Arbeitslos und Heimweh

[Tearchen]

Hallo zusammen,

nach vielen Monaten schreibe ich mal wieder, weil ich mittlerweile wieder an einem Punkt angekommen bin, der mein Leben derzeit sehr unglücklich macht.

Seit Anfang Dezember wohne ich nun in Österreich - mein Freund hatte letztes Jahr in DE keine Stelle gefunden (Studium beendet) und hatte sich hier beworben. Das hatte dann auch mit der Arbeit geklappt. Für ihn stand natürlich sofort fest, dass er diesen Job wollte und da er eh gern ins ländliche ziehen wollte hat er ihn natürlich angenommen. Weil ich meinen Freund liebe bin ich mitgegangen. Jetzt wohnen wir hier, er hat seinen Job, der ihm sehr viel Spaß macht, er mag die Leute und fühlt sich einfach total wohl.

Mein Problem ist jetzt, dass ich immernoch keinen Job gefunden habe. Hab die Suche auf 70km Umkreis erweitert (bin Arzthelferin) aber es kommen immer nur Absgagen weil kein Bedarf besteht. Auch als Bürohilfskraft, Schreibkraft etc hab ich mich schon beworben.

Naja jedenfalls hatte ich letztens als er von der Arbeit kam mal wieder schlechte Laune, weil wieder nur Absagen kamen und da meinte er halt zu mir, dass man sich auch bisl anstrengen müsse, wenn man was kriegen will und ich dann halt vorerst einfach nen Job nehmen müsse, den ich vll nicht so mag und wo ich nicht viel verdiene (also auch 400€ minijobs etc). Das macht mich derzeit einfach echt stinksauer aber ich kanns ihm irgendwie nicht sagen! Ich denke mir - schließlich bin ich nur hierher gekommen um unsere Beziehung nicht beenden zu müssen! Ich vermisse Essen wirklich sehr, die Freunde dort, das Leben dort, die Mentalität.. ich hab hier bisher einfach kein "zu Hause-Gefühl" und wenn es nach mir ginge, würd ich sofort wieder zurück gehen aber ich liebe meinen Freund und möchte die Beziehung nicht aufs Spiel setzen - es ist ein totaler Teufelskreis. Noch dazu kommt, dass ich kein Geld bekomme - die Übernahme vom deutschen ALG ist letzten Monat ausgelaufen und hier hab ich keinen Anspruch ich hab sogar schon nach Putzjobs gesucht aber dann denk ich mir wieder auf der anderen Seite - warum bin ich diejenige, die ihre Bedürfnisse zurückstellen muss? Das depremiert mich derzeit wirklich sehr, ich fühl mich schlecht, bin traurig.. hab heut morgen wiedermal geweint und weiß einfach nicht, wies weiter gehen soll *seufz*

Was würdet ihr in solchen Situationen tun?

[senta]

Hallo tearchen,
das ist schade, daß es für Dich dort beruflich gar nicht weitergeht,
kann mir gut vorstellen, daß Du Dich da sehr einsam und wahrscheinlich auch gelawngweilt fühlst.
Das Heimweh kommt dann natürlich noch zusätzlich.
Also, ich habe meine Arbeit auch vor längerer Zeit verloren,
ich arbeite zur Zeit ehrenamtlich für die Stadt in einem ähnlichen Bereich,
das macht mir Spaß und ich habe eine Aufgabe und bleibe auf dem Laufenden.
Wäre das für Dich eine Möglichkeit?
Man kann auch gut Leute kennen lernen dabei,
dann würdest Du Dich auch evtl. schneller zuhause fühlen dort?
Natürlich, wenn ihr das Geld Deiner Arbeit dringend braucht, ist das natürlich keine endgültige Lösung,
aber vielleicht kannst Du ein bißchen VitaminB sammeln und hast demnächst bessere Chancen?
Eine echt besch... Lage,
ich drücke Dir die Daumen!

