Pflege

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Pflege

Beitragvon indigo » Do. 25.09.2014, 22:36

hey =)

ich habe ja jetzt ein FSJ in einer Behindertenschule angefangen, und hab da fast jeden Tag morgens oder nachmittags/abends zusätzlich zur Schulzeit Dienst im Internat. dort bin ich das Jahr über fest in einer Gruppe, mit 5 Schülern, von denen 3 so alt wie ich oder noch ein bisschen älter sind. zu meinen Aufgaben dort gehört das gemeinsame Essen, Freizeit und eben auch Pflege. ansich hab ich wenig Hemmungen, was sowas angeht, ich kann mit meinen Kindern in der Schule (1. Klasse) aufs Klo gehen, Windeln wechseln, oder mit dem einzigen Mädchen in meiner Gruppe im Internat auch Duschen gehen. da hab ich keine Berühungsängste oder so, auch wenn manche dort schwermehrfachbehindert sind.
allerdings wurde ich die letzten Tage für einen ...jungen Mann im Internat eingewiesen. um ihn und das eben erwähnte Mädchen werde ich mich hauptsächlich kümmern. er ist 18, sitzt im Rollstuhl. er hilft viel mit, braucht aber gerade beim waschen viel Hilfe. er ist trotz seiner körperlichen und geistigen Behinderung von der Entwicklung her wie andere in dem Alter auch sind. und außerdem mitten in der Pubertät.
heute hab ich das erste Mal ihn alleine geduscht, mit Aufsicht. der andere Pfleger, bei dem ich die letzten Tage dabei war, war das recht unkompliziert, einfach mit einem Waschlappen über den ganzen Körper, auch im Intimbereich, und fertig. allerdings wurde mir heute erklärt, so einfach sei das nicht :roll: darauf folgte ein ewiglanger Vortrag über Pflege im Intimbereich bei Jungs, wie das alles funktioniert, was wichtig ist, wo ich ihn überall wie anfassen muss, usw. und dann auch noch vonwegen ja, ich bin ein junges, hübschen (eheeeem naja^^) Mädchen, er ist ziemlich pubertär, da kann es schon sein, naja... das ihn das irgendwie erregt, wenn ich ihn da wasche. aber dass ich ihm da auch klar Grenzen setzen muss, und wenn es nicht klappt oder er irgendwie aufdringlich werden sollte (wobei das noch nie der Fall war und er wurde schon von einigen FSJlerinnen gewaschen...), soll ich auch Bescheid sagen, dann macht das wer anders.
naja. mein Problem damit: das einzige nackte männliche Wesen, dass ich jemals angefasst habe, war mein Exfreund. und wenn ich daran denke, wird mir schlecht (das mit der Panik hab ich mittlerweile im Griff :roll: ) und wenn ich nun den Jungen waschen muss und so ...anfassen muss (da is nicht mit Augen zu und durch, weil ich will ja auch nicht schlampern...), dann denke ich gezwungenermaßen an meinen Ex, auch wenn das ja ne ganz andere Situation ist. und dann kommt wieder alles hoch und mir geht es scheiße. außerdem habe ich ja bei meinem Ex gesehen, wie gut das mit dem Grenzen setzen und nein sagen klappt (eeeeeeeeeehm....nicht!!!-.-), da hab ich Sorge, das bei ihm falls nötig nicht hinzukrigen. und dann in der blöden Situation zu sein und nicht rauszukommen. ich bin da echt noch sehr empfindlich und mich triggert so ziemlich...alles.
ich könnte vielleicht mich wem anvertrauen von meinen Ansprechpersonen da, die Situation schildern und sie bitten, mich wo anders einzusetzen. die sind echt nett und verständnisvoll und rücksichtsvoll. aber das will ich nicht. ich will es machen. ich will alles machen. ich will alle meine Aufgaben gut und gewissenhaft erledigen können. wäre es irgendwie ein Praktikum von einer Woche oder so, dann wäre das kein Thema. aber ich habe ein Jahr dort. ich will eine Hilfe sein. ich will es können und ich will mich nicht bei der Arbeit von meinem Ex einschränken lassen.

hat von euch jemand schonmal eine ähnliche Situation gemeistert oder irgendwelche Ideen, wie ich das hinkriegen könnte, und was dabei hilft, den Unterschied zwischen ihm und meinem Ex mir klar zu machen, auch meinem Unterbewusstsein? das tat jetzt erst mal gut, sich das von der Seele zu schreiben... und Danke fürs Lesen.
indigo
 

Re: Pflege

Beitragvon Amon » Do. 25.09.2014, 22:40

Erstmal finde ich es toll das du die Maßnahme beginnst! Respekt!

