Mein Leben wird mir zuviel

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Mein Leben wird mir zuviel

Beitragvon Gast » Fr. 31.10.2014, 21:53

Edit by Christine: Titel gekürzt

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll und was ich hier von erwarte.
Es fing alles damit an das mein Bruder einen Arbeitsunfall in Stuttgart hatte. Wir wohnen im tiefsten Erzgebirge. Das war Sommer letzten Jahres. Er hat einen Schlauch der vom dazugehörigen Gerät abgefahren ist gegen die Stirn bekommen. Dieser stand unter Hochdruck. Sein Helm wurde ihm praktisch heruntergerissen. Er fiel von einem Podest. Unten ragte eine Stange aus dem Boden und er ist mit dem Hinterkopf draufgeknallt. Schweres Schädel-Hirn-Trauma. Ihm musste ein Stück Schädelplatte und einige Splitter rausoperiert werden. Er ist für die Ärzte ein Medizinisches Wunder. Erst überlebt er und dann erwacht er aus der Narkose. Aber ich hatte noch nie einen so großen Kloß im Hals wie zudem Moment indem ich an seinem Krankenbett stand.
Man bedenke er wohnte in Stuttgart. Er hatte immer von jemandem Besuch. Es war immer jemand da. Wir haben seine Wohnung ausgeräumt, sein Zeug zu uns geschafft, wir haben uns mit seinen Vermietern, mit seinem Telephonanbieter rumgeschlagen. Als er in die Rehaklinik verlegt wurde wollte er uns nicht sehen, hat uns weggeschickt und sich geweigert zu essen. Er sah aus wie ein Skelett. Wenn ein 1,94m großer Mann keine 60 Kilo mehr wiegt ist das krass. Irgendwann wurde es besser und ging bergauf. Ihm wurde eine Platte in den Schädell eingesetzt.
Wir hatten ein wirklich gutes Verhältnis. Zwischendurch hatten wir immer noch die Probleme mit dem Vermieter und mussten extra zum Streichen nochmal nach Stuttgart. Alles war unglaublich schwierig. Meine Eltern besitzen einen Imbiss an einem Teich und zwei Imbisswägen. Das heißt wir müssen Wochenende arbeiten und unter der Woche auch am Teich. Schule und mein Bruder und Freunde und Pflichten. Das musste ich irgendwie alles unter einen Hut bringen. Ich bin untergegangen. Ich hab an einem Punkt nichtmehr gekonnt. Ich war auch erst fünfzehn und jetzt sechzehn. Ich habe angefangen mich zu ritzen. Ich habe einfach keinen anderen Weg gesehen dem Druck zu entkommen.
Mein Bruder hats gemerkt und mich drauf angesprochen. Ich konnte nicht mit ihm reden und er hat versprochen nichts zu sagen wenn ich das lassen würde.
Wenn Menschen dich zwingen und erpressen wollen mit so etwas aufzuhören, weil sie das beste für dich wollen machen sie dich in Wahrheit damit kaputt. Das setzt dich zusätzlich unter Druck. Ich konnte nicht aufhören. Dafür musste ich aber jede Gelegenheit die mein Bruder hätte um sich meine Arme anzusehen vermeiden. Er hat es auch versucht. Ich musste auf so manchen Kontakt mit ihm verzichten, der mir zu der Zeit unglaublich gefehlt hat, um nicht aufzufliegen. Das war unglaublich schwierig.
Mein Bruder kam dann kurz vor Weihnachten nachhause. Ich verlor den Kontakt zu ihm. Wir sahen uns kaum ein mal im Monat. Mit meiner damals besten Freundin hatte ich einen streit der alles Zerstörte. Es ging alles immer drunter und drüber. Irgendwie habe ich mich in der Zeit verloren. Ich war auch so dumm und hab mich sobald ich konnte zulaufen lassen. Da ist das ritzen auch ausgeartet. Da mir schon immer unheimlich schnell schlecht geworden ist und ich mich häufig übergeben muss musste ich zu einigen Ärzten. Unter anderem auch Hirn EEG und Ultraschall. Beim Ultraschall war ich so doof ein kurzärmliges T-Shirt anzuziehen und nur eine Jacke drüber welche ich logischerweise ausziehen musste. Das ist mir erst dort aufgefallen. Ich saß zwei Stunden neben meiner Mutter und dachte, wenn sie das jetzt sieht bist du eh erledigt. Sags ihr einfach. Wir wurden aufgerufen und in meiner Panik hab ich ihr in Tür und angel gesagt das ich mich geritzt habe und bin zum Arzt rein. Sie hat mich nach dem Ultraschall im Fahrstuhl angemacht Sie wolle das jetzt sofort sehen. Meine Unterarme sind seit dem meine intimste und empfindlichste Zone und ich soll ihr die zeigen weil sie mich anbrüllt. Na schönen dank auch. Auf dem ganzen weg nachhause meinte sie das ist was für KInder die Aufmerksamkeit wollen. Hat sich sorgen gemacht wie das andere finden könnten. Bsp. die Kunden beim Imbiss. Das tut jetzt noch weh. Für mich war es unbegreiflich wie sie sowas denken konnte. Es tut einfach weh wenn deine Mutter so reagiert. Das ist auch ein Schatten in unserer sonst rellativ guten Beziehung über den ich nie hinweg kommen werde.
Sie hat wirklich fast ein halbes Jahr nichts mitbekommen.
