Störung: Helfer-Syndrom

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Beitragvon -ce- » Sa. 19.11.2005, 20:12

@ bär

Das habe ich gerade heute noch gebraucht ... !

Siehst du das Problem?


Nee, erklär mal!
-ce-
 

Beitragvon L. » Sa. 19.11.2005, 21:11

na ist doch einfach: jeder stimmt zu, dass es mehr hilfsbereitschaft in der gesellschaft bräuchte, aber handelt dann auch jeder?

oder: worte sind noch lange keine taten...
L.
 

Beitragvon Lingenia » Sa. 19.11.2005, 21:38

L. hat geschrieben:na ist doch einfach: jeder stimmt zu, dass es mehr hilfsbereitschaft in der gesellschaft bräuchte, aber handelt dann auch jeder?


war das jetzt eine frage an uns???

Ich handle ...
Lingenia
 

Beitragvon Stella-cuore » Di. 22.11.2005, 13:43

Es ist sicherlich richtig, dass unsere Welt ohne HILFSBEREITSCHAFT noch viel ärmer wäre, als sie ohnehin schon ist.
Aber beim Helfersydrom geht es um eine übertriebene, "krankhafte" und für den Betroffenen schädliche Hilfe!
Gruß
Stella


» Thesen von Wolfgang Schmidbauer:
Der Helfer versucht seine eigenen Schwächen und Probleme dadurch zu relativieren, indem er sich mit Menschen beschäftigt, denen es noch schlechter geht.
Der Helfer ist nicht ernsthaft daran interessiert, daß seine Hilfe fruchtet, da er sonst die Möglichkeit verliert, seine Probleme zu relativieren.

» Die Merkmale des Helfersyndrom-Helfers:
H. sind kontaktscheu, schwach ängstlich und hilfsbedürftig - was sie allerdings verleugnen
scheinbare Stärke und Sicherheit bekommt der Helfer von Schwächeren, die sich an ihn wenden
H. helfen manchmal gegen den Willen einer Person
sie können Hilfe von außen nicht annehmen - sie denken sie sind die Einzigen die sich und anderen helfen können
sie helfen bis zur völligen Selbstaufgabe
eigenes ICH wird völlig ignoriert
Viele Menschen "flüchten" sich in helfende Berufe, um sich selbst ihre Abhängigkeit von Anderen nicht eingestehen zu müssen.
Pflegedienstleitungen sind stärker vom Helfersyndrom betroffen als andere Pflegepersonen
Partnerschaftliche Beziehungen der H. scheitern an Angst vor wirklicher Nähe
Der Helfer bekommt von den Hilfesuchenden Dankbarkeit. Anderen zu helfen wird dadurch für den Helfer zur Sucht, zu einer Art Droge
H. kann Wünsche nur indirekt äußern (z. B. durch Sucht, Suizid o. psychosomatische Krankheiten um Zuwendung und Hilfe zu erlangen)
in der Persönlichkeitsentwicklung des Helfers liegen massive Störungen vor
helfen hat oft wenig mit Interesse am anderen Menschen zu tun, sondern mit Intersse an sich selber
Frauen mit Helfersyndrom wirken oft unweiblich (nüchtern, willensstark, wenig gefühlsbezogen)
Männer mit Helfersyndrom wirken dagegen unmännlich (weich, passiv, in sexueller Hinsicht abwartend)
Folgen können Depressionen, Drogenmißbrauch, psychosomatische Leiden, Erholungsunfähigkeit, Herzinfarkt, Burnout und Suizid sein
» Die Konfliktbereiche des Helfers:
Diese Konfliktbereiche lassen erahnen daß Störungen in Persönlichkeitsentwicklung eines Helfers massive Auswirkungen auf Klienten, Berufskollegen und auf sein privates Leben haben können
1. Das abgelehnte Kind
oft werden Kinder schon daraufhin erzogen das Helfersyndrom zu entwickeln
wenn Eltern zu ihren Kindern sagen: "Mami hat solche Kopfschmerzen, weil Du böse warst." oder "Du hast mein Leben zerstört, wenn Du nicht da wärst, dann ginge es mir viel besser."
dadurch entsteht im Kind Haß
da es von Eltern abhängig ist, lernt es gehorsam und freundlich zu sein
je öfter sich solche Szenen wiederholen, desto mehr wird sich Kind für Wohlergehen der Eltern verantwortlich fühlen
das setzt sich im Unterbewußtsein fest: "Ich bin schuld, wenn es anderen schlecht geht."
2. Die Identifizierung mit dem elterlichen Über-Ich
Kind identifiziert sich an den elterlichen Idealen
Selbstbewußtsein ist dadurch nicht sonderlich ausgeprägt
emotionales und spontanes Verhalten wird oft nicht mehr gezeigt
3. Die verborgene narzißtische (Narzissmus = in sich selbst verliebt sein) Bedürftigkeit
Helfer möchte für sein Verhalten geliebt werden gelingt nur sehr oberflächlich
wenn Streben nach Liebe ohne großen Erfolg bleibt bleiben Bedürfnisse im Verborgenen
4. Vermeidung von Beziehungen zu Nicht-Hilfsbedürftigen
Beziehungen zu Nicht-Hilfsbedürftigen werden oft als lästig und störend empfunden
H. suchen sich meist schwächeren und hilfsbedürftigen Lebenspartner
Gegenseitigkeit und Intimität werden gemieden
5. Indirekte Aggression gegen Nicht-Hilfsbedürftige
es entwickelt sich eine Abwehrspannung gegenüber sozialen Beziehungen, diese äußern sich meist in indirekt vorgetragener Aggression
Aggressionen werden nicht offen gezeigt
Stella-cuore
 

