Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet mich

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet mich

Beitragvon Querdenker » So. 02.02.2014, 17:18

Hallo an alle,

ich habe die Diagnose paranoide Schizophrenie, leide an Zwängen und hab gerade wieder nen psychotischen Schub. Bin Alkohol-und Cannabissüchtig, Kettenraucher und hab ne Essstörung und bin körperlich eigentlich auch ziemlich fertig. Bin männlich und 25. Seit Jahren arbeitslos, mit kurzen Unterbrechungen, in denen ich versucht hab zu arbeiten. So viel zu mir.

Es kotzt mich an, wie alle über mich denken! Meine Mutter will immer verdrängen, dass ich schizo bin. Wenn ich mal das Bedürfniss verspüre, über psychische Probleme mit ihr zu reden, weicht sie aus und wirkt genervt. Mein Stiefvater glaubt, ganz sicher bin ich aber nicht, nicht wirklich an psychische Krankheiten. Er glaubt, es läge letztlich immer an der Willenskraft. Aber vielleicht/hoffentlich hab ich ihn da mal missverstanden. Aber er mag mich nicht mehr so sehr - Punkt. Ich habe selten Kontakt zu meinen Eltern. Geschwister hab ich keine. Meine Oma versteht mich schon besser macht sich aber ständig sorgen, weswegen ich sie auch oft anlüge. Unser Verhältniss ist gut und wir haben häufiger Kontakt. Der Rest meiner Verwandtschaft meidet mich und darunter leide ich. Sie verstehen meine Krankheit nicht und wollen es auch nicht verstehen, sich darüber Informieren. Jeder Kontaktversuch von mir wird ignoriert. Sie sehen mich nur als faulen Sozialschmarotzer der ne Macke hat. Vor paar Jahren haben sie mich wenigstens noch wie ein Kind behandelt. Aber jetzt...

Freunde habe ich zum Glück (noch?). Es sind nur paar aber die sind wahre Freunde. Mit Zwei von ihnen habe ich mich grad verstritten und sie gehen mir aus dem Weg, reden kein Wort mehr mit mir. Aber alle müssen leider immer wieder durch mich leiden und Sorgen machen. Das kotzt uns alle voll an natürlich.

Und dann stört mich natürlich noch mein Image. Ich lebe in einem Dorf, da kennt jeder fast jeden. Mein Ruf ist beschissen, denke ich. Manche Leute schauen mich herablassend an. Und schon zwei mal ist es passiert, dass jemand noch Gas gab, als ich gerade über die Straße lief. Meine Nachbarn halten mich vermutlich auch für bekloppt, da ich ab und zu rumschreie. Aber Ärger gab es noch nie. Toi, toi, toi.

Ja das wollte ich einfach alles mal loswerden. Vielleicht geht es ja jemande ähnlich. Was kann man da machen? Die Menschen die mir eh nicht mehr zuhören, gebe ich so zusagen auf. Aber die anderen?
Querdenker
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon EwigeMutter » So. 02.02.2014, 19:37

Leider ist das,was Du beschreibst,die "normale" Reaktion der meisten Menschen auf psychisch Kranke.Es ist einenteils Unsicherheit,wie man mit jemandem umgehen soll,der ,- wie Du es so schön umgangssprachlich formuliert hast-, "bekloppt" ist,
andererseits ist es auch Verachtung und Unverständnis.
Jeder,der nicht in einem gewissen Rahmen "normales" Verhalten an den Tag legt,wird schnell von anderen vorverurteilt und somit zum Außenseiter.
Du kannst niemanden zwingen,Dich zu mögen oder sich mit Deinen Problemen oder Deinem Krankheitsbild zu beschäftigen.Viele Leute haben selbst genug am Hals, möchten ihr Leben möglichst ohne Probleme und
Schwierigkeiten leben und haben weder die Lust,noch die Energie,sich für Außenseiter,Kranke,Süchtige oder verhaltensauffällige Menschen zu engagieren.
Sei froh,dass Du noch ein paar Freunde hast,die zu Dir halten und Dich so nehmen,wie Du bist.
Deine Verwandtschaft scheint nicht zu der Sorte zu gehören,die Mitgefühl und Hilfe entgegenbringt.
An Deiner Stelle würde ich auf den innigeren Kontakt verzichten,denn was können sie Dir schon geben,wenn sie Dich von vorne herein ablehnen.
Vielleicht solltest Du auch aus diesem kleinen Dorf wegziehen in einen größeren Ort oder besser noch eine Stadt.
Dort gibt es sicherlich Selbsthilfegruppen Betroffener,die Dich etwas unterstützen können.
Was rät Dir denn Dein behandelnder Arzt/Psychologe?
Warum bedeuten Dir diese Verwandten so viel?
Das Deine eigene Mutter so ein Problem mit Deiner Erkrankung hat,kann ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen....ist sie mit dem Thema überfordert?
Nimmt sie das vielleicht einfach zu sehr mit,dass Du so krank bist?
Ständige Sorgen können auch dazu führen,dass man nichts mehr davon hören will und sich distanziert....
es ist für alle in Deiner Familie sicherlich auch nicht ganz leicht, mit Dir und den Auswirkungen Deiner
Erkrankung umzugehen.Suchtprobleme werden von anderen sowieso meist nicht toleriert.
Wie wirst Du denn behandelt?
Gegen Alkohol- und Cannabbissucht sollte man doch etwas unternehmen können?
Warst Du schon mal in einer Klinik?
EwigeMutter
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon GLaDOS » So. 02.02.2014, 20:24

