Mein Leben (positiv) ändern, aber wie?

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Mein Leben (positiv) ändern, aber wie?

Beitragvon AlfaRomeo » Do. 23.08.2012, 22:39

Liebe Community,

da ich beim Surfen über Google auf dieses Forum aufmerksam wurde, hoffe ich hier ein paar hilfreiche Anregungen / Tipps zur Bewältigung meiner Situation zu finden :wink: Zu meiner Person: ich bin 24 Jahre alt, wohne alleine in einer größeren Stadt in Österreich, bin Single und schwul. Beruflich arbeite ich in einer Vollzeitanstellung in einem Callcenter seit knapp zwei Jahren im Outbound ( = ausgehende Anrufe), dh. ich muss / darf jeden Tag Kunden "überzeugen" dass genau dieses Produkt für sie genau das richtige ist :bla: Finanziell könnte es mir soweit gut gehen, wären da nicht ein paar Altlasten bzw. Kosten die bei meinem Umzug von zu Hause (Eltern) in meine neue eigene Wohnung entstanden sind, und die ich nun gerade versuche zu regeln.

Eigentliche beschäftigen mich schon länger als ein halbes Jahr gleich mehrere Bereiche des Lebens, und ich versuche diese nun der Reihe nach einzuordnen:

Die Liebe / die Sexualität: Besonders der Umstand dass ich denke schwul zu sein löst in meinem Unterbewusstsein eine Reaktion des "Verdrängens" hervor und ich komme bis heute nicht wirklich klar damit. Zum anderen weiß ich dass ich manchmal auch Mädels ganz attraktiv finde, was wiederum den Umkehrschluss zulässt, dass ich doch eher Bi bin. Ich habe jedoch bisher auf beiden Seiten kaum bis wenig Erfahrung gesammelt, weil ich mir nicht sicher bin und davor Angst habe, mich zu blamieren. Dies ist auch jener Grund weshalb ich mich weder in "Szene-Lokalen" für Schwule aufhalte noch in die Disco gehe wo die Mädels am Wochenende abfeiern. Irgendwie bekomme ich hier nicht die Kurve es doch einfach mal zu versuchen, und verdränge es lieber und lenke mich dann anderweitig ab. Dabei beschreiben mich viele Mitmenschen (sei es Familie, Kollegen oder Bekannte) als attraktiv und einem Mann zum "Heiraten". Dass ich durch die Verdrängung u.a. aus Frust zum Essen angefangen habe (hängt auch mit meinem Job & Stress zusammen) zeigt sich nun jedoch am von Monat zu Monat größer werdenden Bauch, was zuvor nie so der Fall war (da machte ich auch noch regelm. Sport im Fitness).

Der Job / die Karriere: Nach meiner kfm. Ausbildung die ich erfolgreich abgeschlossen habe sammelte ich einige Erfahrungen im Einzelhandel und Büro. Nach einem Zwischenstopp in einem Fitnessstudio wo ich die Ausbildung zum Fitnesstrainer erfolglos abbrechen musste (Überarbeitung 80h/die Woche inkl. Akademie) landete ich schließlich im Callcenter (hier war ich bereits vor der Zeit im Fitnesstudio, jedoch im Inbound = eingehende Anrufe, Serviceline). Da ich nun seit etwa zwei Jahren im Outbound arbeite (40h die Woche) kommt immer mehr der Wunsch hervor, etwas anders zu machen. Leider fehlt mir auch hier die richtige Idee und der Mut etwas zu ver-ändern. Zum einem hänge ich an ein paar liebe KollegenInnen, das Gehalt ist überdurchschnittlich für diesen Bereich, ich habe eine durchaus nette & verständnisvolle Chefin (meistens), zum anderen nerven die Kunden von Tag zu Tag mehr und der Wettbewerb sowie die Geschäftspolitik werden immer rauer und härter. An manchen Tagen habe ich so einen Kopf dass es mir schwer fällt gleich abzuschalten bzw. einzuschlafen. Interessant zu wissen: Die durchschnittliche Fluktuation im Callcenterbereich (global gesehen) berägt 3 bis max. 6 Monate - wer länger Durchhält zählt zu den "Harten im Garten". Außerdem empfehlen viele "Experten" max. Teilzeit darin zu arbeiten. Doch durch meine Art habe ich es geschafft bisher durchzuhalten. Dass es immer mehr zum Krampf wird, liegt nun auf der Hand. Ich weiß nicht wie lange ich diese Druck noch durchhalte, ohne langfristig Schaden zu nehmen. Leider hindern mich meine finanziellen "Verpflichtungen" hier kurzfristig etwas zu ändern, denn egal was ich mache, es muss eine gewisse Sicherheit vorhanden sein, da ich andernfalls bei Gehaltsentgang nicht lange zu überlegen brauche, ob ich a) noch länger in meiner Wohnung wohnen kann und b) was ich dann der Bank sage die mir kürzlich einen Kredit gewährte. Dennoch ist mir bewusst dass es so nicht längere weiter gehen kann, und dass nur ich hier eine Veränderung einleiten kann.

