Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER?

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Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER?

Beitragvon Schmetterling » So. 03.01.2016, 21:17

Nun, ich brauchte eine Zeit lang, um zu überlegen, wo ich denn mein Anliegen am besten positioniere, da ich mit mehreren Problemchen zu kämpfen habe. Ich denke, hier ist es am besten aufgehoben. Es ist gar nicht so einfach, einen Anfang zu finden aber ich fange jetzt einfach mal damit an. In dem Threadtitel habe ich mal vorsichtshalber das Wort TRIGGER mit einem Fragezeichen eingebaut, da einige Sachverhalte womöglich bei einigen etwas auslösen könnten. Vielleicht bin ich ich zu unerfahren , was die Thematik betrifft, aber bevor ich hier etwas bei jemanden auslöse, möchte ich die lesenden Personen lieber vorher warnen. Überlegt selbst, ob ihr es euch zumutet, den Text zu lesen oder nicht.

Ich war schon immer jemand, der ständig neue Herausforderungen im Leben suchte und meine eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Interessen so gut es geht und im Rahmen meiner Möglichkeiten eigenverantwortlich und selbstbestimmt auszuschöpfen. Ein scheinbar „normales“ Leben mit den von der Gesellschaft vorgegebenen Strukturen hat mich schon immer gelangweilt und neben den alltäglichen Pflichten (Schule, Uni, Arbeit) musste ich immer noch irgendwelche andere Dinge tun, um mich selbst glücklich zu machen. Mir wurde des Öfteren öfteren nachgesagt, dass ich kreativ sei und eine ausgeprägte Fantasie hätte. Gleichzeitig verwiesen die Menschen in meinem Umfeld aber oftmals auch darauf, dass ich hyperaktiv sei und mich und andere ablenken würde und Probleme damit hätte, anderen zuzuhören. Dies wurde mir von Ärzten niemals nachgewiesen (habe es aber auch nie testen lassen), aber es gab in der Kindheit als auch zu späteren Zeitpunkte Momente, in denen die Diagnose durchaus hätte zutreffen können.

Biographisch bin ich die erste Person in meiner Familie, die Abitur gemacht und studiert hat (vor zwei Jahren habe ich meinen Master mit 1,5 abgeschlossen). Ich hatte immer meine Probleme damit, mich in dem mir völlig fremden Bildungssystem zurechtzufinden. Weder mein später verstorbener Vater, noch meine Mutter konnten mir bei thematischen Fragen sonderlich weiterhelfen, da sie beide kein Abitur gemacht haben und mit einigen Fragestellungen, die ich an sie weitergab, überfordert waren. Ich bekam immer wieder den Eindruck, dass die Oberstufe nicht für mich gemacht ist bzw. dass ich nicht wirklich dazu gehöre. Die Oberstufe war ein Ort, an dem ich zum Teil einer fremden Sprache und (Verhaltens) kultur ausgesetzt gewesen war. Ich hinterfragte oftmals mein eigenes Handeln und vieles von dem, was ich tat, führte zunehmend zu eigenen Unsicherheiten. Dank der Hilfe einer guten Freundin, die mich stets auf neue motivierte, gelang mir ein erfolgreicher Abschluss.

