Ich: Die Zweit-Mama meiner Schwester

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Ich: Die Zweit-Mama meiner Schwester

Beitragvon WerBinIch » Mo. 09.06.2014, 21:06

Hallo , ich muss mal wieder einen beitrag schreiben, weil ich derzeit bei diesem thema in der therapie total stecken bleibe und das gefühl habe das problem einfach nicht lösen zu können und das belastet mich sehr.
Es ist so: Mit 8 1/2 jahren wurde ich, spät aber doch, stolze große Schwester. Leider hat sich im Laufe der Jahre alles anders entwickelt und als kind habe ich nicht verstanden, was ich da alles machen musste...das wurde mir erst in den letzten 2 Jahren bewusst (bin jetzt fast 20 und meine Schwester ist 11). Da meine Eltern Musiker sind, waren sie oft abends, am wochenende, in den ferien weg. Selbst in stressigen schultagen, selbst in meiner pubertät als es mir ohnehin schon schlecht ging wegen diversen umständen, musste ich dauernd auf meine freizeit und kindheit verzichten. Wenn ich nicht auf meine schwester aufpassen wollte wie es meine eltern brauchten, machten sie mir ein schlechtes gewissen, sagten mir, dass ich unzuverlässig sei, dass sie ein "nein" nicht akzeptieren etc. Selbst Bekannte sagten meinen Eltern ständig, dass sie das nicht machen können, ihre größere Tochter als Kindermädchen zu missbrauchen, aber sie haben es immer schon getan und nie unterlassen...wenn ich nicht tat was sie sagten, dann wurde ich stundenlang angeschrien, fertig gemacht und beschimpft.
Selbst mit 9 Jahren habe ich meine gerade mal 6 monate alte Schwester nachts zwei stunden lang herum getragen, weil meine mutter sonst ausgerastet wäre weil sie die schreierei nicht mehr ausgehalten hat.

Nun ist es so:
1.) Wenn meine Eltern mit mir reden, dann bin ich gleich auf 180, weil es zu 90% darum geht, ob ich eh zuhause bin am nächsten tag oder am wochenende oder sonst wann. Ich kann das einfach schon nicht mehr hören, dass ich dann immer so einen stress habe innerlich, weil ich "errreichbar" sein muss, weil ich "da" sein muss, weil dies und das und jenes.
2.) Durch diesen Zorn kann ich meinen Eltern nicht mehr wirklich in die Augen schauen,...jedes Mal wenn wir reden kommt mir das k*tzen. Auch deshalb, weil sie meine psychische Erkrankung mit 15 jahren nicht akzeptieren konnten (und mich psychisch noch kaputter gemacht haben --> Nun Borderline --> Sie wissen nichts von dieser Diagnose und davon, dass ich mich erneut in Therapie befinde!) .
3.) Meine Schwester denkt nun, dass ich immer Zeit für sie haben muss und macht mir aufs Übelste ein schlechtes Gewissen, weil ich mir angeblich nicht genug Zeit nehme für sie. Ich passe fast jede Woche mal auf sie auf, mache immer wieder was mit ihr. Und ich bin inzwischen so alt, dass ich einfach keine Lust mehr darauf habe. Ich will mein Leben leben , ich will meine Freunde haben und diese ohne schlechtes gewissen,ohne störende Anrufe endlich mal genießen können!!!
:evil: :cry:

Weiß nicht wie ich diesen Zorn, dieses Problem in den Griff kriegen soll (außer Ausziehen, das geht erst in 1 1/2 Jahren)....es staut sich derzeit so viel an, dass der Drang nach SVV wieder immer häufiger aufkommt und ich hatte wieder mehrere Ausrutscher die letzten Monate. :-(
Kennt das vielleicht wer? Habt ihr Tipps?
WerBinIch
 

Re: Ich: Die Zweit-Mama meiner Schwester

Beitragvon WerBinIch » Do. 12.06.2014, 14:06

Keiner der was dazu sagen kann? :-(
WerBinIch
 

Re: Ich: Die Zweit-Mama meiner Schwester

Beitragvon Charlotte » Do. 12.06.2014, 14:20

Na ja, ich fürchte, außer Ausziehen bleibt dir nicht viel übrig. Deine Eltern werden es immer wieder einfordern, dass du auf deine Schwester aufpasst. Entweder du riskierst es, dich dagegen zu wehren und immer wieder Nein zu sagen und halt nicht da zu sein, oder du ziehst aus und bist wirklich nicht mehr verfügbar.
Zumal deine Schwester langsam auch alt genug ist, um zumindest mal einen Abend lang alleine bleiben zu können.

Es ist halt ein festgefahrenes Muster, in dem du steckst. Deine Eltern haben gemerkt, dass sie dir die VErantwortung für deine Schwester aufs Auge drücken können, wann immer sie es wollen. Das ist bequem für deine Eltern, von alleine werden sie sich also nicht ändern.
Die einzige, die das Muster durchbrechen kann, bist du. Aber egal wie du es anstellst, es wird weder deinen Eltern noch deiner Schwester gefallen. Das ist dann der Preis, den du für deine Freiheit zahlen musst. Ob es dir das wert ist, kannst nur du entscheiden.

Du kannst natürlich auch mal zum Jugendamt gehen und schauen, was die dazu sagen, dass du dich mehr um deine Schwester kümmerst als deine Eltern. Wie sehr du dich dadurch unter Druck gesetzt fühlst. Vielleicht gibt es sogar eine Möglichkeit, mit der Unterstützung des Jugendamts auszuziehen, ich weiß nicht, ob du da mit 20 noch Anspruch drauf hast.

Aber letztendlich gibt es keinen "hübschen" Weg, um aus deiner Zwickmühle rauszukommen. Wenn du es wirklich ändern willst, musst du unbequem werden, dich gegen deine Eltern und ihren Willen stellen und am besten irgendwie versuchen, jetzt auszuziehen. In anderthalb Jahren kannst du dann ja immer noch deine ursprünglichen Pläne weiter verfolgen.
Charlotte
 


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