Freiraum in einer Beziehung

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon Imagine » Fr. 01.05.2015, 09:43

Hallo ihr Lieben,

ich habe seit über einem halben Jahr eine Freundin und es läuft auch echt gut, es gibt nur ein immer wiederkehrendes Problem.

Ich habe (und hatte das auch schon immer) ein großes Bedürfnis nach Ruhe und brauche Zeit für mich und mein eigenes Leben. Dieses Bedürfnis hat meine Freundin nicht, sie könnte quasi an 7 Tagen die Woche für 24 Stunden bei mir sein und ihr wird es immer noch nicht zu viel.

Wenn wir längere Zeit miteinander verbringen, merke ich irgendwann, dass es mir zu viel wird, das äußert sich auch körperlich, indem ich das Gefühl habe, mir bleibt die Luft weg und es entsteht ein Druck auf der Brust. Außerdem werd ich dann manchmal unfreundlich und pampig, weil ich so genervt bin, dass jemand bei mir bist und ich nicht alleine sein kann.
Bei meinem Bedürfnis nach "Alleine-Sein" geht es aber auch darum, dass ich noch mein eigenes Leben haben will. Ich möchte nicht mehr nur alles mit ihr machen, sondern auch einfach mal alleine was mit Freunden machen.
Ich versteck dieses Bedürfnis aber auch oft und bleibe dann doch noch länger bei ihr oder lass sie bei mir sein, weil ich mir denke, dass ich mein Bedürfnis nach "Alleine-Sein" am nächsten Tag ja auch noch befriedigen kann und so sag ich dann oft eben nichts.

Gestern kam es dann deswegen zum großen Streit.
Ich war von Sonntag bis Mittwoch bei ihr und sie wollte mich dann am Donnerstagabend nach der Arbeit wieder sehen und auch etwas unternehmen. Alleine bei dem Gedanken hat sich mir alles zugeschnürt und das wollte ich einfach nicht. Dann hab ich ihr erklärt, dass es mir lieber wäre, wenn wir uns erst am Freitag sehen und ich dann noch ein bisschen alleine sein kann und ich auch nicht wirklich die Motivation hab, etwas zu unternehmen. Das hat sie dann auch erstmal so hingenommen.
Gestern Abend war ich dann zuerst beim Sport und als ich nach Hause kam, fragte meine Mitbewohnerin mich, ob ich mit ihr und einem Freund essen gehen will. Da hatte ich Lust darauf und bin mitgegangen.
Meine Freundin hat mir dann irgendwann im Laufe des Abends geschrieben, was ich denn mache und dann sagte ich ihr das. Daraufhin war sie sauer, dass ich etwas mit meiner Mitbewohnerin mach und mit ihr aber nicht.

Ich kann nachvollziehen, dass sie darüber etwas sauer ist, ja.
Aber wie löst man diese Problematik, sodass wir beide zufrieden sind? Irgendeiner wird ja immer unzufrieden sein mit den Treffem.
Habt ihr vielleicht eine Idee? Wie seht ihr die Situation, besonders auch die von gestern Abend?

Liebe Grüße
Imagine
Imagine
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon Atisha » Fr. 01.05.2015, 10:06

Du willst dieses Problem überwinden, lösen, aber wenns nun mal unlösbar ist?
Atisha
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon Charlotte » Fr. 01.05.2015, 10:26

Um für dieses Problem eine Lösung zu finden, müsstest du ehrlich zu deiner Freundin sein. Setzt euch zusammen und sag ihr, dass du so viel gemeinsame Zeit und Nähe nicht gut aushalten kannst. Dass du Zeit für dich und auch für deine Freunde brauchst.
Ob sie das respektieren kann, steht auf einem anderen Blatt, aber wenn sie das nicht kann, wirst du auf Dauer auch ohne offenes Gespräch nicht glücklich werden.

In Beziehungen muss man nun mal Kompromisse finden und sich irgendwo in der Mitte treffen. Wenn immer nur einer über seine Grenzen geht, entsteht ein Ungleichgewicht, das auf Dauer die Beziehung zerstören wird. :/

Ich wünsch euch alles Gute! (:
Zuletzt geändert von Charlotte am Fr. 01.05.2015, 10:26, insgesamt 1-mal geändert.
Charlotte
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon MajorSamCater » Fr. 01.05.2015, 10:26

Ich glaube deine Freundin hat vllt. noch nicht verstanden, um was es dir ganz genau geht. Ich kann es gut verstehen, dass man nicht immer alles mit dem anderen machen möchte. Es ist sehr wichtig, dass ihr auch Dinge für euch selbst macht und mit anderen. Von sowas lebt ja auch eine Beziehung (von Erzählungen von Erlebnissen, wo der andere nicht dabei war usw., weil jetzt stell dir mal 10 Jahre später vor - was erzählt man sich dann noch gegenseitig, wenn man alle Geschichten schon kennt????).

