Überzogene Erwartungen

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Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Sa. 07.12.2013, 09:23

Wie schaffe ich es meine völlig überzogenen Erwartungen an Feiertage oder den
Geburtstag in den Griff zu kriegen ?
Dieses Jahr bin ich Weihnachten das erste Mal ganz allein mit meinen Katzen und
mir graut es davor.
Allemal besser als die letzten Jahre mit Rosel wo dann jeder Abend gegen 19.30 Uhr
im Vollsuff geendet ist und ich nach ihrer Pfeife tanzen mußte, hmm.
Das sagt der Verstand. Aber das Gefühl, das kleine Kind in mir, stampft innerlich
mit dem Fuß auf und trotzt weil es das Besondere eben nicht haben kann und
fühlt sich betrogen.
Früher bin ich für die Feiertage nach Spanien geflogen. Meine Schwester und meine
Nichte mögen Weihnachten nicht. Es gab dann nur wegen mir einen Baum, Deko
und gefülltes Geflügel zu Heiligabend.
Und selbst zu der Zeit ist es mir so gegangen das ich hinterher enttäuscht gedacht
habe war das jetzt alles und meine Kinderträume von der heilen Welt
hatten sich mal wieder nicht erfüllt.
Darüber das meine Schwester an meinem Geburtstag im Januar erst am späten
Nachmittag ankommt bin ich wahnsinnig enttäuscht. Es gibt im Winter wenig Flüge
und sonst müßte sie 1 Woche bleiben. Das ist ihr zu lange.
Sie kommt nicht meinetwegen sondern weil sie Arzttermine hat.
Ich müßte dafür dankbar sein das wir dann wenigstens abends noch zusammen
essen gehen können. Besser als nichts.
Es ist egoistisch einen tollen, besonderen Tag zu erwarten an dem sich alles um
mich dreht.
Solange meine Mutter noch gelebt hat und es mir gut ging hat es mich nie
interessiert wie es denen geht die alleine sind.
Jetzt erlebe ich das aus eigener Erfahrung.
Die Einsicht das Weihnachten und Geburtstag ganz normale Tage sind und nichts
Besonderes daran muß ich wohl noch arbeiten.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Blume » Sa. 07.12.2013, 14:43

Hallo cats47!

Es stimmt nicht, dass Heiligabend und Geburtstag einfach stinknormale Tage sind und es ist wirklich schade, dass du sie wohl größtenteils allein verbringen musst.
Allein die Vorstellung löst in mir große Traurigkeit aus ... Ich habe großes Mitgefühl mit dir. :troest:

Dein Geburtstag ist doch allein schon deswegen etwas Besonderes, weil du da geboren wurdest! Du bist auf die Welt gekommen und hast viele Menschen bereichert und glücklich gemacht. Das sollte man feiern.
Ich finde es schade, dass deine Schwester hauptsächlich wegen der Arzttermine kommt, aber vielleicht ist es dir trotzdem möglich, das Essen mit ihr zu genießen? Und dann sind wir im Forum ja auch noch da. Das ist natürlich nur ein schwacher Trost, das ist mir klar, weil wir ja nur virtuell da sein können, aber wir vergessen dich nicht und sind für dich da, wenn du uns brauchst.

Gibt es für dich nicht irgendeine Möglichkeit, Heiligabend mit anderen zu verbringen? Ich habe gerade mal gegoogelt und es gibt in vielen Städten ein "Weihnachten für Alleinstehende", vielleicht ja auch bei dir?
Ich weiß, dass es dir schwer fällt, dich unter Menschen zu mischen, aber den heiligen Abend allein mit den Katzen zu verbringen, kann es ja auch nicht sein. Ich glaube, das macht einen erst recht depressiv.