Mit dem Beginn des Studiums traten erneut Unsicherheiten auf. Der gesamte Universiätskomplex erschien mir fremd. Wie schon in der Oberstufe präsentierte sich die Universität als ein Ort der fremden Sprache und Kultur, der mir das Gefühl vermittelte, dass der Ort nicht für mich gemacht sei bzw. dass ich nicht dazu gehöre. Ich tat mich damit schwer, wissenschaftliche Texte zu lesen und zu interpretieren. Wenn es in Seminaren zu Diskussionen kam und Standpunkte genannt wurden, die ich ähnlich vertreten hätte, kam in mir immer ein Gefühl aus, dass ich diese Gedankengänge zwar auch gehabt hätte, selbst aber nicht imstande gewesen wäre, diese in den richtigen Worten auszudrücken, weshalb ich mich in Diskussionen meistens zurück hielt. Auch Referate vorzubereiten und vor den Studierenden zu reden fiel mir schwer. Aufgrund der hohen Studiengebühren und der grundlegenden Finanzierung meines Studiums, welches ich mir durch Erbschaften von der verstorbenen Mutter meines Vaters und einer beruflichen Nebentätigkeit ermöglichte, geriet ich zwischendurch immer wieder in Versagensängste. Die Verschulung des Hochschulsystems und der damit einhergehende Leistungsdruck wirkten sich auch auf mein Handeln aus. Ich wollte und musste mein Studium in der Regelstudienzeit mit allen Mitteln durchziehen und konzentrierte mich darauf, sämtliche Prüfungsvorgaben auch einzuhalten. Dies hatte leider zur Folge, dass ich mich gar nicht richtig auf die Inhalte des Studiums konzentrieren konnte und viele Themen nur oberflächlich behandelt wurden, da eine Prüfungsleistung nach der anderen erfolgte und kaum Zeit blieb, sich tiefer mit der behandelnden Materie zu beschäftigen.Dennoch konnte ich (auch wieder dank Unterstützung eines Kommilitonen) erfolgreich meinen Bachelor als auch meinen Masterabschluss absolvieren. Das Studium als solches erfüllte jedoch auch nicht mein Leben, weshalb ich zusätzlich noch verschiedenen Aktivitäten nachging.

Anstatt mir nach dem Studium mal eine Pause oder Erholung zu gönnen, stürzte ich mich ins Berufsleben. Nicht unbedingt, weil ich es wollte, sondern weil ich Angst davor hatte und habe, mich nicht in einem „gesicherten Rahmen“ zu bewegen. Schule, Uni und Arbeit haben mir immer einen Rahmen und Ziele vorgegeben, damit ich mich nicht zu sehr mit anderen Dingen ablenke. Außerdem legte ich Wert darauf, dass ich eine finanzielle Existenzgrundlage hatte und habe und nicht von staatlichen Geldern abhängig bin. Es gab mir also Sicherheit. Die Arbeit als solche machte und macht mir im Grunde genommen Spaß, das Arbeitsklima ist an für sich gut, allerdings erhöht der Chef oftmals den Druck auf die Mitarbeitenden und lässt sich in vielen Dingen auf keine Diskussionen ein, wovon ich auch betroffen bin. Dies hat schon oftmals zu Frustrationsmomenten geführt, zumal ich vom Chef wenig bis gar keine Anerkennung für die von mir praktizierten Tätigkeiten erhielt. Auch wenn es mir selbst gar nicht aufgefallen ist, wurde mir von manchen bei der Arbeit nachgesagt, dass ich im Laufe der Zeit sehr negativ und pessimistisch über manche Dinge denken würde. Weiterhin macht sich auch hier das Gefühl in mir bemerkbar, dass ich mich und mein Leben nicht mit der Arbeit erfülle, weshalb ich mich wie auch schon zuvor zusätzlich noch weiteren Aktivitäten widmete. Im letzten Jahr verschickte ich einige Bewerbungen, um mich auf eine neue Stelle zu bewerben, allerdings ohne Erfolg. Für dieses Jahr habe ich mir zum Ziel genommen, weitere Bewerbungen zu verschicken.