[Mutter]

tearchen , deine Lage klingt sehr traurig, du hast sehr viel aufgeben müssen für deinen Freund. Ich hätte da mal eine ganz andere Idee.... du scheinst deinen Freund sehr zu lieben und hast viel auf dich genommen, wie wäre es ein Baby zu zeugen? Klar kannst du weiter suchen nach einem Job, naja ich drücke dir die Daumen... irgendeinen Job könntest du vielleicht annehmen um wenigstens unter die Menschen zu kommen, dort würde sich vielleicht was anderes ergeben. Ich selber bin Mutti , Hausfrau, Rentnerin und bin oft auch unzufrieden aber ein Job wär mir halt zuviel, das haben die Ärzte bestätigt... alles alles Gute dir, Mutter.

[senta]

Also, nicht böse sein,
aber das ist nicht gerade ein guter Grund,
ein Kind in die Welt zu setzen!

[Tearchen]

Danke erstmal für Eure lieben Antworten.

Also ein Kind kommt für mich in dieser Situation nicht in Frage. Zum einen fühl ich mich noch ein bisl zu jung und ich möchte meinem Kind etwas bieten können. Zum anderen möchte mein Freund keine Kinder (ich hoffe, das ändert sich in ein paar Jahren noch...).

Das schwierigste derzeit ist einfach dieser Druck, dass meinerseits kein Geld in die Haushaltskasse kommt. Klar, wir kommen soweit mit dem Gehalt meines Freundes über die Runden aber ich mag es nicht, ausgehalten zu werden und möchte auch mein eigenes Geld haben. Zum anderen ist aber mein noch größeres Problem, dass ich nicht weiß ob ich, wenn ich denn dann mal einen Job habe, hier glücklich werden kann. Vll kennt ihr das ja.. ihr seid irgendwo hingezogen und dieses Heimatgefühl will und will sich einfach nicht einstellen. Ich wohne jetzt zwar näher bei meinen Eltern, was mich sehr freut aber... ich habe mich wohl im Laufe der Jahre einfach zu einem Stadtmenschen entwickelt und es fehlt mir sehr. Aber da hilft wohl alles nix, so lange ich nicht meine eigenen Wege gehen möchte und das wäre mir einfach zu schade!

[nera]

hallo ich muß senta da recht geben das ist kein grund kinder zu zeugen !!!
tearchen deine situation ist echt verzwickt. deine zweifel wegen des geldes usw. du hast das gefühl nichts beizutragen. von der langeweile und der einsamkeit die dich plagt ganz zu schweigen. du hast wirklich viel für deine liebe geopfert aber du liebst ihn?! aber ich finde es schade das du nicht mit ihm sprichst. das würde eine menge klären. vielleicht findet ihr gemeinsam eine lösung. hoffe das du bald wieder richtig glücklich wirst.
alles liebe und noch viel erfolg bei der job suche *daumen drück*
nera

[Mutter]

gut, die Idee mit dem Kind hat euch nicht gefallen. Es ist wahr, daß ein Kind das Leben umwälzt und eine Menge neuer Schwierigkeiten hinzukommen würden.... ein Kind kostet Geld, ein Leben lang, ist man vielleicht noch zu jung und nicht bereit..... einen Hund anzuschaffen wäre vielleicht auch das Falsche, sind nur Ideen. Ich kenne jedenfalls das Nicht-Heimat-Gefühl, war Diplomatenkind und gezwungen irgendwohin zu ziehen. Tearchens Situation tut mir sehr sehr leid, also es muß schrecklich sein so zu leben. Ich selber bin genauso und könnte meinen Männe nicht verlassen und einen eigenen Weg gehen, ich wär dafür zu schwach, wir sind nun über 20 Jahre zusammen, mit Höhen und Tiefen. Zum Thema Kinder: ..... da ging für mich die psychische Erkrankung auch erst los, mit 26 und der ersten Wochenbettpsychose--> hat mein Leben verändert und vier Monate Psychiatrie. Es ist wahr, eine Schwangerschaft ist kein Spaziergang, es kann viel passieren. Tearchen, was sagen denn deine Eltern dazu , daß du so unglücklich bist? Alles Beste dir.

