spiritualität in verbindung mit meiner erkrankung

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spiritualität in verbindung mit meiner erkrankung

Beitragvon Julora » Mi. 25.05.2016, 15:24

Ich bin schizo-affektiv diagnostiziert. Bin gerade sehr einsam und deshalb auf der suche nach einem forum wie diesem hier gewesen. ich hoffe auf "gleichgesinnte" zu treffen - menschen die mich etwas verstehen können und andersherum.

war nun viele jahre "spirituell unterwegs" und musste mit den jahren der erkrankung mehr und mehr erkennen, wo spiritualität aufhört und die erkrankung anfängt... ich weiß, das ist ein super kontroverses thema (...)
ich bezeichne mich nach wie vor als "spirituell", doch glaube ich mittlerweile dass das meiste was in der esoterik-szene angeboten wird bzw viele meiner eigenen gedanken und wahrnehmungen für mich mittlerweile keine positive form der spiritualität mehr darstellt und somit für mich "unbrauchbar"/nicht "gesund" oder hilfreich ist. im gegenteil. es schürt meine symptome wie zb. derealisierung und depersonalisierung (das gefühl dass die welt sowie ich selbst nicht "echt" bin) Mit anderen worten: geister und andere dimensionen existieren für mich zwar, aber "bringen" sie mir in diesem leben/dieser dimension nichts. erst recht nicht wenn sie mich verängstigen oder meine gedanken dadurch wirr werden...
ich versuche nun also meinen "übersinnlichen" eindrücken mit psychologischer herangehensweise zu begegnen, um sie zu verstehen, ein wenig zu entmystifizieren und letztendlich praktisch besser mit ihnen leben zu können...

Vielleicht gibt es hier menschen, die dieselbe diagnose und/oder herangehensweise haben, mit denen ich mich austauschen kann... das wäre schön...


ZITAT Ruby:
"Hallo Julora,

herzlich Willkommen im Seelenkummer Forum. Fühle Dich hier in unserer Runde herzlich aufgenommen. Ich wünsche Dir einen angeregten, hilfreichen Austausch mit anderen Menschen hier.

Ich war ebenfalls einige Zeit spirituell unterwegs. Das gipfelte schlussendlich in einer Mitgliedschaft bei den "Hare Krishnas" inklusive Weihung durch einen Guru, einem eigenen spirituellen Namen und allem PiPaPo. Mittlerweile habe ich mich jedoch von alledem sehr distanziert zurückgezogen, zumal mir viele Sachen dort nicht wirklich gut getan haben. Ich betrachte mich aber ebenfalls immer noch als spirituellen Menschen, jedoch picke ich mir davon nur noch die Dinge heraus, die mir wirklich gut tun und mich irgendwie auch weiter bringen. Ich meditiere zum Beispiel immer noch sehr gerne, rezitiere hin und wieder Mantras, oder beschäftige mich mit meinen Klangschalen oder meinen Qi-Gong Kugeln. So gesehen habe ich mir meine eigene Spiritualität erhalten. Von anderen beeinflussen lasse ich mich jedoch auch nicht mehr gerne.

Ganz lieben Gruß
Ruby"


Ich:
"Das klingt mir vertraut, auch wenn ich nicht bei den Krishnas war und nur von Weitem einen Blick auf sie hatte.. Jedwege Religion erscheint mir zu starr und dogmatisch... Zb. die Geschlechtertrennung bei den Krishnas...
Doch auch die nicht-religiösen spirituellen Praktiken und Wege können sehr dogmatisch sein...
Doch was mich am meisten stört (und dafür können die ja nichts), ist, dass ich meine Erdung durch sie verliere - und genau diese aber brauche, um überhaupt irgendwie in dieser Welt klar zu kommen. Mit anderen Worten: Meine Tendez vor der Welt zu fliehen und Konflikte zu poduzieren verstärkt sich, umso mehr ich mich in spieituelle Welten begebe (auch wenn sich das eben gerade oft so schön anfühlt...)
Umso rauschhafter und mystischer - umsomehr verliere ich die Erdung, den Willen und die Kraft hier zu leben: auf diesem Planeten Erde....
Dennoch meditiere ich gerne - aber nur indem ich meinen Körper spüre (nichts mit dem dritten Auge). Das hilft, um mich besser aufs Hier und Jetzt einzulassen...