Da sie mich zu einem Psychologen bringen wollte wenn ich das noch einmal täte habe ich fast aufgehört. Es kamen nur wenige Schnitte an den Fußgelenken dazu. Das Leben ging weiter. Mal hatte der mit dem Streit und und und. Es ist nie wieder wirklich frieden in die Familie eingekehrt. Meine Schwester ist Schwanger im achten Monat und sie fällt als Arbeitskraft auf den Märkten weg. Ich habe noch ein gutes Stück mehr zu tun. In letzter Zeit hatten alle mit meinem Bruder stress.
Er hat nichtmalmehr die Tür aufgemacht wenn meine Schwester oder Mutter vor der Tür standen. Hat eine neue Nummer. Meine Oma stand immer auf seiner Seite. Sie wollte uns seine Nummer nicht geben und als meine Mutter letztens die Chance ergreifen wollte mit ihm zu reden als er bei meiner Großmutter war wollte sie meine Mutter gar nicht ins Haus lassen. Sie hat sich dann zutritt verschafft.
Von meinem Bruder war sie schockiert. Er scheint wirklich am Ende. Ich denke er kam nie über den Unfall hinweg. Er hatte eine Zeitlang extremen Gedächtnisverlust. Auch heute noch teilweise. Zu vollem Bewusstsein kam er erst ein halbes Jahr nach dem Unglück, ohne große Erinnerung. Zum psychogen wollte er nicht. Hat es nach dem ersten mal abgebrochen. Er ist ein anderer Mensch geworden.
Sie hält Suizid bei ihm nichtmehr für ausgeschlossen, er scheint regelmäßig Drogen zu nehmen und ist einfach durch mit der Schicht.
Damit ist die ganze Geschichte endlich erzählt.
Mein Problem ist, ich kann mich nicht erinnern einmal mehr aus tiefstem Herzen glücklich gewesen zu sein, seit das alles anfing. Es ist immer dieser bittere Beigeschmack der am Ende alles verdirbt. Wie soll ich das erklären?
Zb. war ich dieses Jahr auf einem Farin Urlaub Konzert. Ich vergöttere diesen Mann und ich habe mich noch nie so auf etwas gefreut. Ich war bis zuletzt der Überzeugung mein großer Bruder würde mit mir hingehen. Ich hab mich so gefreut das wir was zusammen machen. Kurz vorher sagt er ab. Ich bin dann ohne ihn mit einer Freundin hin. Wir hatten auch spaß aber es war nicht dasselbe. Bis dann ein Lied kam was mir den richtigen Dämpfer gegeben hat. Kein Zurück. Es Thematisiert Selbstmord. Ich stand in der Pogenden Menge und musste anfangen zu heulen. Das war so einer der Momente in denen wäre ich am liebsten an Ort und stelle gestorben. Das hab ich seit dem Unfall immer wieder. Ich fall so in mein Loch und kann einfach nichtmehr. Da liegt mir wieder dieser unglaubliche Stein auf dem Herzen. Ich würde es am liebsten rausschreien. Ritzen kann ich mich Nachtmahr und nur besaufen hilft auch nicht weiter. Ich kann nichtmehr einschlafen. Irgendwann habe ich angefangen einfach mitten in der Nacht aufzustehen , mich anzuziehen und aus dem Haus zu schleichen. Dann Lauf ich zwei drei Stunden durch die Stadt und wenn ich nachhause komme kann ich zumindest schlafen. Ich will einfach nichtmehr Leben. es geht einfach nichtmehr. Und ich will auch nicht drüber reden. Mit wem auch? Da ist niemand mehr mit dem ich reden kann. Letztens habe ich mich fast mit einer Freundin verkracht weil sie nach meinem Arm gegriffen hat und meinte "Zeig mal her". Irgendwo versteh ich ja auch dass es sie interessiert. Ich habe es nie irgendwem erklärt warum ein Mensch sich ritzt. Vielleicht auch weil mich niemand richtig drängt. So dumm das klingt, aber es verletzt mich das niemand nachbohrt. Niemand hat je versucht aus mir rauszubekommen warum. Man nimmt es halt so hin. Ich habe schön öfter darüber nachgedacht einfach von einer Brücke zu springen, mir die Pulsadern aufzuschneiden oder was weis ich. Aber nie so wirklich. Seit einem Monat bin ich soweit. Der Punkt ist erreicht. Ich kann nichtmehr. Keine Verantwortung mehr, keine Schule, keine Arbeit, nie wider verlieren und verletzt werden. Es wäre so leicht. Es wäre ein Schritt, ein Schnitt der mich davon trennt. Ich weis nichtmehr was ich verlieren könnte. Ich weiß es einfach nicht. Die Lästereien wegen dem Ritzen in der Schule oder die Arbeit?
Wenn ich nich so ein schlechtes Gewissen hätte. Wenn ich nicht die Menschen die ich liebe im Stich lassen müsste hätte ichs schon getan. Ich fühle mich so unfähig. Alle kommen klar und sind ganznormal. Leben einfach weiter. Und ich schaffs nicht. Ich komm nicht aus dem Vergangenen raus. Diese ganze schuld, dieses Gefühl das ich mit mir rumtrage wird zu schwer.
Mein Bruder war trotz all dem stress immer ein stückweit ein Grund. Und der hat das leben jetzt satt. Toll da können wir uns ja die Hand geben. Ich weiß einfach nichtmehr weiter. Ich weiß auch nicht was das hier ändern soll. Aber wer weis vielleicht hat ja jemand einen Rat.
LG, Joline
Gast
 