Wahrscheinlich dachte sie, dass du überhaupt keine Lust auf irgendwas hast und dachte dann, dass du sie angelogen hättest oder so.

Hast du ihr ganz klar gesagt, dass du manchmal das Gefühl hast, erdrückt zu werden in einer Beziehung? Dass du deinen Freiraum brauchst? Ich könnte mir vorstellen, dass sie schon dafür Verständnis hat...zumindest wenn man auf eine längere Beziehung aus ist.

Ich denke nicht, dass das unlösbar ist, das ist Arbeit in einer Beziehung, ja, aber nicht unlösbar.

Sammy
MajorSamCater
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon Imagine » So. 03.05.2015, 15:30

Vielen Dank für eure Antworten!

Wir haben am Freitag direkt noch miteinander geredet und ich hab ihr auch gesagt, dass ich viel Freiraum brauche und manchmal das Gefühl habe, erdrückt zu werden. Sie war etwas traurig darüber und hat das auf sich bezogen, dass SIE mich stört - so ist das aber ja nicht, es geht mir mit jeder Person so, wenn ich länger mit jemandem Zeit verbringe. Ich habe versucht, ihr das zu erklären und sie hatte viel Verständnis dafür. Allerdings bezieht sie das eben auf sich und das macht sie traurig, sie will aber versuchen, das mit etwas Abstand zu sehen.
Das Gespräch war gut und wir haben nun ausgemacht, uns nun nicht mehr jedes Wochenende UND unter der Woche zu sehen, sondern nur eins von beidem. Somit hab ich auch mal wieder ein freies Wochenende für mich und Unternehmungen und kann mich wieder mehr auf sie freuen.

Heute war allerdings eine Situation, wegen der ich bisher einfach immer "ausgehalten" habe und nicht gesagt habe, wenn es mir zu viel wird und ich alleine sein mag.
Sie war seit Freitag bei mir und es war eben ausgemacht, dass wir uns heut nur bis mittags sehen.
Ab heute spätvormittags wurde die ihre (und damit irgendwann auch meine) Stimmung total schlecht und sie war abweisend, was mich meist dazu bringt, sehr kühl zu werden (wohl ein Schutzmechanismus).
Ich hab sie dann zur S-Bahn gefahren, es gab nur ein "Tschüss", ein gekünsteltes Lächeln und einen Kuss auf die Wange von ihr.
Um genau so etwas zu vermeiden, habe ich sie bisher nie "nach Hause geschickt", sondern eben einfach nichts gesagt, denn ich weiß, dass sie dann so wird.
Imagine
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon EwigeMutter » So. 03.05.2015, 16:14

Ich bin auch ein Mensch,der gerne allein ist.....mein Mann hat aber bis heute ein Problem damit und fühlt sich oft regelrecht zurückgestossen,wenn ich mich in meine Werkstatt verziehe und nicht mit ihm zusammen sein möchte.
Ich fürchte, dass diese Verschiedenartigkeit auch bei Euch niemals ganz überwunden werden kann.Derjenige, der immer auf "Tuchfühlung" leben möchte, wird stets etwas vermissen und derjenige, der gerne mal "für sich" ist,wird sich stets bedrängt fühlen und ein schlechtes Gewissen bekommen,wenn er den Partner durch seine Zurückweisung traurig macht.
Bei mir und meinem Mann hat das im Laufe der Jahre zu vielen Missverständnissen und oft auch zu Streit geführt.
Ganz am Anfang, als wir noch sehr verliebt waren, hat sich das noch nicht so negativ ausgewirkt....ich war ja emotional sehr bewegt und habe deswegen auch oft die Nähe sehr genossen.....die Leidenschaft lässt aber meist im Laufe der Zeit nach und man möchte dann auch mal wieder etwas anderes tun,als den Tag mit dem Geliebten im Bett zu verbringen.....
Es ist für uns beide daher zunehmend immer schwieriger gewesen, einen Kompromiss zu finden.
Ich habe mich daher leider früher oft gezwungen, das zu tun, was mein Mann gerne wollte.....ich war dabei oft sehr unglücklich und fühlte mich regelrecht "verbogen".....ich war nicht mehr ich.
Es kam irgendwann zu einem riesigen Streit, weil ich sozusagen von heute auf morgen beschloss, nur noch das zu tun,was ich auch wirklich will und nicht mehr nur das,was sich mein Mann so vorstellte.
Diese Eiszeit zwischen uns, die daraufhin anbrach, dauerte fast ein Jahr und wir redeten , -wenn wir denn überhaupt mal miteinander sprachen-,von Scheidung und machten uns gegenseitig Vorwürfe......
das ist jetzt fast 15 Jahre her.
Wir sind immer noch zusammen,aber mein Mann musste sehr zurückstecken.
Ich glaube,er ist zeitweise sehr unglücklich und regelrecht einsam gewesen.
Inzwischen sind wir in einem Alter,wo man nicht mehr so viel an körperlicher Nähe braucht....man beschäftigt sich gerne auch mal mit seinen Hobbies und lässt den anderen einfach das machen,was ihm gerade gut tut.Du aber bist noch jung und solltest dein Leben so gestalten,dass Du frei und glücklich bist.
Was ich damit sagen will.....Es ist nicht leicht,eine Beziehung mit jemandem zu führen,der so ganz anders tickt und der am liebsten den ganzen Tag Händchen halten will, umsorgt und beschmust werden möchte, wenn man selbst ehr der Typ ist,der Freiraum und Allein-sein braucht.
Du solltest überlegen, ob Du das aushältst und ob das dich und deine Freundin glücklich macht.
EwigeMutter
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon Imagine » So. 03.05.2015, 16:22