Vom Bauchgefühl würde ich es einmal versuchen und wenn es nicht geht es nicht so stark zeigen. Und danach den zuständigen Pfleger fragen, ob du davon befreit wirst. Sind ja genügend andere Aufgaben vorhanden.
Amon
 

Re: Pflege

Beitragvon Charlotte » Do. 25.09.2014, 23:11

Vorweg: Ich mutmaße hier ins Blaue hinein, denn ich kann bei nichts mit eigenen Erfahrungen dienen. Wenn ich also Mist schreibe, ignoriere es einfach. ;)

Ich könnte mir vorstellen, dass es dir helfen könnte, die Pflegesituation möglichst anders zu gestalten als die Situationen mit deinem Ex-Freund. Zum Einen dürften die Latexhandschuhe, die du dabei tragen wirst, schon helfen, eine gewisse Distanz zu wahren. Dann könntest du mit dem Jungen reden, während du ihn wäschst. Über irgendeinen Blödsinn. Beschäftige dein Denken mit diesem Gespräch, dann hat es vielleicht keine Zeit, an deinen Ex-Freund zu denken. Vielleicht auch lustige Themen; ich glaube, Lachen kann so eine Situation auflockern. Das wird ihm auch helfen, sich von den intimen Berührungen abzulenken. Ich vermute mal, ihm wird es auch unangenehm sein, wenn er so ungewollt auf das Waschen reagiert.

Ich find's übrigens sehr mutig, dass du das trotz allem machen willst. Ich drück dir die Daumen, dass es klappt!
Charlotte
 

Re: Pflege

Beitragvon indigo » Do. 25.09.2014, 23:20

Danke ihr zwei für eure Antworten =)
und nein Charlotte, gar kein Mist!!!
ich antworte euch die Tage irgendwann ausführlich, grade macht mein Kopf nur noch dicht und es geht gar nichts mehr :roll:
Danke!!
indigo
 

Re: Pflege

Beitragvon indigo » So. 28.09.2014, 18:39

so, jetzt komme ich nochmal richtig zum antworten.
ich werde die nächste Woche sagen, ich will lieber nochmal dabei sein, wenn sie ihn waschen. das wurde mir auch so gesagt, dass ich selbst entscheide, wann ich es mir zutraue, das selbstständig zu übernehmen. und danach werde ich es versuchen. vielleicht bin ich die Tage sowieso eher bei dem Mädchen, das wäre natürlich entspannter, aber irgendwann will ich es auch schaffen.
das mit dem Plappern und Lachen ist ne gute Idee, ich weiß nur nicht genau, in wie weit ich das in der Situation kann, muss ich einfach ausprobieren. und ja, ich hab Handschuhe an, aber...die sind so dünn, das hilft mir nicht wirklich, da...spürt man alles :? .
dort bin ich allerdings sowieso bisher immer sehr gefasst gewesen, erst als ich aus hatte, kam das blöde hoch.
es fällt mir halt schwer, mit ihm so entspannt zu quatschen, während mir ein erfahrener Pfleger zuguckt, um zu sehen, ob ich alles richtig mache. das ist mir dann noch unangenehmer. ist halt unterschiedlich, manche lassen einen einfach machen und vertrauen da, andere kontrollieren.
das ist mir noch unangenehmer, zumal man mir Unwohlsein immer sehr sehr leicht ansieht. oder allgemein, man sieht mir eigentlich wenn man ein bisschen Empathievermögen hat und aufmerksam ist, sofort an, wenn was nicht stimmt :roll: man merkt es auch extrem, wenn ich mich wohlfühle oder fröhlich bin, ich bin irgendwie allgemein recht...durchsichtig, denke ich.
und noch zu dem, dass halt vieles hochkommt. es war einfach das wenige was ich an Erinnerungen hatte, irgendwo in den Tiefen meines Gehirns versteckt. das kommt jetzt hoch und macht mich ziemlich fertig, entweder beim einschlafen, wenn er dann ständig...'da' ist. oder auch insofern, weil ich halt wieder schlechter mit meinem eigenen Körper klarkomme, da ist duschen z.B. echt scheußlich, weil ich einfach wieder eklig und schlecht bin. aber letztes Jahr hatte ich die Situation schonmal, als überhaupt die ersten Erinnerungen wieder kamen. und ich bin da auch damit fertig geworden. eine Zeit lang ist es sehr schwierig, aber nach einer Weile, habe Ich wieder die Kontrolle, nicht er. ich werde nicht mehr panisch, ich kann unschöne Gedanken beiseite schieben, und es lässt allgemein nach. deswegen müsste ich es doch diesmal wieder schaffen... im Grunde kann man es ja auch nur verarbeiten, wenn es hoch kommt, ich hätte mir dafür zwar nicht unbedingt den jetzigen Zeitpunkt ausgesucht, wo eh so viel passiert, aber dann muss der Zeitpunkt des damit Auseinandersetzens eben jetzt sein. ich werde morgen mal meiner Thera anrufen, wann ich wieder zu ihr kann, es ist mir einfach wichtig, das alles zu besprechen.
(das alles klang glaube ich jetzt recht optimistisch, aber es ist voll gemischt. Vernunft ist optimistisch, Gefühl hat Angst :roll: aber ich will es hinkriegen. ich will mich außerdem von Ihm nicht jetzt noch dermaßen einschränken lassen. ich will das für mich schaffen. das ist glaube ich sehr wichtig.)
Danke euch beiden nochmal für eure Antworten :cuddle:
indigo
 


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