Lernen Gefühle zu empfinden.

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Lernen Gefühle zu empfinden.

Beitragvon hendrix89 » Mo. 13.01.2014, 15:53

Hallo, wie der Titel schon sagt habe ich Probleme Gefühle zu empfinden.
Hatte auch nie längerfristige Beziehungen. Mir fällt es schwer Vertrauen aufzubauen und Gefühle zuzulassen.
Dazu muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe das Dies in den letzten Jahren nochmals schlimmer geworden ist. Ich verspüre so eine Art innere Leere und Antriebslosigkeit verbunden mit totaler Gleichgültigkeit.
Früher habe ich oft sehr impulsiv reagiert und war aggressiv, was mir auch Probleme einbrachte.
Doch selbst diese Wut spüre ich nicht mehr. ich wüsste auch nicht wann ich das letzte mal geweint hätte.
Zu meiner Person:
Ich bin 24 Jahre alt, beruflich erfolgreich und wohne momentan berufsbedingt bei meinem Vater.
Meine Kindheit war durch den Alkoholismus meiner Eltern geprägt. Mein Vater trinkt seit ich Denken kann täglich. Dies führt bei ihm zu starken Stimmungsschwankungen.
Mein Vater wurde oft ausfallend meiner Mutter bzw meinem behinderten Bruder gegenüber, sodass ich mich gezwungen sah sie zu verteidigen und den Starken zu spielen.
Meine Mutter ist Quartalstrinkerin. Das hieß wenn es mal etwas stressiger wurde oder es Probleme mit meinem Vater gab fing auch sie an zu trinken. Sprich bei wichtigen Terminen wurde ich in meiner Kindheit häufig allein gelassen zB. bei der Einschulung. Insgesamt kann man sagen, dass ich schnell erwachsen werden musste. Als ich 12 war haben sich meine Eltern getrennt. Ich bin bei meinem Vater geblieben. Dies war eine sehr schwere Zeit für mich. Dennoch konnte ich mein Abitur sehr erfolgreich bestehen können. Dazu ist zu sagen, dass es meinen Eltern, gerade meinen Vater egal war, was ich mache. Bin selbst zu Elternsprechtagen gegangen und dergleichen. Dies hat mich besonders verletzt, da ich nichtsdestotrotz zu meinem Vater aufgesehen hab.

Mittlerweile habe ich immer mehr das Gefühl, dass das Gefühlchaos aus meiner Kindheit mich einholt.
Gibt es hier Leute mit ähnlichen Erfahrungen? Was hat euch geholfen? Sollte ich mir professionelle HIlfe suchen? Wie habt ihr die Freude am Leben wieder gefunden? Hab das Gefühl nur noch zu existieren und etwas zu verpassen.
hendrix89
 

Re: Lernen Gefühle zu empfinden.

Beitragvon BrokenAngel » Mo. 13.01.2014, 16:43

Hallo Hendrix!
Willkommen im Forum erst mal. Es ist toll, dass du dich getraut hast, hier zu schreiben.
Obwohl ich noch ziemlich jung bin, kenne ich dieses Gefühl trotzdem... Dass es dir gerade so mies geht erstaunt mich nicht, wenn ich über deine Vergangenheit lese... Du wurdest damals ziemlich im Stich gelassen, das ist wirklich traurig. Dein Vertrauen zu deinen Eltern wurde gebrochen, deswegen hast du Angst, anderen Leuten zu vertrauen.. (so sehe ich das)
Meine Mom trinkt auch ziemlich oft, deswegen kenne ich das mit den Stimmungsschwankungen ziemlich gut. Es ist auch super, dass du dich für deine Mom und deinen Bruder damals eingesetzt hast, auch wenn es gegen deinen Vater ging und du gewissermaßen keine andere Wahl hattest. Das zeigt eine gewisse Stärke, die du besitzt. (:
Natürlich ist das echt nicht okay, dass deine Eltern dich damals so oft alleine gelassen haben, eher im Gegenteil, es hat sich ziemlich negativ auf deine Zukunft ausgewirkt. Trotzdem bist du durch diese Zeit selbstständig und stark geworden... Deine Mom konnte aber damals wohl nicht anders mit ihren Problemen umgehen und da liegt der Griff zur Flasche immer ziemlich nahe. Es ist vielleicht der leichteste Weg, aber es ist nicht wirklich hilfreich. Nicht für sie und nicht für dich.
Du hast ziemlich viel überstanden seit dieser Zeit, du bist stark geblieben und doch ist etwas in dir zu Bruch gegangen... Aber ich glaube nicht, dass du deinen Eltern egal warst. (sonst hätten sie dich kaum in die Welt gesetzt, oder?) Sie haben nur nicht gelernt, wie man mit einem Kind umgeht und auch der Alkohol hat das alles nur noch schlimmer gemacht.
Wie geht es deinen Eltern denn mittlerweile? Wie stehst du zu den beiden? Siehst du deine Mutter auch noch?
Du bist eine wirklich starke Person, denn du hast dich von all deinen Problemen nicht unterkriegen lassen, darauf kannst du unglaublich stolz sein (:
Ob du dir professionelle Hilfe suchst, kannst letztendlich nur du selbst entscheiden. Vielleicht solltest du es tun.. dir den ganzen Frust von der Seele reden, das hilft oft schon ziemlich. Wenn du bereit bist, dich einem Menschen vom Fach zu öffnen, wenn du das Gefühl hast, es könnte dir helfen, dann mach das auch.
Du musst dieses Gefühl, das du gerade verspürst, bekämpfen und das funktioniert nicht, wenn du dich immer weiter zurückziehst und dich total abspaltest. Du solltest mal unter Menschen gehen, du musst sie ja nicht unbedingt gleich ansprechen oder so. Es tut nur oft gut, das Gefühl zu haben, dass jemand da ist..
Du musst wieder lernen, Vertrauen aufzubauen, so schwer ist auch ist, aber geh es langsam an und auch nur wenn du bereit bist. Entscheidend ist nur, dass du es tust. Versuch wieder, soziale Kontakte zu knüpfen, aber langsam und sicher. Wenn du die Menschen um dich herum wieder richtig wahrnimmst, dann wird dieses Gefühl verschwinden, ich bin mir sicher. Nur du selbst stehst dir noch im Weg... es wird Zeit, dass du den entscheidenden Schritt machst, findest du nicht?
Es kostet Überwindung, aber du kannst das schaffen, vergiss das nie! (:
BrokenAngel
 

