Neuer Beruf - alte Probleme

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Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Dorathea » Sa. 08.01.2011, 12:34

Aktuell fühle ich mich "Eigenartig".

Ich habe einen kleinen Job in greifbarer Nähe, soll ab dem 10. einen Vertrag bekommen, allerdings hätte ich dazu Donnerstag oder Freitag bei einer Dame einen Termin machen sollen. Ich habe es am Donnerstag einfach vergessen und als meine "Projektleiterin" angerufen hat, bin ich nicht ans Telefon gegangen.
Ich habe den Stöpsel gezogen, mich tot gestellt und will nun nicht mehr dort arbeiten. Allerdings brauche ich das Geld dringend, denn ich war nichtmal beim Amt um mir Geld zu holen oder mich Arbeitslos zu melden.


Nun kämpfe ich mit mir, denke einerseits, ich HABE diesen Job. Ich muss nur unterschreiben und kann ab Montag arbeiten. Andererseits habe ich, wie schon einer meiner Vorposter, nun Angst vor der Reaktion wenn ich mich jetzt doch melde, nachdem ich mich totgestellt habe.

Ich könnte alternativ bei meinem früheren Arbeitgeber ebenfalls anfangen, das würde nur weniger geld geben.

(( Arbeitgeber aktuell: Behindertenreferat, Arbeitgeber "damals" Familien und Krankenpflege, kurz fuk))

Ich drehe mich gerade im Kreis, mache es mir unnötig schwer und weiß nicht, was ich tun soll/kann.

Ich weiß nicht wovor ich mehr Angst habe.. Negativreaktionen, Sanktionen oder das Arbeiten mit diesen fremden Menschen.

Kommt mir wirklich früh, der Gedanke.


Ich habe keine Ahnung was ich machen soll.

Einerseits ist es wirklich gutes Geld, was ich beim REferat bekommen würde für 4 STd täglich Kinderbetreuung.

Auf der anderen Seite kenne ich die Patienten, welche die fuk betreut, weil ich dort schon knapp 2 Jahre gearbeitet habe.

Von jetzt auf gleich Zweifel ich daran dass es eine Gute Idee war mich dort zu bewerben, denke aber andererseits, dass ich ein Idiot bin, wenn ich das nun wegschmeiße.



Ganz schön kompliziert.. in meinem Kopf ergibt es auch nicht viel Sinn.
Dorathea
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Atisha » Sa. 08.01.2011, 12:58

Wenn du deinen alten Job auch noch als Sicherheit hast ... Probier es doch mal mit Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber deinem neuen Arbeitgeber. Rufe fein dort Montags an, entschuldige dich und sage das du eine Angststörung hast, die dich verhindernte den Termin auszumachen.
Also ich bin immer offen und ehrlich mit meiner Erkrankung (Schizophrenie) umgegangen, hatte auch schon starke Ängste und bin Alkoholkrank und mit allem halte ich nicht hinterm Berg, wenn was ist sage ich warum. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.
Atisha
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Mulle » Sa. 08.01.2011, 16:00

ich kann mich atisha nur anschliessen.
es bringt nichts sich zu verkrümeln und dann sich im kreis zu drehen und sich zu fragen, was nun werden wird.
Mulle
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon senta » So. 09.01.2011, 19:46

liebe Dorathea,
ich kann das gut nachvollziehen, mir geht das ähnlich!

Ich wünsch Dir, dass Du eine für Dich gute Entscheidung treffen wirst,
es ist auch für mich so schwer, mich auf Neues einzustellen und das muß ich auch irgendwann, da ich ja schon eine zeitlang keine Arbeit habe und lange krankgeschrieben war, davor hab sehr große Angst.

:troest:
senta
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Dorathea » Mo. 10.01.2011, 14:08

Zwischenstand,..


Leider hat das "Alte Problem" gewonnen.


Heute morgen sollte ich zum Dienstantroitt an einer Grundschule sein. 8.00 Uhr in einer Ersten Klasse.
Naja.. ich bin um kurz nach sieben aus dem Haus (25 km luftlinie, jedoch stets Stau) gegangen und habe es per "Warmes wasser" enteist. Es ging mir wunderbar.

