Aufmerksamkeit

Hier könnt Ihr Euren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen.

Aufmerksamkeit

Beitragvon cats47 » Sa. 01.02.2014, 09:50

Das wird bei mir immer mehr zum zentralen Thema. Diese unstillbare Gier
nach Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Sobald ich nicht im Mittelpunkt stehe und die Welt sich um mich dreht
habe ich ein Problem.
Meine Erwartungen an die Anderen sind unrealistisch und viel zu hoch.
Natürlich werde ich dadurch immer wieder enttäuscht.
Ich rede am liebsten nur über meine Probleme, bin extrem eifersüchtig,
klammere und will Zuwendung auf keinen Fall teilen.
Damit treibt man dann seine Mitmenschen in die Flucht und bleibt einsam.
Andere nur zur Befriedigung seiner Bedürfnisse zu benutzen funktioniert
auf Dauer nicht.
Gestern Abend war wieder so ein Punkt wo ich fast einen Alkoholrückfall
provoziert hätte um auf mich aufmerksam zu machen.
Es geht dabei nicht um die Gier nach Alkohol sondern nur um Zuwendung
und es wird immer schwieriger diese Gedanken rechtzeitig zu stoppen.
Führt ja zu nichts schadet mir nur.
Genauso wie diese Phantasien einen Selbstmordversuch zu fingieren.
Nur um mich in den Mittelpunkt zu rücken.
Was da in meinem Kopf vorgeht ist krank, ich weiß.
Und ganz sicher kein erwachsenes Verhalten.
Davor das ich ungewollt, aus einer Stimmung heraus, irgendwann mal
Grenzen überschreite habe ich schon Angst.
Statt die Aufmerksamkeit ausschließlich im Außen zu suchen müßte ich
lernen sie mir selbst zu geben.
Meine Therapeutin hat mal gesagt das Selbstliebe im Grunde die Basis von
allem ist. Das ist sicher richtig. Aber wie soll Selbstliebe funktionieren
wenn man sich selbst so absolut nichts wert ist ?
An dem Punkt drehe ich mich im Kreis.
cats47
 

Re: Aufmerksamkeit

Beitragvon Atisha » Sa. 01.02.2014, 11:07

Irgendwie kam auch ich nicht klar als Kind mit der Welt. Aber ich habe meine Selbstliebe behalten, dafür die Welt abgelehnt. Eltern waren die Bösen, Erzieher böse, Welt schlecht. Vielleicht machst du das genauso bis heute, nur umgekehrt als - ich bin schlecht und böse. Was hilft da? Erkennen das man welche Werte, Ideale und Bedürfnisse man auch immer hat, dass diese berechtigt sind und gut. Das sie vielleicht weltfremd sind und gewandelt werden müssen durch Eigenreifung und Welterkenntnis. Und erkennen die Welt so zu nehmen wie sie ist. Erkennen das man selbst und auch die anderen, wie sie sich auch immer darstellen, auf der einen Seite schwache, hilfsbedürftige Wesen sind, die sich dem Lauf des Lebens fügen müssen aber auf der anderen Seite auch unheimlich stark und viel leisten können. Vielleicht hilft es das Schwarz-/Weißdenken aufzugeben. Lichte- und Schattenseiten hat alles auf der Welt, jeder Mensch, jede Gesellschaft, jede Handlung.
Ich würde an deiner Stelle nach den ureigensten Werten und Interessen suchen und sie verfolgen und damit auch die anerzogenen Werte, welche sich im Laufe des Lebens ergeben haben - wohl eher von außen, als von dir selber zu überdenken. Du brauchst sie ja nicht gleich umstoßen, aber Grenzen würde ich überdenken und verschieben.
Atisha
 

Re: Aufmerksamkeit

Beitragvon Blume » Sa. 01.02.2014, 12:23

Ich finde nicht, dass du krank oder unreif klingst, wenn du sowas schreibst.
Es geht um Aufmerksamkeit und die ist prinzipiell nichts Schlechtes. Jeder braucht Aufmerksamkeit und wenn man sie nicht in ausreichendem Maße bekommt, dann will man sie sich irgendwie holen.
Ich weiß zwar nicht, wie du dich im realen Leben verhältst, aber hier im Forum kommst du mir auf keinen Fall so vor, als würdest du dich immer in den Mittelpunkt drängen. Du hast deine Sorgen, über die du schreibst, aber du liest auch in vielen anderen Threads mit und beteiligst dich durch tröstende Worte und Ratschläge.