Während des Studiums lernte ich eine Freundin (die selbst nicht studierte) kennen, die nicht ganz einfach war. Zuvor hatte ich keine Freundin. Zum Zeitpunkt, als ich sie kennen lernte, war sie kurz davor in eine Klinik zu kommen, da sie sich selbst verletzte. Außerdem war sie mir und anderen gegenüber sehr impulsiv, was im Laufe der Beziehung dazu führte, dass ich u.a. den Kontakt zu guten Freundinnen abbrach und den Kontakt zu Frauen während des Studiums gar nicht erst aufnahm (hierbei muss bedacht werden, dass 90% meiner Kommilitoninnen Frauen waren, d.h. ich habe an der Uni so gut wie keine sozialen Kontakte gehabt). Ich habe mich am Anfang der Beziehung viel mit dem Thema Borderline auseinandergesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass meine Freundin mehrere Anzeichen hierfür aufzeigte. Ich versuchte ihr zu helfen und es gelang mir tatsächlich, dass diese sich nicht mehr selbst verletzte. Allerdings begann sie (auch aufgrund ihres sozialen Umfeldes) zu einem späteren Zeitpunkt damit, Drogen verschiedener Art einzunehmen. Sie ging exzessiv feiern und nahm dabei Speed und Ecstasy, außerdem fing sie damit an regelmäßig zu kiffen (täglich 5,6 Joints am Tag). Ich versuchte Verständnis für ihr Verhalten zu entwickeln. Da sie selbst ADHS hatte, versuchte ich mir einzugestehen, dass es ihr gut tun würde, zu kiffen (um runter zu fahren und auf den Boden zu kommen). Gleichzeitg war ich aber auch zusehends verärgert darüber, dass sie bereits bekifft zu Hause auf dem Sofa saß, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Dies führte zu mehrmaligen, ergebnisoffenen Diskussionen. Aufgrund des verstärkten Drogenkonsums entwicktelte sich bei ihr eine Depression (vielleicht war diese auch schon vorher da und wurde nur noch verschärft), weshalb ihr Antidepressiva verschrieben wurden. Trotz der Verschreibung der Medikamente war meine Freundin nicht mehr in der Lage, geregelt arbeiten zu gehen und überfordert mit der Bewältigung alltäglicher Aufgaben. Sie entschied sich deshalb dazu, eine Kur zu machen. Ich untersützte sie dabei, indem ich für sie sämtliche Anträge, Motivationsschreiben etc. fertig stellte. Die Kur wurde Anfang des letzten Jahres genehmigt. Während dieser Kur, wo ich sie auch besuchte, ging es meiner Freundin ersichtlich besser. Auch nach der Kur schien eine Verbesserung einzutreten. Allerdings bestand meine Freundin darauf, weiter zu kiffen, was ich für kein gutes Gefühl hielt, weshalb es erneut mehrmals Streit zwischen uns gab. Ich bemerkte im Laufe der weiteren Monate, wie sie sich wieder zusehends in ihren alten Verhaltensmustern bewegte. Ich wies sie mehrmals darauf hin, dass sie sich vor Ort einen Psychologen suchen soll, wie es ihr in der Kur empfohlen wurde und suchte die Adressen für sie raus. Allerdings bemühte sie sich nur bedingt darum, einen Termin zu vereinbaren. Ich hatte den Eindruck, sie fühlte sich gezwungen und ich selbst kam mir immer mehr wie ein moralkeulenschwingender Lehrer vor. Ich war ratlos und am Ende meiner Kräfte angelangt (im Nachhinein behaupten viele meiner Bekannten, ich hätte während der Beziehung eine Art „Koabhängigkeit“ zu ihrem Verhalten entwickelt). Dies führte dazu, dass ich mich in den letzten Monaten unserer Beziehung auch nicht mehr viel um meine Freundin kümmerte und verstärkt meinen Interessen nachging (auch um mich selbst nicht zu gefährden) Nach einem intensiveren Streit zog meine Freundin dann den Schlussstrich und teilte mir im Herbst diesen Jahres mit, dass sie nicht mehr mit mir zusammen leben könne.

