Warum ich?

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Warum ich?

Beitragvon sunray » Do. 02.10.2014, 21:15

Hallo zusammen :)

Es freut mich, in einem Forum mal anonym schreiben zu können und eventuell von euch Antworten zu bekommen :idea:

Ich bin 22 Jahre alt, wohne in der Schweiz und habe die Matura vor 3 Jahren gemacht. Mein Leben war immer in Ordnung, ich hatte nie Probleme und alles schulische ging locker von der Hand. Ich hatte viele Freunde und war eine ausgelassene Person. Der Wendepunkt kam irgendwann gegen Ende des Gymnasiums. Meine Stimmung wurde zunehmends trüber und ich fing an, über Alles mögliche nachzudenken. Das ignorierte ich erstmals. Beziehungsweise gewöhnte ich mich daran, und mein soziales Netz begann langsam zu bröckeln. Ich merke zwar immer wieder, das mir andere helfen wollen, aber manchmal bin ich nicht erreichbar. So fing ich an Architektur zu studieren, was nun nach zwei Jahren aber nicht mehr klappte, beziehungsweise musste ich den Entwurfskurs wiederholen und bestand nicht. Mein Leben gleicht, seit diese Depressionen anfingen, einem Kampf. In der schlimmsten Zeit experimentierte ich mit Drogen. Ritalin, Aufputschmittel, Kaffee, Zigaretten und das Fläschchen Tramadol waren manchmal kleine Helfer. Mit Tramadol (synthetisches Opioid) konnte ich 10 Stunden abschalten und erlebte die besten Gefühle in diesem grauen Brei. Nun, ich will nun das Thema nicht zu fest auf Substanzen lenken.

Vor drei Wochen habe ich angefangen, Nanowissenschaften zu studieren, ein Fach welches mich schon immer interessierte. Ich habe Spass daran, mir bereitet die Materie Freude. Vorher war ich im Ausland, lernte eine Menge Menschen kennen und mir ging es wieder viel besser. Doch nun fängt der Kampf wieder an. Ich weiss es nicht, aber es hat mit den Anderen und mir zu tun. Ich fange wieder an, mir ständig Vorwürfe zu machen, und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich reagiere extrem sensibel auf die Reaktionen anderer Menschen und bin wieder dazu geneigt, alles negativ zu interpretieren. Das macht mir das Leben natürlich schwer, und ich möchte da möglichst schnell wieder raus.

Manchmal würde ich am liebsten weinen. Mein Leben fühlt sich manchmal so an, als würde ich durch die Hölle gehen, während andere Feste tanzen und das Leben geniessen. Ich befinde mich dann in einem Art Gefühlskäfig, der nur negative Gefühle zulässt. Es ist wie ein Fluch, der über mir lastet. Ich weiss nicht, woran es liegt, und ich hasse mich dafür. Ich hasse mich, weil ich genau weiss, wie ich so auf die Anderen wirke, wie asozial ich dann bin. Natürlich treffen mich dann Bemerkungen von Kollegen, welche das Thema auch nur mit ein bisschen Humor anschneiden, zutiefst ins Herz, weil ich weiss, dass ich nicht rauskann. Das ist eine richtige depressive Episode. Manchmal befürchte ich wahnsinnig zu werden, doch

meinen Verstand habe ich noch nie verloren, nie. Egal wie dunkel das Loch war, wie gross die Verzweiflung, ich war immer voll dabei und habe alles miterlebt. Die Hölle in allen Facetten. Manchmal scheint Alles so ausweglos, dass ich befürchte, den Verstand zu verlieren, doch das passierte noch nie.

Ich war einige Zeit bei einem Psychiater, und das hat sehr geholfen. Ich denke, ich werde jetzt wieder gehen ab und zu. Den letzten Funken Hoffnung habe ich nie verloren, sonst würde ich womöglich nicht hier schreiben. Ausserdem kann ich das meinem Umfeld nicht antun. Und manchmal erreicht ein diffuser Glanz von Licht mein Gemüt.