Wesenveränderung / Psyche: Nun schließt sich der Kreis, denn genau durch die oben erwähnten Lebensbereiche zeigen sich nun auch erste psychische und physische Ergebnisse: Ich habe nach der Zeit im Fitnessstudio das Training so gut wie beendet, habe aus Frust wieder begonnen Dinge zu essen die ich zuvor mühsam mir abgewöhnt habe, dadurch wieder zugenommen (von 90kg auf 65kg auf nun mehr wieder knapp 90kg / von Jeans Größe 32/34 auf 36/34 zum Teil 38/34 also von S/M auf L-XL) , zum einem auch durch den Stress im Büro (keine Zeit was ordentliches zu essen, viel Fast-Food wie Pizza, Kebab, Döner, etc.) aber auch aus Langeweile ... Zum anderen habe ich auch bemerkt in den letzten Monaten (auch durch meinen Job) wie viele Menschen "wirklich ticken" - sei es beim Lügen, Betrügen, - man braucht ja nur die Zeitung aufschlagen oder erfährt dann wie mancher wirklich von einem denkt oder spricht etc. Auch das tägliche "Zusammen-treffen" von Menschen finde ich manchmal äußerst amüsant - etwa beim Einkaufen - als gebe es morgen nichts mehr und in den Öffis wird um den letzten Sitzplatz gekämpft. Diese und andere Eindrücke haben mein zuvor noch sehr "positives" Bild über die Menschen getrübt. Auch im Job musste ich kürzlich erfahren dass es gewisse Spielregeln der "Macht" gibt was nicht gerade motivierend wirkt. Im Grunde sind wir ja nur alle Marionetten jener die das Geld haben und die uns sagen wie wir gefälligst zu sein und was wir zu tun haben. Diese Ohnmacht ist kein schönes Gefühl für mich.

Grundsätzlich war ich bis vor einiger Zeit noch ein sehr positiv denkender Menschen, der immer mehr die Chance als das Hindernis sah. Viele sagen mir das auch, nicht zuletzt weil man sieht dass ich auch wieder zugenommen habe. Und weil ich auch in meinem Job um einiges ruhiger und zurückhaltender wurde. Generell lebe ich sehr zurückgezogen, meine vier Wände bedeuten mir sehr viel, und Freunde / Bekannte gibt es nur wenige denen ich auch vertraue und zu denen ich regelm. Kontakt halte.

Irgendwie fehlt mir auch der Sinn für mein Leben - ich erkenne derzeit einfach nicht den Weg den ich gehen könnte, um wieder glücklicher und positiver zu denken / zu sein. Dies gelingt mir nur tageweise oder ich täusche es vor (wenn ich überdreht lustig bin weiß ich es ist wieder zu viel geworden). Diese ganzen Krisen (sei es die EU, der Euro, etc.) geben mir als jungen Menschen nicht gerade die beste Zuversicht.

