei zu viel Nähe. Bordi sucht Nähe, triggert damit Phobi, Phobi geht als Furie auf Abstand und triggert damit Bordi, weswegen Bordi den Abstand noch vergrößert.
dann sitzen bei später bei ihrem Peuten und leiden den voll, mit "is mir wieder passiert, da warn trigger und dann konnt ich nich anders und hab mich voll kagge benommen"

ich frag mich, ob man so echt Diagnosen stellen kann. isn Borderliner wirklich Borderliner, weil er auf Indikatoren von zB Doppelmoral mit Diskussion, Streit, Abstand, ritzen reagiert, weil er/sie das von früher nur zu gut kennt?

letztens las ich mal wieder über Borderliner und da stand, dass die ja auch in Beziehungen dieses übermäßige lieben und hassen haben. und ich dachte daran, dass Traumaleute eh richtig übel froh sind, wenn die mal lieben können und genauso extrem "unfroh", wenn sie mit Punkten ihres Traumas getriggert werden.
und bei vielen fand das Trauma in der prägenden Kindheit statt. und die suchen sich dann Partner ihrer Prägung entsprechend, als Leute, die sie triggern werden.
wenn aber der ja eigentlich wirklich triggernde Partner bei der Diagnose als nicht triggernder, respektive durchschnittlich "normaler" Partner gesehen wurde, hinkt die Diagnose auf einem Bein.
(aber der Peut hat dennoch ne Einnahmequelle. ohne Kranke kein Geld.)

wenn ich mir mein Leben anguck, dann kann man das so sehen, dass ich borderline-mäßig meine Beziehungen immer schön unterbewusst vor die Wand manipulier. oder man kann es so sehen, dass ich meiner Prägung entsprechend immer Partner suche, mit denen es nie und nimmer funktionieren kann, weil meine Prägung diesbezüglich fürn Allerwertesten ist.
beide Sichtweisen habe ihre Berechtigung und sind nicht unbedingt falsch.
sie schließen sich nicht gegenseitig aus und sind auch nicht voneinander abhängig.

es ist zumindest eine denkbare Möglichkeit.

weiß nich, ob das hier eher falsch ist.
oder es sich lohnt den Gedanken zu vertiefen ...
slot108
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon MajorSamCater » So. 18.10.2015, 10:07

Hallo Slot,

ich habe gerade Schwierigkeiten deinem Gedankengang zu folgen bzw. auf was du hinaus willst.

Falls es um Diagnosen geht...ein Arzt wird sicher nicht von Beziehungsproblemen auf eine Diagnosen schließen. Jemand der nicht in einer Beziehung ist qird ja auch diagnostiziert.

Und "Traumaleute" mit "toller Prägung", äh hä?

Ich denke unsere Partnerwahl treffen wir nicht nur wegen unserer Krankheit. Sondern auch durch Charaktereigenschaft, die sicherlich nicht alle krankhaft sind.

???

Sammy
MajorSamCater
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon slot108 » So. 18.10.2015, 10:42

[quote="MajorSamCater"...
Ich denke unsere Partnerwahl treffen wir nicht nur wegen unserer Krankheit. Sondern auch durch Charaktereigenschaft, die sicherlich nicht alle krankhaft sind. ...[/quote]
das hab ich so nicht gemeint.

wir treffen unsere Partnerwahl, weil wir diverse Sachen an ihr/ihm dermaßen attraktiv finden, dass wir uns verschießen. was uns anspricht, suchen wir uns aber nicht bewusst aus. was uns anzieht oder abstößt ist keine bewusste Entscheidung, sondern ein unbewusste Reaktion, die unser Unterbwusstsein auf Grundlage unserer Vergangenheit trifft. hatten wir in dieser dafür prägenden Zeit Eltern, von denen Liebe gebraucht hätten, aber sie nich bekamen, denkt unser Unterbewusstsein (aufgrund fehlender anderer Erfahrung), dass solche Typen für uns bombenmäßig attraktiv sind. sind aber weiter in dem Muster gefangen, uns nach Liebe abzustrampeln.
was uns natürlich immer noch nicht gut tut, dieses ergebnislose Abstrampeln und wir aufgrund unseres jahrelangen Abstrampelns immer krassere Symptome zeigen.

