Finanzielle Unabhängigkeit verloren

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Finanzielle Unabhängigkeit verloren

Beitragvon Casi » So. 06.03.2016, 02:48

Hallo liebes Forum,

ich habe jetzt stundenlang Zahlen gewälzt, hin und her gerechnet und mir den Kopf zerbrochen. Wie ich es auch drehe und wende muss ich leider einsehen, dass ich meine hart erarbeitete finanzielle Unabhängigkeit verloren habe. Scheinbar über Nacht - so kommt es mir vor. Es ist mir nicht daran gelegen über meine finanzielle Lage im Allgemeinen zu Jammern, das steht mir definitiv nicht zu... Aber der Gedanke, dass ich jetzt auf finanzielle Hilfe von meinem Freund angewiesen bin, macht mich wahnsinnig. Ich habe die letzten Monate so hart gearbeitet, bin so sehr an meine Grenzen gegangen und sogar darüber hinaus und auf einmal soll das alles umsonst gewesen sein?
Ich habe mich nach dieser Erkenntnis so furchtbar und so wertlos gefühlt, dass ich wieder daran gedacht hatte mich selbst zu verletzen. Diese Hilflosigkeit habe ich das letzte Mal vor 6 Jahren empfunden. Ich habe zum Glück eine sehr effektive Strategie um gegen dieses schreckliche Bedürfnis anzugehen, aber ich war erschüttert und wütend und frustriert und traurig und was weiß ich alles, dass ich diese Empfindungen nach so langer Zeit wieder hatte. Meine Welt scheint gerade über mich herein zu brechen und ich fühle mich wenigstens für einen Moment schutzlos ausgeliefert. Mir selbst ausgeliefert. Ich dachte wirklich, ich hätte das überwunden. Aber langsam und leise schleichen sich meine psychischen Störungen wieder in mein Leben hinein, vergiften alles und suchen sich immer neue Wege auszubrechen. Ich war doch 2 Jahre lang fast ohne jegliche Symptome. Nach und nach kommt jetzt alles wieder zurück. Erst die Panikattacke, dann die Depression, dann hat sich eine Essstörung eingenistet und jetzt will dieses schreckliche Mich-Selbst-Verletzen auch wieder in mein Leben zurück. Das ertrage ich nicht. Ich möchte am liebsten gerade meinen Kopf in den Sand stecken, mit mir allein sein und wieder alles andere aus meinem Leben aussperren. Obwohl ich genau weiß, dass das der falsche Weg ist.

So ihr Lieben, das musste gerade mal raus. Besonders zielführend finde ich dieses Herumgejammere selber nicht, aber um diese Uhrzeit habe ich leider niemanden, dem ich diese Frikadelle ins Ohr drücken kann. So ist es nieder geschrieben und ich hoffe sehr, dass ich es jetzt zumindest in Hinblick auf einen einigermaßen erholsamen Nachtschlaf erstmal aus meinem rauchenden Köpfchen streichen kann.
Ich wünsche allen wachen Seelen eine gute Nacht und schöne Träume.

Liebe Grüße,
Eure Casi
Casi
 

Re: Finanzielle Unabhängigkeit verloren

Beitragvon Ruby » So. 06.03.2016, 06:32

Hallo liebe Casi,

liegt das denn allgemein daran, dass Dir Dein eigenes Geld nicht reicht, weil Du über Deine Verhältnisse lebst oder daran, dass Du zu wenig eigenes Geld verdienst? Es ist jedenfalls keine Schande, wenn Du Dir in Deiner Situation von Deinem Partner ein wenig helfen lässt. Mein Partner hat immer mehr Geld als ich zur Verfügung gehabt und mir auch oft geholfen, über die Runden zu kommen.

