Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

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Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Liv » Sa. 19.05.2012, 12:23

Tu mich gerade irgendwie schwer die richtigen Worte zu finden. Also falls es irgednwie verwirrend ist, tuts mir leid!

Bis gestern beinhaltete das Wort Zukunft für mich einen Zeitrahmen zwischen 1 Tag und 2 oder 3 Wochen. Weil ich mir immer sicher war, dass ich nicht länger planen müsste, weils mich dann nicht mehr geben würde. Nicht das ich jetzt der Meinung wäre, dass ich eine lange Zukunft hätte, aber aus irgendeinem Grund bin ich ja noch hier.
Und gestern habe ich das erste Mal über eine spätere Zukunft nachgedacht. Und das macht mir mehr Angst als das in ein paar Tagen denken. Denn naja, wenn ich mir vorstelle so total alleine alt zu werden/sein - das ist doch Mist.
Bin ich doch jetzt schon meist alleine. Ich hab zwar eins zwei Freunde, aber die haben ihr eigene Familie bzw. Freund. Meine Mutter zeige ich momentan die kalte Schulter, weil sie mich im Stich lässt (sie zieht weg). Ich weiß, eigentlich sollte es kein Problem für mich sein (werde ja in 2 Wochen 22Jahre). Aber für mikch fühlt es sich so an. Sie nimmt meine Schwester mit. Mein Vater wohnt zwar noch in der Nähe, aber das Verhältnis ist nicht als zu gut.
Tja, ich und eine Beziehung ist völlig ausgeschlossen und ich bin überzeugt, dass es auch so bleiben wird.

Und wer weiß was in ein paar Jahren ist. Die Eltern eventuell tot, meine Schwester hat eine eigene Familie und ich vegetiere alleine vor mich hin. Das will ich nicht. Zumal ich panische Angst vor dem allein sein habe. Das hat doch genauso wenig mit Leben zu tun wie jetzt. Wieso sollte ich mich dahin quälen und durchhalten, wenn die Zukunft genauso beschissen aussieht?!?
Keine Ahnung wieso ich mir gestern Gedanken über eine längerfristige Zukunft gemacht habe...
Liv
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon sternenstaub » Sa. 19.05.2012, 13:07

Liebe Liv,
ich erkenne mich in deinem Text teilsweise sehr gut wieder. Gedanken an die Zukunft können einen schon sehr beängstigen, denn die Zukunft ist ungewiss. Du weißt nicht was auf dich zukommen wird. Du malst dir aus, dass in der Zukunft etwas Schlimmes passieren könnte, dass du einsam bist und weißt nicht, wie du dies aushalten oder verhindern sollst.
Aber deine Angst bedeutet nicht, dass wirklich etwas Schlimmes auf dich zukommen wird, sondern es sind Gedanken, die du dir ausmalst. Ich frage mich dann in solchen Momenten immer, woher ich weiß, dass wirklich etwas Schlimmes kommen wird; habe ich Beweise dafür; oder wie wahrscheinlich ist es, dass wirklich etwas Schlimmes passiert? Diese Antworten nehmen dann zumindest für den Augenblick ein wenig meine Angst.
Meine Großeltern sagen immer, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Allerdings dürfen wir das Problem nicht immer auf die gleiche Weise lösen. Das habe ich früher nie verstanden. Wir haben doch so unsere Überlebenstechniken. Mein Opa ist in solchen Dingen immer sehr bildlich veranlagt und fragte mich, warum es denn dutzende verschiedene Schraubenzieher gibt; warum verschiedene Hämmer und warum gibt es dutzende Dübel und Schrauben? Wie jede Herausforderung, jedes handwerkliche Problem, am besten mit dem optimalen Handwerkzeug gelöst wird. So ist das auch mit den Herausforderungen im Leben. Es gibt nicht die eine Lösung für alle Probleme. Wir können leider nicht die Sicherheit bekommen was in der Gegenwart oder der Zukunft geschehen wird. Aber du kannst lernen dir zu vertrauen, so dass du eine Lösung finden wirst, was auch immer auf dich zukommen wird.
Für mich bedeutet Zukunft aber auch Hoffnung und Freude, natürlich mit ein wenig Angst, wohin mich die Wege führen.
Ich wünsche dir auf deinem Weg alles Gute und nicht zu viele Sorgen und Ängste :troest:

Noch eine Idee: wenn deine Mutter mit deiner Schwester nun weiter weg ziehen und du solche Probleme mit dem allein sein hast, magst du vielleicht mal über eine WG nachdenken?
sternenstaub
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Liv » Sa. 19.05.2012, 16:37

Ich wohne schon in einer WG. Aber meine Mitbewohnerin ist häufig unterwegs und ein Nachtmensch. Sehen uns daher nicht als zu oft.

