Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

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Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon Lacrima » Do. 10.05.2012, 21:49

Hallo ihr Lieben,

tja, ich weiß nicht ob es jemand lesen wird - aber falls es jemanden interessiert werde ich hier mal meine Geschichte niederschreiben. Vielleicht auch zum Großteil als Übung für mich selbst, da ich sowas schon seit langer Zeit nicht mehr getan habe und in den letzten Monaten viele neue Aspekte in Sachen Erkenntnis dazu gekommen sind. Es ist ein sehr langer Text, und ich verlange nicht, dass irgendjemand ihn durchliest. Okay, fange ich einfach mal an.

Für alle, die nicht ganz stabil sind: *Triggergefahr*


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Beginnen wir am Besten ganz am Anfang. Meine Mutter und mein Vater waren erst etwa ein Jahr zusammen, als meine Ma schwanger wurde - ungeplant. Daraufhin heirateten sie und die Ehe ging schon nach kurzer Zeit in die Brüche. Etwa ein Jahr nachdem ich auf die Welt gekommen war hat meine Mutter meinen Vater verbannt - aufgrund ewigen Alkoholkonsums und Lügen ihr gegenüber was dieses Thema anging. Ach ja, ich wuchs in einer kleinen Stadt in der Nähe von Dortmund auf, im Sauerland.

Meine Mutter ist Krankenpflegerin und hat bis ich etwa 3 Jahre alt war die ganze Zeit als Nachtwache gearbeitet. Ich war infolge dessen die meiste Zeit bei meinen Großeltern, mein Opa hat sich um mich gekümmert und mich verwöhnt wo es nur ging. Wir sind jeden Tag mehrere Stunden spazieren gegangen, er hat viel mit mir gespielt und sich um mich gekümmert. Meine Oma war auch involviert - aber sie war immer eher passiv. Sie ist ziemlich parallel zu meiner Geburt an Demenz erkrankt, was sie mit den Jahren natürlich auch uninteressiert an mir gemacht hat.

Ansich hatte ich eine tolle Kindheit - wenn man nur die Zeit mit meinem Opa betrachtet. Er war für mich wie ein Vater und von ihm habe ich einen Großteil an Liebe und Wärme erfahren. Er war nicht nur die wichtigste Person in meinem Leben, sondern auch der Angelpunkt, die Insel in der Familie. Klar, jetzt da ich gerade von meinem Opa schreibe läuft "River flows in you" - das Lied dass ich am meisten mit ihm verbinde ^^"

Na ja, mit meinem Vater und meiner Mutter lief es jedenfalls nicht so rosig. Mein Vater hatte fortlaufend ein Alkohol- und Drogenproblem und bis ich etwa 12 Jahre alt war, habe ich etwa 6 - 7 mal folgenden Kreislauf mitbekommen: Entziehungskur, neuer Job, neue Frau, Probleme, Rückfall und Flucht in Alkohol und Drogen, Job weg, Frau weg, Exzesse ohnegleichen, Entziehungskur ... So lief es wieder und wieder, bis ich dann mit 12 den Kontakt abbrach und somit auch die (eher unregelmäßigen) Besuchen wegfielen.