Beitragvon Stella-cuore » So. 18.12.2005, 21:39

Betreff: Psychoteror

Ich finde, dass zumindest in meinem Fall, den ich erlebte, diese Beschreibungen mit denen zum Helfersyndrom ineinandergreifen!

Stella

Psychogram eines Täters

1. Täter-Opfer-Bindung

Niemand hat das Recht, Dir Gewalt anzutun und Deine Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Das ist pure Selbstjustiz des Täters und im höchsten Masse ethisch -moralisch verwerflich und rechtlich zu ahnden!

„Jedoch gibt es Menschen, die einen anderen tatsächlich durch fortgesetztes seelisches Quälen vernichten, was man mit Fug und Recht „psychischen“ Mord nennen kann. „(Masken der Niedertracht, Marie-France Hirigoyen).

Besonders tückisch und pervers ist das entfremdete Moralempfinden der Täter. Ja, sie gehen so gar so weit, dass sie dem Opfer aufgrund persönlich empfundener Schuldhaftigkeit - jegliches Persönlichkeitsrecht absprechen, und sich selbst als Vollstrecker des Rechts sehen, (archaische Selbstjustiz) und damit ihre sadistisch-perversen Bestrafungen vor sich selbst legitimieren, da das Opfer „die Strafe ja verdient hat!“ Der Täter fühlt sich damit immer im Recht und empfindet sich oftmals sogar als Retter des Opfers! Im Grunde ist es jedoch nichts weiter als ein Prozess derer psychologischen Zerstörungswut.

Seelische Gewalt trägt viele Masken. Die Täter handeln nach gleichen oder ähnlichen Mustern. Sie binden ihre Opfer an sich durch

1.) soziale

2.) emotionale

3.) sexuelle Abhängigkeit

Die Methodik beruht auf einer Stressprogrammierung des Opfers mit Hilfe von Entzug und Belohnung wie z.B. versteckte Anspielungen, böswilligen Andeutungen, Lügen, Demütigungen.

Der Täter erfasst relativ schnell die Defizite/Ängste des Opfers und operiert dann mit Bedrohung, Entspannung, Bestrafungsritualen. Er verstärkt die Ängste des Opfers bzw. setzt es unter Druck, droht mit Bestrafung (etwa Liebesentzug), das Opfer gerät in extremen Stress – kann den Stress aber nur mit Hilfe des Täters wieder auflösen, braucht den Täter also zur Stressbewältigung – Täter erlöst das Opfer – Entspannung folgt bis zum nächsten Stressfaktor, der von mal zu mal zunimmt. Das Opfer befindet sich damit in einer Abhängigkeit von seinem Aggressor.