Jeder hat ein Recht darauf, beachtet zu werden, Bestätigung zu bekommen. Daran ist überhaupt nichts verwerflich. Wenn du sogar daran denkst, einen Alkoholrückfall zu provozieren oder einen Suizidversuch zu unternehmen, dann ist das nur ein Zeichen dafür, wie sehr deine Seele gerade leidet.
Verurteile dich doch nicht so dafür, liebe cats. :troest:
Mag sein, dass dir eingeredet wurde, du dürftest nicht um Aufmerksamkeit bitten, weil das etwas Schlechtes ist. Aber das ist falsch.

Atishas Idee finde ich gut, auch wenn sie für dich sicher schwer umzusetzen ist.
Natürlich ist Selbstliebe die Basis, die müsstest du erstmal entwickeln. Da hast du absolut Recht.
Aber das ist trotzdem kein Grund dafür, dich einzuigeln und dafür zu verdammen, dass du süchtig nach Aufmerksamkeit bist.
Du sehnst dich nach Anerkennung, Bestätigung. Vielleicht, weil du genau diese jahrelang gar nicht bekommen hast? Wer lange Zeit hungern muss, wird auch immer dringender nach Nahrung fordern.
Das ist doch in dem Fall normal, ein Zeichen der jahrelangen Vernachlässigung deiner Bedürfnisse.

Es gibt Menschen, die ihren Selbstwert konstant halten können und kaum Bestätigung brauchen. Aber ich gehe mal davon aus, dass du nicht zu diesen Menschen gehörst und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Du bist sensibel und denkst viel über dich nach. Selbst wenn es dir irgendwann gelingt, dich selbst zu achten und anzunehmen, wirst du immer auch Bestätigung von außen brauchen. Deswegen denke ich, dass Selbstliebe in deinem Fall nicht die Lösung aller deiner Probleme ist. Aber sie ist eine Basis, ja.

Du wirst dich sowieso nicht ändern können. Ganz egal, wie oft du darüber schreibst oder wie sehr du dich deswegen hasst. Und ich finde außerdem, es gibt keinen Grund, dich zu hassen. Du bist eine tolle, starke Frau! Sieh mal, andere Menschen leben in Beziehungen oder gar Familien, gehen oft weg usw. Sie kommen zwangsläufig mit vielen Leuten in Berührung, wodurch sie auch automatisch öfter mal ein Lob bekommen. Soweit ich das mitbekommen habe, lebst du allein mit deinen Katzen. Wo soll denn da die Bestätigung herkommen? Da ist es doch völlig normal und berechtigt, dich nach Anerkennung zu sehnen.

Liebe cats, es wäre doch einen Versuch wert, in dir mal die liebenswerte, mutige und einfühlsame Frau zu suchen, die wir hier alle in dir sehen.

:cuddle: für dich.
Blume
 

Re: Aufmerksamkeit

Beitragvon cats47 » Sa. 01.02.2014, 21:09

Danke Atisha und Blume.

