Was mich bedrückt..

Hier könnt Ihr Euren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen.

Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » So. 04.01.2015, 04:11

Hallo zusammen (:
Am besten stelle ich mich mal kurz vor: Ich bin gerade erst 17 geworden, mache gerne Sport und besonders gerne Musik. Nur gibt es da sagen wir mal einen Haken.
Ich beginne mal gaanz am Anfang. Ich bin in einer sogenannten "muslimischen" Familie aufgewachsen. Mein Vater war aggressiv und wurde oft handgreiflich und das auf extremste Art und Weise. Glücklicherweise war ich noch ziemlich jung und erinnere mich nicht an alle Details. Doch mein ältester Bruder (heute 25) war immer sowas wie eine Stütze für mich, bzw. meine anderen Geschwister. Da meine Nieren seit meiner Geburt nicht richtig funktionieren war ich oft im Krankenhaus, was meinen Vater nen Dreck gekümmert hat. Doch mein Bruder war immer für mich da, übernachtete teilweise im Krankenhaus obwohl er am nächsten Tag noch zur Schule musste. Es ist seltsam, es scheint als würde er in all meinen schönen Kindheitserinnerungen vorkommen. Er schrieb mir sogar Gute Nacht-Lieder usw, also der Bruder den sich jeder wünscht. Ich vertraute ihm blind. Doch als ich 9 wurde fing es an. Zuerst ganz harmlos, z.B. mit dem Vorwand mir beim Umziehen zu helfen oder ein Spiel mit mir spielen zu wollen. Wie gesagt, ich war noch ziemlich jung und verstand nichts, weshalb ich auch nichts sagte. Über die Jahre wurde es immer intimer und auch schlimmer und mit ca. 12 fing ich an mich zu wehren, doch er erpresste mich und sagte, wenn ich etwas sagen würde, würde er allen erzählen dass ich es ja bisher auch freiwillig mitgemacht hätte. Also schwieg ich und liess es, jedoch nicht ohne Widerstand, über mich ergehen. Er wurde dabei immer aggressiver, jedoch kam es glücklicherweise nie zum Geschlechtsverkehr, so dumm war er nicht. Es war kaum auszuhalten, tagsüber musste ich normal mit ihm reden, wenn ich nicht antwortete etc. wurde ich angeschrien oder geschlagen. Nachts verkroch ich mich ins Bett und hoffte jede Nacht, dass er dieses Mal nicht kommen würde. Doch ich täuschte mich immer. Was ich bis heute nicht verstehe: Meine Eltern schauten manchmal nachs vorbei und sahen dass es in meinem Zimmer war. Doch er wimmelte sie immer unter dem Vorwand ab, sein Ladegerät holen zu müssen. So blind können sie doch nicht sein? Wer muss beinahe jede Nacht um 3 Uhr morgens sein Ladegerät holen? Wie auch immer, ich wehrte mich immer mehr, doch er war/ist ziemlich muskelbepackt und ignorierte mich einfach. Tagsüber tat er als sei nichts vorgefallen, was mich am meisten verstörte. Ich wusste nicht an wen ich mich wenden sollte, da ich es meinen Eltern ersparen wollte und ich mich vor mir selbst ekelte/ekle. Doch vor einem Jahr hielt ich es nicht mehr aus und erzählte es meiner älteren Schwester, zu der ich sehr gut stehe. Sie war bestürzt und aufgebracht und erzählte es so meinen Eltern. Diese taten ahnunglos, doch ihre Reaktion sagte etwas anderes. Sie reagierten nichtmal sauer oderso, sondern sagten nur was für eine Schande das doch sei.