1.)Die soziale Abhängigkeit
Der Täter stellt sich als Fürsorger, Ernährer (der Fels in der Brandung) dar und suggeriert dem Opfer: „Ohne mich bist du nichts, ohne mich kannst du nicht überleben!“ Er verstärkt/aktiviert im Opfer Existenzängste (finanz./materieller Art).

Er destabilisiert schrittweise das Opfer durch aggressive verbal Attacken, untergräbt das Selbstbewusstsein. Opfer: „ohne ihn bin ich nichts“! Die Abhängigkeit entsteht.

Das Opfer verfällt nach anfänglichem Widerstand, der schrittweise gebrochen wird, in eine Art Resignation, Verlust des Selbstbewusstseins – es entsteht eine Lähmung.

Widerstand und Trennungsversuche des Opfers begegnet der Täter zumeist auf der emotionalen Ebene. Schlüsselsätze:

„Ich liebe Dich.“

„Ich brauche Dich – verlass mich nicht.“

„Ich werde mich ändern“

„Verzeih mir, aber ich musste so handeln, weil du mich provoziert etc. hast.“

„Bitte gebe unsere Beziehung nicht auf, wir zwei gehören doch zusammen.“

Kehrt das Opfer aufgrund dessen zum Täter zurück, signalisiert es ihm damit, dass es seine aggressiven Grenzverletzungen toleriert. Schon kurz danach beginnt der Täter mit der weiteren Destabilisierung des Opfers. Am Ende steht die soziale Entmündigung des Opfers, das der psych./phys. Gewalt des Täters schutzlos ausgeliefert ist. Aus Scham und Angst schweigt das Opfer, ein Effekt auf den alle Täter setzen!!

2.) Emotionale Abhängigkeit
Auch hier forscht der Täter nicht selten unter dem Deckmantel der Liebe, des Verständnisses und Vertrauens nach den Defiziten des Opfers. Er heuchelt Geborgenheit, Schutz und Anteilnahme. Der Täter suggeriert dem Opfer: „Du hast ein Defizit, ich kann Dir helfen, nur durch mich und mit mir kannst Du Dein Defizit überwinden, es ausgleichen“ (Trugbilder im Kopf des Opfers erzeugen). Nicht selten nehmen diese Täter die Maske eines Pseudo-Therapeuten an

Hat der Täter das emotionale Gefüge des Opfers erfasst, beginnt er mit der Manipulation, in dem er bewusst – vorsätzlich! die Ängste des Opfers schürt, es in Panik versetzt, Stress erzeugt. (Bedrohung durch Liebesentzug). Das Opfer kann sich aus dem Stress scheinbar nur noch mit Hilfe des Täters lösen (s.1.), die Bindung, Abhängigkeit beginnt und damit der Destabilisierungsprozess.

Lässt das Opfer diese Grenzverletzungen und diesen Schmerz zu, dann erhöht der Täter seinen Druck, intensiviert sein sadistisches Spiel, bei dem er den Schmerz des Opfers als persönliche Befriedigung sieht.

Sein Ziel ist, den Willen und die Persönlichkeit sowie die guten Anteile des Opfers zu brechen und zu zerstören, um es dauerhaft in seine Kontrolle zu bringen.

Am Ende eines solchen psychischen Gewaltaktes steht die Traumatisierung des Opfers, welches entweder in eine tiefe Depression oder in eine schwere psychische Krise verfällt. Schlimmstenfalls selbst dann noch Hilfe beim Täter selbst sucht und damit die eigene Destabilisierung bis zur Selbstzerstörung treibt.

Wichtigstes Instrument der Täter ist die soziale Isolation des Opfers (von Freunden, Familie und Angehörigen) sowie die Inszenierung eines Trugbildes in der Öffentlichkeit. So wird es nicht selten erlebt, dass der Täter sich in der Öffentlichkeit als Opfer ausgibt und dem Opfer die Täterrolle zuweist („Ich musste so reagieren, weil er/sie mich dazu zwingt, reizt, provoziert)

Lösung: Du hattest vor der zerstörerischen Beziehung eine gesunde Intuition und Emotionalität besessen. Du bist gut so wie Du bist! Lass Dir Dein Selbstwertgefühl – und –bewusstsein nicht nehmen! Vertrau auf Deine Gefühle : Wenn Du den Täter und sein Handeln als falsch und als Unrecht empfindest, dann IST das so! Zweifel sind unberechtigt!

