So fing alles an

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So fing alles an

Beitragvon Misha » Di. 01.12.2015, 14:55

ich weiß nicht wirklich ob das was ich schreibe hier her gehört, aber falls nicht, schiebt es einfach woanders hin, oder löscht es :D

Meine Mutter ist starke Alkoholikerin. Das dachte ich die ersten 15 Jahre meines Lebens. Seitdem ich 6 Jahre alt war, wohnte ich mit ihr allein. Mir hat es nie an etwas zu essen oder Anziehsachen gefehlt. Ich war ein sehr freches quirrliches mädchen und hab die Menschen um mich herum auf trab gehalten, wie es sich für ein Kind gehört :)
Damals hab ich noch nicht viel von dem Leid meiner Mutter mitbekommen, schließlich waren bis dato mein Vater und meine neun Jahre ältere Schwester auch noch da.
Doch dann wurde mein Großvater überfahren und kurz darauf zogen meine Schwester und mein Vater aus.
Die nächsten Jahre wurden der Horror für mich...
Als ich sieben war dachte ich zum ersten mal meine Mutter wäre tot. Sie lag bewusstlos am Boden, in ihren eigenen exkrementen und egal wie laut ich sie rief oder wie fest ich sie schüttelte, sie wurde nicht wach. Damals wusste ich noch nicht das Alkohol ein sehr böser Geist ist.
Ab da wurde es immer schlimmer. Ich habe ohne Strom gelebt, wurde in Kleiderschränken eingesperrt und das schlimmste, ich wurde psychisch vergewaltigt.
Denn wie ich heute weiß, ist der Alkohol nur ein Symptom meiner Mutter.
Meine Mutter ist unbehandelte Borderlinerin.
Als ich 13 jahre alt war, zog ich das erste mal von zuhause aus, zu meiner Schwester.
Die war auch erst 22 und , zu Recht, überfordert mit einem pubertären Teenie.
Ich bemerkte damals tiefe dicke Narben an ihren Armen, wusste aber damals noch nicht was damit auf sich haben könnte. Jahre später gestand sie mir, dass sie auch unter Borderline leidet...
Seit ich 13 bin, bin ich also insgesamt 17 mal umgezogen. Von meiner Mutter zu meiner Schwester und wieder zurück. Mit 17 kam die erste eigene Wohnung und der Traum davon dass alles anders wird.
Tja, hat nicht so ganz geklappt iwie ^^
Seitdem versuche ich alles erdenklich Mögliche um mein Leben zu einem lebenswerten Leben zu machen. Seltsamerweise gelingt das so gar nicht. Ich habe sämtliche Dinge angefangen und nicht durchgehalten... Immer wieder muss ich von vorn anfangen...
Mittlerweile bin ich so ausgebrannt dass ich mich vor einem Jahr auf die Couch meines besten/einzigen Freundes gesetzt habe, und dort immernoch sitze.
In mir ist es leer.
ich habe eine Identitätskrise. In meiner Vorstellung könnte ich alles sein, Kanzlerin, Müllmann/frau, Erzieherin, KFZ-Mechatronikerin... alles.
Doch in der Realität?
Ich interessiere mich für nichts, außer dafür wie sehr ich diese kapitalistische, egoistische Welt verabscheue, in die wir alle hinein geboren wurden.
Ich gehe nicht raus. Selbst wenn ich Hunger habe, gehe ich die 150m bis zum Laden nicht. Nicht allein.
Eigentlich muss ich dringend zum Arzt (seit zwei wochen überfällig), denn ich habe bald einen Termin beim Amtsarzt und zuvor aber noch nie mit einem anderen Arzt geredet. D.h. ich habe keine Diagnose o.ä. .
Aber ich schaffe es nicht.
Ich schaffs nicht aufzustehen und zum Arzt zu gehen...
Man fühlt sich dadurch nur noch erbärmlicher und so nimmt der Tag seinen lauf...
Aufstehen, Kater füttern, Couch+ 4-5L Kaffee, auf Mitbewohner warten, Playsi zocken, schlafen...
Jeden Tag.
Mittlerweile bin ich so verzweifelt das ich mir den dritten Weltkrieg herbei wünsche...
Ich hoffe dabei sterben die richtigen, ich hoffe danach wäre die chance auf Freiheit, ich hoffe die Menschen würden dann erkennen das Liebe viel größer und strahlender als Geld/Gold/Aktien etc. ist.
...
Jetzt weiß ich gerade nicht mehr was ich sagen soll... es gibt bestimmt noch ne Menge zu erzählen, aber jetzt bin ich gerade ein bisschen durch den Wind :?