Also bin ich losgefahren.. da ich die Autobahn umgehen wollte, habe ich mich schon vorher dafür entschieden über Land zu fahren. Weg per Autobahn : 15 Minuten , Weg über land 25 Minuten laut Planer.

Über Land war leider die Hölle los, dann habe ich mich verfahren, obwohl ich die STrecke schonmal probehalber gefahren bin.

Ende vom Lied war, dass ich statt um 8, erst um halb 9 die Schule erreicht habe, als "Es" zugeschlagen hat.

"Problem, Das alte"

Dieses kleine Monster.. diese scheiß STimme in meinem Hinterkopf, die mir einredet: "Wenn du zu spät kommst, sind sie sauer auf dich. Sie sind eh schon sauer, weil du nicht angerunfen hast."

Ich habe mich so hineingesteigert, dass ich in meinem Auto sitzen geblieben bin, geheult habe wie ein Schlosshund und feige umgekehrt bin.

Anstatt wie ein normaler Mensch hineinzugehen und zu verkünden "Ich bin zwar etwas spät, aber hier bin ich!" habe ich mich verzogen und eingerollt.

Mit einem Umweg über 40 km Strecke ( Kopf freifahren ) bin ich zu meiner ehem. Cheffin gefahren und habe sehr lange mit ihr geredet. Ihr auch erklärt was heute passiert ist
- - (Sie ist das, was ich als "Empathin" bezeichnen würde. Sie RIECHT wenn es jemandem nicht gut geht, egal wie er strahlt oder wie "Normal" er nach außen wirkt.) - -

Ich habe von ihr einen Arbeitsvertrag bekommen über einen Minijob.. nur Schulen die ich kenne und nur Kinder, die ich kenne.

Zwar ist, dass ich jetzt doch über einen Umweg Arbeit habe, positiv.

Aber dass ich mir selbst nachgegeben habe, ist, womit ich nicht zurecht komme. Ich hatte mir vorgenommen, alles so "normal" wie möglich zu machen.

Arbeit suchen, Arbeiten gehen, selbstständoig Geld verdienen anstatt meinem Freund auf der Tasche zu hängen.
Therapieplatz suchen, Therapie anfangen.



[Eventueller Trigger. Ich kann es nicht einschätzen]

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Ich hatte bislang noch keine.. obwohl ich weiß, dass ich seit mindestens 8 Jahren einen "Knacks" habe. Jedoch ließ sich, meines Erachtens nach, mit dem "Knacks" gut leben.. bis aus dem Knacks dann nun ein verdammt tiefer Riss wurde.

Es ist wie Schnupfen.
Verschleppe ich den, wird daraus eine ekelhafte Nasennebenhöhlenentzündung.

Und ich habe diesen "Knacks" verschleppt und drehe mich nun im Kreis.


Angst vor "Fremden" - ("Sie" mögen mich nicht)
Angst vor Parties, oder großen Menschenmassen - (Sie reden über mich, mögen mich nicht)
Angst, mich auf längere Gespräche einzulassen - (Was ich sage ist "Dumm". Nicht unlogisch "dumm". Sondern vom Intellekt her dumm. Ich fühle mich dumm.)

Ich versuche es so vielen wie möglich recht zu machen. - (Dann haben sie nichts negatives an mir)

Wenn etwas geschieht, etwas negatives.. fühle ich mich schuldig.

Wenn ich einen Wunsch oder ein Bedürfnis äußere, geht es schief.

(Ich wäre gern auf eine Spielemesse gefahren. Habe mich mental auf einen Termin eingestellt und brauchte einige Tage vorlauf. Ich habe mich auf den Termin gefreut, doch kam er nicht zustande, weil ein freund vergessen hatte, an dem Tag arbeiten zu müssen. Sie sind spontan einen Tag vorher gefahren. Doch auf dieses "spontane" konnte ich mich nicht vorbereiten. Also blieb ich zuhause.)

