Mein Leben. Heute muss ich reden.

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Mein Leben. Heute muss ich reden.

Beitragvon JanaL. » Mo. 08.11.2010, 19:25

Ich bin ein 16 jähriges Mädchen aus Hamburg. Da ich heute einfach nicht mehr weiß wie es weiter gehen soll, schreibe ich mir hier einfach mal alles von der Seele.
Meine Familie und ich sind der Meinung, dass ich depressiv bin und auch Angstattacken habe. Was die Depressionen angeht habe ich mich informiert und auf mich trifft so ziemlich alles zu was die Anzeichen sind. Das mit den Angstattacken kann ich glaube ich selbst ganz gut beurteilen.

Ich habe schon seid ein paar Jahren das Gefühl einfach nicht mehr zu können und das alles einfach zu viel wird.
Es kommt oft vor das ich in meine Gedanken versinke. Für meine Verhältnisse viel zu oft. Ich weiß das ich ein sensibler Mensch bin, das war ich schon immer. Doch seid meine Eltern sich getrennt haben, spüre ich selbst immer öfter ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Da ich früh bemerkt haben, das wenn etwas mit mir nicht stimmt, sich in meiner Familie sofort sorgen gemacht wird, habe ich alles in mir verschlossen. Ich habe versucht schlechte Gedanken zu verdrängen und immer „das glückliche Mädchen“ zu spielen, doch das kostet eine menge Kraft. Diese Kraft fehlt mir jetzt. Ich kann überhaupt nicht mehr. Komme morgens immer seltener überhaupt aus dem Bett. Das heißt natürlich auch das ich nicht zur Schule gehen kann, denn es ist wirklich so das ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich will aufstehen, denn ich weiß ja das die Schule für mein weitere Leben wichtig ist, doch ich kann mich dann einfach nicht bewegen. Es ist auch oft so, dass mir schlecht wird und ich extreme Migräne bekomme. Deshalb habe ich schon enorme Probleme mit der Schule, weil die das natürlich auch nicht mehr lange mitmachen können. Nicht nur die Schule macht Probleme, sondern auch meine Familie. Ich kann verstehen das es ihnen auch nicht leicht fällt, denn es ist ja schon eine Belastung, aber genau diese Belastung habe ich auch. Auch ohne alle die Vorwürfe bin ich schon komplett Verzweifelt.
Ich habe, wie schon erwähnt, noch nie gerne über meine Probleme geredet. Ich schotte mich von allen möglichen Leuten ab und inzwischen glaube ich tue ich das auch schon vor mir selbst. Ich freue mich fast über gar nichts mehr, höchstens noch darauf meinen Freund zu sehen, doch bis zu diesem Treffen vegetiere ich nur noch so vor mich hin.

Oft habe ich auch Angstattacken, die sich auf Verlustängste zurück führen lassen. Ich war schon immer sehr auf meine Mutter fixiert. Selbst als ich noch in den Kindergarten ging (mit 3 Jahren.) hatte ich immer Angst, wenn meine Mama jetzt geht kommt sie nicht wieder zurück. Auch noch in der Vor- und Grundschule hatte ich immer Angst, wenn ich wieder nach Hause komme, ist meine Mutter nicht mehr da. Als dann mein Vater uns verlassen hat war das ein Schock für mich. Eigentlich hat er uns verlassen, weil meine Eltern sich nicht mehr verstanden haben, dass wusste ich selbst damals schon, doch ich hatte ein anderes Gefühl. Auch wenn ich Ihn jedes zweite Wochenende sehe, für mich ist es als wäre er gestorben und hätte mich alleine gelassen. Seit dem habe ich noch mehr Angst davor allein gelassen zu werden. Was meinen Partner aber auch meine Freunde betrifft, obwohl das mit dem Partner gravierender ist, habe ich auch schlimme Ängste. Ich wurde von meinem letzten Partner sehr verletzt und belogen, was mich nur misstrauischer gemacht hat. Inzwischen bin ich seid 2 Monaten mit meinem neuen Freund zusammen, was ich schon als wunder bezeichnen kann, denn ich habe mich darauf eingelassen Ihm zu vertrauen auch wenn es mir schwerfällt. Noch kann ich nicht viel dazu sagen, außer das ich auch hier wieder beginne extreme Ängste zu entwickeln. Es war schon so schlimm das ich richtige „Attacken“ bekomme habe, in denen ich auf einmal das Gefühl hatte ganz alleine zu sein, das alle mich alleine gelassen haben. Ich fing an zu zittern und bin weinen zusammen gebrochen. Ich will das nicht mehr, denn ich weiß das ich so meine Beziehung gefährde. Das will ich natürlich nicht und es ist auch noch extra belastend.