Re: Mein Leben wird mir zuviel

Beitragvon Vanilla » So. 02.11.2014, 18:28

Hallo Joline, was du über dein Leben schreibst, ist echt bedrückend und ich hoffe sehr, es hat schon ein wenig erleichtert,
alles mal rauszulassen.

Was kann ich dazu sagen? Du musst unbedingt auch an dich selbst denken, nicht nur für deine Familie funktionieren,
Plichten erfüllen, auch wenn das von dir erwartet wird.
Wenn es so weiter geht, gehst du unter.

Wenn du dich noch mal meldest, kann dir hier bestimmt jemand Anlaufstellen schreiben, wo du Hilfe finden könntest.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

There is sugar on the radio
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Re: Mein Leben wird mir zuviel

Beitragvon JesseJames » Di. 06.01.2015, 09:22

Joline....wie gehts dir??
“Schwing deinen Arsch aus deinem Apartment. Triff dich mit einem Mitglied des anderen Geschlechtes. Hör auf damit so exzessive einzukaufen und zu masturbieren. Kündige deinen Job. Fang an zu kämpfen. Beweise das du am Leben bist. Wenn du deine Menschlichkeit nicht einforderst, wirst du als niemand sterben. Du wurdest gewarnt.”
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Re: Mein Leben wird mir zuviel