Für mich war zu diesem Zeitpunkt eine Welt zerstört. Immerhin waren wir sechseinhalb Jahre zusammen. Negativer Höhepunkt war dann noch zu erfahren, dass sie bereits eine neue Beziehung mit ihrem ehemals besten Freund anfing und mit diesem auch zusammen zog. In dieser Zeit lenkte ich mich viel mit Arbeit ab und ich traf mich mit Freunden, die mir an der Seite standen (darunter Menschen, mit denen ich länger nicht zu tun hatte und die trotzdem für mich da waren). Außerdem versuchte ich einige Lebensabschnitte biographisch und schriftlich aufzuarbeiten. Allerdings trank ich auch viel Alkohol und an einem Abend probierte ich mich an den ADHS Medikamenten meiner Ex Freundin aus (dies war im Übrigen Ausschlaggebend mich noch mal mit meiner eigenen möglichen ADHS Vergangenheit auseinanderzusetzen). Mit dem Umzug in eine neue Wohnung schien ich mich zunächst gefangen zu haben. Ich blühte innerlich auf, war viel mit Freunden unterwegs und auf verschiedenen Partys. Ich trank viel Alkohol, nahm aber zusätzlich auch einmal eine Ecstasyähnliche Tablette ein. Außerdem zog ich an einem Abend mehrmals an einem Joint. Der letzte Monat war also sehr exzessiv für meine Verhältnisse und gerade der ausgiebige Konsum (dem ich während meiner Beziehung abschwor) schien mich in ein Loch fallen zu lassen. Während meines Urlaubs zwischen Weihnachten und Silvester, in dem ich ebenfalls viel auf Partys war, entstanden Momente, in denen ich zu Hause war und plötzlich auf nichts mehr Lust hatte. Ich lag viele Stunden auf dem Sofa und dachte über mich und mein Leben nach. Ich stellte viele Dinge, die mir bis dahin noch attraktiv erschienen und zu meiner Lebensfreude beitrugen in Frage, außerdem fragte ich mich zusehends, welche Mitschuld ich am Ende der Beziehung tragen würde. Auch der Gedanke, dass zwischen meiner Ex Freundin und ihrem besten Freund schon länger etwas lief (es gab entsprechend Anzeichen) machten mich zusehends verrückt. Meine Unzufriedenheit über meine Arbeit und die Tatsache nichts neues zu finden, machte sich auch bemerkbar. Man könnte meinen, ich würde mein gesamte Leben in Frage stellen. Ich mied aufgrund dessen soziale Kontakte, zog mich zufück und verspürte zusehends eine innere Leere bzw. eine Art „Grauschleier“ der sich über mein Leben breit gemacht hatte. Zwischendurch gab es auch wieder mal positive Momente aber von einer auf der anderen Minute konnte es geschehen, dass sich meine Stimmung wieder ins negative verkehrte. Ich bekam Angst vor mir selbst, zumal ich mir Gedanken darüber machte, inwieweit es sich noch lohnen zu leben. Ich war auch nicht abgeneigt, mir Schlaftabletten oder ähnliches im Internet zu holen, erschrak daraufhin und ließ dann doch wieder davon ab.

Nun könnte man meinen, dass jeder Mensch nach einem Beziehungsende sich derartige Gedanken macht, allerdings habe ich ich in den letzen 2,3 Jahren mehrmals (oftmals aber nicht ausschließlich im Winter) solche Phasen gehabt, die zwischen 6 und 12 Wochen anhielten. Das letzte Mal, als ich mich in einer dieser Phasen befand, begann ich nach fast 10 Jahren den Tod meines Vaters aufzuarbeiten und besuchte erstmals sein Grab. Leider häufen sich diese Phasen mittlerweile bei mir. Oftmals dann, wenn ich bei der Arbeit viel Stress habe. Manchmal treten sie aber auch davon losgelöst auf. Das Beziehungsende hat nun eine intensivere und nachdenklichere Phase bei mir ausgelöst und allmählich frage ich mich, ob diese Phasen bzw. Stimmungsschwankungen (oftmals ist es so, dass es mir entweder super gut geht oder eben total schlecht, es gibt leider kein wirkliches Gleichgewicht) noch normal sind oder ob ich auf den Weg zu einer Depression und/ oder aufgrund der Belastungen der letzten Jahre zu einem arbeitsbedingten Burn Out bin. Vielleicht habt ihr ja schon ähnliche Erfahrungen hinsichtlich dieser Stimmungschankungen und in Hinblick auf die Verarbeitung von kritischen Lebenserfahrungen gemacht und könnt mir weiter helfen, wie ich am besten damit umgehen kann.
Schmetterling
 

Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Lavendel » Mo. 04.01.2016, 09:51

Lieber Schmetterling,

es tut mir wirklich leid zu hören, wie sehr die Beziehung zu einer Borderlinerin dein hart erkämpftes Leben kaputt gemacht hat. Ich bin selber von dieser Persönlichkeitsstörung betroffen, das macht mir das Antworten einerseits schwer, andererseits möchte ich dich hier auch nicht einfach so "stehenlassen". Du hast dich ja mit Borderline schon intensiv beschäftigt, insofern weisst du, dass destruktives Verhalten (in zwei Richtungen: gegen sich selbst und andere) dazugehört.
Dass das wahrscheinlich in der Biographie deiner Exfreundin begründet ist, nützt dir ja nichts, sie hat trotzdem einen negativen Einfluss auf dein Leben gehabt.
Für mich liest sich dein Text, als hättest du permanent versucht sie zu retten. Das Problem dabei ist, dass dieses "Retten" in Beziehungen nur begrenzt Platz haben sollte im Idealfall. Eigentlich sind da Therapeuten und professionelle Helfer zuständig, zu denen man eben keine Liebesbeziehung aufbauen darf, um in diese Abhängigkeitsspiralen gar nicht erst zu geraten. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Zauberwort.
Immer gerettet werden kann faul machen und ist auf Dauer auch nicht zielführend. Insofern ist das wohl der Hauptfehler von dir gewesen, vermute ich jetzt mal ganz vorsichtig, du hast dich gegen sie Viiel zu wenig abgegrenzt, dich möglicherweise symbiotisch vereinnahmen lassen. Und es ihr mit dir zu bequem gemacht, anstatt auch mal zu sagen es reicht. Ja sicher hättest du sie dann früher verloren möglicherweise, aber so im Nachhinein ist vielleicht keine Beziehung immer noch besser als eine destruktive.
Ich weiß aber auch, dass es ziemlich schwer ist, mit mir eine Beziehung zu führen, wenn ich als Betroffene so an meine Vergangenheit denke, habe aber auch schon gehört, dass Borderlinerinnen das oft durch eine hohe Intensität in Beziehungen wieder wettmachen, dass sie ihre Partner zur Verzweiflung treiben.

Jetzt ist das Kind schon in den Brunnen gefallen...was mir besonders Sorgen macht, ist, dass sie dich scheinbar mit ihrem selbstzerstörerischen Verhalten angesteckt hat. In deinem Text klingt es für mich so, als hättest du dich ein wenig in sie verwandelt, warum?
Fehlt dir der Schmerz, das Kaputtsein, betäubst du den Schmerz der Trennung?
Ich schwinge jetzt mal die Moralkeule, die du vorher bei ihr wohl immer geschwungen hast: Drogen sind keine Lösung. Alkohol übrigens auch nicht (Alkohol ist ein Destillat ;P )

Ich glaube dir könnte ein kurze Therapie oder ein paar Beratungsgespräche bei entsprechenden Stellen (SPDi, Diakonie, Caritas - die bieten kostenlose Lebenshilfe an bei Psychologen und Sozialpädagogen) helfen, wieder einen konstruktiven Umgang mit deinem Leben und der Vergangenheit zu finden.

Dein Text ist sehr gut, verständlich und übersichtlich geschrieben, du hast also schon mal in dem Bereich was drauf, ebenso wie du deinen Weg extrem gut gemeistert hast, trotz aller Widrigkeiten und Probleme.
Halt dich daran fest, dass du eine starke Persönlichkeit bist, offensichtlich Freunde hast und wie gesagt, sag dem Teil in dir, der auf der Couch rumhängt und einen raucht, oder exzessiv Party feiert, dass das genau das ist, was du doch eigentlich mal nicht gut fandest, wovor du deine Ex retten wolltest.

Rette dich jetzt selbst davor. Bitte. Es klingt als wäre es extrem schade um dich.

