Wozu das alles?

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Wozu das alles?

Beitragvon Watzlawick » Di. 14.07.2015, 15:02

Hallo Leute,

ich habe mich hier im Forum angemeldet um mir einfach mal ein paar Gedanken welche mich seit längerem beschäftigen von der Seele zu schreiben.

Ich bin 22 Jahre alt und studiere Wirtschaftswissenschaften an einer relativ angesehenen Universität in Baden-Württemberg, bisher habe ich überdurchschnittlich gute Noten. Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung bei einer hiesigen Sparkasse zum Finanzassistenten als bester meines Jahrgangs abgeschlossen, woraufhin mir auch ein Stipendium angeboten wurde von seiten der Sparkasse, welches ich allerdings abgelehnt habe. Hauptsächlich, da ich es gehasst habe täglich mit dem Anzug auf die Arbeit zu gehen und einen Job zu machen der mir nur sehr bedingt Spaß macht. (Das Thema Finanzen interessiert mich sehr, allerdings mag ich den Kundenkontakt nicht.)

Für mein soziales Umfeld sieht es also aus, als würde es sehr gut laufen für mich bis jetzt. Aber ich frage mich immer öfter ob ich das auch wirklich möchte, ob ich nach dem Studium tatsächlich voll in die Finanzbranche einsteigen möchte um Fondsmanager o.Ä. zu werden. Ich bin ein tendenziell eher bescheidener Mensch, ich brauche nicht viel Geld. Dinge wie Autos, Schuhe, Klamotten usw. bedeuten mir nicht viel. Dahingehend fühle ich mich auch von den meisten Menschen unverstanden. Ich habe das Gefühl, dass alle Menschen ihr ganzes Leben lang nur auf der Jagd nach mehr und mehr Geld sind. In meinen Augen kann das nicht der Sinn der Sache sein.

Ein glückliches Leben ist für mich in der Sonne zu liegen, ein gutes Buch zu lesen und ein kühles Getränk in der Hand zu halten. Deswegen spiele ich mit dem Gedanken mein Studium abzubrechen und eine Ausbildung zu einem Beruf zu beginnen, welcher mir mehr Spaß macht aber eventuell weniger Geld und Status mit sich bringt. Allerdings habe ich Angst, dass ich es mit 40 bereuen werde meine Chancen nicht genutzt zu haben. Zudem halte ich mich für relativ intelligent, ich hatte keine Probleme mein Abitur zu machen obwohl ich ziemlich wenig dafür gelernt habe. Während der Ausbildung war das ähnlich. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und meine Freunde kommen überwiegend aus Ärzte/Anwalts- und Professorenfamilien, daher möchte ich mich durch einen überdurchschnittlich guten Abschluss beweisen.

Man könnte nun vielleicht sagen, dass ich eines Tages eine Frau haben werde und mit dieser in ein gemeinsames Haus ziehen möchte, das klassische Bild eben. Und dafür benötigt man nunmal verhältnismäßig viel Geld. Machen wir uns nichts vor, heutzutage ist es mit einem Durchschnittsjob nahezu unmöglich ein Haus zu kaufen. Eine Beziehung hatte ich allerdings bisher noch nie, als Teenager habe ich mich nie getraut mich mit Mädchen zu treffen, da es mir peinlich war, dass ich nicht so viel Geld hatte wie alle anderen. Mit 19 habe ich dann ein wirklich interessantes Mädchen kennengelernt, jedoch ist sie nun mit einem ehemals sehr guten Freund von mir zusammen. Diese Geschichte möchte ich jetzt nicht weiter ausführen, man weiß ja wie das ist... Seitdem habe ich jedes Interesse an Frauen verloren, in längere Gesprächs komme ich mit fremden Frauen sehr sehr selten, und das nicht weil ich schüchtern bin, ich habe kein Problem damit mit fremden Menschen zu sprechen. Allerdings fällt es mir schwer im Gespräch gemeinsame Interessen zu finden und Interesse für Dinge wie DSDS oder ähnliches kann ich einfach nicht vorheucheln. Eine geeignete Frau zu finden ist also auch nicht besonders leicht für mich, vor allem wird es im Alter immer schwieriger, welche Frau möchte schon einen 22 jährigen ohne Beziehungserfahrung.

Lange Rede kurzer Sinn, ich frage mich ernsthaft wozu das ganze, wieso ich nicht einfach einen angenehmen Beruf ergreifen soll bei dem man eben weniger verdient aber dafür sein Leben genießen kann. Allerdings würde ich hier nicht schreiben wenn das unangenehme Gefühl im Hinterkopf nicht wäre, dass ich diese Entscheidung in einigen Jahren enorm bereuen werde.
Watzlawick
 

Re: Wozu das alles?

Beitragvon EwigeMutter » Di. 14.07.2015, 20:27

Ich finde Deine Gedankengänge irgendwie sehr ....wie soll ich sagen....nüchtern?...wenig emotional und so distanziert, als ob Du über Aktienkurse oder Bilanzen schreiben würdest.
Aber es geht um Dein Leben, deine Zukunft und deine Träume....sofern Du welche hast.
Was möchtest Du denn in Deinem Leben erreichen? Was begeistert Dich und was macht Dich traurig?
Ich vermisse in Deinem Text das Emotionale....
Bist Du wirklich so leidenschaftslos oder spricht aus deinem recht nüchternen Text eine Art Resignation?
Mann, Du bist 22! Das Leben liegt noch vor Dir und Du hast alle Möglichkeiten, die man so haben kann! Mach das, was Dein Herz Dir sagt....lebe Deinen Traum!
Wenn die Finanzwelt Dir nichts geben kann , dann mach etwas anderes....Du hast das Glück, ein gutes Abi zu haben, Du bist nicht auf den Kopf gefallen....so what?
EwigeMutter
 

Re: Wozu das alles?

Beitragvon MajorSamCater » Di. 14.07.2015, 23:06

EwigeMutter hat geschrieben:Ich finde Deine Gedankengänge irgendwie sehr ....wie soll ich sagen....nüchtern?...wenig emotional und so distanziert, als ob Du über Aktienkurse oder Bilanzen schreiben würdest.
Aber es geht um Dein Leben, deine Zukunft und deine Träume....sofern Du welche hast.
Was möchtest Du denn in Deinem Leben erreichen? Was begeistert Dich und was macht Dich traurig?
Ich vermisse in Deinem Text das Emotionale....
Bist Du wirklich so leidenschaftslos oder spricht aus deinem recht nüchternen Text eine Art Resignation?
Mann, Du bist 22! Das Leben liegt noch vor Dir und Du hast alle Möglichkeiten, die man so haben kann! Mach das, was Dein Herz Dir sagt....lebe Deinen Traum!
Wenn die Finanzwelt Dir nichts geben kann , dann mach etwas anderes....Du hast das Glück, ein gutes Abi zu haben, Du bist nicht auf den Kopf gefallen....so what?


:respekt: und *voll zustimm*
MajorSamCater
 

Re: Wozu das alles?

Beitragvon Watzlawick » Mi. 15.07.2015, 13:34

Ich versuche meine Lage eben sachlich zu äußern. Alles andere erscheint mir wenig sinnvoll.

Ich habe keine Träume. Zur Mitte meiner Ausbildung war ich am Rande einer Depression da mir die Arbeit keine Freude bereitete und ich auch im privaten Bereich keine Motivationsquelle hatte. Ich habe für mich erkannt, dass das Leben im großen und ganzen sinnlos ist und man die kleinen Momente genießen muss. Das Problem an dieser Ansicht ist nur, dass sie keine Kraftquelle bietet um größere Arbeiten zu bewältigen, wenn sowieso alles sinnlos ist wozu dann überhaupt etwas tun.

Ich weiß, das mag sich seltsam anhören wenn jemand sagt er habe keine Träume, aber ich kann mich einfach mit den klassischen Träumen anderer Menschen nicht identifizieren.
Watzlawick
 

Re: Wozu das alles?

Beitragvon Joyce » Mi. 22.07.2015, 12:52

Watzlawick hat geschrieben:Ich habe für mich erkannt, dass das Leben im großen und ganzen sinnlos ist und man die kleinen Momente genießen muss.


Nun, ich denke damit hast du doch eigentlich den Nagel schons ehr gut auf den Kopf getroffen.
Das Leben kommt nunmal ohne Gebrausanleitung und leider auch ohne Sinn. Den kann man nur für sich selbst finden.
Jetzt stell dir einmal vor das Leben hätte tatsächlich einen Sinn. Eine Aufgabe der wir uns von Geburt an bis ins Grab widmen müssen. Geboren werden und ein Bewusstsein entwickeln immer mit diesem Zwang im Hinterkopf tun zu müssen wozu man geschaffen wurde, zwangsläufig einer Norm entsprechen müssen, Individualität aus rein praktischen Gründen schon ablehnen. Ich finde das klingt ziemlich grausam und nicht nach einer Welt die wirklich Glück verheißt.
Übergeordnete Daseinsberechtigung und Selbstbewusstsein funktionieren einfach nicht in ein und dem selben Ggeschöpf.
Letztendlich dienen wir ja nur dem Selbstzweck, wir sind weil wir eben sind, aber das hast du ja schon verinnerlicht. Die Frage allerdings was man daraus macht ist nicht so einfach zu beantworten.
Vielleicht solltest du dich einmal fragen was denn die Alternativen sind.

Watzlawick hat geschrieben:wenn sowieso alles sinnlos ist wozu dann überhaupt etwas tun.


Nichts tun ist eine Alternative, allerdings auch keine die glücklich macht, wie du sicherlich auch aus eigenem Erfahrungsschatz weißt.

Du sagst du kannst dich mit den Träumen anderer nicht idenzifizieren, aber selbst wenn du es könntest, was würde es dir bringen?
In den Visionen Anderer wird man nie Erfüllung finden, höchstens in den eigenen und selbst das ist nie Gewiss.

Du schreibst dass dir deine Arbeit keine Freude bereitete. Wenn du jedoch dein Leben mit etwas füllst was dir keine Freude bereitet, woher soll dann auch Motivation kommen, eben jenes zu tun?

Ich selbst brach meine schulische Laufbahn ab und wandte mich einfach einer Tätigkeit zu die mir sehr viel Freude bereitet und brachte mich damit der persönlichen Erfüllung ein ganzes Stück näher.
Ich durfte jeden Tag das tun was mir Freude bereitet und nebenbei verdiente ich mir auch noch meinen Lebensunterhalt.
Irgend wann entsprach dieser Weg allerdings nicht mehr dem was ich mir für mein weiteres Leben erhoffte, also nahm ich die Mühen auf mich und all das nachgeholt was ich damals versäumte.
Klar, hätte ich auch damals machen können, aber in dem Moment war es nicht das richtige.

Worauf ich hinaus will ist, dass es meiner Meinung nach so rüberkommt als ob du etwas "versteift" versuchst einem Bild - wessen auch immer - zu entsprechen und dich dort selbst nicht findest, was nicht weiter erstaunlich ist.

Es ist sicherlich keine leichte Aufgabe herauszufinden was man eigentlich will und was einem Erfüllung und Glück bringt, aber die Mühen ist es eigentlich immer Wert.
Nur leider gibt es für den Weg dorthin wenig Kartenmaterial und einen Leuchtturm hat dort auch noch keiner installiert. Try-and-error ist wohl das einzige was funktioniert, wenn man keinen Traum hat dem man folgen kann.

Mir fällt da gerade noch ein Songzitat ein:
"When you can't sleep,
well, you can't dream,
When you can't dream,
well, what's life mean? "
Joyce
 

Re: Wozu das alles?

Beitragvon mareike220 » Do. 30.07.2015, 17:51

Ich würde an deiner Stelle das Studium abschließen. Danach hast du immer noch die Möglichkeit eine weitere Ausbildung zu machen, in einem Beruf der dir mehr Spaß macht.
Wenn du diese Entscheidung dann in einigen Jahren bereuen solltest, hast du immer noch ein abgeschlossenes Studium in der Hand. Zwar ist es etwas schwierig eine Einstellung ohne Berufserfahrung zu bekommen, jedoch nicht unmöglich, vor allem wenn du das Studium ebenfalls so gut abschließt wie die Ausbildung! : )
mareike220
 


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