Bilanz:
Jede Form von psychischer/physischer Gewalt hinterlässt beim Opfer schwere Verletzungen, die in der Regel nur mit professioneller Hilfe (Psychotherapie) aufzulösen sind. Abgesehen von den oft brutalen und grausamen körperlichen Verletzungen sind die seelischen oft folgenschwerer, da sie das Opfer über lange Zeit traumatisieren. Posttraumatisches Belastungssyndrom -
Stella-cuore
 

Beitragvon Stella-cuore » Do. 29.12.2005, 13:11

Helfersyndrom

Menschen,
die unter dem Zwang stehen zu helfen, brauchen Übertrieben viel Bestätigung. Vielleicht hat man ihnen schon in der Kindheit vermittelt: "Du bist etwas wert, wenn Du selbstlos für andere da bist und nicht danach fragst, was Dir guttut." Diese Stimme hat sich tief in sie eingegraben und bestimmt noch heute ihr Tun. Vielleicht mußten sie schon früh die emotionalen Bedürfnisse ihrer Geschwister oder Eltern stillen, während ihre eigenen Bedürfnisse zu kurz kamen.
Vielleicht mußten sie sich nützlich machen, um überhaupt bemerkt und geliebt zu werden. "Ich werde geliebt, wenn ich hilfsbereit, verständnisvoll und bedürfnislos bin" - diese Botschaft tragen sie in sich. Mit der Zeit haben sie ihre gesamte Identität darauf aufgebaut, von anderen gebraucht zu werden, und haben es verlernt, eigene Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen. Sie leben vom Dank und von der Abhängigkeit anderer. Der Dank bleibt aber oft aus.

Schmidbauer
hat für diesen Menschentypus den Begriff "Helfer-Syndrom" geprägt. Diese HelferInnen sind die WohltäterInnen der Gesellschaft. Das ist ihre Gabe und ihre Gefährdung. Sie können leicht dem Stolz verfallen, daß alle anderen sie brauchen und daß sie unersetzbar sind. Auf diese Weise machen sie andere von sich abhängig und benutzen sie, um sich selbst auszuweichen. Sie brauchen immer jemand, der schwächer ist als sie, um sich selbst stark und liebenswert zu fühlen.
Das äußert sich oft in der sog. Ko-Abhängigkeit, die regelmäßig bei Angehörigen von Alkoholikern und anderen Suchtkranken anzutreffen ist. Der ko-abhängige Mensch geht ganz darin auf, seinen suchtkranken Nächsten zu helfen, sie auszuhalten, zu beschimpfen und zu bevormunden und ihnen immer wieder zu verzeihen und eine neue Chance einzuräumen. Auf diese Weise erlaubt die ko-abhängige Person den Kranken, süchtig zu bleiben, und stabilisiert die Krankheit, denn, wenn die Kranken gesund würden, bräuchten sie die ko-abhängige Person nicht mehr.


--------------------------------------------------------------------------------
Solche Menschen
schämen sich ihrer eigenen Bedürfnisse, falls diese ihnen überhaupt noch bewußt sind. Weil sie überzeugt sind, daß niemand sie ertragen kann, tun sie sich schwer, ein seelsorgerisches Gespräch oder eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Sie hassen sich wegen ihrer Abhängigkeit und stöhnen innerlich darüber, daß sie nicht "nein" sagen können. Aber da sie kein Selbstwertgefühl haben, wußten sie gar nicht, was sie tun sollten, wenn keiner sie bräuchte.

