Extreme Angst vor Ablehnung

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Extreme Angst vor Ablehnung

Beitragvon Mirasol » Sa. 30.04.2016, 22:31

Hallo zusammen,

ich hoffe der folgende Text wird nicht allzu lang; werde versuchen mich so kurz wie möglich zu halten..
Also, ich weiß gar nicht wie und wann es angefangen hat, aber ich habe eine große Angst vor Ablehnung, die wirklich über diese normale Angst -die wahrscheinlich jeder ein bisschen hat- hinausgeht.
Egal was ich mache, wo ich bin und mit wem, ich mache mir immer Gedanken darüber, wie ich bei den Menschen ankomme, ob sie mich mögen oder nicht, ob sie mich komisch oder doof finden...
Ich passe mich immer so gut wie möglich an meine Mitmenschen an, um nicht negativ aufzufallen und von anderen gemocht zu werden. Ich sage z.B auch so gut wie NIE meine ehrliche Meinung (wenn ich merke, dass die Person eine andere Meinung hat) oder rede halt irgendwie drum herum, damit ich die Person nicht bestätigen, ihr aber auch nicht direkt widersprechen muss..Es ist oft richtig anstrengend viel Zeit mit Menschen zu verbringen, weil ich einfach immer alles "perfekt" machen muss, um gemocht zu werden und dabei nie einfach mal loslassen und "ich selbst" sein kann. Ich muss dazu sagen, dass es natürlich nicht bei allen Menschen so ist- Bei einigen wenigen Menschen, wie z.B. bei meiner Mutter, meinem Bruder oder meiner besten Freundin habe ich kein Problem damit.
Aber im Alltag (ich gehe zur Uni) ist es oft so, dass ich abends total kaputt, erschöpft und genervt nach Hause komme, weil ich mit so vielen Menschen sprechen musste..

Ich verstehe auch nicht ganz, woher es kommt..ich denke es hat irgendwann in der Jugendzeit begonnen und wurde dann schlimmer. Vor allem WEIß ich, dass man nicht von allen gemocht werden kann und dass das auch ganz normal so ist. Wenn ich ehrlich zu mir bin, will ich auch gar nicht von allen gemocht werden..manche Leute, die mir im Alltag begegnen sind mir so unsympathisch und trotzdem kann ich mein Verhalten auch bei ihnen nicht abstellen. Ich will also von Leuten gemocht werden, die ich selbst überhaupt nicht mag. Das ist doch irgendwie bescheuert, was ich auch weiß, aber trotzdem mache ich mir auch bei ihnen darüber Sorgen, dass sie mich ablehnen könnten, schlecht über mich denken etc. :(

Bei Männern ist es z.b. ganz schlimm. Gehe mittlerweile so gut wie möglich jedem Mann aus dem Weg bzw rede nur das Nötigste mit ihnen ,was mich wahnsinnig belastet..Ich mache das nämlich nicht, weil ich sie nicht mag -im Gegenteil, ich wünschte ich könnte normal mit jedem Mann und generell jedem Menschen umgehen..Aber da ist meine Angst vor Ablehnung noch größer, weil da noch dazukommt, dass man sich ja vielleicht in die Person verlieben könnte..Ich habe das nun schon viele Male so erlebt, dass ich jemanden kennengelernt habe und mich mit ihm gut verstanden habe. Ich fand ihn nett, wir haben uns freundlich unterhalten, aber sobald er "zu nett für mich" wurde (also mehr privatere Sachen gefragt hat, mir anfing die Tür aufzuhalten, mir Essen zu spendieren, mich zu umarmen..also eig alles so Dinge,die für andere normal und einfach nur nett und freundlich sind) hat mich das total "nervös" gemacht..dann fange ich automatisch an mich zurückzuziehen und werde distanzierter, obwohl ich das gar nicht will, aber irgendwie kann ich dann nicht anders..Und das merkt die Person natürlich dann auch und lässt mich dann irgendwann in Ruhe :( was ja auch verständlich ist.
Irgendwie habe ich mittlerweile ziemlich gut gelernt mich zu "verstellen", ich kann relativ gut Smalltalk führen, bin dabei immer nett und aufmerksam, aber sobald mich jemand näher kennenlernt oder es irgendwie eine bestimmte Grenze überschreitet, taucht bei mir die Angst auf, dass er dann merkt, wie ich wirklich bin und dass ich ja eigentlich voll doof bin und einen Haufen Probleme und Unsicherheiten habe und dass er mich dann eben ablehnt oder enttäuscht ist von mir, so wie ich bin..
Bei Frauen habe ich das Problem am Anfang auch, aber wenn mir ein Mädchen sympathisch ist, wird es mit der Zeit leichter und ich öffne mich dann sogar recht schnell. Habe auch einige gute Freundinnen, besonders zwei von ihnen kann ich so gut wie alles anvertrauen. Auch von dieser Angst vor Ablehnung habe ich ihnen erzählt. Also es ist jetzt wirklich nicht so als wäre ich eine total unnahbare und distanzierte Person (eigentlich bin ich das genaue Gegenteil) aber diese Angst vor Ablehnung zwingt mich manchmal dazu so zu sein..