Heute ist die Situation ausgeartet. Ich schaffe es seit 2 Wochen überhaupt nicht mehr zur Schule zu gehen und meine Mutter wurde zu einem Gespräch in meiner Schule eingeladen. Als sie wieder zu Hause war sagte sie mir, dass ich wenn ich morgen nicht zur Schule gehen würde, bis spätestens Weihnachten von der Schule genommen werde. Für mich ist das noch viel mehr Druck als ich so oder so schon habe. Ich will ja zur Schule gehen und ich will mein Leben auf die Reihe bekommen, doch ich kann meinen Körper nicht mehr kontrollieren. Das ist schrecklich.

Am Donnerstag habe ich einen Termin beim Neurologen, denn ich weiß das ich mir Hilfe nehmen muss, so kann das einfach nicht weitergehen. Doch ich habe Angst es bis dahin nicht mir der Schule zu schaffen. Ich bin verzweifelt. Vielleicht hat einer von Euch ja auch solche Erfahrungen gemacht oder hat etwas dazu zu sagen. Ich würde mich auch sehr darüber freuen wenn man Persönlich mal schreiben würde, wenn jemand eben gleiches erlebt hat.

Ganz liebe Grüße an Euch Jana.
JanaL.
 

Re: Mein Leben. Heute muss ich reden.

Beitragvon Vanilla » Mo. 08.11.2010, 20:44

Hallo Jana,
du hast es nicht leicht und es ist gut, dass du dir nun professionelle Hilfe suchst.
Hier hast du einen Anfang gemacht, um deinen Kummer mal von der Seele zu schreiben und Donnerstag kannst du mit dem Arzt reden.
Vielleicht schlägt er dir vor, eine Psychotherapie zu beginnen, vielleicht auch Antidepressiva, um dich erst mal aus dem Tief rauszuholen.
LG, Vanilla
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Re: Mein Leben. Heute muss ich reden.

Beitragvon Atisha » Di. 09.11.2010, 00:21

Du musst dir mehr selbst vertrauen, das du alles was das Leben an dich für Aufgaben stellt auch packen wirst. Vielleicht bist du auch bischen orientierungslos was deine Zukunft betrifft. Ich kenne mich jetzt nicht aus mit dem Schulsystem und wie es weitergehen kann, auch weiss ich nicht ob du schon einen Abschluß hast? Aber generell würde ich sagen, das nichts dagegen spricht sich mal eine Auszeit zu gönnen. Mal ein Jahr ausruhen, sich mit sich selber auseinandersetzen und sich neu zu orientieren.
Ich kenne aus meinem Leben auch bedrückende und schwere Zeiten. Habe sie aber immer irgendwie noch geschafft, ich war aber schon einige male drauf und dran aufzugeben. Letztlich hätte ich das wohl auch mal machen sollen. Die Psyche holt sich ihr Recht und durch meine Schizophrenieerkrankung bin ich dann letztlich zum Aufgeben und Umdenken und Neuaufbauen gezwungen wurden.

Zum Neurologen zu gehen und dir Medikamente verschreiben lassen, dass sollte eine absolute Notlösung sein. Versuche es erstmal mit Psychotherapie. Dabei musst du dich dann etwas entscheiden, ob du eher zu einem Verhaltenstherapeuten gehst oder Tiefenpsychologie machst. Jeder hat da so seine Ausrichtung, aber ein guter Psychotherapeut macht letztlich auch die andere Richtung mit. Nur der Schwerpunkt wird anders gelegt. Verhaltentherapie hat den Vorteil, dass sie dich dort abholt wo du stehst und dir zeigt, wie du mit deinen Gedanken, Gefühlen und deinem Verhalten bessere Wege gehen kannst. Tiefenpsychologie bewältigt und bearbeitet mehr die Vergangenheit, Trauerarbeit usw. Ich kann aus eigener Erfahrung nur von der Verhaltenstherapie sprechen und kann sagen da wird dir schnell geholfen und es hat seine Berechtigung. Es muss nicht immer gleich die alles umkrempelte und sehr langwierige Tiefenpsychologie sein. Wie ich es so gehört habe ist das ewige Ergründen und Wühlen in der Vergangenheit und in den Abgründen der Seele nicht jedermanns Sache.

Also ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg und du hast noch echt viel Zeit dich und dein Leben auf die Reihe zu bekommen.
Atisha
 

Re: Mein Leben. Heute muss ich reden.

Beitragvon JanaL. » Di. 09.11.2010, 08:30

Danke schön Vanilla für die lieben Worte, sie machen mir schon etwas Mut. (:


Liebe Atisha
Bei mir ist das mit der Schule so, ich habe im Moment den Hauptschulabschluss, aber auch nicht einen alzu guten, da ich die Schule im Oktober letzten Jahres gewechselt habe und so natürlich nur teilweise bewertbar war, dazu kamen auch schon ein paar Fehlzeiten. Ich hatte die neunte Klasse wiederholt. Hier ist es so, ich bin nicht mehr Schulpflichtig, ich habe meine neun Jahre runter. Wenn ich jetzt von der Schule genommen werde und es noch einmal versuchen sollte, dann muss mich keine andere Schule mehr annehmen. Deshalb ist es mir so wichtig das jetzt etwas passiert.
An sich würde ich schon gerne eine Auszeit nehmen, aber durch die schulische Belastung, sieht das für mich ein wenig aussichtslos aus.
Ich bewundere dich, das du es immer wieder geschafft hast, das zeugt von einem starken Willen.