irgendwann rennen wir wegen der Symptome und unserer Depris zum Peuten, erzählen dem alles und der sagt uns dann zB, wir wären Borderliner, weil wir volldie Symptome dafür zeigen, wozu auch dieses verkaggte Beziehungsmuster gehört, das uns immer wieder passiert.

aufgrund unserer frühen Prägung konnten wir aber gar nicht anders, als uns in Leute zu verlieben, die selber beziehungsunfähig sind. war also von vornherein klar, dass wir uns genau den Frust fangen, unter dem wir eh schon Jahre lang leiden.
unser Peut kennt aber nur uns, weiß nicht (wir ja vielleicht auch nicht), dass alle unsere Partner selber dem Muster entsprechen, nur halt als Gegenpart. auf diesem Halbwissen stellt er dann zB auch wegen unserem Beziehungsmuster die Diagnose Borderliner und wir ziehen uns auch diesen Beziehungsschuh an und meinen wir wären an allem Schuld, weil Borderliner in ihren Beziehungen ja voll heftig abgehen. womit wir uns dann die 50% unserer verflossenen, selber beziehungsunfähigen Partner anziehen.
was aber halt einfach nur die halbe Wahrheit ist.

verständlicher?
slot108
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon ViJo » So. 18.10.2015, 10:57

Hi Slot,
nun bin ich auch über deine Zeilen "gestolpert" .
Zum Thema "Therapeut hat dennoch eine Einnahmequelle, denn ohne Kranke kein Geld".

Es ist doch so, dass der Klient den Therapeuten aufsucht, aufgrund seines Leidensdruckes. Eine Person geht doch nicht zum Therapeuten, weil im irgendjemand eine Diagnose aufs Auge gedrückt hat.

Und ich kenne Leute, die nicht psyisch erkrankt sind, dennoch in ihrer Partnerschaft oder in ihrer Familie Probleme haben, die sie nicht selber lösen können und sich an einen Therapeuten wenden. Und ein fähiger Therapeut sich dann auch keine Diagnose zusammenbastelt, die die Krankenkassen einfordern, sondern dann auch schreibt "Beziehungskonflikte".

In einem gebe ich dir recht, es wird viel zu voreilig mit solchen Diagnosebegriffen um sich geworfen.
Nicht jeder, der emotional instabil ist und sich selbst verletzt ist Borderliner oder Beziehungsunfähig.
Zuletzt geändert von ViJo am So. 18.10.2015, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.
ViJo
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon MajorSamCater » So. 18.10.2015, 10:59

Sorry...nochmal:

Wie behandelt der "Peut" dann Singles???

Ausserdem stellt der Therapeut normalerweise keine Diagnose...ursprünglich macht das der Psychiater und bei dem kommst du gar nicht dazu von der Beziehung zu sprechen, wie auch...?

Im Übrig spielt es für mich keine Rolle wie die Krankheit nach irgendeinem Katalog benannt wird. Man leidet und wohl so sehr, dass man Hilfe braucht.

Stellst du deine Diagnose in Frage, oder wie?
MajorSamCater
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon slot108 » So. 18.10.2015, 11:14

vor nem halben Jahr hab ich so ein Buch über beziehungsphobie gelesen. von ner Psychlogin mit 25 Jahren Berufserfahrung.
warn gutes Buch. ein absoluter Augenöffner.
die Dame schreibt dort, dass sie schätzt, dass ca. 25% aller menschen beziehungsphobisch sind.
wenn das 25% sind und es ja noch zig andere psychische "Krankheiten" gibt, wie viel % haben dann beziehungsmäßig keine Meise? 10?

mir hat mein Peut mal gesagt, ich soll mich Leuten distanzieren, die mir nicht gut tun.
das trifft im Endeffekt auf so fast jede meiner Ex zu.
wovon mich 2 als Borderliner betitelt haben.
mein Peut meint, ich hätte Borderlinetendenzen, die hervor treten, wenn ich stark mit doppelmoralischem, psychotischem Verhalten konfrontiert werde. was besonders prekär in Beziehungen ist, denn da steck ich dann ja irgendwie drin.