ICh weiß ja, dass mir nichts schlimmes passieren muss, aber einfach die Befürchtung dann ohne eigene Familie daszustehen ist grausam für mich. Jetzt hab ich zur Not noch meine Eltern (auch wenn ich gerade auf Abstand gehe), aber in ein paar Jahrzehnten sieht es anders aus.
Wenn ich immer die älteren Damen und Herren auf der Straße sehe mit Hund oder Krückstock und so zerbrechlich und alleine. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die es toll finden alleine zu sein und für mich kann ich mir das auch nur als "Hölle" vorstellen.
Liv
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon sternenstaub » Sa. 19.05.2012, 16:55

Oh Liv, da schaust du aber weit in die Zukunft...
Soweit denke ich nun aber noch nicht.
Aber ich denke, dass sich auch diese Menschen wohlfühlen. Sie haben glaube ich in dem Alter einfach andere Prioritäten... Viele sagen doch auch:" Ich möchte keine 20 mehr sein." Ich denke es ist wie jetzt auch schon: Es kommt darauf an, was man aus der jeweiligen Situation macht...
sternenstaub
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Atisha » Sa. 19.05.2012, 17:13

Alleine sein im Alter und nicht mehr fort zu können, das ist bestimmt sehr unschön.
Ich denke, die alten Menschen, die von ihren Kindern und Enkeln wenigstens ab und zu mal besucht werden sind darüber sehr froh. Ich weiß noch von meiner Oma, habe sie die Woche mehrmals besucht über viele Jahre hinweg und es war dann später für mich schon ne Last, all die Einsamkeit der alten Frau hinweg zu nehmen. Und ihre Freundin sagte immer, du hast doch wenigstens noch jemanden, mich kommt keiner besuchen. So lange die alten Leutchen noch fort können geht das, aber wenn sie dann einsam in ihrer Wohnung sitzen, das ist voll füchterlich.
Atisha
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Atisha » Sa. 19.05.2012, 17:19

Wir haben einen nichtkirchlichen Wohlfahrtsverband in Ostdeutschland, da gehe ich dann bestimmt hin wenn ich alt bin.

http://www.volkssolidaritaet.de/cms/Nav ... ebote.html
Atisha
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Liv » Di. 19.06.2012, 18:18

Bei mir gehts gerade mal wieder los... Die letzten Tage waren ok, ich hab was unternommen, mir für die nächsten Tage etwas vorgenommen und hatte irgendwie das Gefühl, meine Therapie bringt mich weiter.

Aber seit eins zwei Stunden kommen permanent die Bilder von einer einsamen Zukunft und dem alleine altern. Komplett sozial isoliert und unglücklich. Die Angst breitet sich aus - ich kann es richtig spüren. Es wird warm, dann zitter ich innerlich, Bilder und Befürchtungen und ich nehm schon wieder Sachen wahr die es nicht gibt...
Zieht mich gerade enorm runter, obwohl es doch so gut lief... ich mache mal wieder alles zu nichte :twisted:

Wie denkt ihr über eure Zukunft?
Liv
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Atisha » Di. 19.06.2012, 20:58

Liv, gehe einfach mal deinem Leben nach. Im Alter findest du dann schon Leute die deine Interessen und so teilen. Es gibt so viele Menschen und da gibt es auch paar für dich. Im Alter, nach einem harten materiellen Lebenskampfe wirst du zu deiner inneren Seelenmitte und Ruhe finden. Habe nicht so viel Angst, siehe es mal positiv. Und noch was, ich habe ja auch viele Ängste, ich habe gelernt und lerne noch alles Stück für Stück anzugehen und mir kaum noch Gedanken zu machen. Ich versuche so häufig wie möglich nichts zu denken. Das ganze Gedenke bringt sowieso nichts. Und wenn man wirklich was denken will dann gepflegte und positive Dinge.
Atisha
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Sivi » Di. 19.06.2012, 21:04

Liebe Liv,

ich kann Atisha nur zustimmen.
Auch ich mache mir immer mal wieder Gedanken, was wohl ist, wenn ich mal alt bin. Gibt es noch jemanden der an mich denkt? Kümmert sich wer? Kann ich dann noch so selbstständig sein wie jetzt? Was ist mit Haus und Garten? Mir machen diese Fragen auch Angst, weil ich weiß, dass ich z. B. keine Kinder haben werde, die mir Arbeit "abnehmen" könnten. So werde ich da alleine durchmüssen. Doch ich denke auch, dass dennoch Menschen geben wird mit denen man sich unterhalten und treffen kann.
Das Wichtige ist nur, dass man auch offen und bereit dazu ist auf andere zuzugehen und eben solange es geht auch was unternimmt und sich nicht zu Hause einschließt. Ich finde es z. B. immer total schön, wenn ich so ältere Damen im Cafe beim Kuchen sitzen sehe. Ist zwar total klischeehaft, aber egal. So eine Runde würde ich mir auch wünschen und ich glaube, die wären gerne bereit einen aufzunehmen.