Aber bis hierhin, schonmal Danke fürs lesen :oops:
Misha
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Re: So fing alles an

Beitragvon Misha » Di. 01.12.2015, 16:14

So, es geht wieder ^^

also wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim erwünschten Weltkrieg...
Für den Wunsch schäme ich mich. Es gibt genügend Menschen die schon seit Jahrzehnten unter iwelchen schwachsinnigen Kriegen leiden. es gibt Kinder, die damit groß geworden sind, also gar nichts anderes kennen.
Und ich sitze hier mit meinem Arsch auf der Couch, in der bequemen westlichen Welt und hoffe das es endlich knallt.
Es ist ok, wenn ich dabei drauf gehe.

Es scheint mir als wäre ich zu schwach für diese Welt...
oder zu stark um mich der Masse zu beugen?
Das kling iwie größenwahnsinnig.
Vllt sollte ich den Fehler lieber bei mir suchen.

Früher, also vor ca zehn Jahren, weinte ich nie. Ich war stark. Taff. Die Probleme türmten sich auf und ich riss sie, mit dem Kopf vorran, wieder ein.
Doch heute?
ich stehe weinend auf und gehe weinend schlafen...
sobald die erste Träne läuft werde ich wütend, weil ich nicht schon wieder heulen will. Und aus Wut wird Trauer, und aus Trauer werden Tränen... Teufelskreislauf.
Wenn ich nicht weine, tue ich nichts. Und mit nichts, meine ich nichts. Da ist kein Gefühl in mir. Als wäre ich gar kein Mensch... Weiß gar nicht wie ich das erklären soll.
Ich möchte das nicht.
Ich möchte bitte wieder das starke Mädchen von früher werden.
...
Ein sehr guter Freund der Familie sagte mal etwas zu mir (nachdem ich ihm vor ca 5 Jahren gestand, dass der "Familienfluch" wohl nicht an mir vorbeigegangen ist), dass ich wohl mein Lebtag nicht mehr vergessen werde. Er sagte : " ich dachte immer du wärst die starke in deiner familie..."
Das war für mich ein verbaler schlag, genau auf die zwölf. Seitdem denke ich immer wieder, dass ich mich bloß anstelle, dass alles ist schließlich Vergangenheit. ich sollte einfach in die Zukunft blicken... Aber ich schaffs nicht.
War wohl doch nicht die Starke in der Familie^^
Schade.

Ich befürchte dass auch der Amtsarzt etwas ähnliches sagen wird.
Das ich mich einfach zusammenreißen soll...
ich hoffe der sagt mir dann auch, wie das geht.

Bis dahin, träume ich einfach weiter von einer neuen Welt, in der auch ich einen Platz habe.
Vllt kommt ja jemand und nimmt mich mit dahin.
Misha
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Re: So fing alles an

Beitragvon kayako » Di. 01.12.2015, 17:18

Hallo Misha,

mir geht es gerade, wie so oft hier im Forum: ich lese etwas aus dem Leben eines Menschen, bin fest davon überzeugt, diesem Menschen etwas helfendes, stärkendes zu schreiben und im Endeffekt sitze ich da, fühle mich betroffen und weiß nicht, was ich schreiben soll.

Ich möchte auf jeden Fall, dass du weißt, dass ich dich gelesen habe. Ich finde es schrecklich, wenn man etwas von sich offenbart, in ein Forum schreibt, man sieht wie viele Leute darauf klicken und keiner schreibt etwas. Man hat so schon das Gefühld dieser kaputten Welt egal zu sein und BÄM das dann noch oben drauf.