Ich bin wahnsinnig dankbar für meine Familie und meine Freunde, weil ich weiß,dass sie mich so wie ich bin mögen und die anderen sollten mir doch egal sein? Aber warum sind sie das nicht?
Oft laufe ich in der Uni auch einfach den halben Tag mit Herzrasen herum, weil mich die ganzen Menschen so nervös machen..wenn mich einer schief ansieht, mache ich mir schon direkt Sorgen, was ich denn falsches gemacht oder gesagt habe, was ihn verärgert haben könnte.
Ach ich weiß auch nicht...komme mir grade auch so doof vor, während ich das schreibe..Denke jetzt auch schon wieder daran, wie das bei Euch ankommt, ob ihr meinen ganzen Text einfach nur blöd findet..
Es ist einfach so anstrengend so zu leben..

Ok, es ist doch etwas länger geworden, aber ich hoffe, dass es vllt. doch einige gelesen haben..Vllt gibt es ja jemanden unter Euch, der ähnliche Probleme hatte/ hat? Wie geht ihr damit um?

Ich habe übrigens mal mit einem Therapeuten geschrieben (das ist diese komische Seite, wo man online mit einem Therapeuten schreiben kann, aber ziemlich viel Geld bezahlen muss) und der meinte ich hätte eine Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung. Habe mir dann mal die Symptome auf Wikipedia durchgelesen und habe eig. alles davon. Ich finde nur dieses Wort Persönlichkeitsstörung klingt so heftig, wisst ihr was ich meine? Ich habe doch keine kaputte Persönlichkeit, sondern nur extreme Angst vor Ablehnung..

Wer bis hierher gelesen hat, danke fürs Zuhören und die Geduld! Weiß das wirklich zu schätzen :ty: :)
Mirasol
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Re: Extreme Angst vor Ablehnung