Re: Lernen Gefühle zu empfinden.

Beitragvon hendrix89 » Mo. 13.01.2014, 17:07

Hey, danke für die schnelle Antwort
Ich habe glücklicherweise viele und auch gute Freunde sowie Arbeitskollegen. Allerdings kann ich mich auch denen nicht öffnen.
Habe noch nie mit jemanden über meine Probleme gesprochen.
Zu meiner Mutter habe ich mittlerweile wieder einen guten Kontakt. Sie hat auch nur selten mal einen Rückfall.
Habe mich mit ihr auch mal ausgesprochen. Allerdings habe ich vieles unerwähnt gelassen und verharmlost um ihr keine Schuldgefühle einzureden, was wohl wieder zum Griff zur Flasche geführt hätte.
Momentan wohne ich übergangsweise bei meinem Vater. Dort ist alles beim Alten. Er trinkt jeden Tag min. 4 l bier.
Allerdings bin ich viel unterwegs und bekomme nicht alzu viel davon mit. Er geht auch halbwegs regelmäßig arbeiten (Montags ausgenommen).
Habe mich damit abgefunden, dass er sich tot säuft und warte darauf, dass es soweit ist. Denke sogar häufig es würde einiges einfacher machen wenn es bald geschieht.
Komme ansonsten aber mit ihm aus. Ein gutes Verhältnis zu ihm habe ich aber nicht, dafür ist zuviel vorgefallen.
Was mir noch eingefallen ist, dass ich Probleme habe meinen Geburtstag zu feiern. Auch Weihnachten und andere Feste sind fast unerträglich geworden für mich. Will dann am liebsten allein sein.
Befürchte auch, dass ich beziehungsunfähig bin. Die kurzen Beziehungen, die ich hatte haben mir nie was bedeutet.
hendrix89
 

Re: Lernen Gefühle zu empfinden.

Beitragvon cats47 » Mo. 13.01.2014, 19:25

Hallo hendrix89,

auch von mir willkommen im Forum.
Die Unfähigkeit Gefühle zu empfinden die du beschreibst das kenne ich nur zu gut.
Außer Angst,Hass und Aggression gegen mich selbst spüre ich nichts.
Menschen wieder wahr zu nehmen, wenigstens ab und zu Mitgefühl zu haben
das lerne ich ganz langsam hier über's Forum.
Was nicht heißt das ich gut darin bin mich auszudrücken oder anderen Ratschläge
zu geben.
Du bist als Kind von deinen Eltern im Stich gelassen worden als du sie gebraucht
hättest. Wahrscheinlich hast du in der Zeit deine Gefühle abgespalten um
überleben zu können. Was sollte ein Kind anders tun ?
Dein Fühlen ist verschüttet aber die Fähigkeit ist nicht verschwunden.
Ob es für dich sinnvoll ist professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen kannst du
nur selbst entscheiden.
Mir persönlich hilft die Therapie, darüber zu reden das meine Eltern nicht fähig
waren mich zu lieben.
Das du beziehungsunfähig bist glaube ich nicht. Woher sollst du denn wissen was
Liebe oder Freude ist ?
Aber das kann sich ändern.
cats47
 

Re: Lernen Gefühle zu empfinden.

Beitragvon hendrix89 » Sa. 18.01.2014, 19:38

Zunächst einmal danke für die Antworten.
Ich denke schon, dass ich die Fähigkeit besitze zu fühlen. Nur habe ich Dies seit mehreren Jahren nicht mehr.
Habe auch nochmal mit meiner Mutter gesprochen. Sie sagte ich sei als Kind sehr emotional gewesen. Hätte viel geweint. Ich selbst weiß davon aber nichts.
Ich kann nicht sagen, wann ich das letzte mal geweint hätte oder glücklich gewesen bin. Was mich auch beunruhigt, ist dass meine innere Wut verschwunden ist. Sie gab mir irgendwie Antrieb und die Kraft weiterzumachen.
Stattdessen habe ich jetzt das Gefühl der inneren Leere, als würde etwas fehlen. Alles scheint gleichgültig zu sein. Man fragt sich, warum sich weiter bemühen? für wen?

Vor kurzem habe ich mich mit einem alten Jugendfreund getroffen. Er meinte irgendwas würde nicht mit mir stimmen, ich würde Löcher in die Luft starren und abwesend wirken.
Aber selbst als dieser nachfragte was nicht stimmen würde reagierte ich nur abweisend.
Ich habe viele Freunde und mit den meisten Arbeitskollegen komme ich auch gut klar.
Hab aber das Gefühl, dass diese Menschen mir immer gleichgültiger werden. Ich schreibe nur selten zurück oder rufe mal an.
Wie soll sich nun diese Mauer um mich herum einreißen? Habe das Gefühl allen was vorzuspielen, nicht mehr ich zu sein.
hendrix89
 


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