Meine Mutter lässt sich am Besten als durchweg kalte Person beschreiben. Das äußerte sich in meiner Kindheit durch fehlende Liebe und Zuneigung, sie verhielt sich mir gegenüber nicht so, wie eine Mutter es tun sollte, das weiß ich heute. Viele Jahre habe ich es vor mir selbst abgestritten und ihr Verhalten als normal eingeschätzt, aber das ist nun vorbei. Ich gestehe mir ein, dass meine Mutter vielleicht doch nicht alles so toll gemacht hat, wie ich es mir wünsche und es mir immer eingeredet habe. Zum Beispiel: Ich sagte meiner Ma früher mehrmals am Tag, dass ich sie liebe. Eines Nachmittags lag sie im Bett und hat gelesen, ich kam zu ihr und sagte es ihr auch dieses Mal. Sie reagierte nur schroff und genervt, ich solle das nicht so oft sagen, weil es dann irgendwann nicht mehr glaubwürdig sei und nur noch störe. Ein anderer Punkt der mir einfällt: Meine Mutter hatte fürchterliche Panik, dass ich dick werde. Und obwohl ich als Kind überhaupt keine Gewichtsprobleme hatte gab sie mir die komplette Grundschulzeit durch lediglich einen Apfel mit in die Schule. Als ich dann nach 4 Jahren keine Lust mehr auf meinen täglichen Apfel hatte, gab es halt nichts mehr mit zur Pause. Wenn ich mir selbst ein Brot machen wollte, wurde ich nur blöd von der Seite angemacht. Meine Mutter war immer gefühlskalt, sie hat sich immer verkrochen und alles mit sich selbst ausgemacht. Vielleicht bin ich deswegen heute so offen was meine Gefühle angeht, weil ich in dem Thema absolut nicht so sein will wie sie.

Ungefähr zu meinem 5. Geburtstag zogen meine Mutter und ich in das neu gebaute Haus ein. Wir haben damals angebaut an das Haus meines Opas, eine kurze Erläuterung: "Unten" an das Haus meines Opas haben wir ein Doppelhaus gebaut. In der einen Hälfte lebten seitdem meine Mutter und ich, in der anderen Hälfte meine Tante. Ich hatte immer eine gute Beziehung zu meiner Tante, genauso wie meine Mutter. Sie sind nicht nur Schwestern, sondern auch beste Freundinnen.

1999 wurde ich eingeschult, meine Grundschulzeit verlief ohne Schwierigkeiten. Ich fand meine (heute immernoch) beste Freundin Vanessa und durchlebte mit ihr eine wunderbare Zeit. Ich hatte gute Noten und ging zusammen mit Vanessa im Jahr 2003 weiter aufs Gymnasium. Auch dort lief es notenmäßig ohne größere Probleme.

Die fortschreitende Demenz meiner Oma fing an, mir mit etwa 12 Jahren immer mehr zu schaffen zu machen. Da ich das jüngste Familienmitglied war, schwanden ihre Erinnerungen an mich auch zuerst. Sie erkannte mich nach kurzer Zeit nicht mehr, was ich im Prinzip zwar verstanden habe - aber der Gedanke daran, dass es einfach das Fortschreiten ihrer Krankheit war, machte es für mich auch nicht erträglicher.

Ende 2005, damals war ich 12, fing ich an, immer mehr über das Leben zu philosophieren. Mir ging es zunehmend schlechter und ich rutschte schon damals in die Depression. Mit 13 verletzte ich mich das erste Mal selbst. 2007 riss mich der zweite sexuelle Missbrauch in meinem Leben komplett runter. Darüber kann ich damals wie heute nicht sprechen - meinem Freund habe ich einmal darüber schreiben können, das war alles. Die Selbstverletzung geriet immer mehr außer Kontrolle, trotzdem bekam meine Mutter bis zum Sommer 2008 nichts davon mit. Sie las "ausversehen" (...) mein Tagebuch - mir wurde erzählt, dass es beim Aufräumen runtergefallen und zufällig aufgeschlagen sei. Meine Mutter habe aus Reflex ein, zwei Zeilen gelesen und hielt es, da es um so ein ernstes Thema ging, für nötig, das ganze Tagebuch zu lesen - womit mein Vertrauen in sie komplett schwand.

Ich habe ganz vergessen, zu erwähnen dass zwischendurch immer wieder stärkere Phasen der Magersucht da waren. Da meine Mutter mir unnötiger Weise von kleinauf eingehämmert hatte, dass ich so wie ich war nicht okay sei, habe ich mich in die Essstörung geflüchtet. Sie streitet das, wie so Vieles, bis heute ab und meint, davon nie etwas mitbekommen zu haben. Tja, Achtsamkeit war wie gesagt allgemein nicht ihre Stärke ^^"

Als sie mich auf die Problematik ansprach, stritt ich zunächst alles ab. Nach zwei Wochen jedoch nutzte ich die Chance und sagte ihr, dass ich doch eine Therapie machen möchte. Zu der Zeit hatte ich starke Suizidgedanken und verletzte mich fast täglich selbst. Im Sommer 2008 wurde ich 15 und meldete mich in einem Forum im Internet an - ich habe bereits in meiner Vorstellung darüber berichtet. Bis heute bin ich in diesem Forum unterwegs - auch wenn es mittlerweile eher schlecht besucht ist. Ich habe dort viele tolle Leute kennengelernt mit denen ich bis heute Kontakt halte. Aber gut, ich erzähle weiter.

In der Schule lief es nach wie vor notenmäßig zufriedenstellend - allgemein ... Für meine Mutter natürlich nicht. Sie war nie zufrieden mit dem, was ich geleistet habe, was der Grund für meine heute immernoch extrem hohen Ansprüche an mich selbst ist. Wenn ich z.B. eine 1- nach Hause brachte, wurde ich angeraunt, dass "sie schon so lange keine glatte 1 mehr gesehen habe". Wenn Vanessa eine schlechtere Note als ich hatte, sollte ich mich nicht mit ihr vergleichen - wenn sie aber eine bessere Note als ich bekommen hatte, verglich mich meine Mutter selbst mit ihr. In meiner Klasse, bzw. meiner Stufe war ich nie beliebt. Ich wurde zwar nicht direkt gemobbt, aber es hat mir den Alltag nicht unbedingt erleichtert, von allen Seiten mit schrägen Blicken angeschaut zu werden.

So, zurück zum Sommer 2008 - ich habe meine Gefühle von damals in reger Erinnerung. Andauernde Panikattacken, fast jeden Tag. Ich lag teilweise im Bett, ob nachmittags oder abends, und ballte die Fäuste um nicht aufzustehen und mir etwas anzutun. Was mich davon abgehalten hat? Ich weiß es nicht genau, heute denke ich aber, dass es das Wissen war, dass ich der Welt noch etwas geben möchte. Wie ich mal in einer Therapiestunde auf die Frage zum Sinn meines Lebens antwortete: "Die Zeit, die mir auf dieser Erde gegeben ist mit Liebe anzufüllen" - und daran halte ich fest.

Ich besuchte das erste Mal eine Therapeutin. Beziehungsweise, eigentlich war sie sowohl Kinder- und Jugendpsychologin als auch Psychiaterin - hoch gebildet, im Endeffekt aber selbst nur ein Fall für den Psychologen. Ich werde nicht näher darüber berichten was in den Therapiestunden passierte, kann nur sagen dass 90% davon Nonsense waren. Das einzige Beispiel was ich wirklich erwähnenswert finde: Im November 2008 wurde mein Opa sehr krank - dazu gleich mehr - und mir ging es noch schlechter. Ich rutschte erneut in die Magersucht und nahm innerhalb eines Monats 10 Kilo ab. Meine Psychologin und ich sprachen über Skills bei SvV-Druck und ich nannte unter anderem "rausgehen und laufen" - sie sagte daraufhin, dass ich das wohl momentan öfters tue, da ich abgenommen hätte. Ich erwiderte: "Nein, tue ich nicht. Ich habe lediglich aufgehört, zu essen." Und das ließ sie einfach so stehen. Sie hat darauf nie etwas gesagt ...

Im Oktober kam ich mit meinem ersten Freund zusammen - ich hatte ihn über das Forum kennengelernt, in dem ich seit Sommer aktiv war. Er war selbst psychisch krank, und diese Beziehung hat mir nur wenig positives gebracht. Dazu später mehr~

Wie schon angedeutet: Im November 2008 kam mein Opa ins Krankenhaus. Wir fanden ihn eines morgens desorientiert in der Küche sitzend und brachten ihn sofort ins Krankenhaus. Es kam raus, dass er mehrere leichtere Schlaganfälle hatte, die aber nicht das Problem waren. Durch diese Schlaganfälle wurde nur Folgendes bekannt: Er hatte 4 mehrere cm3 große Tumore im Gehirn, der Muttertumor wurde nicht gefunden, da wir weitere Untersuchungen ablehnten. Er war von heute auf morgen völlig verändert. Zuerst konnte er gar nicht mehr sprechen, nichts selbstständig machen. Das legte sich nach etwa einer Woche wieder. Er konnte wieder nach Hause. Meine Mutter zog nach oben zu ihm, um ihn zu pflegen. Mit dem Infarkt war seine ganze Persönlichkeit wie umgekrempelt, er wurde unhöflich und reagierte auf vieles barsch. Ich nehme ihm das nicht übel oder so, aber es war natürlich nicht leicht.

Mein damaliger Freund gab mir in der Zeit Halt und Trost. Am 10. Dezember 2008 hatte ich das letzte Mal Suizidgedanken, trotz allem verschwanden sie. Am 2. Weihnachtstag konnte mein Opa nicht mehr aufstehen. Die Krankheit schritt immer weiter fort und seine Kräfte schwanden. Da ich selbst so kaputt war konnte ich nicht so viel Zeit mit ihm verbringen, wie ich es gerne gewollt hätte. Ich habe versucht meinen Freunden zu glauben, dass das okay sei - doch von meiner Familie erfuhr ich kein Verständnis dafür. Mir wurde damals wie heute zum Vorwurf gemacht, dass ich mich "abgewendet habe" - was aber total falsch ist.

Im Januar 2009 war ich das letzte Mal bei meiner ersten Psychologin. Nach einer lauten Auseinandersetzung, Vorwürfen an mich, ich hätte kein Interesse daran, gesund zu werden und einer angedrohten Einweisung brach ich die Therapie ab.

Im Februar 2009 hatte ich bereits eine neue Therapeutin gefunden - immernoch eine der tollsten Personen, die ich in meinem Leben kennen lernen durfte. Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge, ich fühlte mich ihr verbunden und hatte keine Scheu, von mir zu erzählen. Die Krankheit meines Opas schritt fort, und trotzdem ging es mir besser und besser. Darauf bin ich heute immernoch stolz, den Weg aus dem tiefen Sumpf der Depression gefunden zu haben, obwohl ich so eine Belastung in meinem Leben hatte. Damit hätte ich nie gerechnet. Auch die Selbstverletzungen wurden immer weniger.

Im März 2009 gaben wir meine demenzkranke Oma in die Obhut eines Altenpflegezentrums. Es war keine leichte Entscheidung und wir alle fühlten uns nicht wohl dabei - aber es war nicht mehr anders zu regeln, da man sie keine Minute alleine lassen durfte. Gleichzeitig zog meine Mutter zurück in unser Haus, zusammen mit meinem Opa den sie nun dort pflegte. Er hörte Ende April auf zu Essen und zu Trinken, was mich bis heute wundert: 2 volle Wochen überlebte er ohne Essen und ohne Trinken. Ich lüge nicht, und weiß dass das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. In der Nacht des 10. Mai 2009, um 3.50h starb Opa, heute vor 3 Jahren.

Kurz nach dem Tod meines Opas lernte ich meinen heutigen Freund kennen. Keine "saubere" Geschichte sage ich mal. Es sei nicht viel gesagt, nur: Er WAR einmal der beste Freund von meinem Ex. ^^" Da er, genau wie mein Ex, 200km von mir entfernt wohnte schrieben wir nur. In den Sommerferien, als ich meinen Ex besuchen fuhr, haben wir uns auch gesehen. Noch ein paar Worte zu meinem Ex-Freund: Er hat mich im Prinzip immer nur runtergezogen. Er war wie schon erwähnt selbst krank, und konnte es nicht akzeptieren dass es mir irgendwann besser ging ... Er hat mich unterdrückt, wollte mir vorschreiben was ich anziehe und viele andere Sachen. Anfang August trennte ich mich von ihm und kam ziemlich sofortig mit Flo zusammen - und das sind wir immernoch. Er hat mir immer beigestanden, wenn ein Umbruch bevorstand. Er hat mich immer gehalten und mir, wenn es nötig war, einen Schubs nach vorne gegeben. Doch das Wichtigste ist wohl, dass er mich bedingungslos liebt. Die Wärme die er mir gibt, habe ich bisher nur von meinem Opa bekommen. Flo ist seit er in mein Leben getreten ist mein Dreh- und Angelpunkt und ich bin dankbar, einen so intelligenten und lebensfrohen Menschen an meiner Seite haben zu dürfen.

Die Magersucht war vorbei, die Selbstverletzung unter Kontrolle. Ich startete in die 11. Klasse mit neuem Lebensmut. Ich trug nicht mehr nur schwarze Klamotten und ließ wieder Freude in mein Leben. Eigentlich lief alles super, doch dann fingen die Probleme in der Schule an. Nicht, dass mir der Stoff zu viel geworden wäre oder so, gegen Winter fehlte mir einfach immer wieder die Motivation, zur Schule zu gehen. Ich hatte Angst und bin recht oft zwar aufgestanden, aber irgendwo anders hingegangen.

Ich plante, nach der 11 abzugehen und etwas neues zu beginnen. Ich entschied mich dafür, ein FSJ zu probieren, bewarb mich und bekam einen Platz. Schule wurde immer schwieriger, und anstatt die 11 zu beenden ging ich Richtung Sommer 2010 gar nicht mehr hin, schwänzte Klausuren und schaffte deswegen leider nichtmal eine 4 in Latein - was ich 5 Jahre lang gelernt habe. Das ist das Einzige, was mich daran wirklich ärgert. Das wäre quasi die Bescheinigung für mein Latinum - futsch wegen meiner Dummheit. Nun ja, ändern kann ich es nicht mehr.

Im Sommer 2010 beendete ich wegen des FSJs auch meine zweite Therapie. Ziemlich zum Schluss bekam ich die Diagnose "Dissoziative Identitätsstörung" - doch bis heute lernte ich nicht den Umgang damit.

Also wie gesagt, das FSJ stand an. Ich hatte mich in Bonn bei einem Träger beworben und wollte im Universitätsklinikum in der Frauenklinik arbeiten, da ich Hebamme werden wollte/vielleicht noch immer will. Vorstellungsgespräch lief gut und mir wurde zugesagt, einen Platz in der Frauenklinik zu bekommen. Der Sommer 2010 war entspannt, ich war eine lange Zeit bei Florian und seiner Familie. Im September 2010 zog ich um nach Bonn, in ein Zimmer in einem Studentenwohnheim. Ich kannte die Stadt nicht und lernte sie lieben, ich hatte keine Kontakte und konnte auch keine knüpfen. Im Endeffekt bekam ich natürlich keinen Platz in der Frauenklinik ... Ich landete auf einer orthopädisch - unfallchirurgischen Station und kam mit dem sogenannten "Team" überhaupt nicht klar. Ich wechselte auf eine onkologische Station und die Arbeit dort hat mir großen Spaß gemacht, auch wenn ich nicht lange dort war. Ich stürzte wieder ab, hatte eine sehr heftige Dissoziation auf der Arbeit und traute mich danach nicht mehr, hinzugehen. Das alles spielte sich in etwa 2 Monaten ab. Ich zog wieder weg aus Bonn ... Und endlich, endlich schaffte ich es durchzusetzen zu meinem Freund nach Niedersachsen zu ziehen. Seine Familie nahm mich mit offenen Händen auf, wofür ich heute immernoch unglaublich dankbar bin. Denn zu meiner Mutter zurück wollte ich nicht - die ganze Aktion mit dem FSJ war im Endeffekt doch nur Mittel zum Zweck um von zu Hause weg zu kommen.

Ich wohnte von Dezember 2010 bis zum Juni 2011 zusammen mit meinem Freund in einem Zimmer. Es gab die üblichen Reibereien, aber im Prinzip lief alles glatt. Im Februar 2011 fing ich an, auf 400€-Basis in einem Supermarkt an der Kasse zu arbeiten. Dort arbeite ich bis heute, es ist nicht immer einfach da ich mit vielen verschiedenen Leuten zu tun habe - aber durch die Beschützer ist es für mich gut möglich. Ich gehe in der Arbeit wirklich auf - was ich nie gedacht hätte, um ehrlich zu sein war ein Job an der Kasse für mich immer eine ziemlich "unwertige" Tätigkeit - und es tut mir gut, positives Feedback zu bekommen.

Im Juli 2011 zogen Florian und ich in unsere erste gemeinsame Wohnung. Wir haben sie von einer Arbeitskollegin übernommen und sie ist für uns einfach ein Traum. Nur zwei Straßen entfernt von Flos Elternhaus - was manchmal praktisch ist, manchmal nicht - ist die Wohnung toll gelegen in einem kleinen Dorf. Viel Wald in der Nähe, so wie ich es von zu Hause kenne. Das habe ich ganz vergessen zu erwähnen, ich lebte auch in meiner Heimatstadt direkt am Wald und habe mich fast nur im Wald aufgehalten (:

Im Sommer 2011 startete ich einen Versuch, mein Abitur nachzumachen, da ich unbedingt studieren will. Ich begann, die Fachoberschule Gesundheit zu besuchen, doch das Praktikum wurde mir zu viel. Ich habe in einer Seniorentagespflege gearbeitet und schon leichte Spannungen im Team brachten mich völlig aus dem Konzept. Die Arbeit ansich war vom Belastungsgrad her okay, aber ich konnte sie nur ertragen solange im Team 100%ig alles im Reinen war. Das war nach einigen Wochen nicht mehr der Fall und ich schaffte es nicht, weiter zu machen. Ich wechselte auf eine andere Schule, doch hatte ich dahin jeden morgen eine Fahrt von einer Stunde. Auch das wurde mir nach kurzer Zeit zu viel und ich brach die Schule ab - ein großer Misserfolg für mich.

Seit Januar diesen Jahres stehe ich in Kontakt mit dem Arbeitsamt, ich habe eine wirklich sehr nette Betreuerin dort - eigentlich ist sie für die Berufsberatung zuständig. Sie hilft mir in allen Rechtsfragen und ermöglicht mir, mich zu orientieren und meinen Weg zu finden - das meine ich insofern, da sie mich bis zum Sommer als ausbildungssuchend führt, obwohl sie weiß, dass ich aus psychischen Gründen in diesem Jahr keine Ausbildung beginnen kann. Doch damit ich mein Kindergeld weitergezahlt bekomme tut sie es für mich.

Im März fasste ich mir, motiviert von den ersten Sonnenstrahlen des Jahres, ein Herz und machte mich endlich auf die Suche nach einer neuen Therapeutin hier, an meinem neuen Wohnort. Und ich fand nach kurzer Suche jemanden, zwar ist sie Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, aber immerhin kann sie mich bis 21 behandeln - was ja noch 2 Jahre sind. Wir sind immernoch in der Kennenlernphase und sie riet mir vor einer Woche - auch, weil eventuell die Therapiestunden noch nicht bewilligt werden - eine stationäre Therapie zu machen.

Nachdem ich telefonisch nichts erreicht habe - oh man, ich kann es kaum glauben... Jeder in der Klinik hat mir gesagt, ich solle jemand anderen anrufen - ich frage mich ob es in einer psychiatrischen Klinik tatsächlich so selten vorkommt, dass jemand stationär aufgenommen werden soll <.< Na ja, jedenfalls war ich heute nun persönlich in der Klinik. Ich habe mich direkt beim Notdienst vorgestellt und mit einem wirklich netten Arzt gesprochen. Ich wurde weiter geschickt zu einer psychotherapeutischen Station und meine Anmeldung wird komplettiert, sobald ein paar Informationen von meiner Therapeutin gefaxt werden. Ich bin sehr gespannt, wann ich wohl in die Klinik kann und auch darauf, was ich dort noch alles lernen kann. Ja, ich freue mich richtig darauf.

Wie ich es heute sehe, bin ich aus "dem Gröbsten" raus. Ich habe schon viel überwunden und bin in meinem Leben weitergekommen, wenn auch mit vielen Rückschritten. Ich hoffe und glaube, dass nun die letzte Etappe kommt. Dass ich, wenn ich mit dem stationären Aufenthalt durch bin und meine ambulante Therapie noch eine Zeit lang weitermache endlich durchstarten kann. Dass ich endlich meine Ziele erreiche, dass ich mein Abitur nachmachen kann und endlich studieren kann. Es tut schon weh zu sehen, wie Vanessa und all die anderen Leute die ich schon mein Leben lang kenne nun gerade ihr Abitur machen. Aber damals ging es für mich nicht anders, als aufzuhören mit der Schule. Es hat lange gedauert, mich nicht als Versagerin zu sehen weil ich abgebrochen hab, aber heute kann ich es.

Ich freue mich sehr darauf, noch mehr lernen zu dürfen und noch mehr Wissen in mir versammeln zu dürfen. Das ist mir unheimlich wichtig und ich finds es sehr wertvoll. Ich versuche, kreativ zu sein und beginne momentan einige neue Dinge. Des Weiteren haben Florian und ich nun endlich einen Plan aufgestellt, wer was im Haushalt erledigt. Das war bisher immer etwas chaotisch, wir haben es nicht auf die Reihe bekommen, richtig Ordnung zu halten. Aber das ist nun hoffentlich vorbei. Ich wünsche mir, dass diese ganzen Haushaltsarbeiten bald einfach nebenbei laufen, dass es selbstverständlich wird sie zu erledigen und mir keine Probleme mehr macht.

Ich fühlte mich bis vor einigen Monaten hier in der neuen Stadt nicht wirklich wohl, da ich keine Perspektiven sah. Aber daran ist nicht die Stadt Schuld - ich muss nur was daraus machen. Ich habe mich mit diesem Ort angefreundet und fühle mich nun richtig wohl hier.

Alles in Allem ... Die Zukunft kann kommen!
Lacrima
 

Re: Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon Momo » Fr. 11.05.2012, 02:10

Lacrima hat geschrieben:
Alles in Allem ... Die Zukunft kann kommen!


Hallo Lacrima,
ich konnte nicht / noch nicht alles aus deinem Thread auf einmal lesen. Es tut mir so leid was dir alles passiert ist. Um so mehr finde ich gerade deinen letzten Satz so schön: Die Zukunft kann kommen...
Ich wünsche dir alles Gute hierfür.
Momo
 

Re: Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon sternenstaub » Fr. 11.05.2012, 07:20

Hallo Lacrima,

ich kann mich Momo da nur anschließen. Ich finde es toll, wie du in deine Zukunft starten möchtest und wie du dein Leben meisterst. Wünsche dir hierfür ganz viel Kraft und Mut :troest:
sternenstaub
 

Re: Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon Lacrima » Sa. 12.05.2012, 10:30

Danke euch beiden ^^
Lacrima
 

Re: Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon Helena » Sa. 12.05.2012, 19:45

danke dass du das für uns aufgeschrieben hast. ich finde es sehr beeindruckend, dass du dich trotz der schwierigen zeit nicht aufgegeben und jetzt deinen weg gefunden hast. :respekt:
Helena
 

Re: Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon Lonely_ » So. 13.05.2012, 17:51

Hey Lacrima (:

finde es echt toll, dass du es bis dahin geschafft hast (: :respekt:

Wünsche dir jetzt alles Gute für deine Zukunft :cuddle:
Lonely_
 

Re: Dann erzähle ich mal etwas über mich ...

Beitragvon Lacrima » So. 13.05.2012, 19:45

Dankeschön :twinkle:
Lacrima
 


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