Mein Bruder verschwand nach dem Gespräch. Sie hatten nichtmal mit ihm gestritten, er hat alles abgestritten und sie glaubten ihm anfangs wirklich. Doch spätestens als er weg war, realisierten sie dass ich recht hatte. Doch sie kümmerten sich nen Dreck um mich. Das Thema war einfach vom Tisch. Sie suchten überall nach meinem Bruder und machten sich RIESIGE sorgen um ihn. Als sie ihn "endlich" fanden, war er in einem ziemlich miesen Zustand. Schizophren, hatte sich extrem vernachlässigt usw. Er wurde anfangs in eine Anstalt eingewiesen und wie gesagt, es wurde Schizophrenie diagnostiziert. Dadurch kümmerten sich meine Eltern umsomehr um ihn und behandelten mich umso abwertender, da sie mir scheinbar die schuld für seinen Zustand zuschoben. Er kommt immer noch jeden Tag hier her, da sie der Meinung sind, er dürfe nicht alleine gelassen werden. Doch ich ertrage es einfach nicht, ihn tagtäglich zu sehen. Es kommt immer alles auf, weshalb ich mich einfach in meinem Zimmer verkrieche. Ich besuche eigentlich ein ziemlich gutes Gymnasium, doch ich kann mich kaum mehr aufs Lernen konzentrieren, es nimmt mich einfach zusehr mit. Als ich meine Eltern fragte, ob es eine Option sei, dass sie ihn besuchen gehen, damit er nicht hier her kommen muss, meinten sie nur, ich solle mal etwas mitfühlender sein. Ich bin von Schuldgefühlen und Ekel hin und her gerissen, da es irgendwie wirklich meine Schuld ist, dass es ihm so mies geht. Doch ich hatte es nicht ausgehalten, was hätte ich sonst tun sollen? Von Aussen merkt man nichts, besonders in der Schule bin ich als eine bekannt die ständig am lachen ist und Witze reisst, doch sobald ich zuhause bin bröckelt diese Fassade. Ich hatte noch nie einen Freund, ertrage Berührungen kaum. Ich hatte immer inständig gehofft, dass sich das irgendwann ändert, doch selbst normale Umarmungen kosten mich an Überwindung. Nachts kann ich nicht schlafen und wenn, dann plagen mich Alpträume. Meine Schwester, mit der ich mich so gut versteht, lebt 3 Stunden von meiner Stadt entfernt und meine Eltern behandeln mich wie den letzten Dreck. Meine besten Freunde will ich nicht mit meinen Problemen belasten, da ihnen ja auch die Hände gebunden sind.

Tut mir leid, ist ziemlich lang geworden, doch nur so könnt ihr verstehen wie ich mich fühle. Ich freue mich über jede Antwort :)
Zuletzt geändert von Moonabella am So. 04.01.2015, 19:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Kleiner Elefant » So. 04.01.2015, 11:12

Ohje.
Was eine....beschissene Situation.

Ich kenne mich nicht so gut aus in der Schweiz, daher bleibe ich mal grob:
Du musst von zu Hause raus. Und zwar schnell.
Es gibt Möglichkeiten, schon mit 17 auszuziehen.
Da kannst Du anonym beim Jugendamt nachfragen.
Oder Beratungsstellen, wenn ihr sowas habt.
Oder zur Not eine Vertrauenslehrerin fragen.
Du hast keine Chance sonst, das zu verarbeiten und wirst noch täglich mit allem konfrontiert.

Du bist nicht schuld.
Weder daran, dass Dein Vater handgreiflich wurde, noch daran, dass Dein Bruder sich an Dir vergriff und auch nicht daran, dass er krank ist.
Du musst Dich vor Dir selber auch nicht ekeln, denn Du kannst da überhaupt nichts dafür.
Du bist wirklich ein ganz starkes Mädel, und ich weiß, wie unglaublich schwer das alles ist.

Ich wünsche Dir von Herzen Kraft, da raus zu kommen.
Kleiner Elefant
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon helpless » So. 04.01.2015, 11:48

Hallo - Moonabella, :troest:

als Erstes und schnellstens solltest Du hier anrufen -->
http://www.projuventute.ch/Beratung-Hil ... 377.0.html

Sie werden Dir sofort sagen, wie Dir geholfen werden kann.