Vielen Dank für deine lange, ausführliche Antwort und den Einblick in deine Beziehung, Ewige Mutter! :)

EwigeMutter hat geschrieben:Ich fürchte, dass diese Verschiedenartigkeit auch bei Euch niemals ganz überwunden werden kann.Derjenige, der immer auf "Tuchfühlung" leben möchte, wird stets etwas vermissen und derjenige, der gerne mal "für sich" ist,wird sich stets bedrängt fühlen und ein schlechtes Gewissen bekommen,wenn er den Partner durch seine Zurückweisung traurig macht.


Das beschreibt unsere Situation und die 2 Pole sehr gut.

Eigentlich ist meine Freundin auch ein Mensch, der viel Zeit für sich braucht. So ist das auch im Umgang mit anderen Menschen noch, nur bei mir ist das anders. Mit mir hat sie kein Problem, Zeit zu verbringen und da verspürt sie auch den Drang, alleine zu sein, nicht oder nur sehr spät, viel später als ich.
Ich verstehe nicht, wieso das so ist und wir konnten das gemeinsam leider auch noch nicht herausfinden.

Mir geht es mit ihr gut und ich verbringe gerne Zeit mit ihr, auch mehr als ich es mit anderen Menschen kann. Aber das Problem belastet uns gerade beide sehr.
Imagine
 

Re: Freiraum in einer Beziehung

Beitragvon Seelenflüsterer » So. 03.05.2015, 23:22

Hey imagine,

Dein Problem kenne ich aus beiden Perspektiven recht gut. Als ich mit meiner ersten großen Liebe zusammen war, war ich unglaublich nähebedürftig, sie hingegen ängstlich um ihre Freiheit bemüht (wobei sie dann wiederum oft urplötzlich doch ganz viel Nähe wollte, bis es ihr ebenso plötzlich wieder zu viel wurde und sie sich abweisend verhielt). In dieser ersten Beziehung waren die Gegensätze einfach viel zu groß und beide noch nicht reif genug vernünftig damit umzugehen. Je mehr sie sich mir entzog, um so mehr habe ich ihre Nähe gesucht aus Angst sie zu verlieren. Am Ende habe aber ich Schluss gemacht in einer Kurzschlussreaktion, wahrscheinlich als vorbeugende Maßnahme und uns Beiden damit sehr viel Leid bereitet.
Im Nachhinein ziehe ich für mich den Schluss daraus, dass wenn die Bedürfnisse nach Nähe zu weit auseinanderliegen, es eher schwierig ist zusammenzubleiben.
Du schreibst aber, dass Deine Freundin ebenfalls dieses Freiheitsbedürfnis grundsätzlich hat. Das darf Dir durchaus Hoffnung machen, dass sich die Sache bei Euch noch einpendelt. In meiner jetzigen Beziehung (2J) sind meine Freundin und ich ähnliche Typen, wir mögen Beide Nähe grundsätzlich recht gern, und dennoch ist es so, dass ich mich zunehmend auch gern mal zurückziehe und was für mich mache und auch sie hat ihre Hobbies, die sie für sich macht. Aber das kam so mit de r Zeit. Ich glaube wichtig wäre für Euch Beide, dass ihr nicht zu rigide und genau seid bei der Durchsetzung Eurer Bedürfnisse. Es sollte möglich sein, dass sie auch mal eine Stunde länger bei Dir bleibt als ausgemacht, ohne dass Du deswegen gleich reserviert wirst und andererseits sollte sie Dir auch mal die Möglichkeit lassen, Dich mal früher zurückzuziehen oder was Anderes zu machen, auch wenn Ihr Euch treffen wolltet. Es geht einfach darum nicht zu verkrampfen, denn das erzeugt Angst und schlechte Gefühle auf beiden Seiten und erschwert einen entspannten Umgang mit den gegenseitigen Eigenheiten. Ihr wisst ja jetzt schon etwas wie ihr gefenseitig so tickt, also versucht mal ohne Druck ein wenig ins Gleichgewicht zu schwingen :wink:!
Seelenflüsterer
 


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