Wenn wir ein Spiel spielen. Ein einfaches Brettspiel und mein Freund verliert oder bekommt schlechte Laune - fühle ich mich schuldig. Denn ich wollte es spielen.


Es sind so einfache Situationen, die mir meine Art zu Denken nahezu unmöglich macht zu handhaben oder damit "normal" umzugehen.

In Momenten wie jetzt, wenn ich das, was passiert ist, reflektiere, erkenne und weiß ich, dass ich "krank" bin. Ich mag dieses Wort nicht, doch leider lässt unsere Sprache kein schöneres Wort zu, oder es fällt mir nicht ein.
Und kurz darauf denke ich wieder anders. Dann sind andere Menschen viel schwerer Betroffen. Mir gehe es dagegen gut. Es werde schon irgendwie "gehen". Ich stelle mich an. Bemitleide mich zu sehr. Rede mir ein "krank" zu sein.


Warum gewinnen diese diese miesen, falschen Gedanken gegen meine Logik oder meinen Verstand.

Ich glaube, dass es auf diese Frage keine Antwort gibt, sondern nur annahmen. Diese miesen kleinen GEdanken sind mit meinen Emotionen verkoppelt, verstärken sich blabla.


Bla.



Danke fürs Lesen.

Mir war danach, es runterzuschreiben oder runterzutippen.
Dorathea
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon senta » Mo. 10.01.2011, 16:08

liebe Dorathea,
Du verstehst ja schon sehr viel davon, wie Du reagierst und was für Emotionen daran beteiligt sind...
das sind ja Dinge, die viele erst in Therapien lernen müssen

eine Therapie wäre aber eine gute Möglichkeit, solche Situationen zu trainieren um andere Verhaltensweisen einzuüben

in einer Therapie geht es ja nicht immer darum, irgendwelche belastenden Hintergründe aufzugraben, sondern es kann Dir ja einfach auch nur helfen, Deinen Alltag besser bewältigen zu können

versuchs doch einfach mal, schaden kann es ja nicht, Du kannst ja erstmal ein paar Vorgespräche ausprobieren, bevor Du Dich entgültig entscheidest
senta
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Dorathea » Mo. 10.01.2011, 16:40

Hallo.


An eine Verhaltensstörung habe ich garnicht gedacht.
In meiner Familie sind psychische Erkrankungen, gerade Depressionen oder Schizophrenie bedingt durch Serotoninmangel oder verschobenem Dopaminhaushalt gehäuft.


Überfordert fühle ich mich nicht. Die Arbeit als Integrationshelferin ist eigentlich Arbeit, welche von Laien übernommen wird. FSJler, Zivildienstleistende.

Aber ich WAR es im Laufe meiner Ausbildung, was ich für mich jedoch darauf zurückführte, dass sehr viel um mich herum passiert ist, was mich mitgenommen hat.
Daran geändert dass ich, wenn ich das hier einigermaßen im Griff habe, wieder in die Krankenpflege gehe, hat sich nichts.


Ich bin auch von einer psychischen Grunderkrankung ausgegangen, da ich in den letzten zwei Jahren gehäuft Depressive Phasen hatte, die in ihrer Ausprägung und Dauer zugenommen haben.

Oder schließt sich sowas nicht aus?

Also dass man quasi ein "Komplettpaket" hat? Einmal in die Sch..... gegriffen?

gut. Im Endeffekt entscheidet der Therapeut/Neurologe/Psychiater was ich habe.. aber dieses "Näherkommen" an etwas, was einen NAmen hat, finde ich für mich schon spannend und wichtig.