Ich hoffe wirklich sehr für dich, dass du Weihnachten nicht völlig allein verbringen musst!
Blume
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Sa. 07.12.2013, 15:36

Vielen Dank für deine lieben Worte Blume. Dem Druck, bzw. der Erpressung, meiner
Verwandschaft in Spanien in ihre Nähe zu ziehen nicht nachzugeben war
genauso eine bewußte Entscheidung wie den Kontakt mit Rosel abzubrechen.
Mit den Konsequenzen muß ich jetzt eben leben.
Manchmal ist der Gedanke das die Zukunft aus Alleinsein bestehen wird trotzdem
schwer zu ertragen.
Bereichert oder glücklich gemacht habe ich niemanden. Für meine Familie war ich
immer nur Enttäuschung und Belastung.
Meine Schwester ist 17 Jahre älter und fühlt sich für mich , die "Kleine",
verantwortlich. Aber das ist auch schon alles.
Vielleicht ziehen die Beiden bald noch weiter weg, nach Gran Canaria.
Weihnachten für Alleinstehende gibt es bei uns in der Kleinstadt nicht.
Ich habe meine Katzen und dafür bin ich sehr dankbar.
Das ewige Selbstmitleid gehört zu den Eigenschaften die ich an mir am meisten
verachte. Ich überstehe die Feiertage ohne wieder zur Flasche zu greifen.
Das schaffe ich schon.
Ich bin so froh das es das Forum gibt. Weiß manchmal nicht was ich ohne euch
machen würde.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Sa. 07.12.2013, 18:31

Mach es Dir an Weihnachten für Dich schön.
Mach Dir selber einen Tag, wie Du Dir wünschen würdest, dass ihn Dir jemand anders gestaltet.

Ja, Du wirst trotzdem traurig sein und Dich allein fühlen.

Aber deswegen darfst du es trotzdem nett haben. Und Dich verwöhnen. Das hast Du Dir nämlich verdient.

Und ich glaube nicht, dass Du für immer allein sein wirst.
Irgendwo, nach vorne, in der Zukunft, warten liebe neue Freunde und wenn Du das möchtest auch wieder Liebe.

Als mein Mann mir seine Freundin gestanden hat und dass er die Kinder und mich verlässt, hat mir eine Freundin gesagt
Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende

Du warst stark und hast Dich entschieden. Und jetzt musst Du durch eine blöde, einsame Phase durch. Aber das wird ganz sicher auch wieder anders!
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Mirai » Sa. 07.12.2013, 18:48

Ich kann mich dem nur anschließen. Weihnachten ist eine besondere Zeit und die solltest du dir von niemandem versauen lassen.
Bist du religiös? Dann könnte dir ein Kirchenbesuch vielleicht helfen, die Einsamkeit ein wenig zu vertreiben. :wink:

Auf jeden Fall solltest du dir selbst etwas Gutes tun, denn Weihnachten ist eine besondere Zeit, der du nicht mit Traurigkeit begegnen solltest. :cuddle:
Mirai
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » So. 08.12.2013, 09:43

Danke Kathikatze und Mirai.
Nächste Woche kommt meine Schwester. Von Freitags Mittags bis Sonntag Abends.
Samstag will sie nach Trier auf den Weihnachtsmarkt. Für mich ein Horror.
Die vielen Menschen, das Gedränge und die Hektik um einen herum.
Natürlich freue ich mich das sie kommt und diesmal wirklich nur meinetwegen.
Wie teuer die Flüge vor Weihnachten sind hätten sie mir allerdings nicht
umbedingt unter die Nase reiben müssen.
An der Einsamkeit und dem Alleinsein wird sich für mich nichts mehr ändern.
Je eher ich das akzeptiere und lerne das Beste daraus zu machen umso besser.
Freunde habe ich seit der Schulzeit keine mehr. Die wenigen Bekannten
danach waren immer sehr viel ältere, dominante Frauen, wie meine Mutter,
die mich beherrschen wollten.
Niemand will Kontakt zu einem gefühllosen Egoisten der andere Menschen nur
zur Befriedigung seiner Bedürfnisse ausnutzt und panische Angst vor Nähe hat.
Ich bin fast 48, war noch nie verliebt und hatte noch nie eine Beziehung.
Was man nicht kennt vermisst man auch nicht.
Die schönen Zeiten im Leben mit Reisen, was erleben und Spaß haben die
sind vorbei. Ich erwarte mir nichts mehr.
Wenn ich mit jemand reden will dann muß ich eben in Spanien anrufen und wenn meine
Schwester mal nicht mehr da ist dürfte es mit dem Kontakt auch vorbei sein.
Außer meiner Schwester und meiner Nichte habe ich niemanden mehr.
Natürlich macht mich der Gedanke das sie nach Gran Canaria ziehen wollen
total depri. Dann werde ich kaum noch Besuch kriegen wenn überhaupt.
Fast 7 Jahre allein aber die dominante Beschützerfigur die mich an der Hand nimmt,
für mich sorgt und bei der ich die Verantwortung für mein Leben abgeben
kann fehlt mir immer noch.
Das kommt niemals wieder, ich weiß.
Die Angst vor den Feiertagen das war nur der Auslöser. Diese Depriphase geht eigentlich
schon viel länger. Für die Katzen werde ich mich zusammenreißen und da rausfinden.
Die wollen kein Frauchen das vor'm Computer sitzt und heult.
Sorry das ihr euch mein Selbstmitleid zum x-ten Mal in Überlänge anhören müßt.
Das Thema ist ja nicht neu und irgendwann werde ich es schaffen mich mit der
Situation wie sie nun mal ist zu arrangieren.
Bin zwar Atheist aber an einen eventuellen Gottesdienstbesuch an Weihnachten habe
ich tatsächlich auch schon gedacht, mal sehen.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Mirai » So. 08.12.2013, 12:53