Beitragvon lala » Di. 13.01.2015, 16:18

Hey joline, du hast immer noch nichts geschrieben, das macht mir sorgen! :-(
Als ich deinen Text gelesen habe, musste ich fast heulen, so ungerecht ist das, was dir im Moment widerfährt und so unsensiebel hat deine Mutter reagiert. Oh mann ich glaube viel mehr hätte sie nicht falsch machen können, dass sie als erstes an sich und ihr Geschäft denkt und nicht an dein Wohlergehen! Gott das macht einen richtig wütend! Also du,brauchst auf jeden Fall Hilfe! Das steht fest. Warum möchtest du nicht zu einem Psychologen? Der könnte dir jetzt am besten helfen. Denn so wie das klingt, scheinen die Menschen in deinem Umfeld dich zwar sicherlich zu lieben, aber nicht den blassesten Schimmer davon zu haben, wie man in dieser Situation mit dir umgehen muss. Du bist im Moment besonders verletzlich und brauchst so viel Verständnis, wie du kriegen kannst. Ich bin mir sehr sicher, dass dein leben wieder besser werden wird /kann, denn mit der richtigen Unterstützung kann jedem geholfen werden...du musst sie dir nur suchen! Frag nach Hilfe und scheu dich nicht davor, das ist jetzt genau der richtige Weg für dich und der einzige, den ich dir mit gutem Gefühl raten kann, denn das wird in jedem Fall helfen.
Ansonsten scheint ja die ganze Geschichte mit deinem Bruder dich natürlich sehr zu belasten. Wie wäre es, wenn du ihn aufsucht und ihn bittest mit dir gemeinsam eine Therapie zu beginnen? Ihr könntet euch gegenseitig unterstützen und euch über eure Fortschritte unterhalten. Und ganz wichtig ist auch, dass du den Leuten in deiner h Umgebung klar machst, wo deine Grenzen liegen, damit in Zukunft niemand mehr diese überschreitet, wenn es dir anscheinend dir gerade besonders schlecht geht. Sag deiner Mutter, wie enttäuscht du von ihrer Reaktion warst und wie sehr dich das verletzt hat! und natürlich scheint die arbeiten diesem Restaurant deiner Eltern auch ein anstrengender Punkt für dich zu sein. Ich habe eine Freundin, diexmuss auch immer in dem Restaurant ihrer Eltern mithelfen und hat deshalb kaum Freizeit. Das sollte auf keinen Fall sondern, dass ist die Baustelle deiner Eltern und du solltest nichts damit zu tun haben müssen und dein eigenes Leben leben können!
Also gib bitte nicht auf, du hast, wenn du erstmal aus dieser Geschichte und diesem Loch raus bist noch so ein schönes Leben vor dir, auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst. Und ich weis selbst, wie schwer optimistische Gedanken in so einer Situation sein können und ich weis auch, dass es dir nicht helfen wird, egal wie viel ich hier schreibe, denn du musst dir jetzt erstmal professionelle Hilfe suchen, du bist nämlich im Moment an gar nichts schuld, nur dass du das weist, du hast jedes recht der Welt darauf, dass es dir gerade nicht gut geht und dein Umfeld muss jetzt erstmal auf dich Rücksicht nehmen und NICHT umgekehrt!
Alles Liebe und gute und ich bin mir sicher, du schaffst das! :-*
lala
 