Erstgespräche hatte ich bislang drei sTück, habe mich jedoch entweder nicht wohl gefühlt, die Therapeutin erkannte keinen HAndlungsbedarf oder ich kam mir veräppelt vor.
Das heißt, ich suche noch weiterhin.
Um die Suche etwas einfacher zu machen, helfen mein Freund und meine Mutter.. vor allem meine Mutter. Sie handelt um Therapieplatzwartezeit wie auf nem Basar und teilt mir nur mit, wenn sie einen nahen Erstgesprächstermin hat und nicht die "Niederlagen". (( Selbst wen ich 36 wäre und meine Mutter 55, würde sie noch überall anrufen... droht sie mir))





Edit sagt:
"Oder schließt sich sowas nicht aus? "

Eigentlich Schwachsinn.. denn ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich mir unter einer "Verhaltensstörung" vorzustellen habe.
Ich habe mit meinem ICH Depression (wegen der vermehrten Depressiven Phasen) und "irgendwas, was mit Angst, vermindertem Selbstwertgefühl und Psyche" zu tun hat abgemacht.
Oder ist irgendwas, was mit Angst, vermindertem Selbstwertgefühl und Psyche" schon das, was eine Verhaltensstörung ausmacht bzw der Grundgedanke.. ohweh. Ich geh' mal Büchertauchen.
Dorathea
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Atisha » Mo. 10.01.2011, 20:57

Ich habe ja auch unter starken Ängsten gelitten schon mein ganzes Leben lang ... bin ein großes Stück weit wieder natürlich gesundet, nach meiner Schizophrenieerkrankung ... Gruppen-Verhaltenstherapie gemacht, fand ich sehr gut, man trainiert mit den Situationen anders umzugehen, dann baut sich das Selbstbewusstsein auf durch die anderen positiven Erfahrungen die man macht. Meine Angst ist zwar tief eingebrannt und mir ist in den bekannten Situationen immer noch bissel Übel, aber meine Angst ist weit zurückgedrängt.
Was mir hilft ist das Leben selbst zu meistern, alles letztlich machen zu müssen, dann die Erfahrungen die man im Umgang mit den Menschen erhält, Arbeit die zu einem passt selbst heraussuchen, offen und ehrlich sein, Probearbeiten, Praktika (das mache ich gerade im Rahmen einer beruflichen Reha) ... Was ich auch noch sagen muss ist, es ist wichtig den Menschen zu sagen was man sich wünscht und was man mag, das zu sagen und die unbekannte Reaktion abzuwarten das bedarf großen Mutes, ja mache solche MUTübungen. Am Anfang wird es dich fast umhauen, dein Herz wird bibbern und du möchtest dich vergriechen - aber mache es nicht, halte es aus und erwarte die Reaktion. Die Antwort muss nicht dem entsprechen was man will, sich ausdenkt oder gar befürchtet - denk einfach nicht darüber nach. Denke nur daran ich äußere jetzt meine Bedürfnisse und Wünsche, ich weiss ich habe nicht das Recht darauf das der andere sie mir erfüllt, aber äußern darf ich sie. Denke das du ok bist, das es ok ist dich zu äußern ... Und mit der Zeit wird dir diese "Übung", dieses Aushalten der eigenen Gefühle immer leichter fallen. Du wirst positive wie negative Reaktionen haben, mache dir einfach keinen Kopf darüber warum der andere nicht wollte, nehme es hin wenn der andere anderer Meinung ist, andere Ansichten hat, du hast deine und die sind auch gut und freue dich natürlich bei den positiven Reaktionen.
Atisha
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon senta » Mo. 10.01.2011, 22:49

Ganz großen Respekt Atisha!!! :respekt:
Das ist toll, wie Du das angehst, wahrscheinlich hast Du Recht und das ist die einzige Möglichkeit, etwas zu ändern.
Es ist aber sooo schwer in der Realität umzusetzen.

Manchmal hilft es aber leider nicht, viel darüber zu wissen oder zu lesen, wenn man es nicht ausprobiert und umsetzt, also übt. Dazu ist professionelle Unterstützung gut!

Ich habe es mal in einer Angstbewältigungsgruppe trainiert, war gut, leider sehr kurz...
senta
 

Re: Neuer Beruf - alte Probleme

Beitragvon Dorathea » Sa. 15.01.2011, 14:44

Danke für die vielen Antworten. Ich kam leider erst jetzt dazu zu antworten.


Dass es viel arbeit bedeutet weiß ich, aber die muss ich mir "antun", damit es besser wird für mich und auch mein Umfeld.
Dorathea
 


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