Ja und doch Nein

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Ja und doch Nein

Beitragvon Zwischenwelt » Mo. 14.07.2014, 12:54

Hallo,

seit meiner PTBS lebe ich nicht mehr, also fast schon 2 Jahre dümpel ich irgendwie vor mich hin. Mein Leben findet eigentlich fast nur noch in meinem Kopf statt. Ich bin viel zu Hause, was vorher nicht so war. Vorher bin ich immer mal unterwegs gewesen und hatte keine Freuden.

Heute bin ich fast nur noch zu Hause und habe kaum noch Kontakte. Nur noch zu meinem Vater, meinem besten Freund und bester Freundin. Zwei ehm. Arbeitskolleginnen gibt es auch noch, aber das sind halt nur nette Bekannte.

Ich wünsche mir irgendwie wieder einen netten Freundeskreis, aber dafür müsste ich raus usw..... doch ich schaffe das nicht. Mein bester Freund möchte mich gerne mal mit zu seinen Bekannten/Freunden mitnehmen, aber ich kann nicht.

Mein Selbstbewusstsein ist in den letzten 2 Jahren extrem klein geworden und neue Bekanntschaften sind negativ verknüpft. Der Ursprung dafür dürfte u.a. in meinem 3 monatigen Aufenthalt letztes Jahr in der Tagesklinik liegen. Der war sehr anstrengend, weil gleich 3 Herren ihr Interesse an mir zeigten und ich damit völlig überfordert war. Da verlor ich das Interesse an den Menschen und versuchte es in der Tagsklinik zu behandeln bzw. aufzuhalten, doch es gelang mir nicht.

Doch in einen dieser 3 Männer verliebte ich mich. Obwohl mir mein Kopf sagte das ich es lieber sein lassen sollte... Nach 3 Monaten beendete ich, weil ich erfuhr das er mit einer Minderjährigen über facebook Kontakt auf sexueller Ebene hatte. Als das Mädchen 12 Jahre alt war, hatte er sie kennengelernt.... ich war geschockt und fragte mich ob er pädophil ist. Ich beendete sofort die Beziehung und 3 Tage lang konnte ich vor lauter Übelkeit kaum essen. Ich bekam einen Termin beim Kinderschutzbund und erzählte dort davon und gab die Namen preis. Ich hätte keine Ruhe gefunden. Man teilte mir mit das er sich in einer Grauzone bewegt und man nichts unternehmen kann. Zwar schade, aber so weiß man zumindest bescheid über ihn. Meiner besten Freundin viel dann auch noch auf das dieses Mädchen mir äußerlich total ähnelte.... mir selbst war das nicht aufgefallen, mein Mitbewohner stimmte ihr zu. Das machte die Sache noch ekelhafter für mich. Doch heute ist das ein geschlossenes Thema für mich, weil ich alles getan habe, was man in so einem Fall tun kann.

Seither erlebe ich neue Kontakte als unheimlich anstrengend. Einerseits bin ich froh allein zu sein, doch auf der anderen Seite vermisse ich Kontakte mit denen man einfach mal was unternehmen kann. :( Ich bin hin & her gerissen. Ich will, aber kann irgendwie nicht. Treffe ich mich doch mal mit jemandem, so wie jetzt am Samstag mit meiner Bekannten, wir sind zum Strand gefahren und haben uns gesonnt, dann geht es mir hinterher körperlich extrem schlecht. Ich hatte unerträgliches Sodbrennen und Bauchweh. :cry:

Hinzu kommt noch, das ich im letzten Jahr eine Zeit lang extremes Frustfressen gemacht habe. Das hat sich alles an meinem Bauch gesammelt. Der Rest an mir ist völlig normal, nur mein Hüftspeck ist zuviel. Damit habe ich noch ein Problem mehr, denn wenn ich unter Menschen bin, bin ich damit beschäftigt den zu verstecken. Bauch einziehen, mich völlig verkrampfen usw..... es ist ein Kreislauf. Ich kann mich mit diesem Speck überhaupt nicht annehmen und schiebe Panik. Bei anderen finde ich Bäuche nicht schlimm, nur bei mir selbst ist das völlig inakzeptabel. Das macht mich traurig das ich mich selbst auf Hüftspeck runter reduziere, aber ich kann vor lauter Angst nicht anders. :cry:

Habt ihr Tipps für mich? Wie macht ihr das mit sozialen Kontakten? Oder was hat euch geholfen?