ich versteh das so, dass meine BL-Tendenzen von einem bestimmten Verhalten mir gegenüber ausgelöst wird, bzw. wenn dadurch mein Faß zum Überlaufen gebracht wird.

ich finde solche Diagnosen bringen einen ganz leicht dazu, sich auch Schuhe anzuziehen, die eigentlich anderen gehören.
und wenn man eh schon richtig übel down ist, und dann noch die Schuhe anderer meint tragen zu müssen, kann das schon mal zu viel sein.
slot108
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon ViJo » So. 18.10.2015, 11:52

wenn das 25% sind und es ja noch zig andere psychische "Krankheiten" gibt, wie viel % haben dann beziehungsmäßig keine Meise? 10?


wobei ich bei diesen % -Angaben skeptisch gegenüber stehe, eben aus dem von mir betreits genannten Grund :arrow: (viel zu leichtfertig wird mit Diagnosestellung umgegangen) .
Und, ich kenne niemanden, der/die keine "Meise" hat. :wink: Mich einbezogen.
Es ist aber ein riesen Unterschied psychisch krank zu sein, oder seine kleinen Macken und Eigenheiten zu haben. Frei von Prägung in seiner Erziehung, ist keiner.
Zuletzt geändert von ViJo am So. 18.10.2015, 11:54, insgesamt 2-mal geändert.
ViJo
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon Charlotte » So. 18.10.2015, 11:53

MajorSamCater hat geschrieben:Ausserdem stellt der Therapeut normalerweise keine Diagnose...ursprünglich macht das der Psychiater und bei dem kommst du gar nicht dazu von der Beziehung zu sprechen, wie auch...?

Das stimmt nicht. Meine Diagnosen hab ich alle vom Therapeuten bekommen und nicht vom Psychiater, der auch eigentlich mein Neurologe ist und mich nur gelegentlich psychiatrisch mitbehandelt. Und seitdem ich keine ADs mehr nehme, hat er mich gar nicht mehr als Psychiater mitbehandelt.
Für viele Diagnosen muss man sich ja auch in einem Maße öffnen, das bei Psychiatern gar nicht möglich ist, weil die Zeit für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses fehlt. Insofern ist es schon sinnvoll, dass die Therapeuten die Diagnosen stellen, sie brauchen die ja auch für ihre Abrechnung.
Charlotte
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon Lavendel » So. 18.10.2015, 12:14

Hallo slot,
ich bin mal ganz ehrlich, hoffe, ich trete dir nicht auf die Füße, weder auf die mit den eigenen Schuhen, noch auf die mit denen von jemand anderem...

Ich habe auch lange den Fehler gemacht und alles was in Büchern (von Therapeuten und sonstigen Fachautoritäten) steht unreflektiert übernommen.
Fakt ist, dass das nicht geht. Es ist wichtig bei Fachliteratur (und nicht nur da) das was da steht, mit eigenen Erfahrung zu vergleichen, abzugleichen und nicht einfach alles zu übernehmen.
Bei mir kommt in der Regel dann raus, dass zwar Teile dessen, was diese völlig fremde Person, die mich auch nicht persönlich kennt, schreibt, auf mich zutreffen. Aber viel eben auch nicht.
Therapeuten, Doktoren, Professoren,etc. sind trotz allem Fachwissen immer noch Menschen und sind somit nicht allwissend.

Und gerade wenn man seiner selbst unsicher ist, neigt man dazu, sich total mit den Geschichten und den Personen in dem Buch zu identifizieren, obwohl viel vielleicht gar nix mit einem selbst zu tun, bei genauerem (selbst-)reflektieren.

Aus meinem eigenen Leben:

Ich habe auch u.a. die Diagnose Borderline, verletze mich aber so gut wie gar nicht selbst (d.h. einmal alle paar Jahre), erfülle allerdings andere der -ich glaube es waren neun- Kriterien.

Mein Freund hat eine selbstunsichere Persönlichkeitsstörung, ist introvertiert, manchmal steht sogar die Vermutung Autismus im Raum.

