Ich weiß, zu dem Thema ist alles schon irgendwann mal gesagt und ich drehe mich
im Kreis ohne letztendlich voranzukommen.
Schriftlich kann ich meinen Kopf besser sortieren. Vielleicht hilft's.
39 Tage ohne Alkohol. Das Bedürfnis nach Rotwein ist nur noch selten da.
Letzte Nacht habe ich intensiv davon geträumt ich hätte mich mit meiner
ehemaligen Saufkumpanin Rosel vollaufen lassen.
Zum Glück war's nur ein Traum.
Obwohl ich seit dem Frühjahr 15 Kilo abgenommen habe bin ich immer noch weit
davon entfernt mich und meinen Körper akzeptieren zu können.
Wer sich selbst verachtet kann wahrscheinlich auch keine Liebe für andere
empfinden.
Ich trinke nicht mehr dafür bin ich jetzt ebay und Internet süchtig. Kaufe dauernd
irgendwas und zappe wie eine Wilde durch die Foren.
Seit ich nicht mehr täglich mit Spanien telefoniere fehlt es mir an Möglichkeiten
mein enormes Mitteilungsbedürfnis auszutoben.
Nach der Schulzeit habe ich nur noch reine Zweckbeziehungen gehabt und diese
Menschen zur Befriedigung meiner Bedürfnisse ausgenutzt.
Das es mit meiner spanischen Verwandschaft nicht mehr so gut läuft muß mich
nicht wundern. Ich bin ein extrem eifersüchtiger Klammeraffe und meine Nichte
ist im Kampf um die Zuwendung meiner Schwester für mich eine unliebsame
Konkurrentin. Teilen wollte ich nie.
Meine Nichte war immer neidisch auf mich.
Und mit meiner Schwester, na ja. Sie hat früher alles gemacht damit ihr Umfeld
zufrieden ist. Sehr schön für mich.
Jetzt wird sie älter, ist gesundheitlich angeschlagen und hat die vielen Tiere.
Wenn ich nicht im Mittelpunkt stehe und die Welt sich um mich dreht habe ich
ein Problem. Mein ständiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit ist für andere mit
Sicherheit anstrengend und nervig.
Außer über meine Katzen und über mich und meine Probleme kann ich über nichts
reden. Keinerlei Interessen, keine Hobbies.
Menschen ertrage ich immer weniger. Neulich beim Essen im SB-Restaurant hat sich
eine Frau ans andere Ende des 6er-Tisch's dazugesetzt.
Ich konnte ja nicht gut nein sagen habe mich aber so unwohl gefühlt das ich den
Rest meines Essens runtergeschlungen habe und schnell gegangen bin.
Selbst die Nähe von Leuten die ich flüchtig kenne ist unangenehm.
Neulich mit meiner Nichte und einem Nachbarsehepaar in einem relativ engen
Raum. Da wäre ich am liebsten weggelaufen.
Schon mit Kleinigkeiten bin ich oft überfordert. Von der Abhängigkeit zu meiner
Mutter nahtlos in die zu meiner Schwester und meiner Nichte.
Eigentlich will ich kein erwachsenes und selbstbestimmtes Leben sondern eine
Ersatzmama die mich an die Hand nimmt und bei der ich die
Verantwortung für mein Leben abgeben kann.
Wenn ich dem Druck nachgebe und nach Spanien ziehe kriege ich das aber nicht.
Es würde ganz sicher nicht gut gehen.
Vom Kopf her ist mir klar wo meine Defizite liegen und das ich daran arbeiten
muß. Aber das Gefühl sagt etwas ganz anderes.
Egoisten werden nicht gemocht. Daran ändert alle Anpassung nichts.
Meine Versuche Interesse und Mitgefühl für andere zu entwickeln gehen immer
wieder gründlich schief. Die wenigen Male die ich hier anderen etwas schreiben
wollte habe ich entweder nur von mir geredet, total am Thema vorbei
geschrieben , versucht anderen quasi meine Geschichte überzustülpen und nur
Plattitüden statt Ratschläge von mir gegeben.
Einfühlungsvermögen werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr lernen auch
wenn ich mich noch so gerne ändern möchte.
An dem Gedanken nie gut genug zu sein egal was ich tue, meine Mutter hat mich
als Versager gesehen, wahrscheinlich hatte sie recht, ist sicher was dran.
Mein Selbstmitleid ist widerlich das weiß ich.
Sorry für mein endloses, dummes Gelaber. Im Moment bestehe ich mal wieder
nur aus Selbstzweifeln.