Re: Mein Leben wird mir zuviel

Beitragvon mayalina » Di. 17.03.2015, 06:28

Gast hat geschrieben:Edit by Christine: Titel gekürzt

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll und was ich hier von erwarte.
Es fing alles damit an das mein Bruder einen Arbeitsunfall in Stuttgart hatte. Wir wohnen im tiefsten Erzgebirge. Das war Sommer letzten Jahres. Er hat einen Schlauch der vom dazugehörigen Gerät abgefahren ist gegen die Stirn bekommen. Dieser stand unter Hochdruck. Sein Helm wurde ihm praktisch heruntergerissen. Er fiel von einem Podest. Unten ragte eine Stange aus dem Boden und er ist mit dem Hinterkopf draufgeknallt. Schweres Schädel-Hirn-Trauma. Ihm musste ein Stück Schädelplatte und einige Splitter rausoperiert werden. Er ist für die Ärzte ein Medizinisches Wunder. Erst überlebt er und dann erwacht er aus der Narkose. Aber ich hatte noch nie einen so großen Kloß im Hals wie zudem Moment indem ich an seinem Krankenbett stand.
Man bedenke er wohnte in Stuttgart. Er hatte immer von jemandem Besuch. Es war immer jemand da. Wir haben seine Wohnung ausgeräumt, sein Zeug zu uns geschafft, wir haben uns mit seinen Vermietern, mit seinem Telephonanbieter rumgeschlagen. Als er in die Rehaklinik verlegt wurde wollte er uns nicht sehen, hat uns weggeschickt und sich geweigert zu essen. Er sah aus wie ein Skelett. Wenn ein 1,94m großer Mann keine 60 Kilo mehr wiegt ist das krass. Irgendwann wurde es besser und ging bergauf. Ihm wurde eine Platte in den Schädell eingesetzt.
Wir hatten ein wirklich gutes Verhältnis. Zwischendurch hatten wir immer noch die Probleme mit dem Vermieter und mussten extra zum Streichen nochmal nach Stuttgart. Alles war unglaublich schwierig. Meine Eltern besitzen einen Imbiss an einem Teich und zwei Imbisswägen. Das heißt wir müssen Wochenende arbeiten und unter der Woche auch am Teich. Schule und mein Bruder und Freunde und Pflichten. Das musste ich irgendwie alles unter einen Hut bringen. Ich bin untergegangen. Ich hab an einem Punkt nichtmehr gekonnt. Ich war auch erst fünfzehn und jetzt sechzehn. Ich habe angefangen mich zu ritzen. Ich habe einfach keinen anderen Weg gesehen dem Druck zu entkommen.
Mein Bruder hats gemerkt und mich drauf angesprochen. Ich konnte nicht mit ihm reden und er hat versprochen nichts zu sagen wenn ich das lassen würde.
Wenn Menschen dich zwingen und erpressen wollen mit so etwas aufzuhören, weil sie das beste für dich wollen machen sie dich in Wahrheit damit kaputt. Das setzt dich zusätzlich unter Druck. Ich konnte nicht aufhören. Dafür musste ich aber jede Gelegenheit die mein Bruder hätte um sich meine Arme anzusehen vermeiden. Er hat es auch versucht. Ich musste auf so manchen Kontakt mit ihm verzichten, der mir zu der Zeit unglaublich gefehlt hat, um nicht aufzufliegen. Das war unglaublich schwierig.
Mein Bruder kam dann kurz vor Weihnachten nachhause. Ich verlor den Kontakt zu ihm. Wir sahen uns kaum ein mal im Monat. Mit meiner damals besten Freundin hatte ich einen streit der alles Zerstörte. Es ging alles immer drunter und drüber. Irgendwie habe ich mich in der Zeit verloren. Ich war auch so dumm und hab mich sobald ich konnte zulaufen lassen. Da ist das ritzen auch ausgeartet. Da mir schon immer unheimlich schnell schlecht geworden ist und ich mich häufig übergeben muss musste ich zu einigen Ärzten. Unter anderem auch Hirn EEG und Ultraschall. Beim Ultraschall war ich so doof ein kurzärmliges T-Shirt anzuziehen und nur eine Jacke drüber welche ich logischerweise ausziehen musste. Das ist mir erst dort aufgefallen. Ich saß zwei Stunden neben meiner Mutter und dachte, wenn sie das jetzt sieht bist du eh erledigt. Sags ihr einfach. Wir wurden aufgerufen und in meiner Panik hab ich ihr in Tür und angel gesagt das ich mich geritzt habe und bin zum Arzt rein. Sie hat mich nach dem Ultraschall im Fahrstuhl angemacht Sie wolle das jetzt sofort sehen. Meine Unterarme sind seit dem meine intimste und empfindlichste Zone und ich soll ihr die zeigen weil sie mich anbrüllt. Na schönen dank auch. Auf dem ganzen weg nachhause meinte sie das ist was für KInder die Aufmerksamkeit wollen. Hat sich sorgen gemacht wie das andere finden könnten. Bsp. die Kunden beim Imbiss. Das tut jetzt noch weh. Für mich war es unbegreiflich wie sie sowas denken konnte. Es tut einfach weh wenn deine Mutter so reagiert. Das ist auch ein Schatten in unserer sonst rellativ guten Beziehung über den ich nie hinweg kommen werde.
Sie hat wirklich fast ein halbes Jahr nichts mitbekommen.