Liebe cats,

ich finde nicht, dass du in Selbstmitleid versinkst. Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass du so depressiv denkst.
Wenn ich das mal zusammenfassen darf, klingt bei dir alles nach "Mein Leben ist schlecht und damit muss ich mich eben arrangieren.".
Das kann aber doch nicht die Lösung sein, oder? Der Gedanke, dass du an Weihnachten ganz alleine bist, ist extrem traurig...

Die Religion ist eine schwierige Angelegenheit und da sollte jeder seinen eigenen Weg finden. Bei mir hat es auch sehr lange gedauert.
Ich glaube an Gott, weil es mir Kraft gibt, an ihn zu glauben und neben all dem Kummer und Leid auf diesem Planeten gibt es auch so viel Gutes.
Jeder Mensch, der wahrhaft glücklich ist, auch wenn es nur für eine Sekunde ist, ist ein wertvolles Geschenk. :wink:

Ich finde, du solltest einen Kirchenbesuch davon abhängig machen, wie du dich an diesen Tagen fühlst.
Wenn du dich stabil genug fühlst, kann es dir vielleicht helfen, Menschen zu sehen und Lieder zu singen, aber wenn du dich nicht stabil genug fühlst, dann kann es vielleicht auch deprimierend sein, wenn du auf viele Menschen triffst, die Weihnachten mit ihren Familien verbringen. :(
Mirai
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » So. 08.12.2013, 13:52

Im Vergleich zu 2006, dem letzten Weihnachten mit meiner Mutter, ist
Alleinesein dann gar nicht so schlimm.
Damals habe ich mir von meiner Hausärztin ein Beruhigungsmittel
verschreiben lassen damit ich das bösartige Weib nicht im Affekt
totschlage. Ich war nicht bereit wegen der Frau, das Pflegebedürftige
bösartig werden ist ja leider gar nicht so selten, in den Knast zu
gehen.
Grins, wie sie sich gegiftet hat das sie mich dann nicht ärgern konnte
das freut mich heute noch.
Ich bin normalerweise nicht für Tabletten aber in dem Fall war es
notwendig.
Eine Lösung wie ich in meinem Leben etwas verbessern könnte habe
ich nicht und schon seit einer ganzen Weile auch keine Kraft dazu.
Für mehr als sich jeden Tag irgendwie mehr schlecht als recht
durchzuwursteln reicht es nicht.
In 11 Tagen ist meine nächste Therapiestunde.
Bis dahin erst mal den Kopf oben behalten und weiter machen.
Nach meiner Erfahrung wird jeder Moment des Glücks sehr schnell
bestraft. Ich habe Angst vor dem Glück und seinen Folgen.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Mo. 09.12.2013, 17:54

cats47 hat geschrieben:An der Einsamkeit und dem Alleinsein wird sich für mich nichts mehr ändern.
Je eher ich das akzeptiere und lerne das Beste daraus zu machen umso besser.

