Beziehung wagen?

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Beziehung wagen?

Beitragvon Falling Star » Mo. 13.10.2014, 01:14

Hey :),

mich (21 Jahre, m) verunsichert seit einigen Wochen das Verhalten einer Freundin (21 Jahre, w), und ich weiß nicht recht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Soll ich es wagen, mit ihr eine Beziehung einzugehen? Mir fällt es schwer, meine eigenen Gedanken und Gefühle zu deuten, weil ich bisher noch keine Beziehung geführt habe und mir daher die Erfahrung fehlt, mich selber zu "lesen". Vielleicht könnt ihr mir aus eurer Erfahrung heraus einen Tipp geben.

Ich habe sie vor etwa 1,5 Jahren kennengelernt und im Verlauf der Zeit haben wir uns immer besser verstanden. Wir haben viel gemeinsam unternommen, uns immer öfter getroffen und viel geschrieben. Sie ist mir auch körperlich immer näher gekommen und schließlich habe ich sie geküsst.

Meine Euphorie ist von vielen Zweifeln begleitet gewesen, weil mich ihr Verhalten häufig vor den Kopf gestoßen hat. Vorschläge meinerseits, gemeinsam etwas zu unternehmen, hat sie öfters ins Leere laufen lassen, indem sie zwar mit Antworten wie "Sehr gerne." reagierte, letztlich aber nie wieder darauf zurückkam. Wenn ich sie schließlich darauf ansprach, wich sie mir mit Begründungen wie Krankheit, Müdigkeit oder anderen Dingen aus.
Einmal hat Sie mich gefragt, ob ich mit ihr eine xy unternehmen wollte, und ich habe relativ rasch geantwortet, dass ich mich sehr darüber freuen würde. Zu diesem Zeitpunkt war alles zwischen uns noch rein freundschaftlich und mir hätte xy einfach viel Freude bereitet - unabhängig von ihr. Trotzdem legte sie es schließlich sinngemäß so aus, als könne ich nicht von ihr lassen. Diese Situation lässt sich auf mehrere andere übertragen, und ich habe mein - ehrliches - Verhalten häufig im Nachhinein bereut. Ich fühlte mich, als würde ich mich "emotional verausgaben".
Während der gemeinsamen Treffen selbst hatte ich den Eindruck, manchmal nur als Gelegenheit genutzt zu werden, um zu dieser oder jener Veranstaltung gehen zu können.
In Gesprächen ist sie mir oft ins Wort gefallen, ist plötzlich aufgestanden, um jemanden zu begrüßen - immer abhängig von der Umgebung... Als ich sie -sachlich- darauf ansprach, hat sie mich nicht ansatzweise verstanden.

Nichtsdestotrotz hatten wir viel Spaß zusammen, und unterhielten uns über viele persönliche Themen. Beides zusammen führte dazu, dass sich mit der Zeit eine gewisse Vertrautheit zwischen uns aufbauten. Ich wünschte mir sehr, endlich eine echte Freundin zu haben - jemandem zu dem ich echtes Vertrauen aufbauen könnte, und dachte mir, dass ich keinen perfekten Menschen finden werde. Daher habe ich meine Zweifel ignoriert, und mich auf sie eingelassen.

In Kombination mit meiner fehlenden Erfahrung habe ich mich beim Küssen und allgemein als es darum ging, ihr meine Gefühle mitzuteilen, reichlich unbeholfen angestellt. Der Kuss war flüchtig ohne ihr die Möglichkeit zur Reaktion zu geben, und das "klärende Gespräch" haben wir schließlich per Facebook geführt. (Autsch) Ursprünglich wollte ich direkt mit ihr reden, aber irgendwie hat sie mich eingewickelt, dass ich mich einen Abend schließlich auf den Chat einließ.

Sie sagte mir, dass sie auch "Gefühle" (was das auch heißen mag) für mich hätte. In den folgenden Wochen verlief sich das Ganze , weil wir weniger Zeit hatten uns zu treffen, eine weitere, richtige Aussprache gab es nicht. Je länger es sich hinzog, desto abweisender wurde sie mir gegenüber. Sie bot mir eine Begrüßungsumarmung an, stieß mich aber im gleichen Moment zurück, in dem ich sie annahm, wir schrieben weniger und insgesamt kühlte die Situation zwischen uns stark ab. Als ich letztlich erneut versuchte sie zu küssen, wich sie mir auch aus. Es mündete schließlich darin, dass ich sie zur Rede stellen wollte. Zu diesem Zeitpunkt stand sie unter beruflichen Stress und in diesem Moment habe ich vermutlich wirklich gejammert.