Beitragvon Richi » So. 01.05.2016, 09:48

Hallo Mirasol
Ich habe Deinen Beitrag gelesen und fand ihn micht zu lang. Mach Dir bitte darüber keine Sorgen. Es gibt halt Themen, für die man erst einmal die richtigen Worte finden muß. Wenn man dazu noch den Wunsch hat, alles sehr verständlich und ausführlich zu erzählen, dann ist es doch völlig in Ordnung, wenn man etwas mehr schreibt. :)
Du hast natürlich recht damit, daß diese Ängste bestimmt sehr viele kennen und Du damit nicht alleine bist.
Richtig gesehen und verstanden zu werden, ist gar nicht so einfach, daß kenne ich aus eigener Erfahrung.
Was denken die Anderen über mich? Diese Frage kann einem richtig zu schaffen machen. Sich den anderen nur anzupassen und nur etwas zu sagen, damit sie nicht verärgert sind und Dich mögen, führt irgendwann in eine Form der Überanpassung. Dadurch können für Dich weitere Probleme entstehen. Sich ständig zu verbiegen kostet viel Energie und führt irgendwann zu einem unbefriedigenden Gefühl. Es macht einen vielleicht auch ab einem gewissen Zeitpunkt sehr unglücklich. Wenn man sich immer nur verstellt, dann wird man natürlich nicht richtig wahrgenommen und bekommt natürlich auch keine richtigen Rückmeldungen, die man doch so sehr braucht.
Einiges, was Du beschreibst, glaube ich, hat wohl etwas mit der Angst vor Ablehnung zu tun. Wie siehst Du Dich selber? Welchen "Wert" gibst Du Dir selber? Vieles spielt sich nur in unserem Kopf ab. Natürlich führen auch schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit, daß Ängste entstehen können. Die Angst vor der Ablehnug durch Andere, kann auch etwas mit der Frage zu tun haben, ob man sich evtl. selber irgendwie ablehnt. Du hast doch auch gute Erfahrungen innerhalb Deiner Familie gemacht, die Dich doch auch nicht ablehnen, wie Du bist. Es ist doch auch sehr erfreulich, daß Dir der Kontakt zu anderen Menschen scheinbar nicht so schwer fällt. Ich glaube jedoch, daß man im zwischenmenschlichen Bereich viele Erfahrungen sammeln muß, damit man es vieles richtig einschätzen kann. Nur weil jemand nett zu einem ist und man mit ihm oder ihr vielleicht sogar etwas flörtet, heißt es ja nicht sofort, daß dadurch die große Freundschaft entstehen wird oder sogar noch mehr. Doch es ist schön, wenn man sich unter Menschen wohlfühlen kann.
Ich glaube auch, daß es nicht unbedingt nötig und wichtig ist, daß man jedem sofort zu Beginn alle vorhandenen Gedanken erzählen muß oder sollte. Etwas zu flunkern, erleichtert manchmal etwas das Miteinander mit anderen Menschen. Im Laufe der Zeit und wenn man den Anderen etwas besser kennengelernt hat bzw. etwas mehr Vertrauen gewonnen hat, hat man noch genügend Zeit, mehr von sich zu erzählen. Denn wenn die Ängste so groß sind, dann sollte man erst einmal genau schauen, wer eigentlich vor einem steht, damit es evtl. nicht zu großen Enttäuschungen kommt. Es ist wohl auch eine Sache der eigenen Erfahrungswelt, wie man sich richtig verhalten soll.
Die Frage, die sich mir stellt, um auf die Ängste zurück zu kommen, ist, ob Du Dich selber irgenwie ablehnst? Die Zweifel und Ängste können dadurch gestärkt werden, ob wir uns selber liebenswert halten oder uns sogar als minderwertig fühlen. Je mehr wir selber daran zweifeln, deto schlimmer empfinden wir eine Ablehnug, entwickeln Ängste, wie z.B. vor einer negativen Bewertung durch andere Menschen.
Die Frage, die man sich stellen muß ist, ob man nur liebenswert ist, wenn man sich anpaßt, lieb und brav ist, oder man nur durch gute Ergebnisse anerkennung bekommen kann? Vielleicht hat man ja gelernt, daß man nur "liebenswert" ist und irgendwie angenommen wird, wenn man sich so verhält, wie andere es sich wünschen. Es wäre sehr bedauerlich, wenn man nur gemocht wird, wenn man etwas macht, was andere von einem erwarten und verlangen. Es sollte nicht zur Ablehnung durch Andere kommen, nur weil man eine eigene und evtl. andere Meinung hat. Der Wunsch mit jedem Menschen gut klar zu kommen, wird nicht funktionieren. Es sei denn, man verbachlässigt die eigene Persönlichkeit und paßt sich nur noch an. Doch daran kann man, glaube ich jedenfalls, nicht wirklich wachsen. Es gibt halt Menschen, die tun einem halt nicht gut. Solche Pesonen sollte man eigentlich auf Abstnd halten, es sei denn, Du bist unbedingt auf sie angewiesen.
Jedoch mußt Du für Dich selber sehen, was Du gerade für Dich brauchst. Manchmal kommt es halt nicht auf die Masse an Kontakten an. Ich hoffe, daß Du mehr zu Dir selber stehen kannst und vielleicht auch die Erfahrung machen kannst, daß Du Dich nicht für andere verbiegen mußt, um gemocht zu werden.
Ich weiß natürlich auch, dass es gar nicht so einfach ist und evtl. Zeit kosten wird. Die eine oder andere Enttäuschung kann es dabei schon evtl. geben. Es wäre schön, wenn Du Dir sagen könntest, daß Du etwas "Wert" bist, unabhängig davon, was andere sagen oder denken.
Ich hoffe, daß Du Deinen Weg finden wirst und Du Deine Ängste in den Griff bekommst.
Von dem Wort Persönlichkeitsstörung solltest Du keine Angst haben. Man versucht einfach nur eine Erkrankung in Worte zu fassen und zu beschreiben. Es bedeutet doch nicht sofort, daß man vielleicht total "verrückt" ist, nur weil man Probleme und Ängste hat. :wink:
Wenn die Ängste zu groß werden, kann Dir porofessionelle Hilfe evtl weiter helfen.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Extreme Angst vor Ablehnung