Es ist sicher gut,das genau so zu akzeptieren und zuerwarten.
Aber ich glaube,genau dann, wenn Du Dich damit abgefunden und darin eingerichtet hast, bist Du offen dafür, ohne ERwartungen auf Menschen zuzugehen.Und irgendwann ergibt sich einfach eine nette Bekanntschaft... und noch eine... und irgendwann werden dann auch Freunde aus den Bekannten.
Ich bin ein hoffnungsloser Optimist, tut mir leid :-)


cats47 hat geschrieben:Niemand will Kontakt zu einem gefühllosen Egoisten der andere Menschen nur
zur Befriedigung seiner Bedürfnisse ausnutzt und panische Angst vor Nähe hat.


Doch, auch das :-)
Irgendwer wrd sehen, was hinter der "Gefühllosigkeit" wirklich steckt.
Und irgendwie gehört es doch dazu,seine eigenen Bedürfnisse befriedigen zu wollen- das ist nicht sonderlich egoistisch, finde ich.
Mein Freund ist auch oft der Meinung, er könne mir doch garnicht viel geben. Tut er aber doch :-) Ganz ohne es zu merken und ohne es zu beabsichtigen :-)
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Mo. 09.12.2013, 19:04

@ Kathikatze

Optimismus ist etwas wunderschönes. Ich mache mir mit meinem Pessimismus
und meiner generell negativen Einstellung wahrscheinlich oft unnötig
das Leben schwer.
Aber keiner kann aus seiner Haut.
Hier im Forum habe ich schon so viel Hilfe bekommen und oft ein schlechtes
Gewissen weil ich nie etwas zurückgeben kann.
Einfühlsamkeit und die richtigen Worte finden das schaffe ich nicht also
sage ich oft nichts weil ich mich nicht traue.
Anderen auch mal was zu geben das würde ich gerne, sehr gerne sogar,
kriege es aber leider nicht hin.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Di. 10.12.2013, 00:29

Was ich damit sagen wollte,ist, dass Du vielleicht doch anderen etwas geben kannst. Gibst. Ohne es zumerken, weil es nicht das ist, was Du gerne geben würdest. Aber vielleicht trotzdem das, was jemand anderes gerade braucht :)
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Vanilla » Di. 10.12.2013, 21:02

Ich finde du gibs anderen schon etwas.
Du liest was sie geschrieben haben + siehst wie es anderen geht.
Das ist schon viel, oft antwortest du auch. Und da andere auch deine Beitraege lesen, wissen sie wie
schwer es dir faellt:)

Ich finde toll, was du geschafft hast, seit du hier bist.
Und ich freue mich, dass deine Schwester naechste Woche kommt.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Mi. 11.12.2013, 09:59

Danke Vanilla.
Ich erlebe hier im Forum das erste Mal in meinem Leben das es Menschen gibt
die Positives an mir sehen.
Das bedeutet mir sehr viel.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » So. 15.12.2013, 22:42

Und? Wie war die Zeit mit Deiner Schwester?
Habt ihr eine gute Zeit zusammen verbracht?
Bist Du vielleicht ein bißchen versöhnt mit der Lücke zwischen Deinen Erwartungen und dem, was Duvon Deiner Familie bekommst?
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Mo. 16.12.2013, 08:40

Die Besuche von meiner Schwester oder meiner Nichte sind halt immer kurz und
megastressig. Normalerweise kommen die beiden nicht meinetwegen.
Meine Schwester ist noch in Deutschland krankenversichert und macht hier ihre
Arzttermine, meine Nichte hat andere Dinge zu erledigen wenn sie kommt.
Diesmal keine Termine sehr ungewöhnlich.
Auch wenn es nur 2 1/2 Tage waren jemand zum reden zu haben, was zu erleben,
raus aus der endlosen Langeweile und inneren Leere, das war natürlich toll.
Hinterher bin ich dann immer total erledigt und muß mich erst mal erholen.
Nach 3 Tagen ist alles unternommen und das mehr oder weniger einzige
Gesprächsthema Tiere gründlich durchgehechelt.
Wahrscheinlich könnten wir länger gar nichts miteinander anfangen.
So ist es eben.
cats47
 

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