[Tearchen]

Also gestern abend habe ich mit meinem Freund gesprochen. Als er heim kam hat er mir angesehen, dass es mir nicht gut geht und mich direkt darauf angesprochen. Er sah sehr bedrückt aus, hat mich in den Arm genommen und mich getröstet. Sagte, wir schaffen das schon, er wird jetzt auch erstmal für mich die freiwillige Krankenversicherung bezahlen, denn über meinen Freund kann ich leider nicht versichert werden, da hat man mich gestern angerufen und gesagt, es ginge nicht da unser gemeinsamer Wohnsitz kurz unterbrochen wurde (er ist 1 Monat vor mir nach Österreich gezogen aus organisatorischen Gründen). Danach gings mir schon wieder viel besser. Nächsten Monat fährt er auch nach Essen, seine Eltern besuchen aber ich hab ihm gesagt, ich möchte diesmal noch nicht mit, weil ich nicht möchte dann schlimmes Heimweh zu bekommen - das hat er auch verstanden. Also es tat schon gut, man wirklich drüber zu sprechen!

Heute morgen hab ich schon wieder neuen Elan und wühl mich grad wieder durch Stellenanzeigen durch. Derzeit ist es einfach so, dass ich alle paar Wochen (so alle 2 Wochen) mal nen arges Tief bekomme das dann so 2 Tage anhält. Ich weiß ja, das Leben muss weitergehen...

Dass es mir so richtig schlecht ging ist erst in den letzten Wochen so, meinen Eltern hatte ich noch nichts davon erzählt. Die kommen auch erst heute ausm Urlaub wieder, werd sie später mal anrufen. Klar, meine Ma weiß schon, dass es mir mit der Situation an sich net so doll geht - sie regt sich ja auch immer auf, dass es hier keine Jobs gibt und meine Eltern haben sich schon viele Gedanken gemacht, wie sie mir helfen können, was man noch tun könne. Auch finanziell haben sie mir jetzt schon ganz schön unter die Arme gegriffen - also darüber kann ich echt froh sein!

Naja, hab dann gestern Nachmittag auch noch mit meiner besten Freundin, die in Leipzig wohnt (auch noch so ne Sache... seit 3 Jahren Beste-Freundin-Fernbeziehung - aber wir haben uns noch genauso lieb wie vorher) lange telefoniert, das hilft mir immer.

Aber ich hätte nie, gar nie nicht gedacht, dass es mal so schwer werden könnte einen guten Job zu bekommen.

[nera]

also tearchen das klingt doch schon gut. freut mich das es dir besser geht und du mit ihm gesprochen hast. das mit dem job wird schon. wünsche dir noch alles liebe.
nera

[Tearchen]

Um dieses Thema mal zu einem erfreulichen Abschluss zu bringen möchte ich euch mitteilen, dass ich nun endlich ab dem 05.07. wieder ins Berufsleben starten werde

Habe letzte Woche eine Anzeige gesehen, sofort eine Bewerbung per Email hingeschickt, 1 Stunde später kam ein Anruf - 2 Tage später Vorstellungsgespräch und Vorgestern Abend dann der telefonische Bescheid, dass ich die Stelle habe *freu*

Jetzt kanns nur noch besser werden und ich sehe optimistisch in die Zukunft! Ich danke Euch nochmal für eure lieben Antworten!

LG Tearchen

[planb]

Das freut mich für dich.

[senta]

oh das ist ja schön tearchen!
ich gratuliere, toll gemacht

ich wünsch Euch so sehr, daß es jetzt aufwärts geht!