Wir funktionieren als Team ideal, obwohl vermutlich jeder Therapeut, der uns nicht kennt, bei der Kombi die Hände überm Kopf zusammenschlagen würde.

Wir haben unsere Schwächen und Stärken, die sich aber gut gegenseitig ausgleichen.
Von ihm lerne ich Ruhe und er geht etwas mehr aus sich heraus, nur so als Beispiel. Uns liegt beiden viel an der Beziehung, also arbeiten wir an uns selbst und an den Punkten, an denen es hakt, haben aber eben auch mehr Verständnis füreinander, weil wir ja beide Betroffene sind.

Doch es ist eigentlich ziemlich schön, soviel von einem anderen Menschen zu lernen und trotz und sogar ein bißchen wegen Erkrankung (oder freundlicher ausgedrückt unserem "Anderssein") tun wir uns eben gegenseitig gut.

Deswegen würde ich mich bei Beziehungskonflikten oder schwierigen Beziehungen nicht sosehr an Diagnosen klammern, sondern versuchen den Knackpunkt rauszufinden und an mir selber arbeiten.
Das darf man dann auch vom Partner erwarten und wenn der nicht dazu bereit ist, ist es weder Liebe (bzw. nur einseitige), noch sinnvoll in dieser Beziehung zu bleiben.
Man sollte auch nicht nur vom andern erwarten sich für einen zu ändern, umgekehrt genauso(!), sondern eben Konflikte an-und aussprechen und gucken, ob es dann gemeinsam anders-und weitergeht.

Also ich hoffe es ist jetzt irgendwie rübergekommen, was ich sagen will. Nämlich dass es immer an beiden liegt, wenn es funktioniert, oder eben auch nicht funktioniert. Betroffen hin, gesund her.

Und das lernt man auch mehr aus Erfahrung (und dazu gehören auch ganz unbedingt viele Fehler-ohne lernt und entwickelt man sich nicht), als aus Büchern. Die können nur Anregungen zum selber-, weiter- und manchmal umdenken geben.

Liebe Sonntagsgrüße
Lavendel
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Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon ViJo » So. 18.10.2015, 12:25

Was du, Lavendel, geschrieben hast, möchte ich komlett unterstreichen.
Es ist auch meine Erfahrung in meiner langsjährigen, wunderbaren Partnerbeziehung und Freundschaften.

@Draemer, ich finde es gut, dass du dieses Thema geöffnet hast. :okay:
ViJo
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon MajorSamCater » So. 18.10.2015, 12:31

@Charlotte: ich bin total verwundert. Mein Thera hat mir gesagt, dass er keine Diagnosen stellt, obwohl er auch Psychologe ist. Manchmal versteh ich den Kuddel-Muddel nicht.
MajorSamCater
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon slot108 » So. 18.10.2015, 12:33

@Lavendel: +1

@Lebensringe: ey! Ich hab das Thema eröffnet. meine Lorbeeren! :D
slot108
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon ViJo » So. 18.10.2015, 12:37

oh, ja klar gerne doch ( Lorbären rüberschieb). :D
Habe mich wiedereinmal als kleiner Trottel geoutet und Namen verwechselt. :coolguy:
Ne nicht die Bären mit Fell, ich meine natürlich "Beeren" :oops: Sorry.
Heute mal schnell weg. :mrgreen: :wink:
ViJo
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon slot108 » So. 18.10.2015, 12:44

:D
slot108
 

Re: Diagnosen & Beziehungen

Beitragvon Charlotte » So. 18.10.2015, 14:59

@ Sammy: Vielleicht handhabt das auch jeder Therapeut anders. Es gibt vielleicht welche, die lieber eng mit einem Psychiater zusammenarbeiten und die Diagnosestellung ihm überlassen, so dass sie dass dann nur überehmen, während andere das gerne selbst tun, sich quasi ihre eigene Meinung bilden und diese auch vertreten.
Aber so wie du nicht wusstest, dass Therapeuten durchaus auch Diagnosen stellen, wusste ich nicht, dass es welche gibt, die das nicht tun. ;)
Charlotte
 

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