Leider ist diese Reaktion so häufig. Menschen sind zu wenig aufgeklärt oder habe eben kein Interesse daran sich zu informieren, weil sie der Meinung sind entweder alles zu wissen, oder Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Es tut mir leid zu lesen, dass ein Teil deiner Familie solche Reaktionen zu deiner Krankheit zeigt :troest:

Querdenker hat geschrieben:Er glaubt, es läge letztlich immer an der Willenskraft.
Ja, ja, wenn man sich nur zusammennimmt kommt man drüber weg :bla:

Willst du an deinem Alkohol-und Cannabiskonsum etwas ändern?

Machen kann man schon etwas, wenn du dazu bereit bist etwas zu ändern. Gerade jetzt wo du einen Schub hast wäre Hilfe vielleicht nicht verkehrt.
GLaDOS
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon Querdenker » Mo. 03.02.2014, 07:34

@ EwigeMutter: Danke, wegen dir schieb ich grad den Film, dass du meine Mutter bist. Und mich auf Grund der Informationen erkannt hast. Mehr sag ich nicht.

@ GLaDOS: Danke, das muntert mich auf. Du verstehst es. Aber ja, ich will mein Suchverhalten bekämpfen.
Querdenker
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon GLaDOS » Mo. 03.02.2014, 07:40

Lass dich nicht entmutigen, und fange mit Babysteps an. Hättest du eine Stelle/Arzt an den du dich wenden kannst, wegen deiner Sucht?
GLaDOS
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon EwigeMutter » Mo. 03.02.2014, 18:51

Hmmm...wie kommst Du auf sowas....ich bin nicht Deine Mutter.
Habe zwar einen Sohn,der mir lange viele Sorgen gemacht hat,aber der bist Du mit Sicherheit nicht.
Ich sehe die Dinge aber aus Sicht der Mütter,sozusagen stellvertretend für viele,deren Kinder hier schreiben.
EwigeMutter
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon Querdenker » Mo. 03.02.2014, 19:59

Ja morgen hab ich eh ein Termin beim Arzt. Dem werde ich mich ein wenig anvertrauen, denn so kann ned weiter gehen. Auch körperlich geht es mir richtig schlecht grad. Ich mach's nimmer lang wenn's so weiter geht.

@ EwigeMutter: Das war einfach ein Wahn oder so gestern. Hab deine erste Antwort nochmal gelesen. Mit Vielem hast du möglicher Weise Recht. Aber deine Frage, warum mir die Verwandten so viel bedeuten versteh ich nicht ganz. Es ist eben meine Familie, die liebe ich. Früher hab ich alle regelmäßig getroffen.
Querdenker
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon GLaDOS » Mo. 03.02.2014, 20:14

Wäre lieb, wenn du morgen berichten würdest wie es beim Arzt lief :) Es ein wirklich wichtiger Schritt für dich zu erkennen das du es alleine nicht schaffst.

Alles gute für morgen und ich schick dir eine Menge Durchhaltevermögen mit auf deinen neuen Weg.
GLaDOS
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon Panvie » Di. 04.02.2014, 05:07

Ein nachträgliches herzliches Willkommen bei uns. :)

Bin ja eigentlich nicht so ein Zitate-Zerfetzer, aber so, kann ich Folgendes besser sagen:
Querdenker hat geschrieben:Bin männlich und (kurz vor - (Anm.v.mir)) 25 [...] arbeitslos

[...] Meine Oma versteht mich schon besser macht sich aber ständig sorgen, [...] Vor paar Jahren haben sie mich wenigstens noch wie ein Kind behandelt. Aber jetzt...