Was denkt ihr so dazu? Vielen Dank für eure Antworten.
sunray
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Re: Warum ich?

Beitragvon EwigeMutter » Do. 02.10.2014, 23:56

Doch, man kann raus.
Es ist nicht leicht,aber mit etwas Hilfe kann man aus dem dunklen Tal entkommen.
Außerdem gibt es ganz gute Medikamente gegen Depressionen.
Sie sind sicherlich kein Allheilmittel,aber mir haben sie für eine gewisse Zeit geholfen.
Eine Therapie wäre sicherlich auch sehr hilfreich.
Ich finde es gut,dass Du Dir ein neues Thema ausgesucht hast und wieder studierst.
Man sollte etwas tun,was man mit Leidenschaft machen kann.
Hast Du irgendwelche Hobbies?
Du musst etwas finden,was Dir hilft, Dich selbst wieder zu mögen.
Das kann eine Arbeit ,eine neue Liebe oder ein Hobby sein,-
es kann auch ein neues Umfeld sein,welches Dich wieder etwas aufrichtet.
Verkrieche Dich nicht und versuche Kontakte zu halten oder neu zu knüpfen.
Es ist gut,wenn man Freunde hat, mit denen man über alles sprechen kann....
gibt es die?
EwigeMutter
 

Re: Warum ich?

Beitragvon sunray » Fr. 03.10.2014, 17:00

EwigeMutter hat geschrieben:Hast Du irgendwelche Hobbies?
Du musst etwas finden,was Dir hilft, Dich selbst wieder zu mögen.
Das kann eine Arbeit ,eine neue Liebe oder ein Hobby sein,-
es kann auch ein neues Umfeld sein,welches Dich wieder etwas aufrichtet.
Verkrieche Dich nicht und versuche Kontakte zu halten oder neu zu knüpfen.
Es ist gut,wenn man Freunde hat, mit denen man über alles sprechen kann....
gibt es die?


Das mit den Hobbys ist so ein Ding. Im Moment spiele ich 1 mal pro Woche Unihockey mit Kollegen aus der Uni. Hab auch schon Anschluss gefunden und merke, dass mir die neuen Leute SEHR gut tun. Ich merke, dass ich nicht immer verkrampft sein muss und nicht alles nur ein Stress ist.

Ich habe einen sehr guten Freund, mit dem ich über fast Alles reden kann.

Im Moment geht es mir wieder besser, habe die zwei letzten Nächte durchgeschlafen und konnte mich wieder etwas fassen. Es hat mir extrem gut getan, das Alles mal hier aufzuschreiben...

Danke viel Mal für deine Antwort!
sunray
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Re: Warum ich?

Beitragvon anders_als_du » So. 05.10.2014, 23:06

Hast du deine Schilddrüse mal durchchecken lassen? Einer Freundin von mir erging es sehr ähnlich wie dir. Alles war gut, im Studium lief es, das Thema interessierte sie. Fast hätte sie sogar ein Semester vor der Regelstudienzeit ihr Examen gemacht. Aber dann wurde sie schwer depressiv. So schwer, dass sie sogar in eine Klinik kam und Antidepressiva nehmen musste. Niemand hatte sie mal körperlich durch gecheckt. Erst ihre Therapeutin nach der Klinik schickte sie zum Hausarzt. Und siehe da, die Schilddrüse war für die Depression verantwortlich. Heute nimmt sie Tabletten um das Organ zu regulieren und sie lebt ihr Leben wieder wie vorher.
Kann dir also nur raten, mal zum Arzt zu gehen.
Sollte mit der Schilddrüse alles in Ordnung sein, dann gibts normalerweise an jeder Uni Psychologen. Meine Uni bietet sogar für die Studenten eine Selbsthilfegruppe an. Manchmal tut es ja schon gut zu wissen, dass man nicht alleine ist!
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anders_als_du
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