Am Ende sah ich ein, dass ich wahrscheinlich auf ewig nur ein "guter Freund" bleiben würde - auch weil ich sie nicht selbstbewusst genug angegangen bin. Mich nahm die Situation sehr mit, und ich habe seit gut 8 Jahren das erste Mal wieder richtig geweint. Ein Teil davon ist mit Sicherheit auch mein verletzter Stolz gewesen. Um das Kapitel für mich schließen zu können, habe ich das Gespräch mit ihr gesucht. Sie hat mich konsequent ins Leere laufen lassen, auch das Gespräch haben wir nie geführt.

Letztlich ging alles wie gehabt. Ich habe mir nichts anmerken lassen und wir haben uns wieder "gut" verstanden. Den Kontakt wollte ich nicht abbrechen, weil ich es für mich ein "Kneifen" gewesen wäre. Ich wollte an der Situation wachsen und mich nicht verziehen, nur weils gerade umbequem wurde. - vielleicht könnte aus dem Ganzen doch noch eine Freundschaft erwachsen. Im Rahmen meines Studiums stand ich dann einige Monate später davor wegzuzuziehen. Ich bin bereit gewesen, für sie in der Nähe zu bleiben, aber ihr Verhalten - ihre dauernde Trotzhaltung aus reinem Stolz heraus: Ich komme auch allein klar. - ließ mich dann weiter wegziehen als notwendig.
Ich habe den ganzen Kontakt einbrechen lassen, weil es mir schließlich zu dumm war und ihre keine Nachrichten mehr geschrieben. Auf Nachrichten ihrerseits habe ich freundlich - aber geschlossen geantwortet.

Ich bin etwa ein halbes Jahr fort gewesen, und während dieser Zeit hat sie durchgängig den Kontakt zu mir gesucht. Nachdem wir uns nun nach langer Zeit wieder getroffen haben, ist sie wie ausgewechselt. Sie erkundigt sich nach mir, hört zu, ist verhältnismäßig aufmerksam und sendet auch sonst viele Signale aus, dass sie mehr will.

An dieser Stelle meine eigene Einschätzung von ihr: Sie hat nicht viele Freunde und während meiner Abwesenheit hat sie eine relativ miese Zeit gehabt. Im Beruf hat sie viel Stress gehabt, ist zwischendurch häufig krank gewesen und ein guter Freund ist gestorben. Das alles belastet sie und sie sehnt sich nach jemandem, dem sie ihre Probleme erzählen kann - dem sie sich anvertrauen kann. Mit ihrem Verhalten will sie mich binden, weil sie so eine Person dringend in ihrem Leben braucht. Sie wirkt selbstbewusst, ist wenn es um Gefühle geht aber sehr zurückhaltend. Sie meidet häufig das direkte Gespräch und versteckt sich viel hinter Sms und Chats, in denen sie auch sehr private Dinge diskutiert. Das führt dazu, dass außer "Signalen" eigentlich nicht wirklich etwas geschieht von ihrer Seite.

Ich selber wäre bereit sehr viel dafür zu geben, endlich eine echte Freundin zu haben, der ich wirklich vertrauen kann. Allerdings will ich mich auch nicht selber aufgeben. Letztlich ist es wohl auch die Angst verletzt zu werden. Ich will nicht am Ende für etwas, bei dem ich schlussendlich feststelle, dass es mir das nicht wert war, auch noch an die Luft gesetzt werden - nach dem Motto: "Warst nicht gut genug."
In diesem Fall ist die Situation zusätzlich noch vorbelastet, da die Zurückweisung von ihr immer noch nachwirkt. Irgendwo sind Grenzen. Nachdem ich zu Beginn die Initiative, sehe ich sie nun am Zug, den "ersten" Schritt zu tun - und zwar mehr als ein "hdl" per Sms, dass erfahrungsgemäß keinen Cent wert ist.