Da sie mich zu einem Psychologen bringen wollte wenn ich das noch einmal täte habe ich fast aufgehört. Es kamen nur wenige Schnitte an den Fußgelenken dazu. Das Leben ging weiter. Mal hatte der mit dem Streit und und und. Es ist nie wieder wirklich frieden in die Familie eingekehrt. Meine Schwester ist Schwanger im achten Monat und sie fällt als Arbeitskraft auf den Märkten weg. Ich habe noch ein gutes Stück mehr zu tun. In letzter Zeit hatten alle mit meinem Bruder stress.
Er hat nichtmalmehr die Tür aufgemacht wenn meine Schwester oder Mutter vor der Tür standen. Hat eine neue Nummer. Meine Oma stand immer auf seiner Seite. Sie wollte uns seine Nummer nicht geben und als meine Mutter letztens die Chance ergreifen wollte mit ihm zu reden als er bei meiner Großmutter war wollte sie meine Mutter gar nicht ins Haus lassen. Sie hat sich dann zutritt verschafft.
Von meinem Bruder war sie schockiert. Er scheint wirklich am Ende. Ich denke er kam nie über den Unfall hinweg. Er hatte eine Zeitlang extremen Gedächtnisverlust. Auch heute noch teilweise. Zu vollem Bewusstsein kam er erst ein halbes Jahr nach dem Unglück, ohne große Erinnerung. Zum psychogen wollte er nicht. Hat es nach dem ersten mal abgebrochen. Er ist ein anderer Mensch geworden.
Sie hält Suizid bei ihm nichtmehr für ausgeschlossen, er scheint regelmäßig Drogen zu nehmen und ist einfach durch mit der Schicht.
Damit ist die ganze Geschichte endlich erzählt.
Mein Problem ist, ich kann mich nicht erinnern einmal mehr aus tiefstem Herzen glücklich gewesen zu sein, seit das alles anfing. Es ist immer dieser bittere Beigeschmack der am Ende alles verdirbt. Wie soll ich das erklären?
Zb. war ich dieses Jahr auf einem Farin Urlaub Konzert. Ich vergöttere diesen Mann und ich habe mich noch nie so auf etwas gefreut. Ich war bis zuletzt der Überzeugung mein großer Bruder würde mit mir hingehen. Ich hab mich so gefreut das wir was zusammen machen. Kurz vorher sagt er ab. Ich bin dann ohne ihn mit einer Freundin hin. Wir hatten auch spaß aber es war nicht dasselbe. Bis dann ein Lied kam was mir den richtigen Dämpfer gegeben hat. Kein Zurück. Es Thematisiert Selbstmord. Ich stand in der Pogenden Menge und musste anfangen zu heulen. Das war so einer der Momente in denen wäre ich am liebsten an Ort und stelle gestorben. Das hab ich seit dem Unfall immer wieder. Ich fall so in mein Loch und kann einfach nichtmehr. Da liegt mir wieder dieser unglaubliche Stein auf dem Herzen. Ich würde es am liebsten rausschreien. Ritzen kann ich mich Nachtmahr und nur besaufen hilft auch nicht weiter. Ich kann nichtmehr einschlafen. Irgendwann habe ich angefangen einfach mitten in der Nacht aufzustehen , mich anzuziehen und aus dem Haus zu schleichen. Dann Lauf ich zwei drei Stunden durch die Stadt und wenn ich nachhause komme kann ich zumindest schlafen. Ich will einfach nichtmehr Leben. es geht einfach nichtmehr. Und ich will auch nicht drüber reden. Mit wem auch? Da ist niemand mehr mit dem ich reden kann. Letztens habe ich mich fast mit einer Freundin verkracht weil sie nach meinem Arm gegriffen hat und meinte "Zeig mal her". Irgendwo versteh ich ja auch dass es sie interessiert. Ich habe es nie irgendwem erklärt warum ein Mensch sich ritzt. Vielleicht auch weil mich niemand richtig drängt. So dumm das klingt, aber es verletzt mich das niemand nachbohrt. Niemand hat je versucht aus mir rauszubekommen warum. Man nimmt es halt so hin. Ich habe schön öfter darüber nachgedacht einfach von einer Brücke zu springen, mir die Pulsadern aufzuschneiden oder was weis ich. Aber nie so wirklich. Seit einem Monat bin ich soweit. Der Punkt ist erreicht. Ich kann nichtmehr. Keine Verantwortung mehr, keine Schule, keine Arbeit, nie wider verlieren und verletzt werden. Es wäre so leicht. Es wäre ein Schritt, ein Schnitt der mich davon trennt. Ich weis nichtmehr was ich verlieren könnte. Ich weiß es einfach nicht. Die Lästereien wegen dem Ritzen in der Schule oder die Arbeit?
Wenn ich nich so ein schlechtes Gewissen hätte. Wenn ich nicht die Menschen die ich liebe im Stich lassen müsste hätte ichs schon getan. Ich fühle mich so unfähig. Alle kommen klar und sind ganznormal. Leben einfach weiter. Und ich schaffs nicht. Ich komm nicht aus dem Vergangenen raus. Diese ganze schuld, dieses Gefühl das ich mit mir rumtrage wird zu schwer.
Mein Bruder war trotz all dem stress immer ein stückweit ein Grund. Und der hat das leben jetzt satt. Toll da können wir uns ja die Hand geben. Ich weiß einfach nichtmehr weiter. Ich weiß auch nicht was das hier ändern soll. Aber wer weis vielleicht hat ja jemand einen Rat.
LG, Joline




