Überzogene Erwartungen

Hier könnt Ihr Euren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen.

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Fr. 20.12.2013, 14:35

Langsam merke ich das den Begriff überzogene Erwartungen viel zu eng definiert
habe.
Das passt nicht nur auf Feiertage und Geburtstag sondern auf mein ganzes
Leben fürchte ich.
Wenn ich nicht im Mittelpunkt stehe, die Welt sich quasi um mich dreht, und ich
über die wenigen Themen reden kann die mich interessieren habe ich ein
Riesenproblem.
Vor lauter Gier nach Aufmerksamkeit und Zuwendung stürze ich von einer
Abhängigkeit in die nächste.
Mir das ehrlich einzugestehen hat mich gestern ziemlich erschreckt.
Vom Verstand her weiß ich das nicht andere für mein Lebensglück zuständig
sind sondern ausschließlich ich selbst.
Das kleine Kind, mein Innenleben, wieder mal trotzig Fuß aufstampf, erwartet
verwöhnt, beschützt, betüttelt zu werden und ständige Aufmerksamkeit
mit absoluter Selbstverständlichkeit.
Ich bin erwachsen, ja ich weiß, aber aus diesem Dilemma rauszufinden,
mir selbst Aufmerksamkeit zu geben und sie nicht nur im Außen zu suchen
das schaffe ich genausowenig wie etwas mit mir anfangen zu können.
Statt dessen zapp,zapp,zapp durch die Foren auf der Suche nach Zuwendung
oder wieder mal ein Frustkauf bei Ebay. :(
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Fr. 20.12.2013, 21:01

Ich mag jetzt garnicht so viel dazu sagen... ich wollte nur Danke sagen, dass Du diese Erfahrung mit uns teilst.
Hast Du schon in der Therapie darüber gesprochen?
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Sa. 21.12.2013, 08:59

Hinterher hatte ich überlegt ob es richtig war das hier so offen und ehrlich zu schreiben.
Ich stelle mich damit ja selber in ein sehr negatives Licht.
Deshalb weiß ich deine diplomatische Reaktion zu schätzen,danke. :respekt:
Ja, wir haben in der Therapie schon öfter darüber gesprochen.
Daran das ich dabei war in eine Abhängigkeit von meiner Therapeutin zu rutschen
und diese Grenze wahrscheinlich schon ein Stückchen überschritten hatte
knabbere ich immer noch.
Höchste Zeit in den nächsten knapp 2 Wochen mal gründlich den Kopf zu sortieren.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Carmen » Sa. 21.12.2013, 14:16

cats47,

ich finde das gut, dass du so offen sein kannst-in dem Thema würde mir das sehr schwer fallen :respekt:

Weißt du, was mir immer mehr auffällt, ist, dass du reflektierst und dabei viele Dinge erkennst, die wichtig sind. Ich für meinen Teil würde sagen, dass du wichtige Schritte nach vorne gemacht hast. :)

Liebe Grüße,
Carmen
Carmen
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Sa. 21.12.2013, 15:10

Das war nicht diplomatisch, weil Du mir jetzt dadurch unsympatischer wirst oder so - ich bezweifle arg, dass es SO schlimm ist,wie Du es darstellst, deswegen bin ich etwas vorsichtig :-)
Ich denke, im ersten Moment so einer Erkenntnis neigt man oft dazu, das erkannte alsganz extrem wahrzunehmen und als alleingültige Wahrheit. Die liegt aber fast immer irgendwo in der Mitte.
Deswegen wollte ich Dir noch etwas Zeit lassen,das ganze sacken zu lassen.

ich halte Dich, hier vom lesen her, für einen ziemlich sensiblen und liebebedürftigen Menschen.Und Liebe zu wollen,Aufmerksamkeit,das allein ist für mich noch nicht besonders egoistisch
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » So. 22.12.2013, 19:45

@ Kathikatze

Ich bin jemand der zu maßlosen Übertreibungen und Melodrama neigt.
Das weiß ich, es gehört zu den vielen Fehlern an mir die ich
leider nicht los werde.
Das ich zuviel und oft zu unüberlegt rede genauso.
Nur die richtigen Worte die finde ich allzu selten.
Das die Wahrheit meistens in der Mitte liegt ist richtig.
Mit allen Mitteln einschließlich Manipulation und Erpressungsversuchen
um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu kämpfen, und niemals genug
davon bekommen zu können, das sehe ich allerdings schon als
Egoismus.

@ Carmen

Danke. Mir gelingt es einfach nicht an mich zu glauben.
Da steht der verdammte Selbsthass im Weg.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Di. 24.12.2013, 00:44

Hmmm... magst Du ein bißchen erzählen, wie das ist?
Also, was mich interessiert...wie geht das? Wie erpresst man andere um Zuwendung?

