Seelenverwandschaft

[Ruby]

Es passiert mir immer wieder, dass ich in Foren nur schon beim Lesen irgendwelcher Texte zu gewissen Menschen eine Art Seelenverwandtschaft erkenne oder verspüre. Manchmal tun sich dabei Parallelen auf, die zu meinem eigenen Leben hin und wieder so extrem frappierend ähnlich sind, dass es mir vorkommt, einem Seelenverwandten oder zumindest Gleichgesinnten begegnen zu würden. Sei es nun über Erlebtes, die Vergangenheit, allgemeine Gedankengänge, beschriebene Gefühle oder Zustände, dazugehörende Formulierungen, Verhalten, Lösungsstrategien usw… Manchmal kommt es mir dann aufgrund solcher Informationen fast schon vor, als ob ich selbst gespiegelt werde. Als ob ein Stückweit meine eigene Seele offenbart wird.

Ich meine dann auch anhand dessen zum Beispiel relativ schnell andere Borderliner erkennen zu können, auch wenn sich diese Menschen als solche weder mit der Bezeichnung, noch über eine Diagnose direkt zu erkennen gegeben haben. Bei gewissen Menschen habe ich dieses Gefühl bereits nach wenigen Postings. Manchmal reicht sogar bereits eine kurze Vorstellung und ich denke mir: Ah, der also auch!

Passiert Euch das hier ebenfalls? Kennt Ihr dieses Gefühl, einem Seelenverwandten aufgrund ihrer beschriebenen Probleme begegnet zu sein? Oder meint Ihr vielleicht eher, dass es in diesem Zusammenhang generell falsch ist, von einem Seelenverwandten zu sprechen? Denn in erster Linie habe ich das Gefühl ja aufgrund der ähnlichen Problematiken, die ich dann vielleicht ein bisschen besser verstehen oder nachvollziehen kann oder die sich eben manchmal frappierend ähneln. Es fühlt sich für mich jedenfalls jeweils gut an, weil ich ja dann sehe, dass es auch andere Menschen gibt, denen es ähnlich geht. Man kommt sich dann nicht mehr so wie ein Alien vor.

Lieben Gruß
Ruby

[Seelenflüsterer]

Na ja, insofern als Bl ja eine tiefgreifende Störung ist und das gesamte seelische Erleben betrifft, ist es vermutlich nicht falsch im Bezug auf andere Betroffene, das Gefühl zu haben, einer verwandten Seele zu begegnen.
Allgemein, ohne Bl-Kontext, habe ich schon oft die Erfahrung gemacht, dass sich Seelen sehr nahe kommen können und das sogar dann, wenn sie eig recht unterschiedlich sind. Ausschlaggebend ist glaube ich dafür, dass die Seelen etwas zu geben haben, was der jeweils anderen Seele gerade fehlt bzw. wonach sie sich sehnt.

[argh]

Ich kenne das auch ... allerdings ist dieses Gefühl schon eine ganze Weile her. Ob das daran liegt das ich niemandem begegnet bin oder daran, dass ich selber abblocke weiß ich nicht.

Seelenverwandtschaft ist in meinen Augen ein zweischneidiges Schwert, sie kann dich retten, dir helfen und doch leider auch verletzen ... ja sogar zerstören. Hier spricht wohl das gebrannte Kind aus mir und es gibt bestimmt Menschen die positivere Erfahrungen als ich gemacht haben.

Was allerdings unbezahlbar ist, ist das Verständnis das man sich gegenseitig geben kann. Ich lebe für den Augenblick, bessergesagt der Augenblick hält mich im Leben. Die Vergangenheit können wir nicht ändern und es ist müßig sich in dunklen Gedanken zu verlaufen. Die Zukunft können wir nur versuchen zu formen, doch haben wir nie wirklich auch nur ansatzweise eine Kontrolle darüber. Alles was bleibt ist das Jetzt. Nimm was du kriegen kannst, finde Dinge die dich glücklich machen ... und sei es nur für wenige Minuten. Am Ende des Tages ist es doch besser fünf Minuten glücklich gewesen zu sein als gar nicht.

[Ruby]

Ich bewerte dieses Gefühl einer Seelenverwandtschaft jetzt nicht nach positiven oder negativen Charaktereigenschaften oder Gesichtspunkten. Ich bewerte es auch nicht nach Freund, oder nicht Freund, beziehungsweise Feind oder nicht Feind. Wahrscheinlich sehe ich eine Seelenverwandtschaft viel eher als lückenhafte, unvollständige Spiegelungen meiner selbst, Bruchstücke, die ähnlich sind oder unter Umständen zu einer ähnlichen Entwicklung führen können. Einen Verwandten muss man nicht immer mögen. Man muss ihm auch nicht aufs Haar gleichen. Und doch gibt es etwas, was einem auf subtile Art verbindet. Eher so sehe ich es. Vielleicht aufgrund einer Problematik, vielleicht aufgrund von ähnlich Erlebtem oder auch andere Parallelen, die es geben mag.... Ich kann mich diesbezüglich aber nicht wirklich gut erklären, beziehungsweise ausdrücken. Es ist für mich eher ein kurzes, aufblitzendes, subtiles Gefühl und dementsprechend schwierig zu erklären. Einen Seelenverwandten setze ich jedenfalls nicht automatisch gleich mit einem Freund. Eventuell ist es sogar jemand, den man gar nicht unbedingt mag.

[argh]

Ja, ich verstehe was du meinst. Ich zielte auch nicht darauf hin, das jeder Seelenverwandte gleich ein Freund wird. Parallelen im Leben verbinden, egal ob man diese Person nun leiden kann oder nicht. Egal wie kurz diese Verbindung nun ist, es ist immer etwas, das Spuren hinterlässt. Wichtig ist glaube ich am Ende einfach nur, das man merkt das man nicht alleine ist, dass das was einem wiederfahren ist kein Einzelfall ist.

Mir tut so etwas immer gut.

[loner]

Wie schön wäre das, wenn ich auch mal jemand finden würde, der so ist, wie ich. Ich kenne das Gefühl nicht. Nur von einer sehr innigen Bindung. Ein Verschmelzen der Seelen, der eine wusste immer, was der andere denkt oder meint, auch wenn er es nicht deutlich ausgesprochen hat. Wir haben uns so gut verstanden, dass wir nicht mehr reden brauchten. Es war für mich manchmal, als seien wir eine Person. Das war für mich eigentlich immer Seelenverwandschaft und ich hatte es mit nur einem einzigen Menschen in meinem Leben. Aber das was du beschreibst, Ruby, das kenne ich gar nicht und ich suche es, das muss ich ehrlich sagen.

loner

[MessiasDerStille]

Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass manche Leute hier ähnliche Erlebnisse und Familienverhältnisse haben wie ich. Ich denke, wenn man es selbst, oder Ähnliches, erlebt hat, versteht man einander einfach besser und wenn man Parallelen zwischen sich selbst und einem Anderen entdeckt, steigt auch irgendwie mein Interesse an der Person, einfach, weil jemand da ist, dem es genauso geht.
Ich habe solche Erfahrungen auch schon gemacht außerhalb von dem Forum. Zum Beispiel in Videos über psychische Probleme, oder Kinder, die ich im Kindergarten erlebt habe. Irgendwie will ich die dann immer besonders beschützen, damit aus ihnen nicht das wird, was aus mir geworden ist. Und andererseits, wenn ich mehr mit ihnen zu tun habe, kann ich mich auch selbst ein Stück weiter verstehen.