Beitragvon Mirasol » Do. 05.05.2016, 14:03

Hallo Richi,

tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte..bin die letzten Tage nicht dazu gekommen zu schreiben.

Vielen Dank für Deine ausführliche und nette Antwort! :mrhappy:

Ja, ich denke Du hast schon Recht. Ich habe wirklich nicht das beste Selbstwertgefühl...ich vergleiche mich z.B ständig mit Leuten aus meinem Umfeld und finde, dass sie intelligenter, cooler, sympathischer, hübscher, irgendwie besser sind..oft stelle ich mir vor, wie es wäre jmd. anders zu sein -jmd. der all' diese Probleme nicht hat- was ich dann tun würde und wie dann mein Leben aussehen würde. Oder wenn ich mein Leben nochmal von vorne leben könnte, was ich dann von Anfang an anders machen würde..diese Gedanken bringen eig nichts, ich weiß..meistens merke ich das gar nicht, weil ich das schon unbewusst mache. Zum Beispiel kann ich mich einfach aufs Bett setzen, ins Leere starren und ins Grübeln verfallen. Irgendwann denke ich dann "scheiße, was machst du hier eigentlich"...
Ich bin sowieso ein extrem nachdenklicher Mensch, weswegen ich auch oft nicht einschlafen kann, weil ich dann im Bett noch darüber nachdenke, was am Tag so passiert ist und was so gesagt wurde..ich analysiere das dann schon fast..also auch mein eigenes Verhalten (hätte ich lieber das gesagt oder das getan usw.)
und wenn ich dann schlafe, habe ich extrem verwirrende Träume -nicht unbedingt Albträume, aber irgendwie ist alles durcheinander und wenn ich aufwache bin ich total erschöpft, als hätte ich gar nicht geschlafen..

Manchmal bin ich so genervt von allen Menschen und den Umgang mit ihnen und das Gefühl, für jeden alles richtig machen zu müssen- die perfekte Tochter zu sein, die aufopferungsvolle Schwester, die Freundin die immer zuhört und für alle da ist- dass ich mich am liebsten auf eine einsame Insel beamen würde oder in eine Hütte im Wald mit schöner Aussicht, wo ich mir den Sonnenuntergang ansehe, dabei entspannte Musik hören kann und gute Bücher lesen kann haha. Obwohl ich mich dann wahrscheinlich auch schnell einsam fühlen würde..

Über professionelle Hilfe habe ich auch schon oft nachgedacht..hmm

Liebe Grüße :mrhappy:
Mirasol
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