Und zu dem Betrug: Manche Menschen sind so. Nicht nur Borderliner. Das hat nichts mit dir zu tun, sondern mit ihr. Zieh dir den Schuh nicht an, dass du es hättest verhindern können, wenn du dich anders verhalten hättest.

Lass sie los, sonst lässt sie dich nie los...
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Di. 05.01.2016, 01:16

Vielen Dank für deine Rückmeldung und die aufbauenden Worte!

Es scheint in der Vergangenheit tatsächlich so gewesen zu sein, dass ich viel Zeit und Kraft darin investiert habe, meine Freundin zu „retten“. Gleichzeitig habe ich auch oftmals darauf verwiesen, dass sie sich professionelle Hilfe holen soll. Diese hat sie aber nicht eingeholt. Vielleicht hätte ich ihr wirklich früher schon Grenzen aufzeigen und mich abgrenzen müssen, um mich selbst zu schützen. Aber wie du auch schon geschrieben hast, hat sie vieles durch die Intensität der Beziehung wieder gut gemacht. Das mit dem „Anstecken“ ist so ne Sache...das hat sich in anderen Dingen in der Beziehung bereits wieder gespiegelt, insbesondere wenn es zu Streitereien gekommen ist. Ich denke aber nicht, dass ich ihr Verhalten nun gänzlich kopieren werde.

Meine aktuelle Situation schätze ich eher so ein, dass ich momentan durch vermehrte Partybesuche, Alkoholkonsum und dem gelegentlichen Einnehmen von anderen Dingen versuche mich von meinen Gedanken abzulenken. Meine Gedanken bzw. die Themen die mich beschäftigen, hatte ich ja bereits schon erläutert. Es geht nicht nur um die Verarbeitung meiner Beziehung, sondern auch um die Verarbeitung des Todes meines Vaters (ich war damals 17), ob die Entscheidung, eine wie oben beschriebene Bildungskarriere hinzulegen, überhaupt die richtige gewesen ist sowie um die allgemeine Unzufriedenheit mit meiner jetzigen beruflichen Tätigkeit. Ich frage mich auch oft, ob es normal ist, dass ich neben meinen „hauptberuflichen“ Tätigkeiten noch zahlreichen weiteren Aktivitäten nachgehe, um mein Leben irgendwie mit Sinn zu erfüllen. Hintergrund ist hier womöglich, dass meine Freundin mir immer wieder vorgeworfen hat, mir nicht genügend Zeit für sie zu nehmen bzw. mir andere Dinge wichtiger seien. Sicherlich gibt es (bewusst oder unbewusst) auch noch weitere Themen, die mich momentan beschäftigen und dazu führen, dass ich mein Leben in Frage stelle. Je mehr ich mich mit den Themen beschäftige, desto tiefer falle ich in ein emotionales Loch und verspüre diese „Leere“ in mir. Die Gedanken lassen sich leider auch nicht ausblenden und ich kann sie auch nicht ignorieren. Immerhin bin ich noch in der Lage, meine Gedanken und mein Verhalten zu reflektieren (sonst hätte ich mich hier wahrscheinlich auch nicht angemeldet und so einen langen Text formuliert) Die Frage die ich mir stelle und die mit vielen Ängsten verbunden ist, ist die, ob dieser selbstreflexive Prozess normal ist nach einem Beziehungsende (für mich war es die erste Beziehung) und ich mich gerade zu sehr in etwas hinein steigere oder ob ich auf dem besten Weg dahin bin, in eine Lebenskrise/Depression (evl. Auch Burn Out) zu geraten, da die nachdenklichen Phasen jetzt auf jeden Fall schon länger andauern als die in den vorherigen 2,3 Jahren. Dein Tipp einer kurzen Therapie oder dem Führen von Beratungsgesprächen war schon mal sehr hilfreich. Inwiefern ich tatsächlich davon Gebrauch machen werde, muss ich noch mal sehen. Vielleicht versuche ich auch erst mal mit Freunden darüber zu sprechen, wobei ich nicht gerade der offenste Mensch bin und vieles, was mich beschäftigt nicht nach außen trage. Erstmal abwarten und weiter sehen. Vielleicht habe ich ja auch Glück und es kehrt bald wieder etwas mehr Lebensfreude in mir ein...andernfalls werde ich wohl von deinem Tipp Gebrauch machen (müssen).
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Lavendel » Di. 05.01.2016, 01:23