Das Gefühl, von dem "damaligen starken Mädchen, dass die Wände mit ihrem Kopf einreißt", kenne ich auch. Wenn ich an meine Vergangenheit zurückdenke, dann war ich das auch mal. Habe alle Probleme für alle gestemmt, habe funktioniert, habe alles geschafft. Und 2-3 Jahre danach bin ich völlig eingebrochen. Ich habe mich in meiner vermeintlich "starken" Zeit komplett überlastet und musste dann die KOnsequenzen davon tragen. Jene Person (hallo Mutter~), der ich in meiner starken Zeit alles gegeben habe, hat dann noch auf mir herum getrampelt.

In solchen Momenten möchte man gern aus der Welt scheiden, aber das ist nicht die Lösung.
Ich weiß, wenn man die Schnauze voll hat, will man das nicht hören, aber ein Suizid bringt gar nichts.
Jene, die dich vorher verachtet haben, werden dich nicht auf einmal lieben. Jene, die auf die herum getrampelt haben, werden nicht auf einmal Reue zeigen. Vielleicht würde es noch nicht einmal jemand wirklich mitbekommen.

Was ich dir mit auf den Weg geben möchte: du machst das schon richtig, wie du es tust. Du lässt deine Gedanken raus - hier im Forum in schriftlicher Art. Hier gibt es ich weiß gar nicht wie viele Mitglieder, von denen der Teil, den ich bisher kennen gelernt habe richtig nett ist. Hier wird sich umeinander gekümmert usw.

Wenn du reden möchtest - ich bin da.


Ich hoffe, dass dir mein halber Roman etwas weiter hilft..Liebe Grüße
kayako
 

Re: So fing alles an

Beitragvon Atisha » Di. 01.12.2015, 17:23

Misha lass dich mal :cuddle: , du bist auf einem guten Weg, du hast alles richtig erkannt. Was soll ich sagen?

Vielleicht hast du Fragen an mich, keine großen, sondern kleine Lebensfragen, die dich jetzt bewegen, dann beantworte ich sie dir sehr gerne.
Atisha
 

Re: So fing alles an

Beitragvon Nebulös » Di. 01.12.2015, 17:31

Was ist denn mit deinem Mitbewohner/bestem Freund, kannst du mit dem nicht zum Arzt und generell zusammen rausgehen? Immerhin bist du ja anscheined nicht ganz alleine.

Ich interessiere mich für nichts, außer dafür wie sehr ich diese kapitalistische, egoistische Welt verabscheue, in die wir alle hinein geboren wurden.


Tja, da gibt es wohl tatsächlich nur 2 Möglichkeiten darauf zu reagieren, Entweder man macht bei den "Verbrechern" mit, oder man wird ein bisschen verrückt...ich wüsste nicht, wie es anders laufen könnte.
Nebulös
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Re: So fing alles an

Beitragvon Misha » Di. 01.12.2015, 17:43

erstmal Danke für die netten Antworten :)
Dachte Kurzzeitig das hier endet in nem Monolog :D

ich weiß gar nicht so recht was ich mir von dem Text da oben erhofft habe, bin aber sehr froh das eine Reaktion kam :)

@kayako, danke für die Anteilnahme, ist doch immer wieder "schön" nicht allein mit seinen Gedanken zu sein :) Allerdings habe ich noch nie ernsthaft an Suizid gedacht. Ich wünsche mir öfter, sehr detailgetreu, dass mich jemand erschießt o.ä. aber nie ernsthafte selbstmord gedanken. ich kenne zu viele die so von dannen gezogen sind, leider.

@Atisha, Danke für das Angebot, ich werde darauf zurückkommen, aber im moment bin ich überwältigt davon dass ich antworten bekomme obwohl ich keine konkrete Frage gestellt habe :shock: :oops: :)

@nebulös (interessanter Name :) ), nein, leider kann er das nicht. Er ist voll Berufstätig und findet keine Zeit dafür. Und um ehrlich zu sein, bitte ich nicht gern um Hilfe.
Misha
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