Welche Dinge haben dir nicht gut getan bei den krishnas?"
Julora
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Re: spiritualität in verbindung mit meiner erkrankung

Beitragvon Julora » Mi. 25.05.2016, 15:54

ich wollte auch noch schreiben, dass ich zB. die Existenz von Geistwesen einerseits als "real" und andererseits als "von-mir-produziert" ansehe... denn mein bewusstsein erschafft diese existenz durch meine vorstellung einerseits, andererseits ist mein bewusstsein ein teil des gesamten bewusstseins, indem geister ebenso existieren, weil sie vom glauben der gesamtheit erschaffen werden. denn die allermeisten menschen glauben an irgendeine form von übersinnlichkeit... entweder religiös oder intuitiv oder agnostisch... wenn man auf die weltbevölkerung schaut und wirkliche alle bevölkerungsschichten und winkel der erde mit einbezieht, ist der atheismus wesentlicher weniger verbreitet als der glaube an gott, allah, krishna oder natur-wesen, schutz-geistern bzw der glaube an verstorbene ahnen... selbst manche atheisten bezeichnen sich als agnostisch, da sie die existenz von spirituellen wesen oder ebenen nicht ausschließen können und würden...
und diese ganzen einzelnen "glauben" schaffen das gesamt-bewusstsein. denn bewusstsein ist am ende auch nichts anderes als das, was der mensch glaubt, denkt und fühlt und was seiner vorstellungswelt entspringt (wie zB Geister) und damit eine feinstoffliche welt aus gedanken und gefühlen erschafft, in der alles woran wir bewusst oder unbewusst glauben auch auf immaterielle weise "existiert" (...)
Julora
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Re: spiritualität in verbindung mit meiner erkrankung

Beitragvon Ruby » Mi. 25.05.2016, 17:01

Hallo Julora,

zu Deiner Frage, was mir bei den Krishnas nicht gut getan hat: Es waren die beständigen Schuldgefühle, die ich mir tagtäglich machen musste. Irgendwann habe ich es zum Beispiel nicht mehr geschafft, tagtäglich 16 Runden des Mahamantras zu chanten. Das dauerte jeweils zwei Stunden. Oder ich habe das frühe Aufstehen nicht mehr geschafft. Lauter solch Dinge, die mir schreckliche Schuldgefühle bereitet haben, weil ich bei der Weihung eigentlich das Versprechen gegeben habe, mich jeden Tag an diese Regeln zu halten. Das hat mich fast zerissen.

Die Hare Krishnas verstehen sich eigentlich nicht als Religion, sondern als ein besonderes spirituelles Bewusstsein. Sie nennen das ja auch Krishnabewusstsein. Jedoch versteckt sich hinter dieser spirituellen Bewegung genau so viel Dogmatismus, wie bei allen anderen Religionen. Irgendwann habe ich das auch erkannt.

Es gab viele Dinge, die mich immer mehr störten. Das schlimmste war jedoch, dass man ein Leben mit einem beständig schlechten Gewissen führen musste. Denn innerhalb der Krishnabewegung gibt es so enorm viele strenge Regeln, an die man sich halten muss. Wer das dann nicht konnte, hat ihrer Meinung nach keinen spirituellen Fortschritt zu erwarten. Untereinander gibt es diesbezüglich einen richtigen Wettbewerb. Jedes Mitglied weiß aber eigentlich, dass diese Regeln in der heutigen Zeit kaum einzuhalten sind. Jedoch wurde gelogen und betrogen bis die Balken sich bogen, denn niemand mochte es sich eingestehen, dass er ebenfalls zu denjenigen gehört, die die Regeln nicht einhalten können. Insgeheim ist fast jeder in dieser Bewegung mit einem dauerhaft schlechten Gewissen durchs Leben gewandelt. Mich haben diese Schuldgefühle richtig kaputt gemacht. Nebstbei hat mir die untergeordnete Rolle der Frau nicht gut getan. Frauen werden dort von ihrem Geist her einem Kind gleichgestellt. Die Männer hatten das Sagen und Frauen mussten gehorchen.

Ich habe bei den Krishnas aber einige interessante spirituelle Techniken und Praktiken erlernt, die ich auch heute noch nutzen kann. Auch habe ich in meinem Wohnzimmer noch einen großen Altar mit Deities und allerlei Krishna-Klimbim stehen. Krishna als höchste Person und Gott finde ich immer noch gut. Wenn ich seine Bilder oder Statuen angucke, wird mir immer ganz warm ums Herz. Aber die Bewegung, die dahinter steckt, habe ich aus meinem Herz verbannt. Die wird dort niemals mehr einen Platz bekommen.

Lieben Gruß
Ruby
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