Ich hoffe du weisst, dass du auch hier jederzeit die Möglichkeit hast, dich "auszuschreiben", falls du dich bei deinen Freunden (noch) nicht traust. Wäre vielleicht auch wichtig für dich rauszufinden, was dich hemmt oder so verschlossen macht.
Hier findest du sicher Verständnis und evtl. auch Menschen mit ähnlichen Problemen...
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Di. 05.01.2016, 01:36

Ja, ich denke das Forum hier bietet vielleicht sogar die beste Möglichkeit, mich auszutauschen. Ich glaube meinen Freunden gegenüber kann ich das alles nicht erklären. Ich war schon immer jemand, der seine Probleme eher für sich behalten und mit niemanden darüber gesprochen und sie somit auch verdrängt hat. Warum das so ist, kann ich leider nicht beantworten. Die Leute aus meinen Umfeld schätzen mich selbstbewusst und offen gegenüber anderen ein, ich selbst halte mich eher für zurückhaltend, schüchtern und was die Verarbeitung von Konflikten und Problemen betrifft schätze ich mich selbst eher verschlossen ein. Komische Diskrepanz, die mich derzeit auch etwas beschäftigt (wenn auch nicht so intensiv wie die anderen Aspekte).
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Lavendel » Di. 05.01.2016, 02:16

Naja, es ist ja schon ein Unterschied, ob man mit seinen Freunden über positive oder oberflächliche Themen spricht, oder meinetwegen auch Musik, Kino, Kunst etc. spricht, oder andere Menschen, oder über die eigenen Probleme, Gedanken, Gefühle, das was einen beschäftigt, oder die "dunklen Seiten" die jeder halt auch so hat...da kann man schon auch offen wirken, obwohl die anderen maximal 50% von einem kennen. Und ist mit all dem Negativen oder Komplizierten in einem halt doch allein.
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Di. 05.01.2016, 14:25

"Im Glück erfährst du nie, wer' s redlich mit dir meint. Doch wer im Unglück zu dir hält ist dein wahrer Freund." Das Zitat trifft es eigentlich ganz gut. Nach dem Beziehungsende zeigte sich, wer tatsächlich für einen da ist. Darunter waren auch Freunde bzw.auch eine sehr gute Freundin, zu der ich lange aufgrund der Eifersucht meiner Freundin keinen Kontakt mehr hatte.Anstatt es mir übel zu nehmen, dass ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet habe,war sie für mich da. Vielleicht ist sie auch am ehesten die Person, mit der ich darüber reden kann, zumal ich der Meinung bin, dass sie mich am besten kennt. Ein anderer guter Freund, mit dem ich aber eher nur noch aus alter Verbundenheit befreundet bin und mit dem ich eher über oberflächliche Themen rede, hat mich kürzlich sehr enttäuscht, weshalb ich mit ihm wohl eher weniger darüber reden werde...Naja, wir werden sehen...kann euch ja auf dem Laufenden halten,wie sich das alles so entwickelt.
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Do. 07.01.2016, 00:36

Auch wenn ich nach wie vor nicht zufrieden bin mit meiner derzeitigen beruflichen Situation versuche ich mich etwas mit Arbeit abzulenken. Außerdem habe ich mich mit Freunden und Bekannten getroffen, was mir ganz gut tat. Über meine Situation konnte ich aber nicht wirklich sprechen. Ich habe Andeutungen gemacht, mehr aber auch nicht. Sobald ich jedoch nach Hause komme, trübt sich die Stimmung bei mir wieder. Ich kann nichts dagegen machen. Alles nicht so einfach.
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Sa. 09.01.2016, 21:33