Mir ist mein Leben lang von meiner Familie vermittelt worden das ich schlecht
und egoistisch bin und ihren Ansprüchen nicht genüge.
Um die Liebe meiner Eltern konnte ich kämpfen solange ich wollte.
Da kam nichts außer Geld.
Ein bequemes, finanziell abgesichertes Leben hat was für sich aber es ist nicht
alles. Mein Verstand sagt zwar etwas anderes aber vom Gefühl her muß
es doch an mir liegen das sie nichts für mich empfunden haben.
Nicht schön nur Enttäuschung und Belastung für seine Familie zu sein.
Dabei wollte ich doch nur ein bißchen Wärme und Geborgenheit. Nähe und das
Gefühl geliebt zu werden so wie ich bin.
Positive Bestätigung habe ich außer von euch hier im Forum und von meiner
Therapeutin so gut wie nie bekommen.
Man kann entgangene Liebe aus der Kindheit im Erwachsenenalter nicht
nachholen aber diese wahnsinnige Gier nach Zuwendung, dem Gefühl gemocht
zu werden, zu gefallen, dazugehören zu wollen, die verfolgt mich mit
48 Jahren immer noch.
Das meine Selbst- und Realitätswahrnehmung gestört ist dessen bin ich mir
durchaus bewußt. Aus dieser Spirale von Selbsthass und Abwertung komme ich
(noch) nicht raus. Wenigstens fange ich nicht mehr gleich an zu heulen wenn
jemand wirklich mal was Positives zu mir sagt.
Morgen Abend kommt meine Schwester. Bis dahin halte ich mich an dem
Gedanken fest wie sehr ich mich auf den Vortrag zu dem ich am Donnerstag will
freue. Da kommt vorher kein Alkoholabsturz oder anderer Blödsinn in Frage.
Ich werde diese Gedanken in Richtung Selbstzerstörung stoppen.
Manchmal weiß ich nicht was ich ohne euch machen würde.
Danke :cuddle:
cats47
 

Re: Aufmerksamkeit

Beitragvon Atisha » So. 02.02.2014, 06:40

Blume hat geschrieben:Du wirst dich sowieso nicht ändern können. Ganz egal, wie oft du darüber schreibst oder wie sehr du dich deswegen hasst.


Ich wollte hier noch sagen, man kann sich ändern. Nicht durch Selbsthass oder andere einseitige Verhärtung sondern duch das Hereinholen auch seiner lichten Seiten. Und das lässt sich am Besten durch die Begegnung mit anderen Menschen realisieren. Liebe cats47, egal was du jetzt für ein negatives Bild von dir hast, du musst raus aus deiner Isolation und dich mit anderen Menschen abgeben und nur die Beziehungen pflegen, welche dir am Ende etwas geben. Nämlich dich nicht weiter niederdrücken sondern dich herausholen aus deinem Loch und dir zur Selbsterkenntniss verhelfen, das auch noch eine andere, lichterere cats47 in dir steckt.
Ich sehe an dir das du vollkommen in deiner Schattenseite gefangen bist, davon zeugt auch der Alkoholkonsum. Du hast aber noch eine andere Entwurfsseite in dir, die du auch mit deiner Geburt mitbekommen hast, die Lichtseite. Fange mal an diese in dir zu entdecken und zu sehen. Du bist nicht nur ein "Ichbinnix" wie jetzt, du bist auch ein "Ichbinalles". Ja. Nur darfst du am Ende nicht den Fehler machen, der lichten Seite genauso zu verfallen wie jetzt der Schattenseite. Nein man muss das Licht hereinholen und seine dunklen Seiten damit aufhellen, dann wird das Richtige, der richtige Weg daraus. Man muss aus Licht und Schatten immer die Mitte finden, sich letztlich immer nach dem Herzen orientieren. Hast du das schon mal gemacht? Dein Herz befragt und danach gehandelt und gelebt. Das Herz ist die Mitte, nicht nur örtlich im Körper, auch seelisch-geistig. Man sagt die Wahrheit liegt in der Mitte begraben. Also immer den Herzweg finden und nach dem verborgenen Schatz auf den man dann stößt graben, immerfort und ständig. Das ist das Leben selber, du musst anfangen zu Leben. Jetzt hast du dich Festgefahren in der dunklen Seite, jetzt darfst du dich aber auch nicht anfangen dich aufzugeben, dann bist du unlebendig. Sondern erkenne mal auch die Lichtseite und vermittel zwischen diesen Kräften in dir. Und man muss ständig neu vermitteln, man ist nie fertig mit sich, man muss in jeder Lebenssituation immer wieder neu sich die Mitte erringen, spielerisch wie ein Kind, dann lebt man, das ist das Leben.
Also lebe mal deine ganze Mitte aus. Finde durch die Gegenpole zu dem was du jetzt bist, dass was du auch sein könntest, was auch in dir stecken kann. Dann wir aus der "Ichbinnix" und "Ichbinalles" eine "Ichbinwas". Du wirst tatkräftig, helfend, gebend, begeistert und angespornt, bittend und fragend ... du wirst selbstbewusst und selbstliebend.
Atisha
 