Lies hier -->
http://www.projuventute.ch/fileadmin/fi ... 2014_D.pdf

Und kannst Du nicht vorübergehend erst einmal zu Deiner Schwester ziehen?
helpless
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Niumé2014 » So. 04.01.2015, 13:27

Liebe Moonabella.
Ich bin tief erschüttert und betroffen von Deiner Geschichte. Ich wünsche Dir, dass Du hier gute Kontakte und hilfreichen Austausch findest. Schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast.
Ich weiß nicht, wie es in der Schweiz aussieht, in Deutschland gibt es Frauenhäuser, die eine erste Zuflucht bieten können.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du so schnell wie möglich eine andere Unterkunft findest und Hilfe bei der Bewältigung dieser schrecklichen Situation!
Mit Tränen in den Augen,
Tine
:troest:
Ich bin der Meister meines Los', ich bin der Captain meiner Seel'
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » So. 04.01.2015, 15:20

Hallo Kleiner Elefant (:
Erstmal danke für die schnelle Antwort.
Ja, das mit der Beratungsstelle und dem Ausziehen hatte ich auch schon unzählige Male in Erwägung gezogen. Doch etwas hindert mich jedes Mal daran: Meine jüngeren zwei Geschwister. Ich habe das Gefühl, dass ich sie völlig im Stich lassen würde, wenn ich ausziehen würde, da meine ältere Schwester auch schon auf grund von Streitereien mit meinen Eltern ausgezogen ist. Zudem kommt noch das mit meinem Bruder und wenn ich nun auch noch weg wäre.. irgendwie kommt es mir falsch vor, auch wenn ich weiss, dass es praktisch die einzige Möglichkeit ist. :?

Danke nochmal und alles Gute
Moona
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » So. 04.01.2015, 15:25

Hallo helpless (:
Auch dir danke für die Antwort und auch für die Links! Ich werde es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Wie oben erwähnt wohnt meine Schwester 3 Stunden von hier entfernt, was heisst ich müsste in dieser Zeit die Schule wechseln.. Das war für mich aber nie wirklich eine Option. Ich habe vergessen im Text zu erwähnen, dass meine Mutter meine kleinen Geschwister und mich mit nach England genommen hatte, nachdem ich es ihr erzählt hatte, da es ihr zuviel wurde. Ich fühlte mich dort nur noch einsamer und es ging mir dort RICHTIG schlecht. Wir blieben dort für 7 Monate, bis meine Mutter erfuhr, dass es meinem Bruder immer noch nicht besser geht und sie beschloss seinetwegen wieder zurück in die Schweiz zu ziehen. Ich weiss wirklich nicht ob ein erneuter so kurzzeitiger Ortswechsel das beste wäre..

Vielen Dank und alles Gute
Moona
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » So. 04.01.2015, 15:29

Liebe Tine
Danke dass du dir die Zeit genommen hast (:
Zu der Idee mit den Frauenhäusern: Ja, die gibt es hier auch. Eine sehr gute Freundin von mir war dort und ich habe sie schon danach gefragt. Doch sie war der Meinung, es sei vielleicht nicht die schlauste Entscheidung, da ich schon genug Stress mit meinen Eltern hätte und e die Situation vielleicht nur verschlimmern würde?

Danke und alles Gute (:
Moona
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Kleiner Elefant » So. 04.01.2015, 15:57

Du hast Verantwortung für Dich, nicht für Deine Geschwister.
Ich weiß, es klingt herzlos. Das soll es nicht sein.
Ich kenne Deine Situation.
Aber was bringt es Dir, daheim zu bleiben, wegen der Geschwister, wenn es Dir immer schlechter und schlechter geht? Damit ist dann niemandem geholfen, am wenigsten Dir.
Ich kann Dich wirklich gut verstehen, habe Ähnliches durch. Und ich kann Dir nur raten:
Schaue, wie Du aus der Situation rauskommst.
Kleiner Elefant
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon helpless » So. 04.01.2015, 16:01

Laß Dich von Fachleuten beraten.
Du mußt Dich dort ja nicht (gleich) festlegen.
Aber nur solche Institutionen können Dir funktionierende Tipps geben.

(Links siehe oben.)
(siehe auch meinen Wahlspruch weiter unten)
helpless
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Mirai » So. 04.01.2015, 16:14

Liebe Moonabella,

ich bin auch sehr erschüttert von deiner Geschichte. Du hast schon viele Tipps bekommen, finde ich. Nach Bauchgefühl würde ich sagen, dass es für dich vielleicht gut wäre, bei deiner Schwester zu leben, aber das kommt vielleicht auch darauf an, in welchen Lebensumständen sie ist und inwieweit sie in der Lage wäre, sich um dich zu kümmern. Andererseits bist du bereits 17 und damit auch kein Kind mehr. Auf jeden Fall kann ich den anderen nur beipflichten, dass deine aktuelle Umgebung dir nicht gut tut.