Kopf hoch! (:

Liebe Grüße
Sivi
Sivi
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Liv » Mi. 20.06.2012, 18:20

Das was ihr schreibt, klingt für mich plausibel. Aber es klappt einfach nicht, dass ich es auch so entspannt sehen kann. Und das mit dem nichts denken... es geht bei mir nicht. ich denke immer und permanent (was vermutlich mein größtes Problem aan der Sache ist).
Woher nehmt ihr die ruhe das alles auf euch zukommen zu lassen. Sicher, jetzt ist jetzt und man soll im hier und jetzt leben. Aber ich mach mir einfach so viele gedanken - denn wenn es in 30 oder 40 Jahren soweit ist, und es wirklich so ist wie ich es vermute... das will ich nicht.
Und es kann mir auch keiner garantieren das der Weg dorthin toll wird. Bis dahin durchgequält und dann dochfür nichts...
Ich weiß, bin grad irgendwie reichlich unkonstruktiv und schwarzmalerisch drauf...
Liv
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Vanilla » Mi. 20.06.2012, 19:49

Hallo Liv,
ich finde so schade, dass du dir Sorgen um etwas machst, was erst in 30 oder 40 Jahren
auf dich zu kommt.
Und natürlich weiß kein Mensch, wie es im Alter sein wird, was auf einen zu kommt.
Das ist auch gut so, dann könnte ja keiner mehr unbeschwert leben

Du schreibst du machst gerade Thera. Kannst du dieses Thema nicht auch dort ansprechen?
Das belastet dich doch wirklich sehr.

Seit mein Mann vor 8 Jahren jung gestorben ist, lebe ich allein mit meinen 2 Katzen und habe
auch nicht vor dies zu ändern. Kinder habe ich auch nicht, hoffe natürlich, dass ich immer fit genug
sein werde, mich allein zu versorgen.
Da ich zusätzlich zur psych. Erkrankung inzwischen auch MS habe, schon jetzt gehbehindert bin,
kann es durchaus sein, dass es mal ohne Hilfe nicht mehr klappt. Aber ich würde mir das Leben schon
jetzt unnötig schwer machen, mir Sorgen zu machen über etwas, was vielleicht gar nicht eintritt.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Atisha » Mi. 20.06.2012, 20:00

Liv hat natürlich irgendwo Recht mit ihren Befürchtungen, ich habe zwei Kinder, ich habe vorgesorgt :lol:
Auch meine Eltern fangen schon an, mit "wir brauchen dich wenn wir alt sind ..."
Atisha
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Vanilla » Mi. 20.06.2012, 20:23

und das ist etwas, was Eltern -wie ich finde- einfach nicht von ihren Kindern erwarten,
oder gar verlangen dürfen
Wir sind doch hier nicht in der 3. Welt, wo die Menschen ihre Kinder als Altersversorgung
bekommen
Sollten Kinder sich mal freiwillig um ihre Eltern kümmern wollen ist das natürlich okay.
Aber es darf kein Kind mit schlechtem Gewissen bestraft werden, weil ihr Lebensplan
anders aussieht
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

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Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon sternenstaub » Mi. 20.06.2012, 20:36

Ich denke auch nicht, dass dies heutzutage noch erwartet werden kann.

Zum einen wohnen die Kinder oft weit entfernt, haben vielleicht auch selber Familie und müssen auch oft arbeiten.
Ich denke es liegt auch immer an der Erkrankung was es für eine pflege bedarf.
Meine Oma hatte z.B. schwere Alsheimer. Da war es am ende unmöglich die Pflege zu übernehmen auch wenn der Wille da war.

Ich finde es für mich jetzt schon schwer, den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden aber eine Pflege weiß ich auch nicht, ob ich mir das zutrauen würde. Ich selber würde es nie von meinem Kind erwarten. Und heutzutage gibt es ja viele tolle Alternativangebote, da muss niemand mehr einsam in seiner Wohnung leben.

Mir macht das Altern natürlich auch ein wenig Angst, aber ich beschäftige mich nun nicht damit wie es mal kommen wird. Sonst würde ich wahrscheinlich nur in Angst leben.

Mein Neffe (4) hat mich vor einigen Tagen gefragt wie lange ich denn noch Lebe :shock: Ich sagte ich weiß es nicht, aber ich habe noch vor ganz lange zu leben. Das beruhigte ihn, denn er möchte -wenn er groß ist mit mir einen Schnapps trinken. Also eine Logik... Aber ich finde es gut, wenn man unbeschwert in die Zukunft schaut. Wir wissen zum Glück nicht was kommen wird und das ist auch gut so. Aber wir sollten uns nicht von der Angst leiten lassen, denn Angst schränkt einen auch ein in seinem Handeln...
sternenstaub
 

Re: Angst vor der Zukunft und dem alleine Alt werden

Beitragvon Atisha » Mi. 20.06.2012, 21:52

ich mache mir lieber keine Gedanken, neige eh dazu das sie in den Wahn abgleiten.
So ein Altersheimplatz kostet 3000 Euro im Monat, kein normaler Mensch hat das mehr in Zukunft übrig, und Vater Staat ... da kommt sowieso die Staatspleite und überhaupt kommt bald die nächste Finanzkrise und wer bezahlt dann meine Tabletten? Und überhaupt die vielen Menschen auf der Erde, alles geht eigentlich nicht mehr so wies ist.

Also lieber nichts denken.
Atisha
 

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