Re: Aufmerksamkeit

Beitragvon GefallenerEngel » So. 02.02.2014, 13:13

Ich möchte dann auch noch etwas hinzufügen. Löse dich von Menschen, die du nicht magst und die dir nicht guttun. Ganz gleich wer sie sind und welche äußerlichen Bande euch miteinander verbinden. Für die Seele gibt es so etwas wie Verwandtschaft im Sinne unserer Gesellschaft nicht! Da gibt es nur verwandte Seelen (die man nur selten trifft) und solche, die deinem Wesen fremd und deshalb zu meiden sind. Wenn du aufmerksam bist, wirst du genau wissen, wer zu dir passt und wer nicht. Halte dich auf jeden Fall fern von Personen, die dich respekt- oder lieblos behandeln, die immer etwas von dir wollen und dich dafür ausnutzen.

Ich hatte in meinem Leben schon zahlreiche Kontakte beendet, die sich auf meinem Weg "ergeben" hatten. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie befreiend ein solcher Schritt sein kann! Man fühlt sich wie neugeboren, wie von tausend Ketten gelöst, die dich niederhalten... dein Selbstwert steigt, das Bewusstsein der eigenen Stärke und Unabhängigkeit nimmt zu. Zeitweise fühlt man sich so, als würden dir die Flügel wachsen.
GefallenerEngel
 

Re: Aufmerksamkeit

Beitragvon cats47 » So. 02.02.2014, 15:05

Eine zeitlang habe ich geglaubt ich hätte eine narzisstische PS.
Es hat ja auch das ein oder andere in diese Richtung gedeutet
aber es stimmt nicht.
Mir wäre jede Erklärung für die schlechte Meinung die meine
Familie von mir hat recht gewesen.
Hauptsache ich bin kein von grund auf schlechter Mensch und
mieser Charakter.
Menschen machen mir Angst. Einkaufen oder mal Essen gehen
klappt schon solange ich meine Schutzschilde oben lassen und
Distanz wahren kann.
Aber Kontakt aufnehmen zu anderen das kann ich gar nicht.
Falls ich diese Fähigkeit jemals hatte ist sie mir komplett
abhanden gekommen.
Nein, mein Herz befragt habe ich noch nie. Wie auch wenn ich
mich nicht mal spüren kann ?
Mich gibt es doch gar nicht. Natürlich als Körper schon.
Aber nicht als Individuum mit eigenem Denken, einer Meinung,
Gefühlen.
Es wurde immer nur über mich bestimmt.
Nicht aufzugeben ist im Moment schwierig. Der Gedanke die
sinnbildlichen Sprossen der Leiter loszulassen und zu fallen
ist schon sehr verführerisch.

@ GefallenerEngel

Du hast recht aber im Fall meiner Schwester und meiner Nichte ist das leider nicht so
einfach.
Den Kontakt mit meiner einzigen Bekannten und Saufkumpanin Rosel abgebrochen zu
haben das habe ich nie bereut.
Diese Frau war zum Schluß nur noch anstrengend und nervig.
Besser alleine, auch an den Feiertagen, als die Sauforgien mit ihr.
Kontakte im realen Leben habe ich seitdem an meinem Wohnort keine mehr
und auch keine Hoffnung das sich daran jemals etwas ändert.
Würde ich mich von meiner spanischen Verwandschaft trennen bin ich für den
Rest meines Lebens absolut allein.
Das will ich nicht. Davor habe ich Angst.
Ist zwar nur eine Galgenfrist. Meine Schwester ist 17 Jahre älter und gesundheitlich
angeschlagen. Mit meiner Nichte verstehe ich mich nicht so gut.
Wenn meine Schwester mal nicht mehr lebt wartet also sowieso die Einsamkeit.
Aber es ist eine Frist in der ich wenigstens ab und zu mal Besuch bekomme
und alle paar Tage am Telefon eine Stimme höre.
cats47
 


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