Ich brauche selber viel davon-aber ich kann nichts damit anfangen,wenn ich nicht das Gefühl habe, es kommt ehrlich und aus freien Stücken.
Ich fühl mich schon nicht mehr "richtig" wahrgenommen, wenn ich nachfragen muss... nach einem Kuss, einem lieben Wort, einem "Danke"
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Kathikatze » Di. 24.12.2013, 23:24

Hey, ich denk ganz viel an Dich heute :)
Wie geht`s Dir gerade? Was hast Du alles Schönes gemacht?
Kathikatze
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon Carmen » Mi. 25.12.2013, 23:55

cats,
wenn man nicht an sich selber glauben kann... das kenn ich zu gut, zum glück gab es einen lieben Mensch, der das für mich tat. Genauso wie wir hier. Ich bin fest davon überzeugt, dass du das schaffst, und iwann selber an dich glauben kannst :cuddle:
Carmen
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Do. 26.12.2013, 11:17

@ Kathikatze

Ich träume von Nähe,Wärme und Geborgenheit, davon mal in den Arm genommen
zu werden, wie jeder andere Mensch auch.
Wärme und Geborgenheit gibt es für mich aber nur durch meine Katzen, dafür bin
ich sehr dankbar, und Nähe, jede Form von Berührung, geht nur in der
Phantasie. Im realen Leben ertrage ich das nicht.
Daran das man mich nicht wahr nimmt und Zuwendung eben weder von alleine
noch umsonst gegeben wird habe ich mich schon lange gewöhnt.
Ich muß darum kämpfen, auch mit unlauteren Mitteln. Mich dafür anpassen, unterordnen,
gefallen. Sonst werde ich nichts bekommen.
Nach der Schulzeit waren die wenigen Kontakte in meinem Leben immer wesentlich
ältere Frauen. Da habe ich dann die Manipulationsschiene ich bin so klein und hilflos,
ihr müsst für mich sorgen eingesetzt und an Beschützerinstinkte appeliert.
Oder bei meiner Schwester an ihr Verantwortungsgefühl als Ältere.
Ich habe mir auch schon Zuwendung quasi gekauft.
Natürlich ist das verwerflich aber nachdem ich einsehen mußte das ich das Gefühl
geliebt zu werden, außer von meinen wunderbaren Katzen, nun mal nicht haben
kann benutze ich die Menschen nur noch.

Bis jetzt habe ich die Feiertage mit Kino und Weihnachtscircus ganz gut
überstanden. Den Rest schaffe ich auch noch.

@ Carmen

Meine Katzen glauben an mich, nehmen mich an so wie ich bin ohne
zu bewerten. Das ist für mich sehr kostbar weil es eine neue
Erfahrung in meinem Leben ist.
cats47
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon EwigeMutter » Do. 26.12.2013, 17:44

Gut-, Menschen sind meist etwas anspruchsvoller als Katzen,-
aber sie können einem auch mehr geben.
Es ist schade und auch irgendwie sehr traurig,dass Du diese positiven Erfahrungen
mit Menschen nie machen konntest.
Ich denke aber,es ist nie zu spät.
Du müsstest es nur wirklich wollen.
Katzen zu lieben ist einfacher,als Menschen zu lieben.

Ich bin übrigens ein großer Katzen-Fan und hätte sehr gerne welche,-
ich muss aber darauf verzichten,weil mein Mann hochgradig allergisch reagiert.
Trotz einiger Ehe-Probleme verzichte ich aber lieber auf die Katzen,als auf meinen Mann.

Ich wünsche Dir,dass Du doch noch einmal von jemandem umarmt und geliebt wirst,der kein Fell und Schnurrhaare hat!
EwigeMutter
 

Re: Überzogene Erwartungen

Beitragvon cats47 » Fr. 27.12.2013, 15:42

In manchem bin ich emotional auf dem Stand eines Kindes.
Natürlich weiß ich das man entgangene Mutterliebe in der
Kindheit als Erwachsener nicht mit einem
"Ersatzobjekt" nachholen kann.
Trotzdem kämpfe ich weiter verzweifelt und vergeblich
gegen Windmühlenflügel auf der Suche nach einer
Ersatzmama.
Zu einer Beziehung oder einer echten Freundschaft bin ich
gar nicht fähig weil es mir immer nur und ausschließlich
um Aufmerksamkeit und Zuwendung für mich geht.
Ich bin nie geliebt worden und ich kann selbst nicht lieben.
Bin völlig unfähig dazu. Noch nicht einmal fühlen kann ich.
Es hat lange gedauert bis ich in der Lage war es auszuhalten
das eine Katze länger auf meinem Schoß liegt.
Von Nähe und Wärme zu träumen ist eins aber im realen
Leben ganz schön schwierig dann nicht auf Abwehr zu gehen.
Meine Schutzschilde machen mich einsam aber sie ermöglichen
mir zu überleben.
Vertrauen und Nähe zulassen heißt verletzt werden oder was
noch schlimmer ist das ich die Menschen die ich mag
verletzte mit meiner Art und meiner maßlosen,
unkontrollierbaren Gier nach Zuwendung.
Vielleicht ergibt sich im Laufe der Zeit in der Therapie mal ein
Weg aus dieser Falle aber im Moment kann ich mir das noch
nicht vorstellen.
cats47
 

Vorherige

Zurück zu Gefühls- und Gedankenwelt

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste