Gefühllosigkeit - eure Einschätzung

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Gefühllosigkeit - eure Einschätzung

Beitragvon HighSpeed » Mi. 28.12.2011, 21:06

Hi Leute,

Ich habe schon oft aus meinem Freundeskreis Beschwerden über meine Art und Weise erhalten und wollte vielleicht auch mal eine Einschätzung eurerseits hören. Ansonsten ist es auch einfach mal gut, meine Gefühlswelt ein wenig herauszulassen, weil ich sonst nicht wirklich häufig über mein Innenleben spreche und auch nicht viel an mich heranlasse.
Was mir am meisten vorgeworfen wird, ist, dass ich sehr kalt, berechnend und fast ohne Empathie sei. Ich hätte keinerlei Mitgefühl mit meinen Mitmenschen und sei nur an intellektuellen, abstrakten Dingen interessiert. Dazu muss ich persönlich sagen, dass ich schon seit meiner Kindheit eine sehr große Vorliebe für Naturwissenschaften und Kunst habe. Ich habe das alles aber niemandem unter die Nase gerieben, sondern hielt mich immer im Hintergrund und habe mein Ding gemacht, ich war also kein streberhafter Liebling der Lehrer, der ständig zeigen musste, was er konnte, sondern einfach jemand, der für sich gelebt und gelernt hat, auch unabhängig vom Schulplan. Wegen meiner passiven Art hatte ich nie Probleme mit meinen Mitschülern gehabt und habe auch leicht Freunde gemacht, in unserem Freundeskreis habe ich immer die Rolle des Streitschlichters gespielt, weil ich der rationalste war und auch als Kind sinnlose Raufereien und Streitereien einfach als lästige Zeitverschwendung empfand.
Ich persönlich denke, dass mich mein 19tes Lebensjahr am meisten geprägt hat. In dieser Zeit habe ich eine Frau kennengelernt, die ich als Liebe meines Lebens bezeichnen würde. Sie entsprach nicht meiner üblichen Präferenz bezüglich Frauen, allerdings hat mich ihre Art so sehr mitgenommen, dass ich mich tagelang nicht mehr konzentrieren konnte, weil mein Kopf so voll von ihr war. Bis heute hat sich an dieser Einschätzung nichts geändert und ich weiß mit absoluter Gewissheit, dass was ich damals empfand nicht nur eine jugendliche, übereilige Einschätzung war. Wir kamen niemals zusammen und der Einwand, den sie brachte, hat mich damals derart um den Verstand gebracht, dass ich ab dem Tag an praktisch jede Wertschätzung bezüglich anderer Menschen verloren habe, bezüglich des Menschen an sich. Ich machte damals eine kleine Phase durch, in der ich vermehrt Appetit hatte und dadurch zunahm. Damals wusste ich bereits, dass es bald vorbeigehen würde. Ich dachte immer, dass das Äußere eines Menschen ihn nicht repräsentiert, sondern immer nur Abbild eines konkreten Zeitpunktes und Lebensumstandes ist, etwas vergängliches und nicht beachtenswertes. Sie machte aber eine Beziehung von meinem Übergewicht abhängig. Kurz danach kam sie mit jemandem zusammen, einem absolut wertlosen Vollidioten. Ich habe die Dauer der Beziehung auf etwa 3 Monate geschätzt und wurde vom Leben mit grandiosen 2 übertrumpft.
Nachdem ein wenig Zeit vergangen war, nahm ich, wie ich schon immer gesagt habe, ab und traf die ganzen alten Leute aus dieser Zeit zurück. Alle waren wahnsinnig beeindruckt davon, dass ich Gewicht verloren hatte, was mich verärgert hat. Wieso hat vorher niemand die wirklich beeindruckenden Dinge anerkannt, die ich geleistet habe, sondern beglückwünscht mich dazu, dass ich weniger fresse?
Nach all dem hatte ich die Schnauze gestrichen voll und konzentriere mich nur noch auf meine Arbeit und meine Hobbies. Ich habe immer noch einen relativ großen Freundeskreis, allerdings bin ich in den meisten Runden immer der etwas distanzierte und stille. Meine Achtung Menschen gegenüber ist so geschrumpft, dass ich zum Beispiels keine einzige Gefühlsregung gezeigt habe als ich vor kurzer Zeit sah, wie ein Fahrradfahrer von einem Auto angefahren wurde. Ich sage sowas aus Rücksicht auf Freunde und Familie nicht, allerdings wäre ich auch nicht traurig gewesen, wäre die Person verstorben, ich hätte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet.
Wie kann es sein, dass wir uns so sehr an Trivialitäten aufhängen? Das ist es, was mich wirklich stört, diese furchtbare Ignoranz allem gegenüber, das Komplexität hat und erschlossen werden muss, statt einfach da zu sein. Wie kann ich Mitgefühl zeigen, wenn ich so wenige Menschen kenne, die es verdient hätten?
HighSpeed
 

Re: Gefühllosigkeit - eure Einschätzung

Beitragvon planb » Do. 29.12.2011, 08:28

Vielleicht ist es so, dass die Empathie für andere Menschen bei jedem unterschiedlich und das normal ist. Ich zum Beispiel verspürte beim Tod meines Vaters keine Trauer. Wenn einem Menschen wenig bedeuten, scheint das eben so zu sein.
planb
 

Re: Gefühllosigkeit - eure Einschätzung

Beitragvon Herr Mayrr » Fr. 30.12.2011, 07:56

Du schreibst: " Wie kann ich Mitgefühl zeigen, wenn ich so wenige Menschen kenne, die es verdient hätten?"
andererseits glaubst du, viele Freunde zunhaben.

Vielleicht solltest du über diese Diskrepanz nachdenken...

Wer andere Menschen nicht für wertvoll hält, hat oft selber kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl.
Auch darin könnte die Ursache für deine Einstellung liegen.
Herr Mayrr
 


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