Okay, ich denke das war bereits ein breiter und tiefer Einblick in meine derzeitige Situation, vielleicht fällt mir später nocht etwas dazu ein .... :ratlos:

Vielleicht ist hier ja jemand der ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder der hier objektiv von außen mal das Ganze reflektieren kann? Ich bin gespannt und freue mich auf eure Beiträge :wink:
AlfaRomeo
 

Re: Mein Leben (positiv) ändern, aber wie?

Beitragvon Christine » Fr. 24.08.2012, 08:48

Hallo AlfaRomeo,

erstmal herzlich willkommen hier :)
Ich finde es sehr gut, wie viele Gedanken du dir schon über deine Situation gemacht hast. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass dein Problem nicht darin liegt, herauszufinden, was eigentlich gerade so schwierig ist - das weißt du schon ziemlich genau. Bei dir (sehe ich zumindest aus dem Geschriebenen so) liegt das Problem eher da, dass du es schwierig findest, wirklich in Aktion zu treten und etwas zu ändern.
Klar ist sowas immer leichter gesagt als getan. Aber überleg doch mal in Ruhe, was du realistisch betrachtet tun kannst, um die Schwierigkeiten in deinem Leben wieder in den Griff zu bekommen - wenn du nicht gern auf Partys gehst, dich zum Beispiel mal im privaten Umfeld mit Freunden zu treffen?
Wieder mal ein Fitness-Studio zu besuchen, wenn es deine Zeit zulässt?
Du schreibst, deine Chefin sei sehr verständnisvoll; vielleicht kannst du sie mal darauf ansprechen was dir dein Beruf zur Zeit für Schwierigkeiten bereitet und ob es nicht möglich wäre, dich zumindest in eine andere Abteilung zu versetzen?

Ich habe den Eindruck, hauptsächlich fehlt dir der Mut zur Veränderung. (Ich weiß, ich rede hier viel... In Wirklichkeit bin ich auch nicht besser, aber bei anderen lässt sich sowas leichter kritisieren.)
Der Versuch, offener zu sein, wäre bestimmt kein Fehler - solange man freundlich und höflich bleibt, reagieren die meisten Menschen sehr positiv :wink:

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück.

Liebe Grüße
Christine
Christine
 

Re: Mein Leben (positiv) ändern, aber wie?

Beitragvon Atisha » Sa. 25.08.2012, 08:06

Die Liebe / die Sexualität:
Probiere doch mal bissel was aus. Leute kennenlernen tut man nicht nur in der Schwulen-Bar oder im Disco-Schuppen.

Der Job / die Karriere:
Versuche doch eine berufliche Veränderung. Mit deiner Erfahrung, vielleicht im Marketing oder der Kundenbetreuung einer kleinen Firma.

Das Leben, der Mensch / Sinn fürs Leben:
Da musst du noch bissel beobachten und schauen und ausprobieren. Es ist aber schön, dass du an sowas denkst und nicht wie viele, dumpf und abgedämmert daherlebst.
Atisha
 

Re: Mein Leben (positiv) ändern, aber wie?

Beitragvon AlfaRomeo » So. 26.08.2012, 22:20

@ Atisha : Was das "kennen lernen" betrifft, ja da bin ich grundsätzlich auch der Meinung, vielleicht sollte ich einfach die Augen offener halten, es ergeben sich ja auch im Alltag manchmal ganz interessante Begegnungen :wink:

@Christine Dein Posting hat mich wieder motiviert erste Schritte für eine Veränderung zu gehen, mal sehen welche Entwicklungen sich daraus ergeben. Auf jeden Fall hat mir auch dein Feedback ganz klar gemacht dass ich selbst etwas dafür tun muss, es wird sich zeigen was daraus entsteht.
AlfaRomeo
 


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