Gleichwohl weiß ich, dass sie die Intiative in der Form nie ergreifen wird. An dieser Stelle stehe ich nun vor der Frage: "Soll ich es trotzdem wagen?" Mir fehlt im Moment - wie auch beim ersten Mal - die selbstsichere Entschlusskraft, sie "im Sturm zu erobern". Niemand will jemanden zum Partner, dessen Gestik und Verhalten allgemein ein einziges Fragezeichen ist - ich auch nicht. Wenn ich endlich aufhören würde, zu zögern, dann würde ich sie für mich gewinnen können. Damit bin ich mir sicher.

Soweit zum Rationalen: Aus früheren Erfahrungen weiß ich, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein. Diese erlösende Gefühl ihrer Nähe/Anwesenheit, Stress, der einen echt zu Grunde richtet, aber einem auch das Gefühl gibt, lebendig zu sein, kein Hunger, ständig an sie denken müssen. Auch in meinen Träumen ist das Mädchen damals ständig präsent gewesen. All das - fehlt bei ihr. Ich muss laufend an sie denken, aber eher die Art "soll ich, soll ich nicht" - jeden Tag. Gleichzeitig kann ich nicht einschätzen: Ist das Verliebtheits-Gefühl, das ich kenne, nicht auch deshalb so ausgeprägt gewesen, weil das Mädchen für mich damals nie erreichbar war - die Ikone, für die jeder irgendwann mal schwärmt. Außerdem habe ich gehört: Jede Liebe ist anders? Sexuell finde ich sie auf jeden Fall anziehend, aber auch hier: Finde ich -sie- anziehend oder bin ich einfach nicht ausgelastet und mir ist es egal, wer?

Mein Gewissen sagt mir zudem, dass es verantwortungslos ist, den anderen emotional so ins Messer rennen zu lassen, wenn ich mir selber nicht sicher bin. - auch wenn sie es bei mir getan hat. Ich will auf keinen Fall mich für irgendetwas revanchieren (und ich weiß, dass dieser Wunsch irgendwo in mir existiert.)

Etwas das mir sehr wichtig ist, und bisher bei ihr völlig fehlt: Dass ich auch über meine Probleme reden kann. Sie erzählt mir alle Probleme, von Beruf über Gesundheit zu Familie und es mir immer wichtig gewesen, für sie dazusein. Meine eigenen Probleme fresse ich seit Jahren in mich rein, weil ich niemandem habe, mit dem reden kann. In einer Beziehung wird es irgendwann aus mir herausplatzen - um sie nicht zu überfordern, stufenweise. Aber eine gewisse Bereitschaft und Geduld muss vorhanden sein - und das erwarte ich auch von einer echten Freundin. Ich tue mich schwer damit, über meine Angelegenheiten zu reden, einfach weil ich auch in meiner Familie sehr selten eine Gelegenheit dazu habe. Andererseits hat sie mir bisher auch nie den Eindruck vermittelt, dass sie offen dafür wäre. Sie ist völlig ausgelastet mit eigenen Problemen und bei banalen Dingen - Problemen, die eher dazu dienen, Vertrauen aufzubauen - hat sie mich eigentlich immer sitzen lassen. Macht es Sinn, sie noch einmal zu testen? Habe ich mir vielleicht auch zu viel in ihr Verhalten reininterpretiert und sie reagiert insbesondere jetzt verständnisvoll?

Um zur eigentlichen Frage zu kommen: Ich sehe, wie andere Menschen nach zwei Wochen Beziehungen eingehen, Spaß haben und sich nach 2 Monaten wieder trennen. Mache ich mir zu viele Gedanken? Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Mein Fazit aus allen Überlegungen ist: Sie ist nicht die Richtige, aber ich werde es niemals richtig einsehen, wenn ich es nicht probiert habe und gescheitert bin.

Wer immer das tatsächlich vollständig liest: Bereits jetzt vielen Dank und ich freue mich über jeden Rat.

Grüße

Starlight
Falling Star
 

Re: Beziehung wagen?

Beitragvon Wölfchen » Fr. 17.10.2014, 01:09

Hallo,

Ich würde dir raten es auf jeden Fall langsam angehen zu lassen. Wenn sie wirklich Gefühle für dich empfindet und du auch welche für sie, könntet ihr es versuchen. Ihr vertraut euch ja bereits und ihr scheint auch sehr offen über eure Probleme reden zu können, genau das empfinde ich als wichtig in einer Beziehung. Letzendlich musst du die Entscheidung fällen.

Liebe Grüße, Wölfchen
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Registriert: Mi. 15.10.2014, 02:03


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