Dass deine Eltern sich um deinen Bruder, der an Schizophrenie erkrankt ist, kümmern wollen, ist verständlich, aber es geht gar nicht, dass sie dabei dich und deine Gefühle ignorieren und dich wissentlich verletzen, denn so blind kann niemand sein. Außerdem solltest du dir für seine Erkrankung keine Schuld geben. Man kann viel über Ursache und Wirkung grübeln, aber er wäre wahrscheinlich so oder so an Schizophrenie erkrankt, unabhängig davon, ob du dich gewehrt hast oder nicht.
Ich finde es sogar gut und richtig, dass du Widerstand geleistet hast, denn er hat da eindeutig eine Grenze überschritten, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Ich wünsche dir für die Zukunft das Beste. Wenn du Kummer abladen willst, ist das Forum immer die richtige Adresse, aber du solltest dich auf jeden Fall mitteilen und etwas an deiner Situation ändern, denn du verdienst es, beschützt zu werden und in einer sicheren Atmosphäre lernen und leben zu können.

:jawoll:
Mirai
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » So. 04.01.2015, 18:59

Liebe Mirai
Danke für deine Antwort! Ja, darüber haben wir auch schon oft gesprochen. Doch sie meint, ich solle warten bis ich fertig bin mit dem Gymi? Die Beratungsstelle wäre wohl wirklich eine der schlausten Optionen. Nur brauche ich noch etwas zeit, da ich noch keine Ahnung habe wie ich das anstellen soll. :oops:
Alles Gute noch
Moona
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Kleiner Elefant » So. 04.01.2015, 19:02

Nun, Beratungsstellen sind ja anonym.
Du könntest eine Mail hinschreiben mit dem Problem.
Du könntest auch anrufen.
Und dann kriegst Du schnell, und anonym, einen Termin.
Kleiner Elefant
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon helpless » So. 04.01.2015, 19:05

Moonabella hat geschrieben:... da ich noch keine Ahnung habe wie ich das anstellen soll.


Einfach anrufen und sagen: ich brauche dringend Hilfe.
Dann läuft alles von selbst.
Die sind es ja gewohnt, mit verschreckten Menschen umzugehen.
helpless
 

Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » So. 04.01.2015, 19:23

Hm okay.. danke euch beiden! :)
Moonabella
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Re: Was mich bedrückt..

Beitragvon Moonabella » Do. 08.01.2015, 22:20

Es ist ein ständiges Auf und Ab.. nur dass es jedes Mal ein Stück weiter abwärts geht. Ich weiss nicht mal genau, WESHALB es mir gerade so schlecht geht. Es ist einfach so eine unendliche Leere da, die ich einfach nicht füllen kann.. An den manchen Tagen an denen es mir gut geht, scheint irgendwie alles so surreal, als wäre es nur ein Traum.. Und sobald die Leere wieder da ist, erscheint alles wieder glasklar. Ich weiss, dass es viel schlimmer hätte kommen können und in dem Sinne komme ich mir einfach schwach vor. Ich habe immerhin genügend zu essen und muss nicht jeden Tag ums Überleben kämpfen. Und doch könnte mein Leben besser aussehen..
Leer. Hohl. Gebrochen und kraftlos. Lebensmüde. Das sind die einzigen Ausdrücke, die mir in den Sinn kommen, wenn ich beschreiben möchte, wie ich mich fühle. Sind diese Gefühle kleinlich? Wehleidig? Ich kann es einfach nicht sagen. Sie sind einfach da. Jemand, der (glücklicherweise!!) keinen Missbrauch erlebt hat, wird nie verstehen können, wie sehr sich das auf das Leben einer Person auswirken kann. Es erscheint mir selbst unfassbar. "Selbst Schuld, wieso hast du nicht schon früher gehandelt. Sei mal nicht so wehleidig, es hätte dich schlimmer treffen können." Diese Gedanken schwirren in solchen Momenten in meinem Kopf rum. Und doch rechtfertigt es diese Leere nicht! Wann. Wie lange noch..
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