Es ist schwer,
die Zwiespältigkeit des Helfens bei sich und anderen nüchtern und deutlich wahrzunehmen, denn jahrhundertelange christliche Erziehung hat das Helfen zum Wert an und für sich und zur höchsten Tugend erhoben. Wir wissen heute jedoch. daß kein Mensch auf Dauer für andere da sein kann, wenn er nicht selbst einen Ort und eine Quelle hat, wo er seine Kräfte erneuern und die eigenen Bedürfnisse nach Liebe und Zuwendung stillen kann.
Stella-cuore
 

Helfersyndrom - Wohltätersyndrom

Beitragvon rellek » Sa. 27.12.2008, 13:09

Die von mir als Wohltätersyndrom bezeichnete seelische Störung ist eine gesteigerte Form des Helfersyndroms. Es gab einen Fernsehfilm. In diesem Film hat sich die Frau und Mutter um Gott und die Welt gekümmert, während ihre eigene Familie vor die Hunde gegangen ist. Der Film hat damit geendet, dass die Familie letztlich die Frau und Mutter ermordet hat.
Vielleicht gibt es Psychologen, die das Thema Wohltätersyndrom kennen, bzw. aufnehmen könnten. In Wikipedia gibt es zum Thema Wohltätersyndrom keinen Eintrag. Ich denke, dass man über diese seelische Krankheit Bücher schreiben könnte. Menschen mit Wohltätersyndrom sind selbstlos. "Sie sind sich selbst los, und das ist ein schrecklicher Zustand"!
rellek
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon James XY » Do. 22.04.2010, 23:22

Ich habe es und es ist definitiv nicht toll und jeder der es sich wünscht ist ein Idiot ... es ist nicht so das man damit automatisch ein besserer oder angenehmerer Mensch ist! Man muss sich bei Leuten die einem wichtig sind immer in den Vordergrund spielen teilweise mit echt bescheuerten Aktionen! Das häufigste Ergebnis ist das die Leute auf Abstand gehen!!! Immer noch so toll?!

MIt viel Disziplin kann man es etwas kontrollieren, aber nach Emotionen handeln ist nicht so sonderlich super!
Beispiel, ich bin verlobt und seit über 5 Jahren mit meiner Freundin zusammen ... hab eine eben so alte (kumpel) Freundin die mir seeeeehr wichtig ist ... klar kann ich liebe und Zuneigung unterscheiden, aber wenn man um die Zuneigung so sehr kämpft das man sich im Kopf mehr mit dieser (kumpel) Freundin beschäftigt als mit der Frau die man liebt ... klasse ... genau so bescheuert ist die Tatsache das ich eifersüchtig auf ihren Freund bin ... weil er ein Waschlappen ist ... obwohl mich sowas doch eigentlich nicht kümmern sollte weil ich mein eigenes Leben und meine eigene Beziehung habe! ... Wenn ich wenigstens verliebt wäre in diese (kumpel) Freundin aber das ist eben nicht so! ... und, immer noch so ein tolles Symptom?!
James XY
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon ore » Di. 27.04.2010, 22:00

Ich weis nicht ob ich lachen oder weinen soll über manchen Beitrag hier.

Helfersyndrom und Narzissmus gehen oftmals (wenn nicht sogar immer) Hand in Hand.
Für mich darf ich feststellen, es ist so!

Helfersyndrom und Narzissmus sind m. E. ernsthafte Persönlichkeitsstörungen. Wünscht euch das nicht!

Helfersyndrom
Dabei ist es zunächst wichtig für mich mir einzugestehen, ich bin kein Heiliger und kein uneigennütziger Helfer. Ich tue das ausschliesslich für mich. Damit ich mich besser fühle. Das zeigt schon deutlich, dass ich als Helfer über kein ausgeprägtes Selbstbewustsein verfüge. Im Gegenteil, ich suche mir Partner, die schwächer sind, den ich helfen kann, die ich aber auch in eine Abhängigkeit zwinge. Verliert sich die Abhängigkeit, endet die Hilfe, endet idR die Beziehung. Helfen wird zur Sucht, nur durch die Hilfe an Schwächeren wird mein ICH aufgewertet. Ein Teufelskreis der kaum zu unterbrechen ist, da ich als Helfer ja auch unter Narzissmus leide.

Narzismus
Nun gibt es ja unterschiedliche Definitionen über Narzissmus: manche sagen "selbstverliebt" - ich würde eher definieren: ich bin in ein Bild, welches ich von mir selbst habe, verliebt. Das das Bild überhaupt nicht der Realität entspricht, realisiere ich überhaupt nicht. Es ist das Bild des großartigen Helfers, des Machers, des Könners, welches ich von mir selber habe. Das grenzt schon an Realitätsverlust - oder ist es schon der Verlust.