Liebe Joline,

was du schreibst spricht mich sehr an.
Auch ich habe mit meinem Bruder eine sehr innige Beziehung. Er ist seit längerem Alkoholkrank und sehr depressiv. Hat sich von allen und auch von mir sehr abgeschottet. Mein kleines "Kinderherz" versteht es nicht.
Immer wieder meldet er sich Wochen/Monate lang nicht und ich weiß dann nicht mal ob er noch lebt! Ich würde ihm zutrauen sich was an zu tun!
Wir haben als Kinder sehr viel schlimmes erleben müssen und wir haben uns soviel Halt gegeben. Ich habe angefangen (schon vor 15 Jahren) mich auf Therapien einzulassen, er blockt alles ab!
Es gibt Tage da zerreißt es mir fast mein Herz, da fehlt er mir so und manchmal denke ich ich könnte eher damit klar kommen wenn er tot wäre wie immer wieder mal kleine Hoffnungsschimmer die immer zerstört werden. So ist es aber sehr schwer los zulassen.
Meine Eltern leiden auch sehr darunter. Einmal bin ja ich, um die Sie jeden Tag früher so viel Angst hatten aufgrund meiner Erkrankung, und er nun auch!
Ich muss es irgendwie akzeptieren. Ich glaube auch das ich ihn irgendwie loslassen muss aber das ist schwer!
Sehr schwer!
Oft würde ich gern von allem weg rennen. Vor der tödlichen Krankheit meines Vaters, dem Krebs meiner liebsten Freundin und dem Schmerz mit meinem Bruder! Auch meine Arbeit ist sehr anstrengend.
Zur Zeit hab ich oft das Bild am Meer zu sein... einfach da zu sein und alles Schwere ist weg und ich darf nur sein!
Das wünsch ich mir so sehr!!!

Kennst den Spruch von Konfuzius?
"Was du liebst lass frei, kommt es zu Dir zurück gehört es dir ür immer!"
Spricht mich oft an!!!

Ich sende Dir liebe Grüße
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