Freunde habe ich zum Glück (noch?). Es sind nur paar aber die sind wahre Freunde. [...] Aber alle müssen leider immer wieder durch mich leiden und Sorgen machen. Das kotzt uns alle voll an natürlich.

Einige sagten es schon, aber ich kann anhand dieser Faktoren, die mich auch betreffen bestätigen, dass viele Menschen auf psychische Krankheiten eher distanziert reagieren oder sogar herab schauen.

Die Dinge, die ich in dem Zitat stehen ließ sind Situationen, die ich (auch wenn es sich "nur" um eine lange währende Depression handelt) richtig gut nachvollziehen kann. Wenn einen Menschen in Schubladen einordnen, die in den Bereich der "mangelnden Zurechnungsfähigkeit" oder "niedrigen Intelligenz" gehen, ist das wirklich hart. Durch deine Diagnose scheint die Situation noch um einiges schlimmer auszufallen. Da ist man wohl wirklich Dorfgespräch.

Ich habe vor kurzem in einem Thread ein interessantes Zitat hervor gekramt, was auch auf dich gut zutreffen könnte. Es beschreibt die Situation zwischen dir wohlgesonnene und eher abgeneigte Menschen sehr gut:

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1499433_393331100803145_335069110_n.jpg (23.33 KiB) 1613-mal betrachtet

Leider kann ich dir nicht dabei helfen, wie du mit der Lage umgehst, weil ich selbst vor einem sehr ähnlichen Problem stehe... aber meine Mutter hat bis vor kurzem richtig Dampf wegen einer Sache gemacht. Plötzlich verstummte das. Und jetzt spüre ich, wie sehr mir das Gefühl fehlt, dass ihr das sehr wichtig war/ist. Ich finde, du solltest versuchen an deine Eltern heran zu kommen und ihnen verstehen zu geben, wie es ungefähr in dir aussieht. Freunde können dir auch eine Familie sein, dich unterstützen, schützen, dir zuhören und vieles mehr.

Aber es gibt Qualitäten, die dir eine selbst gewählte Familie nicht geben kann und deine leibliche Mutter "einfach im Blut" hat. Das haben sie wohl alle...

Viele Grüße
Panvie
 

Re: Meine Fam. versteht mich und meine K. nicht und meidet m

Beitragvon Angelika » Di. 04.02.2014, 12:04

Ich kram hierzu auch mal ein nettes Zitat hervor.

"Wenn jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren würde,dann wäre diese Welt wesentlich sauberer."

Ich versuche nicht mehr jedermann s Darling zu werden,und arbeite besser am eigenen Selbstbewußtsein.
Wenn irgendwer meint,sich über mich stellen zu müssen,dann muß ich denjenigen in dieser Qualität ja nicht noch bestätigen,indem ich mich klein machen lasse.

In meiner Welt stehen ausnahmslos ALLE Menschen auf Augenhöhe,vom Papst bishin zu einem afrikanischen hungernden Kind.Und von einem Schwerverbrecher bishin zur Queen.

NIEMAND ist perfekt.

Aber jeder sollte individuell sein dürfen.

Und wenn es Menschen gibt,die mir ständig meine Fehler vorhalten und mich angreifen wollen,dann übe ich mich im Abgrenzen,
und wenn es mein eigenes geliebtes Kind ist!.
da ist es besonders schwer.
Aber ich weiß auch,daß ich die wahre Liebe meiner Mutter niemals bekommen werde,weil ihr Herz entweder im Egoismus oder mit meiner Schwester angefüllt ist.
Heute erhalte ich diese fehlende Liebe von Jesus,Gott oder wie immer man die universelle Liebe nennen mag.
Ich entwickele ein gesundes Mitgefühl für meine Mutter,aber ich erwarte von ihr nichts mehr.
Und bei meiner Tochter entwickelt sich das ähnlich.
Ihre Giftpfeile verlieren ihre Wirkung,weil ich selbst weiß,wer ich bin und wie es wirklich war.
Aber das ist wohl eine lange Therapiearbeit mit unendlich viel schwerem Leid,bis man zu solchen befreienden Erkenntnissen kommen kann.
Angelika
 


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