Dazu kommt, dass ich früher absolut kein Verhältnis zu Geld hatte. Ich konnte damit nicht umgehen, war immer pleite oder teilweise hoch verschuldet und wenn ich mal Geld hatte, habe ich über meine Verhältnisse gelebt oder mein Geld komplett falsch eingeteilt. Als ich dann meinen Mann kennengelernt habe, der im Gegensatz zu mir, sehr gut mit Geld umgehen kann, habe ich ihm alles finanzielle und administrative, was damit zusammenhängt (Steuer usw.) anvertraut und nach und nach von ihm gelernt, wie man sparen, hauswirtschaften und mit Geld besser umgehen kann. Ich habe damals dafür andere Dinge in der Beziehung, die ich besser konnte, übernommen. Quasi eine klassische Rollenverteilung. Heutzutage habe ich durch ihn bereits ein besseres Verhältnis zu Geld bekommen, würde mir sogar zutrauen, alleine damit wirtschaften zu können. Aus unserem gemeinsamen "Topf" bekomme ich monatlich einen Festbetrag an Haushaltsgeld. Am Anfang bin ich fast nie damit ausgekommen. Heute aber schaffe ich es immer mal wieder, am Ende vom Monat sogar ein bisschen was gespart zu haben.

In einer funktionierenden Partnerschaft ergänzt man sich ja immer irgendwie. Der eine kann das besser, der andere dafür was anderes.

Macht er es denn selbst zum Thema? Macht er Dir Vorwürfe? Wie sieht er denn deine Situation aus seiner Sicht?

Ganz lieben Gruß
Ruby
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Re: Finanzielle Unabhängigkeit verloren

Beitragvon Casi » So. 06.03.2016, 12:57

Hallo Ruby,

ich selber kann sehr gut mir Geld umgehen. In meiner gescheiterten Ehe war ich diejenige, die dafür zuständig war. Zahlungen kontrollieren, sparen, Haushaltsgeld organisieren, Abläufe optimieren. Das alles stellt für mich kein Problem dar. Und gerade in den letzten Monaten konnte ich sehr sehr viel sparen. Ich gehe 35 Stunden die Woche arbeiten und verdiene gar nicht mal so schlecht. Es hat zumindest gereicht, um jeden Monat mehrere Hundert Euro an Seite zu legen.
Die Situation ist jetzt relativ komplex und ich hoffe, dass ich das alles einigermaßen sortiert aufschreiben kann.
Meine Ausgaben in letzter Zeit waren ungewollt hoch. Ich musste einiges an meinen Anwalt bezahlen, der sich um meine Scheidung kümmert. Ich musste einen sehr hohen Betrag an meinen Ex-Schwiegervater bezahlen, weil der angepisst von mir ist wegen der Trennung. Daher hat er so alte Sachen aufgewärmt, die ich ihm bezahlt hatte, weil ich keine Lust auf diese kindischen Diskussionen hatte. Außerdem brauchte ich dringend ein neues Auto und musste eine hohe Anzahlung leisten. Soweit so gut, meine Ersparnisse waren damit erschöpft, aber ich wusste ja, dass ich relativ schnell wieder was an sparen kann. Dachte ich zumindest. Durch die Änderung meiner Steuerklasse wegen der Trennung von meinem Mann bleiben mir jetzt schon mal 200 Euro weniger an Netto Einkommen. Wäre auch noch kein Problem gewesen... dann hat meine Versicherung Mist gebaut und ich musste da auch eine hohe Summe zurückzahlen. Daher wäre mein Guthaben am Ende diesen Monats theoretisch bei +20 Euro. Sah für mich ja erstmal so aus, als würde ich es noch schaffen. Aber dann hat sich das Amt gemeldet. Ich muss eine hohe Summe aus einer Überzahlung zurück bezahlen. Und die kann ich mir definitiv nicht leisten. Außerdem kommt bald das neue Auto. Die Anmeldung etc. muss ja dann auch bezahlt werden. Kleinvieh macht ja auch Mist.
Jetzt stehe ich also da und muss meinen Freund um einen vierstelligen Betrag bitten. Das widerstrebt mir völlig! Ist nicht gerade ein Pappenstiel.
Für ihn ist das Thema Geld leider sehr wichtig. Er wird mir keine Vorwürfe machen, denke ich, aber bei ihm ist das mit dem Geld wirklich ein heikles Thema.
Ich weiß nicht, welche Außenwirkung meine Story hat. Meine Freunde jedenfalls haben kein Verständnis, meinen ich hätte Luxusprobleme und würde auf hohem Niveau jammern, weil ich ja ganz gut verdiene und in einem Haus wohne und ein Auto fahre etc.
Niemand scheint zu verstehen, dass ich mir das alles aber hart erarbeitet habe und meine fixen Kosten im Monat damit natürlich auch hoch sind. Ich kann eben nicht mal gerade eben sagen, ich nehm mir eine kleinere Wohnung die weniger Geld kostet. Ich bin an ein Haus und Kreditbedingungen gebunden. Außerdem wohne ich auf dem Dorf und bin daher über die Maßen auf ein Auto angewiesen. Ich käme ohne ein Auto weder zur Arbeit noch zum Kindergarten meines Sohnes. Und all den "Luxus" den ich mir gönne, neue Klamotten oder sonstiges, habe ich mir wirklich verdient. Ich kämpfe jeden Tag auf der Arbeit mit Panikattacken und gehe trotzdem weiter dort hin und leiste meinen Beitrag. Ich habe am Tag nicht mal 2 Stunden gemeinsam mit meinem Sohn, das nagt auch an mir. Und ich habe eben auch den Haushalt und den Garten von einem großen Haus zu bewältigen. Das scheint aber alles nicht Grund genug zu sein, sich Sorgen zu machen und sich schlecht zu fühlen. Zumindest nicht aus der Sicht meiner Freunde und Familie.
Ich fühle mich wirklich blöd damit, dass das niemand ernst nimmt. Zumal ich viele Jahre meines Lebens bewiesen habe, dass ich sehr wohl auch mit ganz wenig Geld in einer winzigen Wohnung und ohne Auto zurecht komme. Und dabei war ich nicht weniger glücklich oder unglücklich als jetzt. Ich habe schon so oft bewiesen, dass Geld für mich keine erhebliche Rolle spielt und das hat sich jetzt nicht geändert nur weil ich "so viel" davon habe bzw. hatte. Und ich kann es nur noch mal sagen, ich gehe wirklich hart dafür arbeiten und muss auf wahnsinnig viel dafür verzichten. Auf Zeit am meisten. Zeit mit meinem Sohn, mit meinem Partner, für den Hund, für meine Freunde und vor allem für meine Hobbys. Ich habe unfreiwillig so viel geopfert und jetzt komme ich trotzdem nicht aus. Da fühle ich mich doch wirklich mal verarscht. Vom Leben. Oder so.