Gestern habe ich mit der besagten guten Freundin, zu der ich lange keinen Kontakt hatte, über meine Probleme gesprochen. Es war nicht ganz einfach, zumal ich das so in der Form noch bei niemanden gemacht habe, aber es tat mir gut (genauso wie dieses Forum).
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Lavendel » Sa. 09.01.2016, 21:35

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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Di. 12.01.2016, 17:57

Der nächste Schritt wäre theretisch den Ratschlägen meiner Freundin und von dir zu befolgen...bis dahin ist aber glaube ich noch ein gaaanz weiter Weg. Wie bereits geschrieben: es fiel mir schwer, überhaupt mal den Schritt zu gehen, meine Gedanken und Gefüle in irgendeiner Form zu reflektieren und zu thematisieren. Momentan fühle ich mich wieder etwas gefestigter. Was mir jedoch Sorge bereitet: komische Stimmungsschwankungen (gefühlt gab die in dieser Form früher nicht, deshalb auch der Threadtitel). Gestern z.B. war ich ein paar Stunden total gut gelaunt, wie euphorisiert (ohne zu wissen warum) um später irgendwie wieder ins Nachdenken zu geraden. Außerdem gab es am Wochenende wieder einen Moment, wo ich exzessiv viel getrunken habe, ohne dies in dem Moment selbst überhaupt wahrzunehmen (letzten Endes war es nicht viel, aber ich muss wohl beim Biertrinken einen ziemlichen Zug drauf gehabt haben). Im Nachhinein musste ich feststellen, dass das ganz schön krass war. Naja, soviel also zur aktuellen Stimmungslage. Es geht irgendwie bergauf, aber immer mit einem Fragezeichen.
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Lavendel » Di. 12.01.2016, 19:47

Gib dir Zeit...mit Zwang geht gar nichts oder alles schief. Aber schiebs auch nicht auf die Endlosbank...
Woher deine Stimmungsschwankungen kommen, weiss ich allerdings auch nicht, wenn es keinen direkten Auslöser gab o.O
Und ein paar Wochen auf Alkohol und Co. verzichten könnte da auch etwas Klarheit reinbringen, ich weiss ja nicht was du sonst noch nimmst, aber vielleicht wars ein Backflash?
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon manon » Mi. 13.01.2016, 08:16

sei zufrieden mit dem,was du schon erreicht hast,sich zu öffnen
war schon ein grosse schritt,lavendel hat recht...nimm dir zeit :wink:
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Schmetterling » Mi. 13.01.2016, 16:49

Abgesehen von Alkohol und Zigaretten konsumiere ich momentan keine anderen Sachen mehr. Von daher wird es wohl kein Backflash gewesen sein. Zufrieden bin ich eigentlich selten mit dem, was ich mache (obwohl es sicherlich Anlass dafür gäbe). Mal schauen, was die Zeit noch so mit sich bringt…
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Re: Angst vor Stimmungsschwankungen und Umgang damit TRIGGER

Beitragvon Lavendel » Do. 14.01.2016, 18:19

Ein Backflash kann ja auch noch einige Wochen nach Konsum auftreten, soweit ich weiß.

Zufrieden sein mit sich selbst ist in unserer Leistungsgesellschaft auch schwierig. Da weiss man oft gar nicht wieviel Anspruch man von den Eltern und der Umgebung (Schule, Uni, etc.) übernommen hat und in welches Maß man braucht, damit es einem selber gutgeht. Hadert glaube ich jeder mit...

Zuviel und zuwenig Anspruch können krank oder zumindest unausgeglichen machen.

Ich habe übrigens grade erst gelesen dass deine Trennung erst im Herbst war. Da finde ich es logisch und absolut nachvollziehbar, dass es dich nach einer so langen Beziehung noch beschäftigt und sicher noch eine Weile tun wird.

Und was deine Beschäftigungen jenseits der Arbeit betrifft. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass du das nicht aus den Augen verlierst und ich kann daran auch nichts Seltsames, sondern nur Positives entdecken.
Solange es dir Kraft und Ausgleich bringt zumindest. Und danach klingt es in deinem Text.
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