Heilungschancen minimal, da ich als großartiger H. und selbstverliebter N. ja selber gar keine Hilfe brauche.

So, wollt nur mal meine Gedanken, die ich hatte hier niederschreiben.

LG
ore
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon Roni » Di. 27.04.2010, 23:37

allo ore

toller beitrag, gefällt mir. die definition des narzismus ist wirklich des streitens würdig, schon einfach desshalb, weil immer von narzisten definiert :-) herr röhr (narzismusprofi) hat mal irgendwo beschrieben wie ihn seine patienten immer wieder den spiegel vorhalten. er denkt er hat es und ist doch noch drinne, zu lesen in jeder seiner zeilen.

zum narzismus: keine ahnung wieso narziss dafür herhalten musste, offensichtlich haben die geschichte die wenigsten gelesen. ich würde sagen, es ist nicht die frage wie und ob sie sich sehen, es ist die frage ob sie die anderen sehen können. es ist eine narzistische gesellschaft in der die mehrheit die narzisten bilden. dadarch ist ein ausweg schwer. narzisten sind erwachsen. zum kind werden wäre ein ausweg. das geht los mit einfachen fragen wie:
warum willst du dich besser fühlen?

wenn du von dir das bild den großartigen machers, helfers und könners hast so denke ich, das ist in ordnung, warum denn nicht? damit tust du doch niemandem was.

liebe grüße
roni
Roni
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon ore » Mi. 28.04.2010, 00:39

Huhu Roni,

dann werd ich mal drastischer.

Durch das Helfersyndrom zwinge ich Schwächere in meine Abhängigkeit und möchte, das dass so bleibt um mich gut zu fühlen. D. h. ich versuche die Verantwortung über das Handeln nahezu vollständig zu übernehmen. Das ist mit dem Wort unfair nur unzureichend beschrieben. Es ist grausam den schwächeren Menschen gegenüber. Denn sollte es denen besser gehen, brauchen diese mich ja nicht mehr - so das Gefühl. Geht es den Menschen dann irgendwann besser und brauchen keine Hilfe mehr, werden sie zwangsläufig stärker und ich als Helfer ziehe mich zurück, weil ich mich ja ohne die gebende Hilfe nicht mehr besser fühlen kann. Das meinte ich auch mit Teufelskreis. Der Tot jeder Beziehung/Freundschaft.

Das hat mit helfen am Ende des Tages dann nichts mehr zu tun.

Was das Bild des großartigen Machers, Helfers und Könners angeht, wäre das für sich allein genommen zwar in Ordnung. Durch das o. b. Syndrom tue ich aber doch anderen was an.

Was aber (zwar nicht zwangsläufig aber fast grundsätzlich) mit dem Helfer passiert ist, dass irgendwann die Kraft nicht mehr vorhanden ist, um zu helfen. Es fehlt einfach die eigene langfristige Stärke und Quelle um diese wieder aufzutanken.

Das führt ggf. zu Krankeitsbildern wie Burnout oder/und Depression. Das eigene Selbstwertgefühl durch Helfen kann durch die fehlende Stärke nicht mehr aufrechterhalten werden. Abrutsch und Autsch.

Eigene Erfahrung^^.

Irgendwann landet dann der Helfer ggf. in die Situation, sich selber helfen lassen zu müssen (Therapie). Ein Alptraum für viele Therapeuten, Patienten mit Helfersyndrom und Narzissmus behandeln zu müssen.

Der Patient kann leicht in einen Hang zur Selbstdarstellung in der Therapie rutschen und eine Rollenumkehr versuchen. Darüber hinaus nimmt er ungenügenden Therapiefortschritt (die Stärke kommt nicht zurück) als persönliche Kränkung.

Schon mit der Rollenumkehr haben die meisten Therapeuten ihre Probleme, da der Helfer ja durch jahrelange Erfahrung sich selber als "halben" Therapeuten sieht und idR ein guter Manipulator ist.