Puuh, danke liebe Ruby für deine Antwort. Ich hoffe so sehr, dass ich hier nicht rüber komme wie eine dieser Luxus-Schnepfen, die das Weinen anfangen, wenn sie sich kein neues Armani Kleid mit den dazu passenden Pumps kaufen können.

Liebste und erschöpfte Grüße,
Deine Casi
Casi
 

Re: Finanzielle Unabhängigkeit verloren

Beitragvon Carmen » So. 06.03.2016, 13:08

Ich kanns verstehen. Und das waren ja alles notwendige Ausgaben (auch wenn ich das mit deinem Schwiegervater nicht ganz verstehe).
Kannst du das vom Amt vielleicht aufschieben lassen? Den Kredit aussetzen vielleicht?

Ansonsten, wirst du das Geld schnell wieder zurück zahlen können, wenn ich das richtig sehe. :cuddle:
Carmen
 

Re: Finanzielle Unabhängigkeit verloren

Beitragvon Casi » So. 06.03.2016, 15:56

Danke, liebe Carmen, die virtuelle Umarmung ist angekommen und es geht mir schon wieder besser. Ich habe mich jetzt mit meinem Freund darauf geeinigt, dass er für mich das Geld ans Amt bezahlt. Und sobald ich mich finanziell wieder stabilisiert habe, zahle ich es ihm zurück. Ich denke mal, wenn endlich die Gerichtsverhandlung zum Kindesunterhalt durch ist, wird es auch wieder besser werden. Zur Zeit muss ich ja ohne Kindergeld (bezieht der Kindsvater) und ohne Kindesunterhalt (weigert sich selbiger zu zahlen) auskommen.

Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich hier jammern durfte und auf Verständnis gestoßen bin. Danke ihr Lieben! :D

Beste Grüße,
Eure Casi
Casi
 


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