Teufelskreis und Hamsterrad

Hier könnt Ihr Euren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen.

Teufelskreis und Hamsterrad

Beitragvon wulliente » Fr. 23.01.2015, 11:44

Hallo ihr Lieben,

also ihr kennst das vielleicht auch...meine depressive Verstimmung lässt mich immer über den Sinn des Lebens nachdenken und es macht mich ganz nervös, dass ich mein Leben mit faden Alltag vertrödle....auf der anderen Seite ist die Angst. Und die sagt mir, dass alles gefährlich ist und ich am besten zu Hause bleibe. Zwei Seelen in meiner Brust hätte ich auch noch als Thread Namen dazu nehmen können ;)
Wie geht es euch damit? Oder wie soll man damit umgehen?

Die großen Themen des Lebens machen mich auch fertig...Ich möchte z.B. schon ein Kind, aber ich weiß nicht wie ich mit den Ängsten usw. fertig werde. Ich habe noch nie Vollzeit gearbeitet, wie soll ich das machen und was will ich überhaupt...

Das ist überhaupt ein großes Problem von mir...was will ich!?

Weiters bin ich auch zwischen meinem Partner und meiner Mutter herumgerissen. Meiner Mutter geht es psychisch auch nicht so gut und mein Vater ist leider schon sehr lange, sehr depressiv, also kein Partner für meine Mutter. Sie hat auch große Probleme mit dem Kreuz und dem gehen usw. Ich arbeite von zu Hause aus und bin fast den ganzen Tag bei ihr. Auf der anderen Seite ist mein Partner der sehr viel Stress in der Arbeit hat und die Freizeit dringend als Ausgleich braucht. Jetzt will ich beiden gerecht werden. Dh. auch, dass meine Mutter z.B. will, dass wir auch am WE was mit ihr machen. Aber sie kann ja leider nicht viel machen und mein Partner will was unternehmen, da es ihm sonst auch nicht so gut geht....Ahhh...ich bin echt zerrissen! Ich mache mir immer Sorgen um die anderen und kann mich nicht abgrenzen.
Was meint ihr dazu?

Vieeeeeelen Dank!
alles Liebe,
wulli
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Re: Teufelskreis und Hamsterrad

Beitragvon Flo91 » Fr. 23.01.2015, 13:03

Also ich kenne vieles von dem was Du beschreibst. Gerade dieses Schwanken zwischen "Ich müsste/möchte doch eigentlich mal dieses oder jenes tun" und der Angst die einen daran hindert es letztlich doch zu tun. Ich habe durch meine Therapie bislang gelernt, dass diese Angst in der Regel unbegründet ist und mehr Unheil anrichtet als letztlich verhindert, was ja die Aufgabe der Angst sonst sein sollte. Dies hindert mich zwar nicht daran diese Angst weiter zu verspüren, aber dadurch konnte ich sie zumindest ansatzweise angehen und mittlerweile auch entgegen dieser Angst handeln.


Was die depressive Verstimmung bzw. dessen Teufelskreis anbelangt ist meine Erfahrung, dass sich dieser durchbrechen lässt, wenn man sich einen neuen Input sucht. Mit neuen Input meine ich, dass man etwas anders macht als man es üblicherweise macht. Das wirkt auf das Gehirn wie eine neue Erfahrung, was wiederum zu neuen Gedanken führt. Dabei kann es sich um Kleinigkeiten handeln, wie z.B. etwas mit der linken Hand tun, was man sonst mit der rechten macht, oder aber um etwas größere Aktionen wie ein Spaziergang durch eine Gegend die man noch nicht kennt. Manchmal genügt aber auch schon das nachdenken über solche Aktionen, um dieses Gedankenkarussel auszubremsen.


Mit der Frage was du willst, finde ich es interessant, dass in Deinem Beitrag im Anschluss daran erstmal kommt was andere von Dir wollen. Darin erkenne ich, korrigiere mich sollte ich mich täuschen, einen Menschen dem es in erster Linie wichtig ist den Ansprüchen anderer zu genügen. Dies kann sich natürlich auf die beiden benannten Fälle Partner und Mutter begrenzen, zeigt aber doch einen gewisses Perfektionismusstreben. Und hier macht man gleich zwei Fehler:

1. Man stellt seine eigenen Bedürfnisse unter die der anderen. Es ist eine Sache die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer auf gleicher Ebene zu stellen oder seine eigenen zumindest ein wenig über die der anderen zu stellen, als seine nahezu gänzlich unterzuordnen. Dies führt nämlich auch zu dem Problem, dass man sich mehr um die Frage kümmert, was andere wollen, als um die, was man selbst will.

Und 2. Ist der Wunsch nach Perfektion, genauer der Entsprechung der perfekten Vorstellung der anderen, schlicht nicht realisierbar. Gerade wenn mehrere Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen von einem vorhanden sind, stehen sich die Ansprüche gegenseitig im Weg. Und dann muss man so oder so abwägen, kann also nie jeden Menschen es zu 100% recht machen. Das ist jedoch nichts was man betrauern muss, sondern etwas was umso deutlicher macht, dass es an uns liegt zu entscheiden ob, wann, wie und welchen Ansprüchen anderer wir genügen wollen. Die Entscheidung liegt nicht bei den Anderen sondern bei uns selbst.


Ich hoffe ich konnte Dir mit dem Beitrag ein wenig weiterhelfen.
Flo91
 

Re: Teufelskreis und Hamsterrad

Beitragvon wulliente » Mo. 26.01.2015, 20:28

Vielen lieben Dank für deine Antwort!

Einiges was du schreibst versuche ich mir zu Herzen zu nehmen!!

Das mit dem Perfektionismus ist bei mir aber eigentlich nicht das Problem. Wobei du Recht hast, dass es so geklungen hat. Ich kann mich nur so schwer von anderen abgrenzen, eben besonders von meiner Mutter und meinem Partner, wenn sie leiden leide ich mit. Und wenn ich dann dazu beitragen kann, dass es ihnen besser geht, dann will ich das machen, aber dabei kann ich eben nicht beiden gerecht werden, weil ich ja nicht immer bei beiden gleichzeitig sein kann.
Andererseits habe ich auch Angst, dass meiner Mutter etwas passiert, wenn ich nicht bei ihr bin. Da bin ich etwas zwanghaft. Und ich fühle mich eben für ihr Wohlbefinden verantwortlich, sie sagt mir ja auch, dass ich (und mein Bruder, der sich aber gut heraushalten kann und auch älter ist) das wichtigste für sie sind und dass es ihr eben schlechter geht, wenn ich nicht bei ihr bin. Aber ich fühle mich mit dieser Verantwortung natürlich überfordert...

alles liebe!
wulli
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