Aber ich merk schon...ich schreib mich grad um Kopf und Kragen und flieg noch hier raus^^.

LG ore

















LG
ore
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon kratzetatze » Mi. 28.04.2010, 05:40

Hi Ore,
ich denke nicht, dass du hier rausfliegst. Ein sehr schöner Beitrag und genau den Nagel getroffen. Treffender kann man die Störung wohl nicht beschreiben. Mir ist nur aufgefallen, dass du die Helfer als "einen Alptraum für jeden Therapeuten" bezeichnest. Das sage ich immer über Borderliner, die ja auch schwer therapierbar sind. Außerdem fand ich diese Paralellen interessant, wie
ore hat geschrieben:Patient kann leicht in einen Hang zur Selbstdarstellung in der Therapie rutschen und eine Rollenumkehr versuchen. Darüber hinaus nimmt er ungenügenden Therapiefortschritt ... als persönliche Kränkung.

Schon mit der Rollenumkehr haben die meisten Therapeuten ihre Probleme, da der Helfer ja durch jahrelange Erfahrung sich selber als "halben" Therapeuten sieht und idR ein guter Manipulator ist.

Das kenn ich irgendwie, obwohl ich kein "Helfer" bin. Ich hoffe, dass du hier "nicht rausfliegst", ich würde gern mehr von dir lesen.

LG, Kratzetatze.
kratzetatze
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon Roni » Fr. 30.04.2010, 03:04

hallo ore,

neinnein, ein toller beitrag, ich finde es ist ganz wichtig, dass du so frei schreibst, für viele die diesen text finden können. der fast so einiges zusammen und dann noch die abschlussnote zur therapie. ist reif für ein psychologielehrbuch. app. bist du in therapie? ich finde das könntest du deinem therapeuten so sagen, eigentlich alles was du hier schreibst.

ich schreib mal einen satz und frag dich ob du damit was anfangen kannst oder was dir dazu einfällt:
die grandiosität als selbsttäuschung oder die depression als kehrseite der grandiosität.

meine frage war doch eigentlich: warum du dich besser fühlen willst?

und mit dem letzen satz meinte ich eben, du kannst doch tatsächlich dies bild von dir haben, das alleine kann doch keinem weh tun, dies detail ist wichtig, auch wenns nebensächlich klingt.

bist du eigentlich mit james xy identisch?


liebe grüße
roni
Roni
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon senta » Fr. 30.04.2010, 13:28

Also,
solche "Helfer" begegnen einem öfter,
ich kann da aus persönlicher Erfahrung sagen,
ich spüre sehr schnell,
wenn bei jemandem nicht zusammen paßt, was er vermitteln will und was er ausstrahlt.
Du wirkst dann wahrscheinlich auch nicht wirklich verläßlich in Deinem Anliegen.

Ich finde es gut, daß Du so ehrlich schreibst!!!

Und: ein guter Therapeut läßt keine Rollenvertauschung zu,
kann gut auf solche Patienten eingehen,
die das entgegen der Realität so sehen,
das ist ja eben auch ein bekanntes Symptom.
senta
 

Re: Störung: Helfer-Syndrom

Beitragvon ore » Do. 06.05.2010, 04:18

Hmmm,

ich kann nicht beurteilen, ob Du bisher einen "Helfer" kennengelernt hast.

Ich kann Dir aber sagen, dass bei "Helfern" die leider damit kämpfen müssen, fast immer zusammenpasst was sie vermitteln und ausstrahlen.

Die Hilfe geht soweit, dass der Helfer selber nicht mehr kann. Da ist nix unehrliches dran, die Hilfe wird bis zur Erschöpfung gewährt.

Die Hilfe ist auch verlässlich...und das in jedem Punkt. Leider soweit, bis der Helfer nicht mehr kann.

Was den "guten Therapeuten" angeht darf ich sagen:

1. Einen "guten" zu finden ist soooooooo sauschwer
2. Er darf sich nicht einlassen, er muss (auch wenn es verdammt schwerfällt) sich zurücknehmen. Ein Machtkampf mit einem Helfer und N. ist fast immer schon am Anfang verloren. Um den Anfang geht es aber!

LG ore
ore
 

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