Zum Neurologen hat mir meine Hausärztin ein Rezept verschrieben, damit jetzt schnell etwas passieren kann. Eine Psychotherapie will ich natürlich auch anfangen, aber ich brauche relativ schnelle Hilfe, die ich bei einer Psychotherapie nicht wirklich sehe, da alle Psychotherapeuten in meiner Nähe unendlich lange warte Listen haben. Das scheint ein Allgemeines Problem zu sein. Ich danke dir für deinen Beitrag, besonders wegen der Erklärung mit dem Verhaltens- und Tiefenpsychologen, ich werde darüber dann genauer mit dem Neurologen reden, was für mich das beste wäre, auch wenn ich nach dem ersten Eindruck eher zu einem Verhaltensterapeuten tendieren würde.

Ich werde hier weiter schreiben, wenn es etwas neues gibt.
Ganz liebe Grüße Jana.
JanaL.
 

Re: Mein Leben. Heute muss ich reden.

Beitragvon Menschensohn » Do. 18.11.2010, 02:08

Hallo Jana.

Ich hoffe du bist noch lange genug in diesem Forum aktiv um meine Antowrt zu lesen.
Ich möchte dir als erstes sagen, dass du mit einem solchen Krankheitsbild nicht alleine
auf der Welt bist, auch wenn es sich oft so anfühlt. Ich selbst leide an den selben
Symptomen, und das auch schon seit mehreren Jahren.

Das bringt mich zu meinem nächsten Anliegen: Du sagst, dass du auch schon sehr lange
an diesen Symptomen leidest. Meine Diagnose ist eine Dysthymia mit hang zur sog.
"Double Depression". Eine Dysthymia ist eine mildere Form einer dpressiven Erkrankung
die aber sehr lange andauertn kann.
Ich schreibe das nicht, um dir eine Diagnose zu stellen, dazu musst du selbstverständlich
einen Arzt aufsuchen. Sondern ich schreibe dir das, weil ich dir anhand meines Lebens
zeigen möchte, wie wichtig es ist, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Ich bin jetzt fast 21 Jahre alt und meine dysthymische Störung begann schon im alter von
ca. 15 Jahren. Ich hatte immer die selben Probleme wie du. Auch ich konnte morgens
nich aufstehen und hatte einfach keine Kontrolle mehr über mich. Dies führte zu wirklich
extremen Fehlzeiten in der Schule. Ich habe mir so tatsächlich meine Zukunft "eingeschränkt."
Außerdem lebte ich in all den Jahren einfach nur so vor mich hin ohne mit irgendjemandem
über meine Persönlichkeit zu reden. Und ich koppelte mich immer mehr und mehr von
anderen Menschen ab. Gleichzeitig hatte ich angst meine letzten Freunde zu verlieren.
Aber anstelle mich ihnen anzuvertrauen habe ich sie nicht beachtet und sie wie dreck
behandelt, weil ich ihnen zeigen wollte, das sie auf mich angewiesen sind und nicht
andersrum. Letztenendes wusste ich, dass das eine Lüge war.
Mit der Zeit habe ich auch fast den letzten Funken Hoffnung auf verloren mich jemals
wieder auf irgendetwas zu freunen. Eine Beziehung ist für mich heute unmöglich
geworden.

Also hier mein Rat: Suche dir Hilfe! Allein mit positiven Denken ist eine Depression
nicht zu besiegen. Und vor allem: Reagiere bevor es zu spät ist! Mach dir nicht alles
kaputt.

Ich wünsche dir alles gute auf deinem Weg.

Menschensohn.
Menschensohn
 

Re: Mein Leben. Heute muss ich reden.

Beitragvon senta » Do. 18.11.2010, 11:25

Liebe Jana,
ich finde es toll, dass Du den Schritt machen willst zu einem Facharzt zu gehen.
Ein Psychiater wäre da die richtige Adresse, früher waren es meist Ärzte mit dem Doppelfach Psychiatrie/Neurologie, heute ist es meistens so, dass es Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sind, also bist Du dort erst mal absolut richtig!!!!

Dich dann um eine Psychotherapie zu kümmern ist gut, und so kannst Du die meist langen Wartezeiten ja auch gut überbrücken. Es kann auch sein, dass, wenn Du bei dem Psychiater/-in in Behandlung bist, dass Du dadurch schneller an einen Therapieplatz kommst, da auch der Arzt Dir dabei helfen kann.

Bleib dran, Du bist auf dem richtigen Weg!!!!!!!!

Wie es mit der Schule weitergehen kann, kannst Du mit dem Arzt auch besprechen!

Ich drück Dir die Daumen!
senta
 


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