LG
Zwischenwelt
 

Re: Ja und doch Nein

Beitragvon Christine » Mo. 14.07.2014, 13:04

Hi,
ich hab dich gelesen... Finde schwer, was dazu zu sagen, weil ich vieles davon auch von mir kenne. Im Moment habe ich auch kaum einen existierenden Freundeskreis.
Mir kam nur der Gedanke: Vielleicht wäre es weniger anstrengend für dich, erst mal kleine Sache mitzumachen? z.B. nicht gleich einen ganzen Tag am Strand, sondern mal eine Stunde Eis essen und Kaffee trinken. Und dann gehst du wieder heim und ihr macht wann anders wieder mal was.
Überfordere dich nicht, unter Menschen zu sein muss man auch erst wieder lernen. Fang klein an und lass dir Zeit. Solange du dir nicht erlaubst, völlig in Einsamkeit zu versinken und dich von der Außenwelt abzuschotten, ist alles in Ordnung. :)
Christine
 

Re: Ja und doch Nein

Beitragvon warum ich » Mo. 14.07.2014, 14:51

dieser soziale rückzug, nachdem du selber ihn bemerkst, ist ja nichts, was dir mal eben aufgrund einer gerade vielleicht ungünstigen konstellation widerfährt, sondern vermutlich gegründet auf das, was eben auch für deine diagnose (ptbs) steht.

... und vermutlich bist du da jetzt auch erst grad mit allem am anfang ...

deine psyche versucht, über immer wieder neue wege, dir etwas mitzuteilen, dir einsichten und verhaltensänderungen abzufordern - idealerweise: dich damit davon abzuhalten, weitere fehler zu begehen, in richtung auf das, was für die auslösung deines ursprünglichen traumas ausschlaggebend gewesen war - ... aber du, im (insoweit zwar verständlichen) krampfhaften bemühen, nicht noch weiter ins ungewisse hinein abzurutschen, erkennst und tust genau das dann nicht !

zuhilfegekommen ist dir nun ganz offensichtlich dein verstand plus vernunft, daß du dich auf den, mit ausgerechnet dem (von jenen drei umwerbern) du da gerade so voll in die ... getreten bist, da nun nicht auch noch eingelassen hast und ihn den entsprechenden stellen gemeldet.

(inwieweit das nun optimale waren - denn tun kann man immer etwas; einfach, indem man solchen drecksäcken entsprechend gescheit eine falle stellt -, das jedenfalls liegt dann nicht mehr in deiner macht, und muß dich auch nicht beschäftigen. aus dieser nummer hast du sauber wieder herausgefunden.)

wieder ins leben zurück findet man aus einer solchen isolierung (sozialer rückzug) ganz ganz allmählich nur.

... und alles, was man "mit gewalt" daran dann zu beschleunigen versucht, wird dir genau in die falsche richtung, also danebengelingen

siehst ja grad selber, wie dich der frust nachher noch mehr lähmt und noch tiefer hineinreißt.

soll heißen: neue freunde bringen da nichts !
es geht einzig mit denen, die einen aus den alten tagen noch kennen, da alles noch gut gewesen war ...

... und die diese ganze zeit über dann zu einem gestanden sind ...

du kannst dir bei neuen leuten anregungen abschauen - ... in etwa so wie hier jetzt schon, wenn du bei einigen liest, die an eigenen ähnlichen problemen wirklich auch angestrengt und engagiert arbeiten.

kannst dich von denen inspirieren oder sogar mitreißen lassen ...

... aber allein, jemanden neuen ins boot da jetzt mit hineinnehmen zu wollen, das eh schon weitgehend manövrierunfähig gewordene - "kränkende", wie wir donauschifffartskapitänswitwen ;) sowas dann nennen würden -, dies jedenfalls würde doch nur eine weitere "zuladung" bedeuten, ... rein auftriebstechnisch.

was dir eh keiner abnehmen kann, ist eine dir momentan noch unabschätzbare geduld, die das erfordern wird.

es geht allenfalls jeden tag nur ein winziges stückerl voran.
selbst diese erfolge auch nur erkennen zu wollen, wäre zuweilen schon zu viel vorgenommen.
warum ich
 

Re: Ja und doch Nein

Beitragvon Zwischenwelt » Di. 15.07.2014, 09:10

hallo,

vielen dank für eure antworten. ich versuche seit wochen mit ganz kleinen schritten weiter zu machen, doch ich habe oft das gefühl das sich rein garnix bewegt. wenn ich aber mal genau hinsehe, dann tut sich sehr wohl etwas..... denn ich werkel an meinen eigenen dingen herum und verändere hier und da etwas, aber man sieht eben noch kein gesamtergebnis und ich glaube das dies auch mein problem ist. ich will immer gleich von null auf hundert, also am besten wieder so funktionieren wie vorher. ich konnte mich noch nie mit minierfolgen abgeben bzw. sie würdigen und anerkennen.

es fällt mir sehr schwer mich mit mir auseinanderzusetzen, denn immer wieder bekommen ich zu spüren was mir fehlt und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. :(

@warum ich: ich hoffe das dieser kerl vielleicht beobachtet wird oder wie auch immer... doch meine ruhe habe ich damit, denn ich habe es in die richtigen hände abgegeben.
Zwischenwelt
 


Zurück zu Beziehungen und Umfeld

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste